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Knobelritters Spielearchiv - Der Pate

Art des Spiels: Würfelspiel
Spieleautor:    Michael Rieneck
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 70 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Vielspieler ++

Zu Mario Puzo's Bestseller "Der Pate" habe ich irgendwie keine gute Beziehung. Als 12-jähriger musste ich während eines London-Besuchs meinem Vater meine Englisch-Kenntnisse beweisen, indem ich für ihn täglich ein paar Seiten der englischen Ausgabe "The Godfather" übersetzen musste. In diesem jungen Alter konnte ich mit Camorra, Mafia, Vendetta und ähnlichem noch nicht viel anfangen. Vielleicht war dieses fast traumatische Erlebnis Schuld dran, dass ich - obwohl eine ausgesprochene Leseratte - das Buch auch in Folge nie fertig gelesen habe. Und aus irgendeinem Grund habe ich auch noch keinen einzigen der 3 Filme - immerhin mehrfach Oscar-prämiert! - gesehen, weder auf Leinwand noch im Fernsehen oder auf Video bzw. DVD.

Denkbar schlechte Voraussetzungen für eine Spielerezension zur Roman-Verspielung, die vor kurzem bei Kosmos Spiele herauskam. Gott sei Dank sind dafür aber nicht meine literarischen oder cineastischen Kenntnisse gefragt, sondern meine Qualitäten als Spielekritiker. In dieser Funktion möchte ich das Spiel nun beschreiben.

Selbst als "Pate"-Banause weiß ich in etwa, um was es geht. Wir führen als Familienoberhaupt eine von vier sizilianischen Familien in New York. Jeder von uns kontrolliert anfangs alle drei Geschäfte eines Viertels (Lower Manhattan, Greenwich Village & Soho, Little Italy & Chinatown, sowie East Side). Es verwundert keineswegs, dass es sich dabei nicht um legale Fleischhauereien, Automobilwerkstätten oder Hutgeschäfte handelt. Vielmehr verdienen wir unser schmutziges Geld mit Schutzgelderpressungen, mit Schmuggelware, als Kredithaie, als Buchmacher oder durch illegales Glücksspiel. Die Erlöse liegen je nach Art des Geschäfts zwischen 1000 und 5000 $. Im Laufe von 7 Runden versuchen wir, uns so viel wie möglich zu bereichern. Doch nebenbei müssen wir auch das Ansehen unserer Familie und unseren Einfluss in der Gesellschaft erhöhen, denn wenn wir uns bis Spielende in einem der beiden Bereiche nicht ausreichend gekümmert haben, sind die ganzen ergaunerten Dollars nichts wert.

Doch welcher Bereich ist nun der ausschlaggebende? Tja, das steht dummerweise am Anfang noch nicht fest. Von 10 Ereigniskarten, von denen je 5 einen der beiden Bereiche forcieren, werden nämlich 3 ungesehen in die Schachtel zurückgelegt. In jeder Runde decken wir - nach dem Auszahlen des Einkommens aus dem Familienbetrieb - eine der sieben verbliebenen Karten auf. Neben einem Zitat aus dem Film, einem alle Spieler betreffenden Ereignis und einer Zahl, welche angibt, wie weit das Gangsterauto sich in dieser Runde weiterbewegt, zeigt uns ein farbiges "X", welcher Marker auf der "K.O.-Leiste" 1 Feld weiter nach oben geschoben wird. Erreicht einer der Marker das oberste Feld, das "K.O.-Feld", steht fest, worauf die "ehrenwerten" Familien wirklich Wert legen. Auch wenn die Entscheidung meist erst in der vorletzten oder letzten Runde fällt, können wir uns doch schon vorher ein bisschen nach den bereits aufgedeckten Ereigniskarten richten.

Das Geschick unserer Familie lenken wir mit Würfelaktionen. Unser gesamtes Tagesgeschäft sowie das Erhöhen unseres Ansehens oder unseres Einflusses (ich persönlich fände die Begriffe "Ehre" und "Macht" etwas treffender für ein Mafia-Spiel) werden mit Würfeln erledigt. Zuerst einmal zum Ablauf: Wir würfeln dazu mit allen vier farbigen Würfeln. Einen dieser Würfel legen wir in der ersten Zeile unseres Würfeltableaus ab. Die drei übrigen Würfel werden erneut gewürfelt, von denen einer in die zweite Zeile abgelegt werden muss. Mit dem dritten und damit letzten Wurf kommen die verbliebenen Würfel in die dritte und vierte Zeile des Tableaus.

Das Würfeltableau zeigt uns in vier Zeilen alle Aktionen, die möglich sind. In der ersten Zeile werden die Einnahmen ermittelt. Die Farbe des Würfels spielt hier keine Rolle, dafür bestimmt die Würfelzahl des gewählten Würfels, welche illegalen Geschäfte Einnahmen bringen. Alle entsprechenden Geschäfte - nicht nur die eigenen! - bringen ihren Besitzern den aufgedruckten Geldbetrag ein. "Schutzgeld" und "Schmuggel" sind mit 1000 $ bzw. 2000 $ zwar weniger lukrativ, dafür steigt gleichzeitig der Einfluss bzw. das Ansehen der Familie.

In den drei anderen Zeilen kommt den Farben der Würfel eine große Bedeutung zu. Würfel dürfen wir dort nur mehr auf farbgleiche Felder ablegen. Die Augenzahl bestimmt, wie stark die Aktion ausfällt oder welche Geschäfte betroffen sind. Ich will nicht allzu viel ins Detail über alle möglichen Aktionen gehen, dafür aber ein wenig die Bedeutung der Farben erörtern. Die grauen Felder drehen sind grundsätzlich um die Familienehre, so können wir etwa in der 2. Zeile mit dem grauen Würfel das eigene Ansehen erhöhen. Auf den roten Feldern üben wir unsere Macht aus, beispielsweise um in der 2. Zeile mit dem roten Würfel unseren Einfluss zu steigern. Oder wir nutzen unsere Verbindung zum FBI um Razzien in der Stadt durchführen zu lassen und dabei ertappte Familienmitglieder ins Gefängnis ("The Tombs") zu bringen. Unsere eigenen Gefängnisinsassen wiederum können wir freibekommen, indem wir unseren Einfluss auf die Staatsanwältin geltend machen.

Mit den schwarzen Feldern können wir unseren Konkurrenten direkt ins Handwerk pfuschen. So können wir zum Beispiel mit einem Spitzel ein gegnerisches Geschäft räumen und das dort tätige Familienmitglied ins Gefängnis verfrachten. Oder wir übernehmen gleich selbst den ganzen Laden, was natürlich nicht völlig gewaltfrei geschieht: Den früheren Besitzer versenken wir auf effektive Weise im Hudson River. Bei den weißen Feldern schließlich geht es darum, Außenstehende für unsere Sache ("Cosa nostra") zu gewinnen, zum Beispiel einen neuen "Freund der Familie" zu finden, oder mit Hilfe eines Bankiers das Einkommen aus unserem Familienbetrieb zu erhöhen.

Es gibt noch eine Menge Regeldetails, wie Schuldmarker, mögliche Gefälligkeiten, Aktionsplättchen, etc., auf die ich aber in dieser Beschreibung nicht weiter eingehen will. Wichtig sind aber auf jeden Fall noch die Entwicklungsleisten, die jedem von uns anzeigen, wie sich seine Familie in den Bereichen "Ansehen", "Einfluss", "Einkommen" und "Gefälligkeiten" im Laufe des Spiels entwickelt. Vor allem auf die beiden ersten Leisten kommt es an, schließlich müssen wir ja bis zum Spielende unbedingt bei jener Leiste das letzte Feld erreicht haben, die dem Marker auf der "K.O.-Feld" entspricht, um nicht vorzeitig auszuscheiden. Wer von uns nach einigen letzten finanziellen Abrechnungen (Kautionen für inhaftierte Familienmitglieder, Boni für die Kontrolle von Geschäften, Rückzahlung von Schuldmarkern, usw.) über das meiste Geld verfügt, wird der neue Pate von New York.

Auch wenn ich nur wenig über die Story weiß, kommt das Spiel äußerst stimmig rüber. Wesentlich verantwortlich für die dichte Mafia-Atmosphäre ist sicher das schöne Spielmaterial, und da vor allem die grafische Gestaltung, die von Franz Vohwinkel stammt: tolle Farbwahl, herrliche Illustrationen in Sepia-Tönen. Für mich ist "Der Pate" vielleicht die gelungenste Arbeit Vohwinkels.

Aber auch das Spiel selbst versetzt uns recht gut in die 40er Jahre. Michael Rieneck ist ja schon ein Spezialist, wenn es darum geht, Spiele von Filmen und Büchern zu entwickeln. Dass er dabei auch immer wieder neue Ideen findet, spricht für den norddeutschen Spieleautor. "Der Pate" ist ja eigentlich ein Würfelspiel. Aber wir Spieler sind nicht auf Verderb und Gedeih dem Würfelglück ausgeliefert. Zwar ist ein glückliches (Würfel)Händchen recht hilfreich, um seine Interessen durchzusetzen, trotzdem bleiben uns genug Entscheidungsmöglichkeiten. Nach jedem Würfelwurf müssen wir uns nicht nur für eine Aktion entscheiden, wir müssen auch bedenken, welche Würfelfarbe uns danach für die nächsten Aktionszeilen fehlen. Mit etwas Spielerfahrung erkennt man, welche Würfelfarben man sich für bestimmte Situationen nach Möglichkeit aufheben sollte. Der Würfelmechanismus ist auf jeden Fall sehr interessant und gefällt mir ausgesprochen gut.

In den ersten Partien scheint das Spiel etwas überladen zu sein. Das liegt aber nur daran, dass man die einzelnen Würfelaktionen noch nicht kennt und noch weniger richtig einschätzen kann. Daran ändert auch die einseitige Spielhilfe nicht, die anfangs jeder Spieler unbedingt braucht. Erst mit der Zeit erkennt man, dass es sich um kein kompliziertes Spiel handelt. Es dreht sich im Grunde genommen darum, zwischen Einnahmen durch diverse Geschäfte und dem Vorrücken auf den Entwicklungsleisten zu wählen. Einerseits zählt am Ende jeder Dollar, andererseits darf man Ansehen bzw. Einfluss nicht vernachlässigen. Meiner Meinung nach hätten die beiden Leisten "Ansehen" und "Einfluss" aber durchaus noch zwei Felder länger sein können, denn in unseren Partien hat es bis jetzt noch jeder locker geschafft. Die meisten Spieler konnten sogar beide Leisten bis zum letzten Feld entwickeln. Mit geringfügig längeren Leisten käme etwas mehr Spannung auf.

"Der Pate" macht aber auch so viel Spaß und ist in unseren Spielerunden sehr gut angekommen. Ich bin mir sicher, dass es noch oft hervorgekramt wird, und auch in unserer "Hall of Games" würde es sich ganz gut machen...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde