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Knobelritters Spielearchiv - Ein Fest für Odin

Art des Spiels: Personeneinsetz- 
                und Puzzlespiel
Spieleautor:    Uwe Rosenberg
Verlag:         Feuerland Spiele
Jahrgang:       2016
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          30 bis 120 Minuten
Preis:          € 65,90

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Zweipersonen ++

In einem kleinen Dörflein mit vielen Minuspunkten und einer überschaubaren Entourage von Wikingern starten die Spieler bei "Ein Fest für Odin". Worauf will man sich konzentrieren? Jagen und Wale fangen, um die Minuspunkte auf seinem Hof loszuwerden? Ausbildungen sammeln, um dadurch bessere Fähigkeiten zu bekommen? Oder - ganz klassisch - auf Beutezug gehen und Plündern, was das Zeug hält? Hier führt alles irgendwie zum Sieg, aber man darf nicht alles machen, sonst verzettelt man sich und dem Clan wird das Met sauer.

"Ein Fest für Odin" ist wie schon das letzte, große Rosenberg-Spiel "Arler Erde" auf den ersten Blick ein riesiger Wust aus Aktionsmöglichkeiten und Handlungsorten.

Auf das Wesentliche reduziert geht es hier darum: Plättchen erwerben. Denn die braucht man an allen Ecken und Enden. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Mit diesen Plättchen deckt man bei "Ein Fest für Odin" Felder ab. Vor allem auf dem eigenen Hofplan. Der strotzt am Anfang nur so vor Minuspunkten - satte 81 Stück. Und sollte man die außer Acht lassen, rückt ein Sieg in weite Ferne. Neben diesem Minusbrocken gibt es auf dem eigenen Hofplan noch zwei Besonderheiten: eine Geldleiste und Prämien. Die Hofpläne darf man nur mit blauen und grünen Plättchen, mit Silbermünzen und mit Erzwürfeln bestücken, wobei sich grüne Plättchen nur diagonal berühren dürfen.

Die Geldleiste, die diagonal über den Plan läuft, muss dabei besonders beachtet werden: Man muss sie von unten links nach oben rechts überbauen, die Zahlen immer schön aufsteigend nacheinander verschwinden lassen. Dazu müssen immer alle Felder links und unterhalb der überbauten Zahl ebenfalls bedeckt sein. Unten ist das noch einfach, aber je höher man auf der Einnahmenleiste will, desto mehr Zeug muss man auf seinen Hof schaffen. Die niedrigste Zahl, die man so noch sehen kann, sind die Silbereinnahmen pro Runde. Man muss aber nicht zwingend unten links mit dem Bauen anfangen. Man kann seine Plättchen generell überall auf den Hofplan legen. Aber die Zahlen dürfen erst überbaut werden, wenn oben genannte Bedingungen erfüllt werden.

Der Hofplan kann aber auch Prämien in Form von Plättchen und Rohstoffen ausschütten, wenn man es schafft, alle Felder um so eine Prämie herum abzudecken. Immer bedenken: Grüne Plättchen dürfen sich nur diagonal berühren!

Auf diese Weise funktionieren alle Spielpläne, die man bei "Ein Fest für Odin" bekommen kann: Seien es Lagerhäuser oder Schuppen oder fremde Inseln, die man entdecken kann. Man muss überall Plättchen ablegen, manche Farben dürfen sich nur diagonal auf dem Plan berühren; macht man alles clever, schüttet so ein Plan neue Plättchen und/oder Geld und/oder Rohstoffe aus. Verkalkuliert man sich, wird man mit Minuspunkten überschüttet.

Plättchen bekommen ist bei "Ein Fest für Odin" eigentlich recht einfach. Der Aktionsspielplan und die einzelnen Aktionen sind durch die Bilder relativ selbsterklärend. Vier Leisten mit Aktionen stehen zur Auswahl. Will man eine Aktion in Leiste eins ausführen, stellt man einen seiner Wikinger auf das Feld. Eine Aktion in Leiste zwei kostet zwei Wikinger, die nächste Leiste drei und die letzte Leiste vier (ach was?!). Natürlich werden die Aktionen von Leiste zu Leiste stärker und schütten mehr Plättchen aus. Oder man darf sich immer mehr Rohstoffe von den sogenannten Rohstoffleisten nehmen, auf denen Holz, Stein, Erz und Silbermünzen ausliegen. Oder man kann mehr Plättchen aufwerten. Gelbe werden dadurch auf die rote Seite gedreht, rote gegen grüne Plättchen umgetauscht oder grüne dreht man auf die blaue Seite. Oder man kann Vieh kaufen, dass sich dann, sobald zwei oder mehr davon im Stall sind, alle zwei Runden vermehrt.

Man kann, wie es sich für Wikinger gehört, auch Plündern und Jagen als Aktionen wählen. Die funktioniert mit ein wenig Würfelglück und guter Ausstattung in Form von Waffenkarten und/oder den passenden Rohstoffen. All das, um - na klar - wieder Plättchen zu bekommen, die man aufwerten und/oder auf den Plan legen kann. Bei Plünderungen und Überfällen winken sogar ungewöhnlich geformte, tetrisartige Plättchen, mit denen man schwierige Lücken auf seinem Plan oder seinen Plänen bedecken kann.

Noch eine Möglichkeit, um an Plättchen zu kommen: Ausbildungskarten ziehen. Die geben entweder einen sofortigen oder permanenten Effekt, der meist darin besteht, viele Plättchen aufzuwerten, durch bestimmte Aktionen zusätzliche Silbermünzen zu bekommen oder bei bestimmten Aktionen mehr Plättchen abgreifen zu dürfen.

Sind alle Wikinger eingesetzt, endet die Runde und jeder richtet ein Festmahl aus. Aber bitte nur mit roten und gelben Nahrungsmitteln oder zur Not auch mal Silbermünzen. Das alles sollte so reichhaltig vorhanden sein, dass man damit die Festtafel der Länge nach abdecken kann. Sollten Felder beim Festmahl frei bleiben, hagelt es dicke Minuspunkte.

Für die nächste Runde nimmt man sich einen Wikinger von der Festtafel und hat so pro Runde einen Wikinger mehr zum Einsetzen. Allerdings wird dadurch die Tafel jede Runde ein Stück länger und man muss mehr Nahrungsmittel herbeischaffen, damit alle satt werden.

Abhilfe kann da die Auswanderung schaffen. Bei dieser Aktion nimmt man eines seiner vorher gebauten, großen Boote aus seinem Hafen und legt es umgedreht auf die Festtafel. Dadurch winken nicht nur dicke Pluspunkte, sondern die Anzahl der Lebensmittelplättchen für den Festschmaus wird reduziert.

Nach sieben (oder im kurzen Spiel sechs) Runden endet "Ein Fest für Odin". Man bekommt Punkte für seinen Bargeld, für ausgewanderte Schiffe, für Vieh, für Zusatzpläne (Lagerhäuser und entdeckte Inseln), für seine Schiffe im Hafen und für manche Ausbildungskarten. Abziehen muss man davon noch nicht bedeckte Minusfelder auf seinem Plan oder den Plänen und eventuelle Strafen für nicht satt gewordene Wikinger beim Festmahl.

Und wer jetzt die meisten Punkte hat, darf sich einen formschönen Wikingerhelm aufsetzen (nicht im Spiel enthalten).

Das ist wieder ein schwerer Brocken von Herrn Rosenberg. Nicht nur vom Gewicht, sondern auch generell. Das Spiel, mit dem es wohl am meisten verglichen werden wird, hat er auch selbst erfunden: "Arler Erde".

Massig Aktionsmöglichkeiten, randvoll mit Material… aber die größte Gemeinsamkeit, die beide Spiele haben: Man braucht mindestens 1-3 Partien, um sie zu erfassen.

"Ein Fest für Odin" spielt sich, hat man es mal im Griff, überraschend flüssig. Das darf man aber bei den ersten Partien nicht sofort erwarten. Zu verwirrend scheinen die Möglichkeiten zu sein, die einem hier geboten werden, um an Plättchen zu kommen. Deshalb hier an dieser Stelle schon mal zwei gute Ratschläge:

  1. Das ist ein Wikingerspiel und da braucht man Schiffe. Mindestens ein großes Schiff sollte man sich anschaffen. Wenn man dieses per Auswanderung umdrehen und auf die Festtafel legen kann, sind das viele Pluspunkte, die man sehr einfach bekommt.
  2. Man muss einen Weg einschlagen und den dann auch gehen. Will man sich auf die Jagd konzentrieren? Oder auf Überfälle und Plünderungen? Oder will man Zusatzpläne wie Lagerhäuser und Inseln nehmen? Egal was: Man darf bei "Ein Fest für Odin" nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Das bringt nichts. Hat man einen Tanz erst mal begonnen, bleibt man dabei.

Was nicht heißt, dass man nicht ab und zu mal einen Schritt zur Seite gehen darf. Aber die Vielzahl an Aktionsmöglichkeiten verführen einen, immer mal etwas auszuprobieren. Das wäre ein grober Fehler bei diesem Spiel.

Die Ausbildungskarten können einem sehr dabei helfen, eine bestimmte Richtung zu finden. Zieht man Karten mit permanenten Effekten, sollte man diese auch so oft wie möglich bedienen. Alleine das hilft einem schon, sich zu fokussieren. Außer, man hat beim Verteilen der Startausbildung Pech. Womit wir auch schon zum Punkt kommen:

Was an "Ein Fest für Odin" nicht so gefällt:

An anderen Stellen im Netz wird bereits über den starken Soloaspekt gemeckert, den "Ein Fest für Odin" hat. Den hat es auch, jeder spielt für sich und lediglich das Wegschnappen der Aktionsfelder ist interaktiv. Aber das finden meine Mitspieler - und ich auch - eher gelungen. Wenn man sich bei der ganzen Planung noch Sorgen machen müsste, dass einer mit seiner Wikingertruppe auf die eigenen Pläne einfällt und die plündert ... na dann gute Nacht! Dann bekäme man bei diesem Spiel ja nichts mehr hin.

Richtig große Euphorie konnte "Ein Fest für Odin" in meinen Testrunden trotzdem nicht auslösen. Und das, obwohl hier viele Rosenberg-Fans sitzen. Vereinzelt war mal ein Spieler dabei, der es richtig klasse fand. Der Rest störte sich sehr an der Atmosphäre und vor allem an den Startausbildungen. Weil man andere Spieler eben nicht wirklich aufhalten kann. Außer, man blockiert nützliche Aktionen. Sollten die dann aber nicht zur eigenen Strategie passen, guckt man wieder in die Röhre und hat keine Zeit mehr, seine Minuspunkte loszuwerden. Das Bepuzzeln der Pläne kam zwar generell gut an, aber letztlich fragten meine Mitspieler sich dann auch, was das genau mit Wikingern zu tun haben soll. Es fühlt sich eher nach einer Logikprüfung oder einem IQ-Test an.

Ich persönlich würde es eher nur zu zweit oder dritt spielen. Oder am liebsten alleine. Die Solovariante ist wirklich sehr gelungen, da man zwei Farben spielt und diese abwechselnd auf dem Aktionsplan stehen bleiben. Man blockiert sich also kräftig selber, was eine ganz andere Denkweise für dieses Spiel benötigt. Die Zeit geht auch flotter herum im Solospiel, aber man fühlt sich trotzdem gut unterhalten und sehr gefordert. Außerdem muss man nicht ständig anderen dabei helfen, ihre verrutschten Pläne wieder aufzubauen.

Für uns ist "Ein Fest für Odin" nicht der große Wurf, den wir erwartet haben. Aber es ist ein Spiel, das wir definitiv noch öfter auf den Tisch bringen werden. Und ich ganz besonders in der Solovariante.

Also: Stecht das Met-Fass an!

Christoph Schlewinski

Bewertung: 5 Schilde