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Knobelritters Spielearchiv - Doge

Art des Spiels: Mehrheitenspiel
Spieleautor:    Leo Colovini
Verlag:         Goldsieber Spiele
Jahrgang:       2000
Spielerzahl:    3 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 80 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Venedig.

Die Lagunenstadt ist nicht nur pittoresker Rahmen des Carnevals im Februar, Touristenattraktion mit seinen weltberühmten Sehenswürdigkeiten Markusplatz, Rialtobrücke, Dogenpalast und den unzähligen Kanälen, sondern auch Wahlheimat des amerikanischen Altmeisters Alex Randolph. Und dieser hat seinen Wohnort bereits als Schauplatz für mehrere seiner Spiele gewürdigt, so zum Beispiel für "Inkognito", welches er zusammen mit einem seiner "Schüler" Leo Colovini entwickelt hat. Und dieser Colovini, gebürtiger Venezianer, zeichnet nun als Autor eines weiteren Spieles verantwortlich, welches in Venedig spielt.

"Doge" heißt es, und es geht dabei um den höchsten staatlichen Würdenträger der ehemaligen Stadtrepublik Venedig. Der Doge (vom lateinischen dux = Führer) war - auch wenn seine Macht zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert eingeschränkt worden ist - vom Jahre 697 bis zur Absetzung des Posten durch Napoleon 1797 der große Zampano. Und genau diese Position streben wir nun im Spiel mit dem gleichnamigen Titel "Doge" an.

Venedig liegt vor uns, wie wir es uns vorstellen. Der Spielplan zeigt die von unzähligen Kanälen durchzogene Stadt mit ihren sechs Stadtteilen Santa Croce, Cannaregio, Castello, San Marco, Dorsoduro und San Polo. Wir als Oberhäupter von alteingesessenen Adelsfamilien versuchen, die prächtigsten Palazzi entlang des Canale Grande zu bauen. Um schließlich das Amt des Dogen zu bekleiden, müssen wir entweder in jedem Stadtteil einen Palazzo stehen haben, oder insgesamt sieben Palazzi in 5 Stadtteilen oder aber acht Palazzi in vier Stadtteilen.

Wie wir nun zu Palazzi kommen, erinnert ein wenig an Monopoly: Sobald wir in einem Stadtteil über eine gewisse Anzahl an Häusern verfügen, können wir sie in einen Palazzo umwandeln. Ich weiß schon, welche Frage sich als nächstes aufdrängt: Wie kommen wir zu den Häusern? Das ist dann das eigentliche Spiel! In jeder Spielrunde setzen wir zuerst verdeckt Stimm-Marken in verschiedene Stadtteile, danach findet in jedem Stadtteil in einer vorgegebenen Reihenfolge eine Abstimmung statt. Das klingt einfach, und ist es auch. Trotzdem müssen wir diesen Spielmechanismus ein wenig genauer beschreiben, denn die Feinheiten liegen hier im Detail.

Jeder der drei bis vier Spieler verfügt über sieben Stimm-Marken mit den Werten 0, 1, 1, 2, 2, 3 und 3. Dazu hat noch jeder sieben Karten für die Stadtteile. 7 Karten, wo es doch nur sechs Stadtteile gibt? Ja, denn es gibt noch ein eigenes Feld für die "Quarantia", ein bedeutendes Beratergremium, welches im Mittelalter im Dogenpalast tagte. Dort kann man zwar keine Palazzi bauen, dafür bringt eine Mehrheit in der Quarantia andere Vorteile, auf die ich später eingehen werde.

Wir wählen also geheim eine Karte aus und setzen dann einen bis vier Stimm-Marken verdeckt drauf. Haben das alle Spieler gemacht, drehen alle ihre Karte um und legen die Stimm-Marken - noch immer verdeckt! - auf die entsprechenden Stadtteile des Spielplanes. Dieser Vorgang wird bei vier Spielern dreimal, bei drei Spielern viermal durchgeführt. Dann endet die erste Phase.

In der zweiten Phase kommt es zu den Abstimmungen in den sieben Feldern, und zwar in einer anfangs zufällig bestimmten Reihenfolge. So werden im ersten Stadtteil alle Stimm-Marken umgedreht. Nur die beiden Spieler mit den meisten Stimmen dürfen Häuser in den Stadtteil platzieren: Der Gewinner der Abstimmung zwei Stück, der Zweite lediglich eines. Bevor zur Abstimmung im nächsten Stadtteil übergegangen wird, wird eine neue Karte aufgedeckt, sodass immer die Reihenfolge der nächsten sieben Abstimmungen sichtbar ist.

Der Reiz bei "Doge" liegt also im Bluffen, im Abwägen und Durchschauen der Absichten der Mitspieler und im intuitiven Setzen seiner Stimm-Marken. Die eigentliche Würze ins Spiel bringen jedoch die Berater. Gewinnen wir nämlich eine Abstimmung, bekommen wir quasi als Draufgabe noch den Berater dieses Stadtteils. Wir stülpen über die entsprechende Figur einen Ring in unserer Spielerfarbe und dürfen dann diesen Berater in einen beliebigen Stadtteil (nur nicht den Heimatstadtteil) hineinsetzen. Er zählt bei der nächsten Abstimmung in diesem Stadtteil eine Extra-Stimme, mit der wir eine spätere Abstimmung zu unseren Gunsten verändern können. 1 Extrastimme klingt nicht recht viel, kann aber schon mal den Ausschlag geben. In der Quarantia gibt es übrigens 3 Berater zu gewinnen: 2 für den Gewinner und einen für den Zweiten. Alternativ können wir aber auch auf den Berater verzichten und dürfen stattdessen zwei unserer Häuser auf dem Plan versetzen. Sinnvoll ist dies vor allem dann, wenn man für Palazzi Häuser braucht, aber auch andere taktische Erwägungen können dabei zum Tragen kommen.

Wie bereits angedeutet, können wir - sobald wir genug Häuser in einem Stadtteil beisammen haben, dort einen Palazzo aufstellen. Interessant dabei ist, dass Palazzi immer "teurer" werden, je später sie gebaut werden. Die fünf Bauplätze zeigen uns an, wie viel Häuser dafür abzugeben sind. Für den 1. Palazzo braucht man lediglich drei Häuser, der zweite "kostet" bereits 4, der dritte 5, usw. Mehr als fünf Palazzi können in einem Stadtteil nicht stehen. Das Spiel endet nach der Runde, in der mindestens ein Spieler eine der drei Siegbedingungen - meistens die, in jedem Stadtteil einen Palazzo zu besitzen - erfüllt. Es kann durchaus vorkommen, dass es mehrere "Sieger" gibt, dann entscheidet die Anzahl aller Palazzi der betreffenden Spieler, wer nun neuer Doge wird.

Zugegeben, es liest sich etwas kompliziert, und die lange Spielanleitung ist da anfangs nicht besonders hilfreich. Besonders umständlich sind darin die ganzen Regelungen über diverse Pattstände beschrieben, Gott sei Dank gibt es zum Ausgleich eine sehr gut gestaltete Kurzübersicht. Weiters erschweren die oft zu kleinen Felder auf dem Spielplan und die Ähnlichkeiten der Stadtteil-Symbole das Spiel. Dabei ist "Doge" vom Grundprinzip her ein einfaches Spiel, dessen Feinheiten sich nach ein paar Spielen eröffnen. Insgesamt betrachte ich "Doge" als ein Bluffspiel mit relativ hohem taktischen Charakter. Alle bisherigen Spiele sind zur Zufriedenheit ausgefallen, und zumeist waren sie bis zum Schluss spannend. Als kleines Manko finde ich nur die beschränkte Spielerzahl, denn nur in voller Besetzung läuft es ideal, zu dritt gibt es zuwenig Interessenskonflikte.

Dass Goldsieber Spiele wirklich sehr schöne Spiele gestalten, ist ja bekannt. Auch dieses hat grafisch wieder sehr viel zu bieten. Diesmal kommt aber auch der Spielreiz nicht zu kurz und so lässt man sich gerne in die Machtkämpfe in der Lagunenstadt entführen.

Über den Spieleautor möchte ich noch einige interessante Details verraten: Leo Colovini ist ein waschechter Venediger, dort geboren und noch immer sesshaft. Das erste Mal in Erscheinung getreten ist er als Co-Autor des Wahl-Venedigers Alex Randolph zum Spieleklassiker "Inkognito". Von mir aus kann er ruhig weiter seine Heimatstadt als Schauplatz für seine Spiele wählen, solange dabei so gute Spiele rauskommen wie dieses...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde