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Knobelritters Spielearchiv - Die holde Isolde

Art des Spiels: Card Drafting Game
Spieleautor:    Nicolas Poncin
Verlag:         Schmidt Spiele
Jahrgang:       2015
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          30 bis 45 Minuten
Preis:          € 19,90

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Aha. Du willst also ein "Knobelritter" werden? Tja, das geht nicht so einfach wie du es dir vorstellst. Wir nehmen schließlich nicht jeden dahergelaufenen Möchtegern-Ritter! Es gibt bei uns strengste Aufnahmekriterien. So musst du zuerst eine Prüfung bestehen, um deine Ritterlichkeit in verschiedensten Disziplinen unter Beweis zu stellen. Der bei uns gebräuchliche Test trägt den etwas seltsamen Namen "Die holde Isolde". Mir persönlich gefällt der englische Originaltitel besser, denn unter "Medieval Academy" kannst du dir doch etwas mehr vorstellen.

Alle Disziplinen, in denen du dich beweisen musst, kommen auf sieben Spielbrettern vor: Galanterie (du musst schließlich das Herz der Holden Isolde gewinnen), Lanzenstechen, Turnierkampf, Studien, Gunst des Königs, Gralssuche und Barmherzigkeit. Auf jedem Spielbrett befindet sich eine Leiste, auf der du und die anderen Bewerber mit Spielsteinen ihren Fortschritt in der jeweiligen Disziplin festhalten.

Du wirst dich jetzt sicher fragen, was du tun musst. Geduld, mein Knappe! Der Wettkampf geht über sechs Runden, wie du unschwer der beiliegenden Pergamentrolle entnehmen kannst. Um dich in den einzelnen Disziplinen zu verbessern, bekommst du zu Beginn jeder Runde 5 Karten ausgeteilt. Jede dieser Karten ist mittels eines Symbols einem bestimmten Spielbrett zugeordnet. Der Wert einer Karte liegt zwischen 2 und 5, je höher der Wert, umso besser kommst du in der entsprechenden Disziplin voran.

Nun kannst du die Karten aber nicht einfach so ausspielen. Nein, etwas mehr taktisches Geschick ist da schon gefragt. Wir Ritter nennen das "Draften". Und das geht so: Von den 5 Karten darfst du dir nur eine einzige Karte behalten, den Rest musst du dem links von dir sitzenden Konkurrenten weitergeben. Von den 4 Karten, die du dafür von deinem rechten Nachbarn bekommst, nimmst du dir wieder eine Karte und gibst die verbliebenen nach links weiter. Das geht so lange, bis du insgesamt 5 Karten beisammen hast.

Im Anschluss wird dann reihum eine Karte nach der anderen ausgespielt. Die Spielsteine von dir und deinen Mitspielern werden dabei auf den Spielbretten entsprechend vorwärts bewegt. Nur die fünfte und letzte Karte wird wirkungslos abgeworfen. Und dann wird schon mal überprüft, wie wacker du dich geschlagen hast.

Bei der Wertung wird zuerst überprüft, wer sich am meisten im Fach "Galanterie" ausgezeichnet hat. Die Besten dürfen 3, 2 und 1 Feld(er) in einer beliebigen anderen Disziplin vorrücken. Von den anderen Disziplinen werden einige in jeder Runde gewertet, beispielsweise bekommen jene Spieler, die sich beim Lanzenstechen am meisten ausgezeichnet haben, Schilde als Belohnung. Oder jene, die sich am wenigsten um Studien bemüht haben, verlieren Punkte. Einige wenige Disziplinen - die Gralssuche und Barmherzigkeit - werden hingegen nur ein einziges Mal, nämlich am Spielende abgerechnet.

Nach der Wertung der sechsten Spielrunde endet das Spiel. Du zählst die positiven Punkte auf deinen gesammelten Schilden zusammen und ziehst von der Summe die negativen Schilde ab. Nur wenn du dann die meisten Punkte aufweisen kannst, hast du dich als würdig erwiesen, in den ehrenwerten Klub der "Ritter der Knobelrunde" aufgenommen zu werden.

"Die Holde Isolde" ist - wie der versierte Leser sicher schon erkannt hat - ein Card Drafting Game, bei dem man sich seine Kartenhand einzeln aus reihum gereichten Karten zusammenstellt. Als solches ist es naturgemäß weit entfernt von einem Strategiespiel. Alleine das zufällige Austeilen der Karten sorgt bereits für einen gewissen Glücksfaktor.

Hinzu kommt, dass man stets nur genau eine Karte aus seiner Hand behalten darf, keine mehr, keine weniger. Damit hat man nicht nur Pech, wenn keine passende Karte drin ist, man sich aber trotzdem eine nehmen muss, sondern auch, wenn sich zu viele gute Karten darunter befinden, und man die meisten zähneknirschend abgeben muss. Dies alles schiebt allzu taktischen Überlegungen schon mal einen Riegel vor.

Innerhalb des Genres gibt es aber dennoch ein paar Unterschiede. Dabei geht es vor allem darum, ob die gesammelten Karten bloß in der aktuellen Runde zählen, oder ob sie sich auch noch in späteren Runden auswirken. Bei "Die Holde Isolde" ist eindeutig Letzteres der Fall, denn die Marker in den einzelnen Disziplinen werden ja Runde für Runde vorwärtsbewegt, weshalb sich beispielsweise ein intensives Engagement im "Turnierkampf" auch noch in Folge bezahlt machen kann. Allzu starren Positionen wirkt jedoch eine Regel entgegen: In allen Disziplinen, welche jede Runde gewertet werden, müssen nach 3 Runden alle Spielsteine wieder auf das jeweilige Startfeld zurückgesetzt werden.

Das Spiel von Nicolas Poncin hat genau die richtige Balance zwischen Glück und Taktik, Zufall und Planung. Und weil es relativ schnell erklärt und flott gespielt ist, voller Überraschungen steckt und Emotionen weckt, stellt es für mich das ideale Familienspiel dar. In unseren Runden kommt "Die Holde Isolde" deshalb immer wieder gerne auf den Spieltisch.

Die Grafiken der Tafeln und der Karten ist gelungen. Überhaupt schafft das gesamte Spielmaterial - vom Schwert "Excalibur" als Startspieleranzeiger bis zu den Schilden, die als Punktemarker dienen - eine recht dichte Atmosphäre, die geschickt darüber hinwegtäuscht, dass es sich eigentlich um ein abstraktes Spiel handelt, bei dem durch das Ausspielen von Karten Spielsteine auf Leisten gezogen werden, um entsprechend Punkte zu erhalten.

Das Spiel beinhaltet einige Varianten. In der Spielanleitung wird schon mal eine Fortgeschrittenenregel für "mutige Spieler" beschrieben. Dies sind in Wirklichkeit nur ein paar minimale Regeländerungen, welche das Spiel weder verbessern noch verschlechtern. Viel mehr Variation verspricht hingegen das Variantenheft, bei dem die Rückseiten der Spielbretter sowie ein zusätzliches Spielbrett "Magie" zum Einsatz kommen. Damit lassen sich die unterschiedlichsten Ausgangssituationen schaffen, je nach Geschmack oder Belieben der Spieler. Und auch zwei verschiedene Sonderregeln für 2 Spieler finden sich in dem kleinen Heft.

Aber auch ohne all die Varianten ist der Wiederspielreiz von "Die Holde Isolde" recht hoch, weshalb ich jedem passionierten Spieler - nicht nur den "Knobelrittern" - das Spiel bedenkenlos ans Herz legen kann.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde