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Knobelritters Spielearchiv - Egizia

Art des Spiels: Bau- und Entwicklungsspiel
Spieleautoren:  Acchittocca
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          90 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

"Hat man so was schon gesehen? Der Pharao, unser Herrscher, Vertreter der Götter auf Erden, möchte ein völlig neuartiges Bauwerk errichten lassen, auf dass sein Reich in Prunk und Glanz erstrahle, und nilauf, nilab seine Herrlichkeit gepriesen werde. Eine Pyramide nennt er dieses stufenförmige, nach oben spitz zusammenlaufende Gebäude, das nach seinem Tode als Grabstätte für seinen einbalsamierten Leichnam dienen solle, damit er sicher von der Totenbarke ins Jenseits geleitet werde. Dazu will er noch an den Ufern des Heiligen Flusses weitere Gräber, sowie prunkvolle Bauten, wie eine riesige Sphinx, einen monumentalen Obelisk und einen prachtvollen Tempel bauen lassen.

Mir soll's recht sein, denn als einflussreicher Händler und Baumeister kann ich davon nur profitieren. Wenn ich es gekonnt anstelle, kann ich dabei viel Ruhm und Ehre gewinnen und eine mächtige Position am Hofe des Pharao erlangen. Dazu muss ich aber meine Schiffe geschickt einsetzen, denn lästige Konkurrenten werden sicher versuchen, mir die ertragreichsten Steinbrüche, die besten Anbaufelder, die besten Bautrupps und die lukrativsten Aufträge wegzuschnappen."

Im letzten Satz wurden die vier Eckpfeiler des neuesten Spiel aus dem Hause "Hans im Glück" erwähnt: Monumente, Steine, Arbeiter und Ernährung, die vom italienischen Autorenteam auf vielschichtige Weise miteinander verwoben sind. Bei "Egizia", so der Titel des im Alten Reich Ägyptens angesiedelten Spiels, bekommt man Siegpunkte vor allem durch die Mitwirkung am Bau der erwähnten Projekte "Sphinx", "Gräber", "Obelisk", "Tempel" und "Pyramide". Auf dem Spielplan sind diese Bauwerke - mit Ausnahme der Sphinx - in Bauabschnitte untergliedert, so besteht etwa die Pyramide aus 15 Teilen (1. Ebene 5 Teile, 2. Ebene 4 Teile, etc.). Für jeden Abschnitt wird die angegebene Anzahl an Steinen gebraucht, wobei mit jedem Baufortschritt mehr Steine notwendig sind. So kann man beispielsweise den Sockel des Obelisk mit einem einzigen Stein errichtet, für die Spitze benötigt man schon stolze 9 Steine. Das klingt ziemlich unlogisch, schließlich verjüngen sich die meisten Bauten noch oben hin, spielmechanisch jedoch ist es sinnvoll, denn mit der Zeit steigen ja die Ressourcen der Spieler. Pro verbauten Stein kann sich der erfolgreiche Baumeister 1 Siegpunkt auf der Zählleiste gutschreiben.

Ohne Steine geht also gar nichts. Da jeder zu Beginn nur über einen kleinen Steinbruch verfügt, der pro Runde 3 Steinblöcke liefert, muss man versuchen, an weitere, eventuell noch ertragreichere Steinbrüche ranzukommen. Aber auch an einem eigenen Steinemarkt kann man das kostbare Baumaterial erhalten, wenn man oft genug dort vorbeischaut.

Nun bauen sich Steine ja nicht von selbst in ein Bauwerk ein. Es ist knochenharte Arbeit, für die fleißige Bautrupps notwendig sind. Die vier Starttrupps sind nicht gerade recht kräftig und können anfangs gerade mal je 1 Stein verbauen. Und da pro Baustelle immer nur ein einziger Trupp werken darf, der eventuell von einem speziellen Trupp (so eine Art flexible Einsatzgruppe) unterstützt werden kann, muss man dafür sorgen, dass die Bautrupps verstärkt, vergrößert werden.

Größere Bautrupps haben allerdings einen höheren Nahrungsbedarf. Die Getreidefelder, welche die Spieler am Start erhalten können insgesamt nur 6 Mann ernähren. Das reicht zwar für die anfängliche Stärke der Bautrupps aus, sobald jedoch mehr Arbeiter aufgenommen werden, müssen zusätzliche Getreidefelder erworben werden. Leider sind nicht alle Felder gleich fruchtbar, einige sind stets gut bewässert und liefern bei jedem Pegelstand des Nils Getreide. Andere sind nicht ganz so ertragreich, einige davon liefern sogar nur bei richtigem Hochwasser genug Nahrung. Wenn man seine Trupps nicht ausreichend versorgen kann, wirkt sich dies negativ auf das Ansehen aus, soll heißen: Minuspunkte auf der Zählleiste. Durch Anwesenheit auf dem Getreidemarkt lassen sich diese Minuspunkte etwas reduzieren.

In groben Umrissen habe ich hiermit also dargestellt, auf was es im Alten Reich ankommt. Dass es nicht genügt, bloß Bauaufträge anzunehmen, sondern dass man - wie in der heutigen Wirtschaft - auch darauf achten muss, dass genug Baumaterial, Personal und "Entlohnung" (in diesem Fall Ernährung) vorhanden ist. Aber wie kommt man zu all diesen Sachen?

Jeder Spieler verfügt über 8 Schiffe. Reihum setzt jeder 1 Schiff an einer beliebigen, freien Anlegestelle des Nils ein. Dabei muss jeder Spieler sein neues Schiff immer weiter flussabwärts einsetzen als seine bereits eingesetzten Schiffe, das Fahren gegen den Strom ist also nicht möglich. Am Nil gibt es 3 Arten von Feldern. Bei Feldern mit Nil-Karten nimmt man sich die entsprechende Karte und setzt das Schiff auf das leer gewordene Feld. Unter den Karten finden sich Steinbrüche und Getreidefelder, aber auch viele Karten mit Soforteffekten, permanenten Auswirkungen und einmaligen Aktionen. Es würde zu weit führen, alle verschiedenen Karten zu beschreiben, aber im Grunde genommen bringen sie diverse Vorteile, wie zum Beispiel beim Anwerben neuer Arbeitskräfte, bei der Versorgung der Bautrupps und bei der Schifffahrt.

Runde Felder ermöglichen fixe Aktionen, die meisten von ihnen vergrößern bestimmte Bautrupps. Zwei spezielle Felder beeinflussen zusätzlich den Wasserstand des Nils und wirken sich somit auf die Fruchtbarkeit bestimmter Getreidefelder aus. Und schließlich sind da noch die wichtigen Baufelder. Nur wer mit einem Schiff an einem solchen Baufeld anlegt, darf am entsprechenden Bauplatz mitwirken, Bautrupps ausschinden, Steine verbrauchen und dafür auch noch Ruhm und Ansehen ernten.

Das Einsetzen der Schiffe ist das taktisch anspruchsvollste Spielelement. Oft genug sind die wirklich attraktiven Felder, die man gerade so dringend braucht, zu weit stromabwärts. Soll man nun abwarten und noch vorher ein paar Schiffe einsetzen und riskiert damit, dass diese wichtigen Felder von einem Mitspieler weggeschnappt werden? Oder sichert man sich die Felder lieber gleich, und nimmt man damit in Kauf, diese Runde weniger Schiffe unterzubringen? Auch bei den Baufeldern ist das Gerangel groß, denn es ist auf jedem Baufeld für eine Person weniger Platz als Spieler mitmachen. Dass es zudem noch höhere Bonuspunkte gibt, wenn man in einer Runde an mehreren Baustellen beteiligt war, macht das Ganze noch kniffliger. "Egizia" geht bloß über 5 Runden, daher gilt es umso mehr, klug und geschickt zu agieren und die Aktionen der Mitspieler in die eigene Planung mit einzubeziehen.

Die Punkte für das Bauen werden ja auf der Zählleiste sofort vermerkt. Trotzdem steht der Sieger nach dem Ende der fünften Runde noch nicht fest. "Schuld" daran sind die Sphinx-Karten, die ich bis jetzt noch nicht erwähnt habe, die aber in den meisten Fällen spielentscheidend sind. Beim ersten Bauplatz - der "Sphinx" - erhält man nämlich für jeden verbauten Stein eine Karte vom Stapel der Sphinx-Karten. Eine davon darf man behalten, für jede wieder unter den Stapel geschobene Karte darf man sich einen Siegpunkt gutschreiben. Eine Karte, die man sich für die Schlusswertung aufbehalten hat, bringt die darauf vermerkten Siegpunkte allerdings nur dann, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt wird. So winken zum Beispiel 6 Extrapunkte, wenn man mindestens 4 Steine in den Tempel verbauen konnte. Oder man kann sich über 9 Siegpunkte freuen, wenn die 8. Reihe des Obelisk errichtet ist. Taktisch gesehen ist es sehr vorteilhaft, wenn man sich in den ersten Runden ein paar Sphinx-Karten holt, auf die man sich anschließend konzentriert.

"Egizia" ist - das kann man aus der Beschreibung schon herauslesen - sehr vielschichtig. Dabei habe ich nur das Wesentliche erklärt und einige Details des besseren Verständnisses wegen bewusst weggelassen. Die einzelnen Elemente sind sehr gut aufeinander abgestimmt, wenn ich auch der Meinung bin, dass man alles noch etwas hätte straffen, vereinfachen können, und dass nicht alle Spielelemente für ein perfektes Funktionieren notwendig wären. Nichtsdestotrotz ist "Egizia" ein gutes, taktisch anspruchsvolles, reizvolles und auch schönes Spiel, bei dem die 90 Minuten Spieldauer wie im Flug vergehen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde