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Knobelritters Spielearchiv - Donna Leon

Art des Spiels: Krimispiel
Spieleautor:    Leo Colovini
Verlag:         Ravensburger Spiele
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 28,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

"Jetzt ist schon wieder was passiert..."

So oder so ähnlich würde ein Krimi von Wolf Haas beginnen. Wir befinden uns aber nicht in irgendeiner österreichischen Provinz, sondern mitten in Venedig. Und es ist nicht Simon Brenner, der irgendwie über eine Leiche stolpert und eher zufällig (oder doch nicht?) den Übeltäter überführt, sondern Commissario Brunetti, Donna Leons Romanfigur, welche die Ermittlungen leitet. Und außerdem kann man ja noch nicht gar von Mord sprechen, es wurde lediglich eine Person vermisst gemeldet, woraufhin sich der Commissario, seine Ehefrau Paola, Vice-Questore Patta und Ispettore Vianello auf den Weg durch die Lagunenstadt machen, um Näheres darüber in Erfahrung zu bringen.

Dies ist die Ausgangssituation beim neuen Ravensburger-Spiel "Donna Leon - Gefährliches Spiel". Die vier ermittelnden Personen kommen als Figuren in den Farben grün (Brunetti), weiß (Paola), gelb (Patta) und blau (Vianello) vor, die von allen Spielern gezogen werden können. Daneben kommen im Spiel noch 36 weitere Personen vor, vom arbeitslosen Salvatore La Capra bis zum ehrwürdigen Richter Mario Beniamin. All diese Personen, welche übrigens auch in den Donna Leon-Krimis auftauchen, gibt es sowohl als Chips als auch als Personenkarten. Die meisten werden im Laufe des Spiels eine wichtige Rolle spielen, sei es als Informanten oder als Verdächtige. Natürlich sind aber auch das Opfer und sein Mörder darunter.

Die Personenchips (je 12 in den Farben grün, gelb und blau) werden anfangs gemischt und verdeckt auf die farblich markierten Felder (allesamt reale, ebenfalls in den Romanen vorkommende Plätze und Gebäude) gelegt. Die Personenkarten werden auch gemischt und als Stapel bereitgelegt. Die oberste Karte wird aufgedeckt und auf das spezielle Opferfeld gelegt. Das ist die vorerst nur vermisst gemeldete Person. Fünf weitere Karten werden offen auf die Tafel "Piazza" vor der Polizeiwache ausgelegt. Diese Personen sind "Informanten" und können uns wichtige Hinweise liefern.

Wer an der Reihe ist, würfelt mit den vier farbigen Würfeln und wählt einen davon aus. Die Farbe des Würfels (grün, weiß, gelb oder blau) gibt an, mit welcher Figur er zieht, die Zugweite liegt zwischen 1 und 3 Feldern. Grundsätzlich zieht man entlang der Verbindungslinien von Feld zu Feld, wobei freie Felder, die im Laufe des Spiels entstehen können, nicht mitgezählt werden.

Jeder verdeckte Chip darf dabei geheim angeschaut werden. Trifft man hierbei auf einen Informanten, kann diese "befragt" werden, das bedeutet, der Spieler erhält den Personenchip, der ihm bei Spielende 3 Punkte einbringt, sowie die Personenkarte von der "Piazza". Eine Befragung eines Informanten ist allerdings nur dann möglich, wenn seine Farbe mit der Farbe der gezogenen Figur übereinstimmt. Eine Ausnahme bildet Paola, welche Informanten jeder Farbe befragen darf, dafür aber ihren Zug beenden muss, auch wenn noch Bewegungspunkte übrig sind.

Erst wenn sich auf einer Seite der Piazza keine Personenkarte mehr befindet, werden dort neue Personenkarten vom Stapel aufgedeckt. Außerdem wird die nächste Personenkarte offen in ein Verhörzimmer der Wache gelegt wird. Die getätigten Hinweise haben sozusagen nun endlich zu einem "Verdächtigen" geführt, der einvernommen werden muss. Sollte ein Spieler in seinen Ermittlungen auf einen Verdächtigen stoßen, kann er ihn - natürlich nur mit der farblich passenden Figur - festnehmen. Da Paola keine Amtsperson ist, sondern nur privat ermittelt, kann sie selbstverständlich keine Festnahmen durchführen. Eine Festnahme bringt - je nach Lage des Verhörzimmers - 6 oder 7 Punkte.

Sobald die Verhörzimmer einer Reihe in der Polizeiwache belegt sind, wird der nächste "Verdächtige" automatisch der Mörder. Dieser kann genau wie ein Verdächtiger verhaftet werden, sobald ihn die richtige Figur in seinem Aufenthaltsort antrifft, worauf das Spiel sofort endet. Die Verhaftung des Mörders bringt übrigens stolze 8 Punkte ein. Wer am Ende die meisten Punkte aus Befragungen von Informanten (je 3 Punkte), Festnahmen von Verdächtigen (je 6 oder 7 Punkte) und der Verhaftung des Mörders erzielt, gewinnt das Spiel.

Würfel als Zugmotor: Da könnte man meinen, dass immer nur die höheren Würfel genommen werden und dass automatisch derjenige von Vorteil ist, der stets höher würfelt. Ein Nachteil ist dies sicher nicht, aber ausgeglichen wird dies dadurch, dass für jedes fehlende Würfelauge auf "3" eine Ermittlungskarte gezogen werden darf, höchstens also 2 Stück. Während eines Zuges dürfen dann beliebig viele ausgespielt werden, allerdings nur solche, die farblich mit der gewählten Spielfigur übereinstimmen.

Und diese Ermittlungskarten können sehr angenehme Effekte haben. Einige erlauben die Benutzung des "Vaporetto" oder des "Polizeibootes", zwei Verkehrsmittel, die es ermöglichen, eine Figur - sogar ohne Verbrauch von Bewegungspunkten - von einer entsprechenden Haltestelle zu einer anderen zu bewegen, selbst wenn diese sich am anderen Ende der Stadt befindet. Mit einer "Vorladung" wiederum kann auch eine farbfremde Person befragt oder festgenommen, mit "Treffen" unverzüglich zu einer anderen Spielfigur hingezogen werden. Und für jede Spielfigur gibt es noch eine spezielle Ermittlungskarte, so kann zum Beispiel Vianello mit der Karte "Tauschhandel" beliebig viele Ermittlungskarten aus seiner Hand gegen neue vom Stapel tauschen. Selbst mit wenigen Bewegungspunkten lassen sich durch die Ermittlungskarten gefinkelte, überraschende Spielzüge durchführen.

Dem aufmerksamen Leser dürfte nicht entgangen sein, dass es sich bei "Donna Leon - Gefährliches Spiel" nicht um ein klassisches Detektivspiel handelt. Daher kommt es dabei nicht auf Deduktion und Kombinationsgabe an, sondern vielmehr auf ein gutes Gedächtnis. Es ist absolut hilfreich, sich gut merken zu können, an welchen Orten man wen angetroffen hat, um sich später die Punkte sichern zu können, wenn diese schließlich als Informanten, Verdächtige oder gar als Mörder auftauchen. Eine Garantie auf den Spielsieg bringt aber auch das beste Erinnerungsvermögen nicht. Neben geschicktem Einsatz der Ermittlungskarten benötigt man schon auch ein bisschen Würfelglück.

Mir gefällt das Spiel sowohl grafisch als auch spielerisch wirklich gut, im Grunde genommen ist es ja ein etwas aufgemotztes "Sagaland" für Erwachsene, aber eine Sache hat mich doch etwas gestört: Wenn man den letzten Informanten einer Reihe gefunden hat, und daraufhin ein neuer Verdächtiger aufgedeckt wird, hat man selber nichts davon, auch wenn man vielleicht genau seinen Aufenthaltsort weiß. Die nachfolgenden Spieler sind ja vorher dran und können sich eventuell die damit verbundenen Punkte holen, ehe man wieder dran ist.

Doch das ist nur ein kleiner Schwachpunkt in einem sonst sehr gut funktionierenden, fesselnden Spiel, welches ich immer wieder gerne hervorkrame, um mich im geistigen Gedächtniswettkampf mit anderen Spielern (mein Sohn Maxi ist da ein äußerst harter Gegner) zu messen. Leo Colovini, ein geborener Venezianer, ist damit eine schöne Hommage an seine Heimatstadt gelungen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde