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Knobelritters Spielearchiv - Divinare

Art des Spiels: Vorhersage
Spieleautor:    Brett J. Gilbert
Verlag:         Asmodée Spiele
Jahrgang:       2012
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 19,-
Auszeichnung:   Empfehlungsliste zum
                Spiel des Jahres 2013

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

Einleitung

Die Zeit - ein weitreichendes Thema. In der Physik wird die Zeit (t) als physikalische Größenordnung beschrieben, welche sie als die Abfolge von Ereignissen mit einer eindeutigen, unumkehrbaren Richtung bezeichnen. Das genau definierte Fortschreiten der Gegenwart von der Vergangenheit kommend in die Zukunft hinführend hat die Menschen seit jeher zu Spekulationen über kommende Ereignisse veranlasst. Dieser Bedarf an Wissen über noch nicht Geschehenes ist ein guter Nährboden für Scharlatane, die vorgeben, zukünftige Ereignisse vorhersagen zu können. Im Spiel "Divinare" (italienisch für "wahrsagen") übernehmen wir Spieler die Rolle eines Möchtegern-Hanussens und Hobby-Nostradamus', um uns in einem historischen Wahrsage-Wettbewerb mit anderen Medien zu messen.

Spielbeschreibung

"The First International Contest of Mediums" findet laut Spielgeschichte am 17. November 1896 in London statt und wird in vier Disziplinen bestritten: Handlesen, Kristallkugel, Kaffeesatzlesen und Sterndeutung. Diese vier Wahrsagearten kommen auf insgesamt 36 Karten vor, allerdings nicht gleich oft, sondern unterschiedlich häufig: 6 rote Karten (Handlesen), 8 blaue Karten (Kristallkugel), 10 grüne Karten (Kaffeesatzlesen) und 12 gelbe Karten (Astrologie). Von diesen Karten werden 24 verdeckt gleichmäßig an die Spieler ausgeteilt, die restlichen 12 Karten kommen unbesehen beiseite. Es gilt nun für die Teilnehmer herauszufinden, wie viele Karten von jeder Sorte noch im Spiel sind.

Anfangs fischt natürlich jeder noch im Trüben, denn der einzige Anhaltspunkt sind die paar Karten, die man auf der Hand hält. Mit der Zeit erhält man jedoch mehr Informationen durch Kartentausch. So gibt man gleich nach dem ersten Austeilen einen Teil der Karten an seinen linken Nachbarn weiter. Später kommt es noch ein oder zwei Mal zum Tausch, sodass man auf diese Weise insgesamt 12 Karten zu sehen kriegt. Dies ist aber immer noch nur ein Drittel aller Karten, und nur die Hälfte der im Spiel verbliebenen. Exakte Prognosen lassen sich so nicht anstellen.

Während des Spiels gibt es aber noch Gelegenheit, Näheres zu erfahren. Wer an der Reihe ist, spielt eine seiner Handkarten aus und legt sie neben das entsprechende Spielbrett. Die so entstehende offene Auslage gibt allmählich Aufschluss über die vorhandenen Karten. Anschließend muss er sein persönliches Vorhersageplättchen auf diesem Spielbrett bewegen. Dazu legt er es auf ein beliebiges freies Feld. Die darauf vermerkte Zahl gibt an, wie viele Karten dieser Sorte man am Ende der Runde insgesamt im Spiel vermutet.

Sind alle Handkarten gespielt, kommt es zur Wertung. Die Vorhersagen aller Spieler werden dabei mit den tatsächlich aufgedeckten Karten jeder Sorte verglichen. Für einen genau richtigen Tipp ("perfekte Vorhersage") erhält ein Spieler ein blaues Wertungsplättchen im Wert von 3 Punkten. Hat man sich nur um eine Karte verschätzt ("unvollständige Vorhersage"), gibt es immerhin noch 1 Punkt in Form eines gelben Wertungsplättchen. Alle anderen Vorhersagen haben sich als falsch erwiesen und werden mit einem roten Wertungsplättchen (1 Minuspunkt) bestraft.

Jedes Spielbrett weist zudem noch eine Anzahl von Bonusfeldern auf. Auf einfachen Bonusfeldern lässt sich ein zusätzlicher gelber Wertungsstein bei einer perfekten oder unvollständigen Vorhersage holen, auf doppelten sogar deren zwei. Allerdings bergen diese Bonusfelder auch ein gewisses Risiko, denn für falsche Vorhersagen verdoppeln bzw. verdreifachen sich die Minuspunkte.

Nach vier Runden addieren alle Kristallkugelseher, Handleser, Kaffeesatzdeuter und Astrologen ihre gesammelten Wertungsplättchen. Der Spieler mit den meisten Punkten bekommt den beim Wettbewerb versprochenen "Grand Prize" - einen Siegerscheck über 1000 Pfund - und darf sich fortan bester Wahrsager der Welt nennen.

Fazit:

"Divinare" erinnert ein wenig an das seinerzeit bei Blatz Spiele erschienene Knizia-Spiel "Members Only", bei dem die Spieler verschiedene Wetten einschätzen sollen. Auch im neuen Asmodée-Spiel versuchen die Spieler, auf die richtige Anzahl der im Spiel vorhandenen Karten verschiedener Sorten zu tippen.

Was auf den ersten Blick nach einem reinen Glücksspiel ausschaut, entpuppt sich mit der Zeit aber als ziemlich taktisches Kartenspiel mit hohem Bluff-Faktor. Es nutzt in den meisten Fällen absolut nichts, bereits mit dem ersten Tipp richtig zu liegen, da man mit jedem Ausspielen einer Karten das entsprechende Vorhersage-Plättchen bewegen muss. Es gibt nichts Ärgerlicheres als mit dem letzten Zug eine perfekte Vorhersage zu bestätigen, aber anschließend von diesem Feld wegziehen zu müssen. Wenn dann die beiden benachbarten Felder bereits besetzt sind, bleibt nur mehr der Rückzug auf das zentrale Startfeld, das einem wenigstens keine Minuspunkte beschert.

Aus diesem Grunde wird besonders in den ersten Spielzügen mehr geblufft, gepokert und gereizt als ernsthaft spekuliert. Ein wichtiges Element zur Verwirrung der Gegner ist der Kartentausch, bei dem gerne bestimmte Karten absichtlich zurückgehalten werden, um den Mitspielern Informationen vorzuenthalten. In den letzten Runden spielt aber auch die Weitergabe von Karten, um die Mitspieler zum Wegbewegen ihrer Vorhersageplättchen zu zwingen, eine wichtige Rolle. Kurzum: Es steckt mehr Taktik in diesem Kartenspiel als es anfangs den Anschein hat.

Das Spielmaterial ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Die Hintergrundgeschichte des "First International Contest of Mediums" wird grafisch bestens unterstützt, weshalb eine recht dichte Atmosphäre entsteht. Die vier Teilnehmer, deren Rollen die Spieler übernehmen, werden in der Spielregel sogar detailliert vorgestellt: Rami Sakar, ein Inder mit übernatürlichem Talent; Tzciska Parovic, eine junge Zigeunerin aus Rumänien; John-Paul Kramer, der notorische Betrüger aus Boston, und Lord Edmund Fischner III, ein adeliger, okkult besessener Globetrotter. Die Spielkarten tragen ebenfalls viel zum spirituellen Ambiente bei, denn sie erinnern in Form und Gestaltung an alte Tarot-Karten.

Alles in allem ist "Divinare" ein spannendes, gut funktionierendes und stimmungsvolles Karten-Vorhersagespiel. Es braucht ein, zwei Partien, um die taktischen Möglichkeiten zu erkennen, aber dann wird es immer wieder gerne gespielt. In unseren Spielrunden wird damit fast jeden Monat eine kleine "Seance" abgehalten...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde