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Knobelritters Spielearchiv - Chicago Express

Art des Spiels: Eisenbahn- und Aktienspiel
Spieleautor:    Harry Wu
Verlag:         Queen Games
Jahrgang:       2008
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 75 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Ein Spiel, bei dem es um die Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Nordamerika geht, um den Aktienkauf verschiedener Eisenbahngesellschaften, wie der "Pennsylvania Railroad Company" oder der Chesapeake & Ohio", um den Ausbau des Streckennetzes auf sechseckigen Spielfeldern zum Zwecke der Einkommenserhöhung der Gesellschaften, um möglichst lukrative Dividendenausschüttungen, usw. Einige Leser werden jetzt hellhörig geworden sein: Da wird doch wohl nicht über "1830", DEN Klassiker unter den Eisenbahnspielen, geschrieben?

Nein, sicher nicht! Das Objekt dieser Spielebeschreibung richtet sich nicht an eine Handvoll treuer, wenn nicht sogar fanatischer "18xx"-Liebhaber, sondern an die wesentlich größere Schar der "Normalspieler", welche mit dem mindestens vierstündigen Spiel voller beinhartem (und gelegentlich richtig bösen) Konkurrenzkampf nicht viel anfangen können. "Chicago Express" ist vielmehr eine Art "1830 light", bei dem die komplexen Mechanismen wie Aktienhandel, Streckenbau und Entwicklung wesentlich vereinfacht wurden.

Der Ort der Handlung ist die amerikanische Ostküste, von der aus sich vier Eisenbahngesellschaften - die "Pennsylvania Railroad Company" (PRR), die "Baltimore & Ohio" (B&O), die "New York Central" (NYC) und die "Chesapeake & Ohio" (C&O) - den mühsamen Weg von ihren Startfeldern im Osten über die Appalachen Richtung Chicago machen. Der Spielplan ist in dabei in Sechseckfelder eingeteilt, die neben ihrer Geländeart (Stadt, Industriestadt, Berg, Wald oder Ebene) auch die Kosten für die Bebauung sowie die möglichen Einnahmen zeigen. Ebenfalls auf dem Spielfeld abgedruckt sind noch eine Entwicklungsleiste für die drei speziellen Industriestädte Detroit, Wheeling und Pittsburgh und drei Aktionsanzeiger.

Die vier Gesellschaften haben eine unterschiedliche Anzahl an Aktien (drei bis sechs Stück) und auch unterschiedlich viele Lokomotiven (20 bis 26), die dazu dienen, die Felder anzuzeigen, die zu ihrem Streckennetz gehören. Geld hat anfangs noch keine einzige Eisenbahngesellschaft, dies wird erst im Laufe des Spiels durch Aktienverkauf in die Gesellschaftskasse kommen. Nachdem alle Spieler ihr Startkapital erhalten haben (120 $ werden unter allen Mitspielern aufgeteilt), beginnt das Spiel mit der Versteigerung von je einer Aktie jeder der vier Gesellschaften. Das Gebot des jeweiligen Höchstbieters kommt auf das Tableau der Gesellschaft, wo auch alle zugehörigen Lokomotiven und Aktien ihren Platz haben.

Das eigentliche Spiel läuft dann reihum im Uhrzeigersinn. Wer an der Reihe ist, hat die Wahl zwischen drei Aktionen, die auf dem Aktionsanzeiger festgehalten werden.

Entschließt sich der Spieler zur Versteigerung einer Aktie, nimmt er eine Aktie einer beliebigen Gesellschaft und macht das erste Gebot. Diese muss mindestens dem Startgebot entsprechen, also der Höhe des momentanen Einkommens der Gesellschaft dividiert durch die zurzeit in Umlauf befindlichen Aktien. Wie gewohnt erhält der Spieler mit dem höchsten Gebot die Aktie, das gebotene Geld wandert in die Gesellschaftskasse.

Beim Streckenbau darf der Spieler das Streckennetz einer beliebigen Eisenbahngesellschaft, von der er selbst mindestens eine Aktie besitzt, um bis zu drei Felder erweitern. Er setzt dazu auf die gewünschten Felder je eine Lok in der Farbe der Gesellschaft, wobei das gesamte Streckennetz der Gesellschaft natürlich miteinander verbunden sein muss. Während auf jedem Stadt-, Industriestadt- und Ebenenfeld Loks aller Gesellschaften stehen dürfen, ist auf Wald- und Bergfeldern nur eine einzige Lok erlaubt. Die Baukosten richten sich nach den auf jedem Feld angegebenen Werten. Stehen allerdings bereits Loks anderer Gesellschaften auf einem Feld, vervielfachen sich die Kosten, weshalb es beim Bauen sehr wohl auch auf Schnelligkeit ankommt. Es versteht sich von selbst, dass jede Gesellschaft nur so viel bauen darf, wie es die Gesellschaftskasse erlaubt, es dürfen also weder Kredite aufgenommen, noch private Zuwendungen gemacht werden. Jedwede Erhöhung des Einkommens einer Gesellschaft durch den Streckenbau muss sofort auf der Einkommensleiste festgehalten werden.

Ebenfalls zur Erhöhung des Einkommens einer oder mehrerer Gesellschaften dient die Aktion Entwicklung eines Spielfeldes. Dabei wird ein Häuschen auf ein beliebiges Feld gesetzt, auf dem sich bereits mindestens eine Lok befindet. Die Einnahmen jeder Gesellschaft, die das Feld an ihr Streckennetz angeschlossen hat, erhöhen sich um den angegebenen Wert. Für die drei Industriestädte hingegen wird das Häuschen auf der Industrieskala auf den nächsthöheren Wert geschoben.

Jede gewählte Aktion wird auf dem entsprechenden Aktionsanzeiger um 1 Feld weitergedreht. Steht ein Zeiger mal auf "Rot", kann diese Aktion nicht mehr gewählt werden. Stehen zwei Zeiger auf "Rot", wird das Spiel unterbrochen und eine Dividenden-Phase eingeschoben. Dabei erhalten alle Spiele für jede Aktie in ihrem Besitz eine Dividende. Die Höhe dieser Dividendenausschüttung errechnet sich aus dem aktuellen Einkommen der Gesellschaft geteilt durch die Anzahl der verkauften Aktien dieser Gesellschaft. Das Geld wird von der Bank an die Spieler gezahlt. Nach dieser Dividenden-Phase werden alle Zeiger der Aktionsscheiben wieder auf ihre Startposition zurück gedreht, sodass dem nächsten Spieler wieder alle drei Aktionen zur Auswahl stehen.

Die Dividenden-Phase ist fast die einzige Möglichkeit für die Spieler, wieder an neues Bargeld zu kommen. Eine Extra-Dividendenausschüttung - die sogenannte "Chicago-Dividende" - gibt es zudem jedes Mal an die Aktionäre der Gesellschaft, die ihr Streckennetz bis nach Chicago führen konnte, ein beliebtes Körberlgeld. Erreicht übrigens die erste Eisenbahngesellschaft Chicago, wird die "Wabash Eisenbahngesellschaft" eröffnet. Dies passiert aber meist bereits im letzten Viertel des Spiels. Wer bei Spielende, nach der letzten Auszahlung der "Allgemeinen Dividende" auf das größte Barvermögen kommt, gewinnt das Spiel.

Knackpunkt des Spiels ist sicher die Wahl des richtigen Gebots. Dabei sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Zum Einen das Kapital der Gesellschaft. So schön es auch ist, für das Mindestgebot eine Aktie zu ersteigern, fehlt der Gesellschaft durch das geringe Gebot in Folge Geld für den notwendigen Ausbau des Streckennetzes, was bis zum Stillstand des Streckenbaus führen kann. Ein zu hohes Gebot ist jedoch ebenfalls schlecht, denn sind die noch zu erwartenden Dividenden-Ausschüttungen geringer als der Kaufpreis, hat man einen Verlust geschrieben.

Diese beiden Faktoren sind noch relativ einfach zu berechnen, legen sie doch einen gewissen vernünftigen Rahmen für ein Gebot fest. Schwieriger ist die Veränderung des Aktienanteils zu bewerten. Jede neu verkaufte Aktie verringert - zumindest kurzfristig - die Dividende der bereits im Umlauf befindlichen. Ob es nun besser ist, seinen Aktienanteil aufzustocken oder eine neue Aktie einem anderen Spieler zu überlassen, muss im Einzelfall gut abgewogen werden. Zumal ja auch das zukünftige Streckenbauverhalten der Mitspieler davon abhängt, welches zwar sehr wichtig, aber mathematisch kaum zu beurteilen ist. Ein alleiniger Aktieninhaber einer Gesellschaft muss beim Streckenbau damit rechnen, dass ihm andere Gesellschaften in die Quere kommen, was das Bauen teurer macht bzw. Umwege erfordert. Mit einem oder mehreren "Mitstreitern" ist es wesentlich einfacher, auch können durch gemeinsamen Streckenbau bzw. Entwicklung die Einnahmen schneller erhöht werden.

Man merkt gleich: "Chicago Express" - die schön gestaltete Neuauflage des Spiels "Wabash Cannonball" - ist eine echte Herausforderung nicht nur für Eisenbahnspielfreunde. Ich könnte mir vorstellen, dass es sogar hartgesottenen "18xx"-Spielern gefallen könnte. Dabei liegt die Spieldauer nur knapp über einer Stunde, kurz genug, um immer wieder andere Taktiken auszuprobieren. Viele Stunden Spielspaß sind somit garantiert. Wie lange es aber dauert, bis man das Spiel ausgereizt hat, kann ich noch nicht sagen, bis dahin werde ich sicher noch etliche Partien "Chicago Express" spielen...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde