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Knobelritters Spielearchiv - Das Fundament der Ewigkeit

Art des Spiels: Würfeleinsetzspiel
Spieleautor:    Michael Rieneck
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2017
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 90 Minuten
Preis:          € 42,90

Zielgruppen:    Spielexperten       ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Von den Bestsellern "Die Säulen der Erde" und "Die Tore der Welt" sind ja Brettspielumsetzungen auf den Markt gekommen. In beiden Fällen kamen die Spiele um einige Jahre später heraus, und so kannte ich bereits vor dem Spielen die Handlung, die Protagonisten und die Schauplätze beider Romane. Das ist mit dem 3. Teil von Ken Follett's Trilogie völlig anders. Sowohl das Buch als auch das Spiel sind letzten Herbst zeitgleich erschienen. Nachdem der Schmöker mehr als 900 Seiten aufweist, und ich mit dem Ausprobieren des neuesten Kosmos-Spiels nicht so lange warten sollte, fand ich mich erstmals in der ungewohnten Situation, ohne irgendwelche Vorkenntnisse eine "Romanverspielung" des Kultautors zu spielen.

Im Spiel steht der Glaubenskrieg in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts im Vordergrund. Halb Europa ist im Wettstreit zwischen Katholiken und Protestanten zutiefst gespalten. Im Spiel versuchen wir, die religiösen Machtverhältnisse auszunutzen, um uns in den Ländern Einfluss zu verschaffen und Verbindungen mit wichtigen Personen der Gesellschaft zu knüpfen. Stehen wir dort bei auftretenden Machtproben auf der richtigen Seite, winkt uns Ruhm. Wer aber mit der unterlegenen Seite sympathisiert, wird aus dem Land vertrieben.


Unsere Ausgangssituation wird durch eine zufällige Karte festgelegt. Sie bestimmt, auf welchem Feld der Aktionsleiste unsere Aktionsscheibe beginnt, welche Ware (Erz, Tuch, Wein oder Buch) wir schon besitzen, und vor allem welche religiöse Gesinnung wir anfangs haben. Gleichzeitig werfen wir unseren schwarzen Würfel (der Religionswürfel), der festlegt, wie lange wir (vorerst) dieser Konfession angehören.

"Das Fundament der Ewigkeit" wird in Runden (= Jahren) gespielt. Jedes Jahr besteht aus zwei Teilen (= Halbjahre). Im ersten Halbjahr führen wir reihum unsere Aktionen aus. Wir drehen all unsere Würfel, die sich auf Karten befinden, um jeweils 1 Augenzahl herunter. Würfel, die bei Zugbeginn auf einer Personenkarte eine "1" zeigen, nehmen wir zurück, die entsprechende Karte kommt aus dem Spiel. Die Aktionen der verbliebenen Personenkarten dürfen wir anschließend jeweils einmal nutzen, was uns Waren, Siegpunkte oder andere Vorteile bringt.

In der zweiten Jahreshälfte würfeln wir mit unseren restlichen Würfeln ("freie Würfel"). Wir wählen einen Würfel davon aus. Dessen Farbe bestimmt, in welcher Stadt wir tätig sind (weiß für Kingsbridge/England, orangefarben für Antwerpen, blau für Paris und braun für Sevilla). Ein violetter Würfel dient als Joker und kann überall eingesetzt werden.

Wir nehmen uns die oberste offen ausliegende Personenkarte der gewählten Stadt und legen den Würfel drauf. Den auf der Karte angegebenen Religionsstein (katholisch, protestantisch oder neutral) setzen wir auf ein freies Religionsfeld der Stadt. Außerdem stellen wir eines unserer Handelshäuser auf das dem Würfelwurf entsprechende Einsetzfeld. Anschließend nutzen wir die Aktion der soeben erhaltenen Personenkarte einmal.

Als letzte Aktion wählen wir einen unserer verbliebenen Würfel und bewegen unseren Aktionsstein auf der Aktionsleiste auf das im Uhrzeigersinn nächste freie Feld der entsprechenden Farbe (gegen Abgabe je eines Siegpunktes dürfen wir Felder überspringen), und führen die auf dem erreichten Feld angegebene Aktion durch. Die meisten Felder erlauben den Verkauf einer oder zwei gleicher Waren, wobei aber erstens jede Ware nur in 2 Städten verlangt wird, und zweitens ein Verkauf nur in Städten mit einem eigenen Handelshaus möglich ist.

Sobald in einer Stadt alle vier Religionsfelder belegt sind, kommt es zu einem Religionskonflikt. Hierbei wird geprüft, welche Religion die Mehrheit an Religionssteinen besitzt. Diese Seite hat den Konflikt gewonnen. Jeder Spieler, der gerade dieser Religion angehört, erhält für sein Handelshaus in dieser Stadt Punkte entsprechend des Feldes. Jeder Spieler der unterlegenen Religion muss hingegen sein Handelshaus aus der Stadt zurücknehmen, ein herber wirtschaftlicher Rückschlag. Abschließend werden alle Religionssteine aus der Stadt entfernt, und eine neue Personenkarte aufgedeckt. Kommt dabei eine Ereigniskarte zum Vorschein, wird sie sofort abgehandelt.

Das Spiel endet nach dem Jahr, in dem ein Spieler 50 oder mehr Siegpunkte erreicht. Es werden noch ein paar Punkte für noch stehende Handelshäuser, verbliebene Waren, etc. vergeben. Wer dann auf der Siegpunktleiste am weitesten vorne steht, gewinnt.


Mittlerweile habe ich den Wälzer (englischer Originaltitel: "Columns of Fire") gelesen. Obwohl er nicht schlecht war, haben mir die beiden Vorgänger, vor allem "Die Säulen der Erde" um einiges besser gefallen. Aber dies soll ja keine Buchkritik, sondern eine Spielerezension sein, deshalb ohne weitere Umschweife zum Spiel.

Das Spiel beschränkt sich auf das Geschehen in den wichtigsten Orten des Romans. In jeder der vier Städte - Kingsbridge, Paris, Antwerpen und Sevilla - können Handelshäuser errichtet werden. In jeder Stadt können zudem zwei bestimmte Handelsgüter verkauft werden, eines für 4, das andere für 2 Siegpunkte. Und - am wichtigsten - für jede Stadt gibt es einen eigenen Kartenstapel.

In jedem Stapel finden sich 13 Personenkarten und 4 Ereigniskarten. Bei den Personenkarten ist die Bindung an den Roman am deutlichsten, denn die wichtigsten Protagonisten des Buches tauchen auch auf den Karten auf. Dabei wurde jeder Person neben seinem Glaubensbekenntnis auch eine möglichst der Vorlage entsprechende Aktion zugeteilt.

Auf den Ereigniskarten finden wir wiederum alle historischen Begebenheiten, die im Buch von Bedeutung waren (z. B. die Niederlage der spanischen Armada, die Bartholomäusnacht in Paris, die Hinrichtung Maria Stuarts, etc.). Diese Einbeziehung großer Teile des Buches ins Spiel war übrigens nur möglich, weil Spieleautor Michael Rieneck schon sehr früh Kontakt zu Buchautor Ken Follett hatte, und so bereits Informationen zur Vorfassung von "Das Fundament der Ewigkeit" erlangte.

Eindrucksvoll ist es Michael Rieneck auch gelungen, dem Spieler die Konsequenzen der Wahl ihrer Konfession näherzubringen. Für die meisten Siegpunkte sind nämlich die Handelshäuser in den Städten verantwortlich. Nur mit einem Handelshaus kann man dort Waren verkaufen, welche 4 bzw. 2 Siegpunkte bringen. Bei einem Religionskonflikt gibt es noch mal Punkte für die Handelshäuser der siegreichen Seite, während die Verlierer ihre Niederlassungen sogar verlieren. Diese Notwendigkeit, bei einem Konflikt auf der richtigen Seite zu stehen, sorgt für allerlei taktische Spielereien und spiegelt die sozialen Zwänge jener Zeit damit recht gut wider.

Da man sich ja - zumindest für ein paar Runden - für eine bestimmte Relgion festlegen muss, können die Mitspieler entweder Partner sein, welche dieselben Absichten verfolgen, oder Gegner, welche dem logischerweise entgegenwirken. Natürlich ist es mit mehreren Mitstreitern leichter, seine Ziele durchzusetzen. Zwar bekommt ein "Einzelkämpfer" 1 Extrasiegpunkt pro Runde, muss dafür aber mit mehr Widerstand rechnen. Hier findet doch ein nicht geringes Maß an Interaktion statt. Im Idealfall kümmern sich die Partner darum, dass die Machtverhältnisse in den Städten passen, während man selbst ungestört fleißig Siegpunkte generiert.

So richtig gut funktioniert "Das Fundament der Ewigkeit" aber nur dann, wenn alle Spieler das Geschehen am Spielplan nach rein spielerischen Gesichtspunkten zu beeinflussen probieren, losgelöst von eventuellen reellen religiösen Präferenzen. Vehemente Verfechter einer Konfession bleiben meist auch im Spiel unverrückbar bei ihrer Religion, sie verweigern sogar die zufällige Zuteilung ihrer Startreligion. Dies wirkt sich meines Erachtens negativ auf das Spiel aus, da bei solchen Spielern das taktische Religionswechseln und damit ein interessantes Überraschungselement wegfällt.

Die Verwendung der Würfel als Zeitfaktor ist originell und im Spiel auch sehr gut gelöst. Neben dem Ort, in dem ein Würfel zum Einsatz kommt und die entsprechende Personenkarte bringt, spielt daher auch die Würfelzahl ein wichtiges Entscheidungskriterium. Höhere Würfel sind besonders bei starken Karten sehr vorteilhaft, da die entsprechende Aktion über mehrere Runden genutzt werden kann. Der Nachteil ist, dass der Würfel dadurch länger gebunden ist. Im Extremfall bleiben einem Spieler, wenn er bereits viele Würfel auf Personenkarten liegen hat, keine freien Würfel mehr in seinem Zug, wodurch er auch seinen Aktionsstein nicht bewegen kann. Kleinere Augenzahlen haben diesbezüglich den Vorteil, dass sie mehr Auswahl und damit auch mehr Flexibilität bieten.

Die Unterteilung einer Spielrunde in 2 Halbjahre finde ich hingegen nicht optimal. In gleich zwei Partien sind wir mit den Spielphasen durcheinander geraten. Während einige Spieler noch ihre Aktionen des 1. Halbjahres durchführten, wähnten sich die anderen bereits in der 2. Jahreshälfte, was dann einige Minuten zur Rekonstruktion und Wiederherstellung der richtigen Reihenfolge brauchte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass zumindest in einem Fall ich selbst unbeabsichtigt der Übeltäter war. Es wäre wohl einfacher gewesen, erledigte jeder Spieler seinen kompletten Spielzug in einem, für die Spielbalance ist die Untergliederung in 2 Halbjahre aber wahrscheinlich notwendig. So muss man halt stark aufpassen, oder für sich ein funktionierendes System finden.

Abgesehen von diesen kleinen Schwächen spielt sich "Das Fundament der Ewigkeit" recht gut und flüssig. Es ist jedoch nicht - wie vom Schriftsteller höchstpersönlich auf der Schachtelrückseite vermerkt - das beste Spiel der Trilogie. Für mich steht nach wie vor "Die Säulen der Erde" über allen anderen. Hier hat der Spieler doch zu wenig Einfluss auf das Geschehen, und muss bei all seinen Aktionen meist nur das nehmen, was sich ihm gerade bietet.

Das Spielmaterial macht einen richtig tollen Eindruck. Michael Menzel hat wieder mal für eine wunderbare grafische Gestaltung gesorgt. Leider ist dem Verlag aber ein kleiner Lapsus passiert. Die Farben der Würfel - vor allem braun und lila - sind sehr schwer voneinander zu unterscheiden. Man braucht schon eine sehr gute Beleuchtung, um sie auseinander halten zu können. Das "Fundament der Ewigkeit" ist aber ein solides Werk vom selben Spieleautor, dem es zumindest gelungen ist, die Atmosphäre des Buchs und den permanenten Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten auf überzeugende Weise spielerisch umzusetzen.

Franky Bayer

Bewertung: 3½ Schilde