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Knobelritters Spielearchiv - Chang Cheng

Art des Spiels: Bau- und Mehrheitenspiel
Spieleautor:    Walter Obert
Verlag:         Huch! & friends
Jahrgang:       2008
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca.€ 25,-

Zielgruppe:     Vielspieler ++
                Gelegenheitsspieler ++

"Chang Cheng" - das heißt auf Deutsch so viel wie "Große Mauer" oder "Lange Mauer". Ich glaube, dass dabei "Chang" für "groß" steht und "Cheng" für "Mauer", aber sicher bin ich mir dabei nicht, so weit reichen meine Chinesisch-Kenntnisse dann doch nicht. Viele andere Details über den Bau der Mauer waren mir aber bereits vorher bekannt, dank einer hervorragenden Serie über "China" im Magazin "Stern". So etwa, dass mit dem Bau der Mauer vor mehr als 2500 Jahren in der Qin-Dynastie angefangen wurde, zum Schutz vor Angriffen barbarischer Völker aus dem Norden. Dass sie bereits unter dem ersten Kaiser von China Qin Shi Huangdi (259 bis 210 v. Chr.) auf mehr als 4000 Kilometer ausgebaut wurde. Und dass sie sich schließlich über mehr als 6000 Kilometer Länge erstreckte.

In dem Spiel "Chang Cheng" übernehmen wir Spieler - wenig verwunderlich - die Rollen von Baumeistern, welche Abschnitte der Mauer errichten, um die wichtigsten Provinzen zu schützen, bevor der Mongolensturm losbricht. Der Ort der Handlung ist auf vier Spielpläne aufgeteilt, von denen zwei beliebige in die Tischmitte gelegt werden. In der Mitte jedes Plans schlängelt sich ein Band von 13 Feldern, auf denen im Spielverlauf die Mauerteile hinkommen. Südlich davon erkennen wir chinesische Provinzen, je drei pro Spielplan. Sobald alle Mauerteile gebaut sind, welche eine Provinz nach Norden hin absichern, kommt es zu einer Wertung. Der oder die Spieler, welche die meisten Mauerabschnitte für diese Provinz errichtet haben, bekommen Prestigepunkte dafür. Der Wert einer Provinz richtet sich dabei an der Anzahl der angrenzenden Mauerabschnitte (3 bis 6) plus dem Wert eines zufällig zugeteilten Prestigemarkers (0 bis 4 Punkte). Auf diese Weise kann man mit einer Provinz zwischen 3 und 10 Punkte erzielen.

Diese Belohnung für erfolgreiches Bauen erscheint mir thematisch absolut in Ordnung, schließlich wollen die fruchtbarsten und wertvollsten Provinzen auch besser geschützt sein. Bei Spielende werden allerdings noch die mongolischen Provinzen im Norden abgerechnet. Dort liegen verdeckte "Bedrohungsmarker" mit den Werten von -2 bis -4. Diese Minuspunkte bekommt derjenige Baumeister, der die meisten Mauerabschnitte an der entsprechenden nördlichen Provinz besitzt. Diese Bestrafung klingt ein wenig unlogisch. Wieso sollte ausgerechnet der Spieler bestraft werden, der gegen eine bestimmte Provinz den sichersten Schutz bietet?

Spielmechanisch ist diese Regelung jedoch durchaus sinnvoll und interessant. Die Provinzen nördlich und südlich der Mauer sind dabei natürlich nicht deckungsgleich, sondern um einen Mauerteil nach links oder nach rechts verschoben, sonst hätte eine getrennte Wertung der chinesischen und mongolischen Provinzen ja überhaupt keinen Sinn.

Das Errichten von Mauernabschnitten geschieht natürlich offen, sodass jeder Spieler jederzeit erkennen kann, wo welcher Spieler bereits Mauern stehen hat. "Chang Cheng" wäre daher eine ziemlich berechenbare Angelegenheit, wenn nicht Spieleautor Walter Obert noch ein weiteres Spielelement hinzugefügt hätte. Sechs Aktionskarten, die jedem Spieler zur Verfügung stehen, sorgen für den nötigen Pfiff und für manch überraschende Wendung. Meist werden mit diesen Karten die Mehrheitsverhältnisse in den Provinzen etwas durcheinandergewirbelt, so zählt etwa der "Architekt" wie zwei zusätzliche Mauerteile, oder kann mit dem "Verräter" eine beliebige Mauer dieser Provinz zerstört werden. Der "Beamte" erlaubt gleich den Austausch einer Mauer der Provinz mit einer beliebigen anderen Mauer auf den Spielplänen. Andere Aktionskarten verändern die zu erzielenden Punkte, so kann beispielsweise mit der "Überschwemmung" der Wert der chinesischen Provinz wahlweise um zwei Punkte erhöht oder reduziert werden. Diese Aktionskarten werden verdeckt in die Provinzen gelegt, sodass ein nicht unwesentlicher Bluff-Faktor ins Spiel kommt. Erst bei einer Provinz-Wertung werden alle Aktionskarten aufgedeckt. Gleiche Aktionskarten heben sich gegenseitig auf und werden entfernt, die übriggebliebenen werden in der Reihenfolge ihrer Priorität nacheinander abgewickelt.

Dies führt uns jetzt zum Spielablauf, nämlich zur Frage, wie sowohl Mauerteile als auch Aktionskarten überhaupt ins Spiel kommen. Wer an der Reihe ist, darf genau eine von 5 möglichen Aktionen machen: Entweder A) 2 Einfachmauern in zwei verschiedene chinesische Provinzen setzen, oder B) 2 Aktionskarten in zwei verschiedene Provinzen legen, oder C) 1 Aktionskarten und eine Einfachmauer in dieselbe Provinz geben, oder D) die Doppelmauer auf zwei benachbarte freie Bauplätze platzieren, oder schließlich E) den Turm auf einen freien Bauplatz setzen. Für die Doppelmauer und den Turm gelten noch spezielle Regeln, so können beide Bauelemente nicht zerstört werden, der Turm schützt zudem noch gegen Minuspunkte aus den mongolischen Provinzen. Für jeden Mauerteil, der errichtet wird, darf übrigens der entsprechende Bedrohungsmarker angeschaut werden.

Nach der dritten Provinzwertung wird ein dritter Spielplan angelegt, bei vier Spielern kommt nach drei weiteren Wertungen sogar noch ein vierter Spielplan dazu. Nachdem die Große Mauer vollendet wurde, endet das Spiel. Nach Der Abrechnung der mongolischen Provinzen gewinnt der Spieler, der auf der Punkteleiste am weitesten vorrücken konnte.

"Chang Cheng" bietet eigentlich nichts wirklich Neues, ist aber eine gefällige Mischung aus bekannten Spielelementen. Das Spiel erlaubt einige taktische Tricks und Kniffe, vor allem der geschickte Einsatz der Aktionskarten will wohlüberlegt sein, außerdem schaffen es diese, dass keine statischen Situationen entstehen. Trotzdem ist das Spiel nicht trocken, und spricht aufgrund der Lockerheit und der angenehmen Spieldauer von maximal einer Stunde auch jüngere Spieler an und solche, die sonst mit Taktikspielen nichts am Hut haben. Durch die plastischen Mauerteile entsteht im Laufe des Spiels eine schön anzusehende 3D-Mauer, lediglich die grafische Gestaltung kommt etwas hausbacken daher. Doch das tut dem Spielvergnügen keinen Abbruch, wie wir in unserem Spielekreis immer wieder feststellen konnten.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde