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Knobelritters Spielearchiv - Darjeeling

Art des Spiels: takitsches Sammelspiel
Spieleautor:    Günter Burkhardt
Verlag:         Abacus Spiele
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppe:     Vielspieler ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Als Gastronomiefachmann ist es mir ein Anliegen, dem Leser bei passender Gelegenheit auch etwas von meinem umfassenden Fachwissen zu vermitteln. Das folgende Spiel bietet dazu Anlass, etwas über den Tee zu berichten. Tee ist nämlich nicht nur ein "Aufgussgetränk mit 3 Buchstaben", sondern eine regelrechte Kultur.

Tee wird traditionellerweise aus den getrockneten Blättern des Teestrauches zubereitet. Möglicherweise wurde die Pflanze in China schon seit dem 28. Jahrhundert v. Chr. kultiviert. Um 1550 wurde Tee als Handelsware in den europäischen Raum gebracht. Heute trinkt etwas die Hälfte der Weltbevölkerung Tee. Haupterzeugerländer sind Russland, China, Indien, Sri Lanka, Kenia, Indonesien, etc.

Zur Herstellung werden meist Blattknospen und junge Blätter verwendet. Beim Schwarztee werden die Blätter ungefähr auf die Hälfte ihres Gewichts getrocknet und lässt sie dann fermentieren, damit sich die charakteristischen Aromastoffe bilden. Handelsbezeichnungen sind Darjeeling, Assam, Orange Pekoe (jüngste Blätter), Congou und Souchong (größere, derbere Blätter). Für den grünen Tee werden die Blätter unmittelbar nach dem Pflücken als Ganzes getrocknet; eine Fermentierung unterbleibt. Handelssorten sind etwa Gunpowder, Sowmee und Hyson. Andere Teesorten, die sich weder als grüne noch als schwarze Tees einordnen lassen, sind die sogenannten Rauchtees, wie etwa der Oolong, sowie der rote Pu-Erh-Tee mit sehr intensivem Geschmack. Vor allem in China aromatisiert man Tee außerdem gelegentlich mit Blüten oder Fruchtstücken, besonders beliebt ist dabei Jasmin.

So viele Teesorten, also! Nun, im Spiel "Darjeeling" hat man sich dann doch auf vier Teesorten beschränkt, der Einfachheit halber auf die optisch recht leicht zu unterscheidenden Sorten "Schwarzer Tee", "Grüner Tee", "Weißer Tee" und "Roter Tee". Diese Sorten finden wir auf Plättchen wieder, die zufällig gezogen werden und je nach gewähltem Szenario (Indien, Sri Lanka oder China) in einer bestimmten Form ausgelegt werden. Zwei oder drei Städte werden noch an den dafür vorgeschriebenen Stellen platziert.

Die Plättchen zeigen übrigens nicht Teesträucher, sondern gleich Kisten in den Farben der Teesorte. Auf jedem Plättchen befinden sich 1 bis 3 halbe Kisten einer Farbe. Der Tee wird in diesem Spiel also nicht wirklich gepflückt, sondern die bereits halb abgepackten Kisten werden von der Spielern in der Phase II ihres Spielzuges bloß von ihrem "Teesammler" eingesammelt und hinter ihren Sichtschirmen versteckt.

Die Bewegungsfreiheit der Teesammler-Figur ist übrigens etwas eingeschränkt. Sie darf vor der Bewegung um 90 Grad nach links oder rechts gedreht werden, dann darf sie nur vorwärts in die Richtung gezogen werden, in die ihre Kiste zeigt. Das Drehen um 180 Grad, sowie das Auslassen von Plättchen und das Überspringen von anderen Spielfiguren muss mit Siegpunkten "bezahlt" werden.

In Phase III darf ein Spieler dann Teekisten verladen. Dazu nimmt er beliebig viele Plättchen derselben Teesorte und setzt sie so zusammen, dass ganze Teekisten entstehen. Es ist nicht erlaubt eine Ladung zu verschiffen, die offene, halbe Kisten enthält. Anschließend rückt er alle Schiffe am Kai um eine Zeile nach unten, auf das letzte, freigewordene Schiff setzt er, nachdem die darauf befindlichen Kisten ihrem Besitzer zurückgegeben wurden, so viele seiner Frachtkisten, wie er ganze Teekisten ausgelegt hat. Befindet sich sein Teesammler nicht neben einer Stadt, muss er allerdings - wegen Transportverlusten - eine Liste weniger verladen. Das Schiff kommt anschließend an die oberste Position am Kai.

Der Nachfragebarometer bestimmt, wie viele Bonuspunkte man für die aktuelle Ladung erhält. Auf dem Barometer liegen von jeder Sorte zwei Nachfrage-Steine. Der untere Stein der verladenen Tee-Sorte wird entnommen und auf der schiefen Ebene oben wieder eingesetzt. Je mehr "fremde" Steine sich nun zwischen den beiden Steinen dieser Sorte befinden, umso größer die Nachfrage, und umso mehr Punkte gibt es. Wer mindestens 4 Kisten auf das Schiff verfrachtet, bekommt zusätzliche Bonuspunkte, die sich nach der Anzahl der Kisten richten.

Diese Punkte sind jedoch meist nur "Peanuts". Den überwiegenden Teil der wichtigen Siegpunkte erhält man durch die verladenen Teekisten. Allerdings bekommt man die nicht sofort, sondern erst wenn man wieder an der Reihe ist. In Phase I (aufmerksamen Lesern wird aufgefallen sein, dass ich diese Phase weggelassen habe...) erhält man Siegpunkte für alle eigenen Frachtkisten, die man auf den Schiffen am Kai besitzt. Je weiter oben sich dabei ein Schiff befindet, je "frischer" also die Ware verladen wurde, umso höher ist der Multiplikator, beispielsweise werden Kisten auf dem obersten Schiff mit dem Faktor 3 multipliziert.

Die Plättchen, auf denen gleich 3 halbe Kisten abgebildet sind, bringen einen gewissen Nachteil mit sich, da sie schwieriger zu vervollständigen sind. Zum Ausgleich dafür bekommt man bei Aufsammeln eines solchen Plättchens eine Marke "Sonderaktion", die auf eine von 2 Arten genutzt werden kann: Man kann damit entweder die Bonuspunkte für die Nachfrage verdoppeln oder man erleidet keinen Transportverlust, wenn man beim Verladen nicht neben einer Stadt steht.

Das Spiel endet sofort, sobald ein Spieler 100 Punkte auf der Punkteleiste erreicht oder überschreitet. Alle Spieler müssen noch für jede halbe Kiste auf den Plättchen hinter ihren Sichtschirmen - unabhängig davon, ob damit noch volle Kisten gebildet werden können oder nicht - je einen Siegpunkt abgeben. Wer dann am weitesten vorne steht, gewinnt.

Mich hat "Darjeeling" ziemlich überrascht. Autor Günter Burkhardt kreiert zwar öfters originelle Spielideen, deren praktische Ausführung - meist sogar kläglich - aber scheitert. Doch mit diesem Spiel hat Burkhardt bewiesen, welch guter Spieleautor in ihm schlummerte. Die Elemente "Tee-Ernte", "Verschiffung" und "Markt" wurden auf geradezu geniale Weise miteinander verbunden und zu einer faszinierenden, perfekt funktionierenden Einheit verschmolzen, bei der vor allem der clevere Nachfragebarometer hervorsticht.

Beim ersten Spiel ist man noch darauf konzentriert, die Spielabläufe richtig zu verwenden, aber spätestens ab der zweiten Partie merkt man, wie sehr man die Aktionen und Optionen der Mitspieler in die eigenen, taktischen Überlegungen einbeziehen muss. Durch die besondere Punkteregelung ist besonders das richtige Timing für die Verschiffung seiner Teekisten von enormer Bedeutung. Mal muss man schnell reagieren und nur wenige Kisten verladen, um zu verhindern, dass die Mitspieler zu viele Punkte kassieren. Mal heißt es "Abwarten und Tee trinken", um mit einer gut getimten Aktion selbst das Maximum an Punkten herauszuholen. Es gibt verschiedene Taktiken, beispielsweise kleine Lieferungen mit momentan hoher Nachfrage oder größere Frachtladungen zum richtigen Zeitpunkt.

"Darjeeling" kann man daher eine hohe Interaktion bescheinigen. Da das Spiel, bis auf die eher hausbackene Grafik, auch vom Spielmaterial gefallen kann, und die Spieldauer mit rund einer Stunde im angenehmen Bereich liegt, empfehle ich das Spiel gerne weiter. Und das nicht nur in meiner Funktion als Gastronomie-Fachmann...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde