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Knobelritters Spielearchiv - Drachenreiter

Art des Spiels: Fantasy Wettlauf
Spieleautoren:  Klaus-Jürgen Wrede
                und Jean du Poel
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       2005
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 90 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

"Franky, wo kriegt man bloß dieses oder jenes Spiel her?"

Wie häufig wird mir diese Frage gestellt... Und wie oft muss ich bedauerlicherweise eine negative Antwort geben, weil das Spiel vergriffen ist, in Österreich überhaupt nicht erhältlich ist, nicht mehr hergestellt wird, und ähnliches. So auch bei "Ben Hur", welches - erschwerender Umstand - sogar in der "Hall of Games" unseres Spieleklubs aufscheint. Den Spieleverlag "fagus" gibt es nun schon längere Zeit nicht mehr, und - so weit ich weiß - hat der Autor Jean du Poel das Spiel nicht im Programm seines eigenen "Historien Spieleverlag".

Verzagt jedoch nicht, meine Freunde. Es gibt eine gute Nachricht, eine Frohbotschaft. Wir finden den originellen Spielmechanismus von "Ben Hur" nämlich in einem nagelneuen Spiel wieder. Allerdings haben Jean du Poel und sein Co-Autor Klaus-Jürgen Wrede dafür einige Änderungen vorgenommen.

Die erste Änderung betrifft das Thema. Ein brandneues Spiel muss ja nicht unbedingt dieses veraltete Wagenrennen-Thema tragen. Auch Regatten, Formel 1-Rennen und ähnliche Wettbewerbe sind schon etwas abgelatscht. Etwas Dramatischeres, Spektakuläres musste her. Und so tragen die Teilnehmer nun als Magier einen Wettflug auf furchterregenden Drachen aus und verleihen dem Spiel den passenden Titel "Drachenreiter".

Diese Änderung erlaubt es zudem, vom starren Schema einer ovalen Rennbahn wegzukommen, die je nach Szenario ein- bis dreimal umkurvt werden musste. Beim neuen Spiel wird aus 15 beidseitig bedruckten Spielplanteilen ein Parcours aufgebaut. So entsteht jedes Mal von neuem ganz nach Belieben ein Kurs mit engen Kurven, langen Geraden, Engstellen, usw. Ein Spielplanrahmen hält die Planteile zu einem 5 x 3 Felder großen Raster zusammen. Auf diese Weise lässt sich die Streckenlänge und damit auch die Spieldauer von vorneherein gut regeln.

Auch beim Spielablauf gibt es nun kleinere Änderungen. Während man bei "Ben Hur" eine seiner Handkarten ausgespielt hat, mit der die Geschwindigkeit in Form eines mehr oder weniger langen Holzstückes festgelegt wurde, verwendet diesmal jeder Spieler dafür einen Geschwindigkeitsanzeiger. Vor jeder Bewegungsrunde stellt jeder Spieler geheim seinen Geschwindigkeitsanzeiger auf einen Wert zwischen 100 und 800 "Drachenstärke" (kurz DS) ein, wobei der Wert pro Runde um nicht mehr als 300 DS erhöht oder verringert werden darf.

Beim Flug wird die entsprechende Flugbahn - je nach gewählter DS - vor die Drachenfigur gesetzt, danach wird der Drache ans andere Ende der Flugbahn gestellt. Flugbahn und Drachenfigur dürfen dabei in beiden Fällen soweit gedreht werden, wie es die Winkel der Flugbahn und des Drachensockels erlauben. Im Gegensatz zu "Ben Hur" sind die Flugbahnen bei "Drachenreiter" nicht nur unterschiedlich lang, sondern besitzen auch einen anderen Winkel. So lässt sich bei kürzeren Flugbahnen der Drache mehr drehen, was engere Kurven ermöglicht, wohingegen bei längeren Bahnen kaum gedreht werden kann und der Drache mehr oder weniger geradeaus fliegen muss.

Nachdem man vorher nicht probieren darf, ob eine bestimmte Flugbewegung überhaupt möglich ist, und zudem die Konkurrenz ebenfalls für etwas Gedränge auf der Piste sorgt, sind Zwischenfälle und kleinere Unfälle unvermeidlich. So passiert es häufig, dass ein Magier die Rennstrecke unfreiwillig verlässt. Berührt ein Magier nach seiner Flugbewegung mit seinem Drachen die Begrenzung der Rennstrecke, muss er als Strafe seinen Geschwindigkeitsanzeiger auf 100 DS zurückstellen und außerdem einen seiner Energiesteine abgeben. Berührt oder überschreitet sogar die Flugbahn die Begrenzung, verliert er gleich 2 Energiesteine. Wird ein fremder Drachen beim Flug "angerempelt", kostet dies ebenfalls Geschwindigkeit und einen Energiestein.

Energiesteine zu verlieren ist ärgerlich, da jeder - abhängig von der Startposition - nur über eine beschränkte Anzahl an Energiesteinen verfügt und nur an wenigen Punkten des Parcours ("Energiefelder") neue Energiesteine zurückzugewinnen sind. Muss ein Magier einen Energiestein abgeben, hat aber keinen mehr, ist sein Drache erschöpft ("Debilitatus"). Das bedeutet, dass er zurückgeworfen wird und nur mehr mit halber Kraft weiterfliegen kann, bis er wieder ein Energiefeld erreicht.

Noch ein weiteres Plus liegt in der Wahl des magischen Themas: Ereigniskarten, welche das Renngeschehen einigermaßen durcheinanderwirbeln können, gehen thematisch passend als "Zauberkarten" durch. Jeder Magier darf genau eine Zauberkarte verdeckt zu seinem eingestellten Geschwindigkeitsanzeiger auslegen und - wenn er möchte - dann während seines Spielzuges spielen. Meist richten sich die Zaubersprüche gegen Magier, die sich vor dem eigenen Drachen befinden. Da gibt es Feuerbälle ("Ardor Flammivolus"), die auf andere Magier geschleudert werden. Oder eine magische Schlinge ("Laqueus Malefici"), mit der ein enteilter Drache wieder näher herangezogen werden kann. Magische Fallen, Sprüche, mit denen die Geschwindigkeit kurzfristig erhöht oder reduziert werden kann, magische Schütze, Zauberenergie, und vieles mehr. Für Turbulenz und Abwechslung ist jedenfalls gesorgt. Wer allen Hindernissen und lästigen Mitstreitern zum Trotz zuerst das Ziel erreicht, gewinnt diesen rasanten Wettflug.

"Ben Hur" ist - zum Leidwesen aller, die es so gerne hätten - ein gutes Spiel. Aber "Drachenreiter" steht ihm, was den Spielreiz anbelangt, in nichts nach. Ich finde, der originelle "Table Top"-Mechanismus ohne festgelegte Felder ist sogar noch interessanter geworden, das System ausgefeilter, einfach besser. Nur beim Spielmaterial kommt es bei weitem nicht an das alte Spiel heran, denn Skaileder-Plan, massive Holzteile und festes Papier in solch gediegener Aufmachung kann meist nur ein Kleinverlag bieten. Im Gegenzug ist das Material beim Amigo-Spiel nun vielseitiger, flexibler, wenn auch in der Praxis sehr fuzzelig, da es bei der Bewegung der Drachen leicht zu Berührungen und damit zu unerwünschten Verschiebungen kommt. Bei einer größeren Spielerzahl (5 bis 6 Spieler) ist das Spiel sogar praktisch unspielbar, da das Gedränge auf dem Spielplan einfach zu groß ist und kein ordentliches Manövrieren möglich ist, weil alle Figuren ständig unbeabsichtigt von ihren Positionen geschoben werden.

Ich kann "Drachenreiter" daher höchstens für maximal 4 Spieler eine Empfehlung aussprechen, bzw. dem Verlag dringend empfehlen, etwas gegen diese Unzulänglichkeiten zu unternehmen (massivere Figuren, rutschfeste Unterlagen, und ähnliches). Vom Spiel her ist "Drachenreiter" sicher nicht nach jedermanns Geschmack (Spieldauer und Komplexität sprechen eher nicht den Gelegenheitsspieler an), aber es ist erfreulich, dass Jean du Poel's Idee in diesem Spiel wieder auf den Markt kommt.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde