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Knobelritters Spielearchiv - Die Staufer

Art des Spiels: Gebietskontrolle
Spieleautor:    Andreas Steding
Verlag:         Hans im Glück
Vertrieb:       Schmidt Spiele
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          75 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

So so. Du hast also ein Großreich. Interessant. Es erstreckt sich von der Nord- und Ostsee bis nach Sizilien. Beeindruckend, wirklich. Ich merke aber, dass dich irgendwas bedrückt. Ach so, du machst dir Sorgen, wie man so ein riesiges Reich kontrollieren kann. Schwierig, schwierig. Alexander der Große, das Römische Imperium, etc. Die Geschichte lehrt uns, dass der Grad der Kontrolle in indirekter Proportion mit der Entfernung zum Herrschersitz steht. Soll heißen: Je weiter weg vom Thron, umso weniger passiert das, was der Regent will. Ein enormes Problem, dies alles. Ich wüsste da aber eine Lösung, Heinrich. Warum ziehst du nicht mit deinem gesamten Hofstaat durchs Land und regierst sozusagen "vom Pferd aus"? Dann hättest du tatsächlich überall die Zügel der Macht in der Hand!

Tatsächlich bereiste der römisch-deutsche König Heinrich VI aus dem Geschlecht der Staufer (Sohn von Friedrich Barbarossa) im 12. Jahrhundert mit dem ganzen Hofstaat sein Reich und legte dabei in nur einem Jahr mehr als 4000 km zurück. Für das Spiel "Die Staufer" relevant ist jedoch nur die Tatsache, dass sich die - neutrale - Königsfigur während des Spiels durch die Regionen bewegt, was Auswirkungen auf die Aktionen der Spieler und auf die verschiedenen Wertungen haben kann.

Das Reich wird zu Beginn zufällig aus den sechs Regionen Aachen, Augsburg, Milano, Palermo, Nimwegen (Niederlande) und Strasbourg zusammengesetzt. Jede Region erhält zudem auf ebenso zufällige Weise Punkteplättchen zugeteilt. Und schließlich legen noch einige Rundenplättchen fest, wo die Königsfigur startet, wie weit er sich am Ende jeder Runde bewegt, und welche Region(en) gewertet werden.

Jeder Spieler versucht als Fürst, möglichst viel Einfluss zu erlangen. Dazu dienen ihm Gesandte und Adlige, von denen er anfangs über vier bzw. einen verfügt (an seinem "Hof"). Alle übrigen Gesandten- und Adligenfiguren werden als Vorrat ("Provinz") bereitgelegt. Außerdem stellt jeder Spieler drei Familienmitglieder auf die Aktionsleiste, wobei die Reihenfolge nach einem gewissen Schema erfolgt. Mit diesen Figuren setzen die Spieler während des Spiels ihre geplanten Aktionen fest.

Wer an der Reihe ist, kann sein Familienmitglied auf die Einsetz-Liste stellen. Mit dieser Aktion setzt er einen seiner Gesandten oder Adligen auf einen freien Amtssitz. Will man einen Amtssitz in einer anderen Region als in jener besetzen, in der sich gerade der König aufhält, muss man sich zuerst dorthin bewegen. Dabei entstehen Reisekosten, indem in jede durchquerte Region sowie in die Zielregion 1 Figur in den "Bezahlbereich" gelegt werden. Doch auch durch das Besetzen eines Amtssitzes entstehen Kosten. Die Zahl neben dem gewählten Amtssitz gibt an, wie viele Figuren zusätzlich zu "bezahlen" sind. Die erste Figur wird direkt auf den Amtssitz gestellt, die anderen kommen - je eine - in den Bezahlbereich der im Uhrzeigersinn folgenden Regionen.

Amtssitze können also ziemlich teuer kommen, sie kosten je nach Entfernung von der Königsregion (0 bis 5) und dem Wert des Amtssitzes (3 bis 7) zwischen 3 und 12 Figuren. Der beschränkte Hof jedes Spielers reicht bei weitem nicht aus, zumal man Figuren aus dem Bezahlbereich erst wieder zurückbekommt, wenn der König durch die Region marschiert. Die zweite Aktionsmöglichkeit besteht daher darin, ein Familienmitglied auf die Nachschub-Leiste zu stellen. Dann wählt man ein Feld auf dem Nachschub-Tableau und nimmt die darauf abgebildeten Figuren aus der Provinz an seinen Hof.

Haben alle Spieler ihre Familienmitglieder entweder auf die Einsetz- oder die Nachschub-Leiste eingesetzt, findet zum Abschluss der Runde eine Regionenwertung statt. Dabei werden eine bis zwei Regionen gewertet. Die eine ist durch ein Rundenplättchen dezidiert festgelegt, eine zweite wird durch Bedingungen eines anderen Rundenplättchens bestimmt (z.B. jene Region mit den meisten besetzten Amtssitzen). In jeder gewerteten Region erhält der Spieler mit der Mehrheit an Amtssitzen die meisten Ansehenspunkte, der Zweit- und Drittplatzierte jeweils weniger Punkte. In einer abschließenden Aufräumphase werden zuerst Amtssitze in den abgerechneten Regionen geräumt, danach zieht der König weiter, je nach aktuellem Rundenplättchen 1 bis 3 Regionen im Uhrzeigersinn.

In sechs Runden finden so ungefähr 10 Regionenwertungen statt, bei denen ein Großteil der insgesamt erzielten Ansehenspunkte vergeben werden. Weitere Ansehenspunkte gibt es bei einer Schlusswertung am Spielende. Jeder Spieler erhält dabei noch Punkte für seine drei Auftragskarten, die er zu Spielbeginn erhalten hat. Diese Karten, die jeder Spieler geheim hält, belohnen bei Spielende noch Amtssitze, und zwar für die Mehrheit in einer abgegebenen Region, für bestimmte Amtssitze (z.B. Pärchen mit derselben Zahl) und für bestimmte Kombinationen von Regionen ("Muster"). Hier erweist sich als äußerst hilfreich, dass gewertete Regionen in der allerletzten Runde nicht abgeräumt werden.

Bis hierher beschrieben ist "Die Staufer" ziemlich "straight forward", also geradlinig und klar konzipiert. Dies entspräche aber nicht dem Wesen der Spiele von Andreas Steding, Autor etwa von "Hansa Teutonica". Und tatsächlich hat er hier noch ein paar Schnörkel, da noch ein paar Verzierungen angebracht, welche alle Entscheidungen noch etwas kniffliger machen. Da gibt es zum Einen mal die Truhen. Jedem Amtssitz und jedem Nachschub-Feld wird zu Beginn jeder Runde auf zufällige Weise eine Truhe zugeteilt. Der Spieler, der einen Amtssitz errichtet oder ein Nachschub-Feld als erster aufsucht, erhält zusätzlich die entsprechende Truhe.

Die Farbe einer Truhe gibt an, wann und wie sie eingesetzt werden kann. Orange Truhen bieten eine Sofortfunktion, also beispielsweise sofortige Ansehenspunkte oder Nachschub. Türkise Truhen wiederum legt man offen vor sich aus und kann sie später bei Bedarf einmalig einsetzen, etwa um keine Reisekosten bezahlen zu müssen, günstige Einsetzkosten zu erhalten oder einen Amtssitz nach einer Regionenwertung nicht räumen zu brauchen. Braune Truhen wiederum sammelt man für die Schlusswertung. Je mehr man am Ende davon vorweisen kann, umso mehr Ansehenspunkte erhält man. Violette Truhen schließlich können paarweise gegen Privilegien eingetauscht werden

Am Ende jeder Runde werden stets Truhen für jedes Nachschubfeld sowie für jeden Amtssitz gewerteter Regionen nachgefüllt, unabhängig ob sich dort noch "alte" Truhen befinden oder nicht, weshalb sich schon mal zwei oder mehr Truhen an einer Stelle ansammeln können. Dies und die Tatsache, dass alle Truhen offen ausliegen, wirkt sich ebenfalls stark auf sämtliche taktischen Entscheidungen aus.

Noch mehr Stoff für die grauen Zellen liefern die bereits erwähnten Privilegien. Wenn ein Spieler zwei violette Truhen abgibt, darf er sich dafür eine von sechs ausliegenden Privilegienkarten nehmen. Diese können entweder zusätzliche Ansehenspunkte bringen, oder einen dauerhaften Effekt während des Spiels bieten, wie zum Beispiel Vorteile beim Nachschub, beim Reisen oder beim Bezahlen eines Amtssitzes, oder aber auch Zusatzpunkte bei Rundenwertungen. Nachdem es 16 verschiedene Privilegien gibt, lässt sich jedes Spiel anders gestalten. In den ersten Partien sollte man zwar die empfohlenen Sätze verwenden, später kann man die zur Verfügung stehenden Privilegien beliebig auswählen oder den Zufall entscheiden lassen. Jedenfalls ist auf diese Weise für reichlich Abwechslung gesorgt.

Insgesamt präsentiert sich "Die Staufer" als ausgesprochen gefinkeltes Taktikspiel. Mir imponiert, dass - obwohl es bei den Regionenwertungen prinzipiell um Mehrheiten geht - nicht die sonst bei Mehrheitenspielen üblichen Benachteiligungen für früher in der Spielerreihenfolge drankommende Spieler vorkommen. Hier muss man hingegen ganz genau abwägen, wann man welche Aktion durchführt. Schon die Zugreihenfolge wird durch die Familienmitglieder auf recht pfiffige Weise bestimmt: Für die nächste Runde kommen zuerst die Figuren auf der Nachschub-Leiste an die Reihe, dann erst die Figuren auf der Einsetz-Leiste in umgekehrter Reihenfolge.

Im Laufe des Spiels müssen die Spieler zudem sowohl kurzfristige taktische Entscheidungen treffen, wie etwa bevorstehende Regionenwertungen, freie Amtssitze, ausliegende Truhen, etc., als auch längerfristige Planungen vornehmen, vor allem für die Erfüllung der ihnen zugeteilten Auftragskarten. Diese Komplexität spricht natürlich mehr den erfahrenen Spieler an, auch die längere Spieldauer dürfte Gelegenheitsspieler eher abschrecken.

Apropos Spieldauer: Sie ist mit ca. 20 Minuten pro Spieler angegeben. Das würde aber heißen, dass jedem Spieler weniger als 1 Minute für jeden seiner Spielzüge bleibt. Auch ohne Grübler am Tisch ist diese Vorgabe aber nur schwer einzuhalten, weshalb ich die Dauer nach oben auf mindestens eine halbe Stunde je Spieler korrigieren möchte. Die investierte Zeit lohnt sich aber auf alle Fälle. Ich kann "Die Staufer" deswegen, auch wegen des toll gestalteten und reichhaltigen Spielmaterials, ruhigen Gewissens jedem anspruchsvollen Spieler wärmstens empfehlen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 1/2 Schilde