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Knobelritters Spielearchiv - Der Palast von Eschnapur

Art des Spiels: Baumeisterspiel
Spieleautor:    Inka & Markus Brand
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler (+)
                Spielexperten (+)

Warum nur sind die Menschen so egoistisch, so auf ihr eigenes Wohl bedacht? Ständig versuchen sie, besser zu sein als die anderen. Stets müssen sie sich gegenseitig übertreffen. "Mein Haus ist eh größer als deines, ätsch!" - "Dafür ist mein Auto schneller, ällerbätsch!" Alle sind so ichbezogen, immer nur ICH, ICH, ICH... Wieso können sie nicht mal friedlich und einträchtig an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, nachher ihre getane Arbeit begutachten und stolz verkünden: "Schön, was WIR da zusammen geschaffen haben!"

Ich kann mir unschwer vorstellen, dass es auch in der Vergangenheit so oder ähnlich zugegangen ist. Ich habe zwar keine Beweise, aber warum sollte es damals zm Beispiel beim Palastbau von Eschnapur anders gewesen sein als heute? Und wenn schon, dann bietet alleine die Möglichkeit einen herrlichen Rahmen für ein Spiel, bei dem sich die Spieler in den Rollen von Baumeistern profilieren wollen. Es genügt also nicht, am Bau des Palastes einfach nur irgendwie mitzuwirken, das typisch menschliche Imponiergehabe gebietet, dass man dabei besser abschneidet als seine Konkurrenten.

Zwei bis vier Baumeister sind am Bau des "Palasts von Eschnapur" beteiligt. Der Maharadscha wünscht sich ein prächtiges Gebäude mit 8 unterschiedlich hohen Palastteilen, deren Errichtung auch unterschiedlich viel Ansehen (gemessen in Siegpunkten) bringt. Und so besteht der Beginn jeder Runde darin, dass man geheim (mit verdeckt ausgespielten Bauplatzkarten) plant, an welchen beiden Gebäudeabschnitten man zu bauen beabsichtigt. Nur fertig gestellte Palastteile bringen allen, die daran mitgewirkt haben, wertvolle Siegpunkte. Jeder berechnet seine Siegpunkte, indem er zur Anzahl seiner dafür eingesetzten Bausteine den Wert des Feldes, auf dem sein zuletzt platzierter Baustein liegt, addiert. Nachdem der Maharadscha nicht alle Palastteile vollenden lässt und Bausteine in unvollendeten Palastteilen absolut wertlos sind, ist die Entscheidung, wo man bauen soll, bereits recht knifflig.

Aus dem Bestreben, seine Mitbewerber zu übertrumpfen, entsteht in Konsequenz natürlich ein beinharter Konkurrenzkampf, der darin gipfelt, dass jeder versucht, sich auch auf nicht unbedingt feine Art einige Vorteile zu verschaffen. Die Möglichkeit dazu bieten fünf hohe Beamte des Maharadschas, die nur darauf warten, gegen entsprechend hohe "Zuwendungen" ihre Amtsgewalt zu Gunsten des einen oder zu Ungunsten des anderen Baumeisters geltend zu machen. Ebenfalls zu Beginn jeder Runde bietet daher jeder auf seinem eigenen Spielertableau für jeden der 5 bestechlichen Beamten eine verdeckte Goldkarte (im Wert von 0 bis 5 Gold). Nicht nur aufgrund des bescheidenen Goldbestands heißt es hier sparsam mit seinen Mitteln umzugehen, in manchen Situationen sind niedrigere Bestechungssummen sinnvoller.

Der Reihe nach werden anschließend die Beamten abgehandelt, indem die gebotenen Goldkarten aufgedeckt werden und ermittelt wird, wer sich hier den Einfluss des jeweiligen Beamten sichern konnte. Bereits der erste hohe Beamte ist schon recht wichtig, schließt er doch mit einem Blockademarkers einen Spieler von der Bestechung eines bestimmten Beamten aus. Wer den höchsten Goldbetrag geboten hat, entscheidet über die Vergabe des Blockademarkers. Im Falle eines Gleichstandes - was des Öfteren vorkommt - ist sich der Beamte jedoch unschlüssig und wählt das nächstniedrigere Gebot.

Der nächste Beamte entscheidet, über welchen Palastteil ein Baustopp verhängt wird, wo also diese Runde nicht gebaut werden darf. Wie bei den meisten Beamten patten sich wieder Spieler mit gleichen Goldgeboten aus. Nur beim dritten Beamten, der für die Vergabe von Baumaterial zuständig ist, erhält jeder Baumeister Bauteile (1 Baustein pro Gold). Allerdings ist es auch hier von Vorteil, einen Geldbetrag alleine geboten zu haben, denn haben mehrere Baumeister dieselbe Goldkarte für den Kauf von Bausteinen vorgesehen, wird deren Anzahl halbiert.

Der vierte Beamte wiederum legt die neue Spielreihenfolge fest. Wer sich die Gunst dieses Beamten sichert, vergibt somit nach Belieben die Spielreihenfolgemarker unter allen Baumeistern. Während es in den ersten Runden kaum von Belang ist, wann ein Baumeister mit dem Bauen an der Reihe ist, spielt dies mit Fortdauer des Spiels eine immer größere Rolle. Schließlich werden die Baufelder in den Palastteilen immer knapper, außerdem möchte sich jeder gerne die punkteträchtigen obersten Baufelder sichern.

Bevor nun der letzte Beamte sein Amt ausübt, der den obersten Baustein eines beliebigen Palastteiles in einen anderen Palastteil versetzen darf (eine gute Gelegenheit, die Wertung zu seinen Gunsten zu verändern), dürfen nun alle Baumeister in Spielreihenfolge all ihre in dieser Runde gesammelten Bausteine in die von ihnen gewählten Palastteile verteilen. Einige Baufelder (gekennzeichnet mit einem Goldbeutelsymbol) lösen dabei eine Prämienausschüttung aus, eine der wenigen Möglichkeiten, seinen knappen Goldbestand aufzubessern.

Am Ende der Runde werden dann vollendete Palastteile abgerechnet, alle daran Beteiligten erhalten sowohl Siegpunkte (nach der eingangs erklärten Berechnung) als auch eine Entlohnung in Form von weiteren Goldkarten. Und schließlich erhalten noch alle Baumeister eine kleine Entschädigung für jene Goldkarten, die ihnen bei den Bestechungen der Beamten nichts eingebracht haben, weil sie entweder überboten oder ausgepattet wurden. Jeder darf seine eigene Privilegscheibe um die Summe dieser Goldkarten auf einer Zählleiste vorrücken. Diese Privilegpunkte können einerseits bei Spielende Extrasiegpunkte einbringen, andererseits aber auch während des Spiels gegen Privilegkarten eingetauscht werden. Je nach Karte können die verschiedensten Vorteile genutzt werden, zum Beispiel ein Vetorecht gegen einen Blockadestein, drei zusätzliche Bausteine oder den Gewinn bei gleichen Geboten.

Ist die vom Maharadscha geforderte Anzahl von Palastteilen fertig gestellt, endet das Spiel, und der Baumeister, der nach der abschließenden Wertung der Privilegscheiben die meisten Siegpunkte aufweist, gewinnt das Spiel, hat sich also in diesem Wettstreit durchgesetzt.

"Der Palast von Eschnapur" ist kein lupenreines Taktikspiel. Die eigene Planung ist zu stark davon abhängig, welche Gebote die Mitspieler abgeben. Mit Intuition alleine lässt sich da nichts ausrichten, man benötigt schon auch eine gehörige Portion Glück. Doch genau aus diesem Grund gefällt mir die originelle Idee ganz gut, mangelndes Glück durch Privilegpunkte zu kompensieren. Mit klugem und gut getimtem Einsatz einer Privilegkarte lässt sich doch einiges wettmachen.

Inka und Markus Brand haben somit - wie schon so oft - ungewöhnliche Spielelemente und Wertungen miteinander verbunden. Ganz gelungen ist es ihnen allerdings nicht, denn gelegentlichen Spielern wird das Ineinandergreifen der Mechanismen etwas zu komplex erscheinen, erfahrene Spieler wiederum wird der wenig steuerbare Ablauf stören. Am besten möge jeder Spieler selbst herausfinden (zum Beispiel an einem unserer Spieleabende), ob ihm "Der Palast von Eschnapur" zusagt oder nicht, ich persönlich lasse mich schon wieder gerne zu einer Partie überreden. Am Spielmaterial und an der schönen Grafik gibt es jedoch nichts auszusetzen.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde