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Knobelritters Spielearchiv - Dimension

Art des Spiels: hektisches Tüftelspiel
Spieleautor:    Lauge Luchau
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

3D ist ja der große Trend im Kino und TV. Für fast alle Blockbuster braucht man heutzutage schon spezielle Brillen, um ein außergewöhnlich realistisches Sehvergnügen erleben zu können. Allerdings geht diese übermäßige Fokussierung der Filmstudios auf die Technik oft zu Lasten der anderen Qualitäten von Filmen, wie etwa packende Story oder schauspielerische Leistung der Darsteller.

Das mir vorliegende Spiel besticht ebenfalls durch optische Ästhetik. Es heißt "Dimension" und trägt damit die Mehrdimensionalität schon im Titel. Aber kann das Spiel selbst auch vom Spielmechanismus überzeugen, oder reiht es sich in die lange Liste der wunderschönen, aber leider spielerisch schwächeren Spiele?

Und schön präsentiert sich "Dimension"" zweifellos. Herzstück sind die großen Kugeln in Orange, Blau, Grün, Schwarz und Weiß, von denen jeder Spieler je drei Stück erhält. Sie finden ihren ordentlichen Aufbewahrungsplatz in den fünf länglichen Aussparungen der Spielertableaus. In der Mitte der Tableaus befindet sich die Spielfläche, in der die Kugeln dann während des Spiels platziert werden. Die 7 runden Löcher verhindern dabei praktischerweise das Wegrollen der Kugeln, weshalb es auch möglich ist, bis zu 3 Kugeln auf der zweiten Ebene unterzubringen. In der 3. Ebene ist sogar noch Platz für 1 Kugel, sozusagen als Spitze der Kugelpyramide.

Die kurze Beschreibung des Spielmaterials lässt schon erahnen, um was es bei "Dimension" geht: Wir müssen unsere Kugeln irgendwie auf der Spielfläche aufeinandertürmen oder -stapeln. Aber nach welchen Kriterien soll dies geschehen? Es sind Aufgabenkarten, die vorgeben, wie die Kugeln zu liegen haben. Sechs zufällig gezogene Karten werden zu Beginn jeder Runde in die Tischmitte gelegt, und auf jeder ist eine andere Bedingung angegeben. So kann beispielsweise verlangt werden, dass jede gelegte blaue Kugel unbedingt eine weiße Kugel berühren muss (und umgekehrt). Oder dass mehr orange als schwarze Kugeln verwendet werden müssen. Dass etwa genau 2 grüne Kugeln dabei sein müssen. Oder dass keine blaue Kugel auf irgendeiner anderen Kugeln liegen darf.

Zum Abschluss einer Runde kommt es zur Auswertung. Grundsätzlich zählt jede Kugel auf der eigenen Spielfläche einen Punkt. Für jede Aufgabenkarte, die man nicht erfüllt hat oder nicht erfüllen konnte, werden hingegen 2 Punkte abgezogen. Nach sechs Runden gewinnt schließlich der Spieler mit der höchsten Gesamtpunktezahl.

Die zufällige Zusammenstellung von Aufgabenkarten ergibt jedes Mal eine neue Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Manchmal ist es eine leichte Übung, und es ergibt sich fast von selbst, wie man die Kugeln richtig anzuordnen hat. Und dann wiederum ist die Aufgabe etwas schwieriger, wenn mehrere Karten aufeinander abgestimmt werden müssen, oder für eine Farbe mehrere Bedingungen zu beachten sind. Da kommt es dann darauf an, die Aufgabe aufmerksam zu "lesen", um den richtigen Lösungsansatz zu finden.

Ab und zu jedoch findet man aber auch unmögliche Aufgaben vor. So können sich ausliegende Aufgabenkarten gegenseitig widersprechen, wenn sich beispielsweise zwei Farben berühren sollten, aber gleichzeitig dieselben Farben keinen Kontakt zueinander haben dürfen. In einigen Fällen hilft ein kleiner Trick, indem man die betroffenen Farben einfach weglässt. Oft geht aber nicht einmal dies, und man muss wohl oder übel zwangsläufig Minuspunkte in Kauf nehmen.

Eine fehlerfreie Lösung wäre jedoch äußerst wichtig, denn nur damit lassen sich Bonus-Chips gewinnen. Wer alles richtig hat, also keine Abzüge für nicht erfüllte Aufgabenkarten hinnehmen muss, hat die Möglichkeit, bis zu 2 Bonus-Chips zu erhalten. Einen Bonus-Chip bekommt er, wenn er alle fünf Farben verwendet hat, einen zweiten, wenn er im Vergleich mit den Mitspielern nicht die meisten Kugeln auf seiner Spielfläche hat. Ich musste Spielanfängern diese Regel stets zwei, drei Mal erklären, denn meist war nicht klar, dass ein fehlerloser Aufbau keine Garantie, sondern nur die Grundvoraussetzung für mögliche Bonus-Chips darstellt. Und für den zweiten Bonus-Chip ist es unerheblich, ob die Spieler, die mehr Kugeln verwendet haben, alles richtig haben oder nicht.

Bonus-Chips sind für die Schlusswertung von Bedeutung. Nach sechs Runden wird nämlich die Anzahl der gesammelten Chips mit einer Tabelle verglichen. Genau vier Chips sind die Null-Grenze. Wer mehr sammeln konnte, erhält Pluspunkte (z.B. 6 Punkte bei 7 Bonus-Chips), bei weniger als vier Chips hingegen Punkteabzüge. Zwar geht es in der Praxis meistens nur um ein paar Pünktchen Differenz zwischen den Spielern, durch die progressive Steigerung ist es aber auch möglich, eine ganze Menge Extrapunkte zu kassieren, wenn es gelingt, viele Bonus-Chips zu ergattern.

Wenn in der Einleitung von "3D" die Rede war, entspricht dies nicht ganz den Tatsachen. Sicher entsteht eine dreidimensionale Kugelpyramide, aber im Spiel ist eine weitere, die vierte Dimension von enormer Wichtigkeit: Die Zeit! Es ist nämlich keineswegs so, dass die Spieler seelenruhig über den Aufgaben brüten und über mögliche Lösungen grübeln können. Eine Sanduhr gibt vor, dass den Spielern für jede Aufgabe maximal eine Minute zur Verfügung steht. Nach dem Durchrieseln des letzten Sandkorns darf keine Kugel mehr dazugegeben oder entfernt werden.

"Dimension" stellt somit eine Knobelaufgabe unter Zeitdruck dar. Wie jede Knobelaufgabe lässt sich auch diese solitär spielen, den vollen Spielreiz entfaltet es aber doch erst im Wettkampf mit anderen Spielern.

Vielleicht ist dem einen oder anderen Leser eine Verwandtschaft zu einem anderen Spiel aus dem Hause Kosmos aufgefallen. Auch bei "Uluru" galt es, vor Ablauf einer Sanduhr eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, in diesem Fall die Platzierung von Traumvögeln um den Ayers Rock. Die Ähnlichkeiten kommen nicht von ungefähr, heißt der Spieleautor doch bei beiden Spielen Lauge Luchau. Der Däne scheint überhaupt eine Vorliebe für solche stressigen Tüfteleien zu haben, denn auch sein neuestes Werk "Xalapa" (werde ich auf H@ll 9000 in den nächsten Wochen vorstellen) weist ähnliche Mechanismen auf. Es verwundert daher auch nicht, dass bei "Dimension" ebenfalls der Schwierigkeitsgrad erhöht werden kann. Spielt man mit 7 oder 8 Aufgabenkarten, wird das Ganze anspruchsvoller.

Trotzdem betrachte ich von allen erwähnten Werken "Dimension" als das gradlinigere, leichtere, logischer zu begreifende Spiel. Dazu kommt noch das haptische Erlebnis durch das hochwertige Spielmaterial, bei dem neben den Kugeln auch die praktischen Spielertableaus auffallen, welche durch Klebefüßchen am Boden sogar rutschfest sind. Wenn es etwas zu bekritteln gibt, dann höchstens dass die Tabelle für die Bonus-Chips nur in der Spielregel nachzuschlagen ist, das wäre sich leicht auf den Übersichtstafeln ausgegangen. Und dass es keine Sichtschirme gibt.

Warum man Letzteres benötigt? Durch die Vergabe eines Bonuschips für "weniger als die meisten Kugeln" belauern sich die Spieler knapp vor Ablauf der Zeit und schielen auf die Kugeln der Mitspieler, um gegebenenfalls noch flugs eine Kugel zu entfernen. Ich bezweifle, dass diese Art der "Interaktion" vom Autor beabsichtigt ist, passt sie doch ganz und gar nicht zum Rest des Spiels. Bei unserem kleinen "Dimension"-Turnier Ende Mai, bei dem die Teilnehmer paarweise in K.O.-Duellen gegeneinander antraten, musste daher meist der Schachteldeckel als Sichtschutz herhalten.

Trotz aller Qualitäten kann ich "Dimension" dennoch nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer eher auf taktische oder strategische Spiele steht, wem Spiele unter Zeitdruck zu stressig oder zu hektisch sind, wer lieber ruhiger und bedächtiger überlegt, wird an diesem Spiel sicher keine Freude haben. Allen anderen haben sich in meinen Spielrunden damit aber gut unterhalten gefühlt, und würden jederzeit wieder gerne eine Partie mitspielen. "Dimension" weiß also sowohl ästhetisch als auch spielerisch zu überzeugen...

Franky Bayer

Bewertung: 3 1/2 Schilde