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Knobelritters Spielearchiv - Europa Tour

Art des Spiels: Sammel- und Tauschspiel
Autoren:        Alan R. Moon & Aaron Weissblum
Verlag:         Schmidt Spiele
Jahrgang:       2003
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 26,-

Heut' machen wir mal etwas ganz anders: Wir erfinden ein Spiel!

Eine Idee dazu hätte ich ja schon, passend zur fortschreitenden Vereinigung Europas. Wir nehmen alle Länder Europas, bis auf die ganz kleinen, die man auf einer normalen Landkarte Europas kaum erkennen kann: Liechtenstein, Andorra, Monaco, Vatikan, San Marino und die winzigen Nordseeinseln (Färöer, etc.). Auf ca. 40 Staaten kommen wir so. Für jedes Land brauchen wir dann eine Spielkarte.

Ich stell' mir dann vor, dass jeder Spieler 10 Karten bekommt und dann daraus eine Reiseroute zusammenstellen müssen, von einem benachbarten Land zum nächsten. Natürlich werden in den seltensten Fällen die anfangs ausgeteilten Karten zusammenpassen. Deshalb muss man nach bestimmten Regeln eigene gegen fremde Karten - vielleicht von offen ausliegenden Karten oder einem Nachziehstapel - austauschen können. Wer zuerst eine fertige Reise beisammen hat, gewinnt das Spiel.

Ein paar kleine Schwierigkeiten gibt es da allerdings noch. Zuerst einmal die Anzahl der Karten. Wenn es nämlich nur 40 Karten gibt, könnten maximal vier Spieler mitspielen, dann gäbe es aber dummerweise keinen Talon. Aber das gravierendste Problem ist, dass einige Länder keine oder nur wenige Grenzen zu anderen Ländern aufweisen, weil sie Inseln sind oder vorwiegend am Meer liegen. Extrembeispiele sind da etwa Island und Zypern. Und auch bei Binnenländern können Sackgassen entstehen, aus denen man nicht mehr herauskommen kann. Und zuletzt stelle ich mir eigentlich vor, dass die Reihenfolge der Karten in der Hand nur durch Tauschen geändert werden sollte, mit normalen Spielkarten lässt sich die Einhaltung dieser Vorgabe nicht kontrollieren. Wie kann man trotzdem daraus ein funktionierendes Spiel gestalten?

Ich muss mir - Gott sei Dank! - darüber gar nicht den Kopf zerbrechen, denn so ein Spiel gibt es nämlich bereits: "Europa Tour", erschienen dieses Jahr bei Schmidt Spiele. Das Autorenduo Alan R. Moon & Aaron Weissblum hat darin alle beschriebenen Probleme hervorragend gelöst. Zuerst einmal sind es keine Karten, sondern vielmehr stabile Kärtchen, die verwendet werden. Man hält sie auch nicht auf der Hand, sondern steckt sie in den "Routenplaner", ein halbkreisförmiger Kartenhalter. So ist schummeln (unbemerktes Herumtauschen) nur schwer möglich.

Das Problem der entstehenden Sackgassen wurde ebenfalls elegant gelöst. Alle Länder, die ans Meer grenzen, haben Fährverbindungen zu anderen Ländern. So kann man nun von Island beispielsweise per Schiff nach Russland, Norwegen, Schottland, Nordirland, Irland oder Portugal reisen. Man braucht zwischen 2 Ländern mit Schiffsverbindung nur eine Schiffskarte stecken, und schon kann die Reise weitergehen.

Die genialste Lösung sind jedoch die Flugverbindungen. Die 40 Länderkarten kommen in fünf verschiedenen Farben vor. Von jeder Farbe sind nun je zwei Flugzeugkarten vorhanden. Mit der farblich entsprechenden Flugzeugkarte kann man nun ein Land gleicher Farbe erreichen, gleichgültig, wie weit es entfernt ist. Zum Beispiel von Griechenland (gelbe Karte) mit einem gelben Flugzeug nach Finnland (ebenfalls gelb). Eine super Idee!

Insgesamt sind es jetzt also 60 Karten: 40 Länderkarten, 10 Schiffskarten und 10 Flugzeugkarten, reichlich genug für bis zu 4 Spieler. Ich erkläre noch einmal kurz den Spielmechanismus. Jeder Spieler erhält 10 Karten, die er - jeweils eine nach der anderen - in eine beliebige Stelle seines Routenplaners steckt. Wer zuerst damit fertig ist, darf anfangen. Man wählt entweder eine der fünf offen ausliegenden Karten oder eine verdeckte Karte vom Stapel und steckt sie anstelle einer beliebigen Karte in seinen Routenplaner. Die ausgetauschte Karte legt man auf einen beliebigen offenen Stapel, es müssen jedoch immer fünf offene Stapel sein. Umstecken ist - wie gesagt - strengstens verboten. Nach maximal 30 Minuten hat es ein Spieler geschafft, mit allen seinen 10 Karten eine komplette Reiseroute zusammenzustellen und ruft "Europa Tour". Ergibt die Kontrolle der Mitspieler, dass seine Route fehlerfrei ist, hat er gewonnen, ansonsten geht das Spiel weiter.

Der Spielmechanismus funktioniert wirklich ausgezeichnet. "Europa Tour" ist sicherlich kein Glücksspiel, vielmehr ist flexibles Denken und Umplanen gefragt. Es ist dabei wie bei "Rommé": Je mehr Möglichkeiten man sich offen lässt, umso besser der Chancen, passende Karten zu bekommen. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) ist das Spiel nicht jedermann's Sache, wie ich in unseren Spielrunden feststellen konnte. Den einen gefällt's sehr gut, andere kommen damit überhaupt nicht klar. Unbestritten ist hingegen der pädagogische Wert. Vor allem Kinder ab 8 Jahren lernen auf spielerische Weise einiges über die Topographie Europas.

Kritik muss ich allerdings am Material üben. Nein, nicht an den sehr stabilen Kärtchen oder an den praktischen Routenplanern. Auch nicht am Spielplan, der sowieso nur zur Orientierung dient und beidseitig bedruckt ist (Rückseite mit Originalbezeichnungen der Länder). Die Grafik ist nicht aufregend, aber gefällig. Die Kritik bezieht sich auf die Farben der Flugzeugkarten, die - vor allem bei hellrosa und hellorange - nicht eindeutig den Länderfarben zugeteilt werden können! Hier wäre eine bessere, eindeutigere Farbwahl unverzichtbar gewesen.

Franky Bayer

Bewertung:4 Schilde