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Knobelritters Spielearchiv - Finger weg!

Art des Spiels: Schätzspiel
Spieleautor:    Peter Wichmann
Verlag:         Zoch Verlag
Jahrgang:       2013
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 20 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppe:     Partyspieler ++

Das Schachtelcover schaut richtig gefährlich aus. Überall Blitze elektrischer Ladungen, Warntafeln mit der Aufschrift "Achtung Hochspannung" und ein Titel, der ausdrücklich vor Berührung warnt. Ich hab' mir echt schon überlegt, ob ich einen Kauf riskieren sollte. Oder hat der Verlag etwa bewusst die aus der Psychoanalyse bekannte "Verkehrung ins Gegenteil" angewandt, weil Menschen von Verbotenem magisch angezogen werden?

Jedenfalls hat sich das Spielmaterial als weitgehend harmlos herausgestellt. Ich hätte beim Öffnen der Schachtel also den Schutzanzug und den bereitgestellten Erste-Hilfe-Koffer gar nicht benötigt. Neben einem Notizblock, ein paar hölzernen "Finger weg!"-Scheiben und einem "Sicherungskasten" finden sich vor allem jede Menge Aufgabenkarten in der Schachtel. Mal sehen, ob hierin ungeahnte Gefahren lauern.

Vor jedem Durchgang wird eine Aufgabenkarte derart in den Sicherungskasten gesteckt, sodass nur die Aufgabenstellung und die möglichen Antworten sichtbar sind. Für ein besseres Verständnis des Spielablaufs werde ich einfach eine Beispielrunde erläutern. Bei der zufällig von mir gezogenen Karte aus dem Bereich "Kunst & Kultur" wird folgendes verlangt: "Finger weg von der Musikkoryphäe, die nie einen James Bond-Song aufgenommen hat". Untenstehend sind dann 8 Musiker oder Bands aufgelistet: Paul McCartney, Duran Duran, Madonna, Tina Turner, Alicia Keys, A-ha, Frank Sinatra und Tom Jones.

Ich bin als Erster an der Reihe und muss nun eine dieser Antworten ausschließen. Ich darf also nicht jene Koryphäe benennen, auf welche die Aussage zutrifft, sondern eine der falschen, unverfänglichen Antworten wählen. Diese doppelte Verneinung stellt die Spieler anfangs immer wieder vor Probleme, weshalb man die geforderte Aufgabe stets zu Beginn eines Durchgangs genau klären sollte. Nachdem ich mit Sicherheit weiß, dass Paul McCartney mit seiner Band "Wings" den Soundtrack zu "Live and let die" geschrieben hat, verkündige ich meine Wahl kommentarlos meinen Mitspielern. Diese haben nun die Möglichkeit, sich verdeckt mit ihren Scheiben meiner Aussage anzuschließen oder diese anzuzweifeln.

Erwartungsgemäß ist zu einem so frühen Stadium des Spiels noch keiner ausgestiegen. Ich öffne das Sichtfenster und natürlich ist dort kein roter Blitz sichtbar. Damit ist mein linker Nachbar an der Reihe, der sich für Tina Turner entscheidet. Dem schließe ich mich an, ich hab die Stimme der Rock-Oma zu James Bond noch irgendwie in meinen Ohren. Wieder richtig. Der nächste Spieler wählt Alicia Keys. Mist, das ist einer meiner Wackelkandidaten. Aber ich riskiere trotzdem und will im Spiel bleiben. Das Sichtfenster zeigt... (die Spannung steigt) ... keinen Blitz. Pfuuh! Aber einer meiner Mitspieler hat auf seiner Scheibe das "Finger weg"-Symbol aufgedeckt. Er steigt damit aus und bekommt 3 Punkte notiert.

Nun bin ich wieder dran. Das ist einfach, denn Duran Duran wird nach wie vor oft im Radio gespielt. Ich liege wieder richtig, aber es wird langsam immer enger. Als nächster wird Tom Jones gewählt. Hmmm, das erscheint mir noch wahrscheinlich. Es stimmt, und ich bin weiter im Rennen. Wenigstens ist wieder ein Spieler ausgestiegen, der dafür 5 Punkte kassiert. Der Haken dabei: Durch die beiden bereits ausgestiegenen Spieler bin ich wieder an der Reihe, und ich kann nicht auf Nummer Sicher gehen und freiwillig aussteigen, sondern muss mich für eine der drei verbliebenen Antworten entscheiden. Madonna, A-ha oder Frank Sinatra? Ich habe keine Ahnung und wähle Frank Sinatra, der hoffentlich in den 60er-Jahren einen James Bond-Song aufgenommen hat. Trommelwirbel... Oje, im Sichtfenster taucht der rote Blitz auf! Ich habe mir sozusagen die Finger verbrannt und bleibe ganz ohne Punkte. Mein verbliebener Mitspieler hingegen kann sich über 10 Punkte freuen.

Die erzielten Punkte werden notiert. Nachdem so viele Runden gespielt wurden wie Spieler teilnehmen, gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten. Das Punktemaximum von 10 Punkten in einer Runde lässt sich übrigens auf drei verschiedene Arten erreichen. Erstens, wenn man zum richtigen Zeitpunkt aussteigt, also die verfängliche Antwort errät. Zweitens, wenn man noch im Spiel ist und nur mehr eine Antwort offen ist, welche dann selbstverständlich die falsche Antwort sein muss. Drittens wenn man als einziger übriggeblieben ist, egal wie viele Antworten schon gegeben wurden.

Sicher ist es erstrebenswert, möglichst oft die Höchstpunktezahl zu erzielen, oft aber zwingt einen die Vernunft, vorzeitig auszusteigen, wenn die Situation zu heikel wird. Lieber ein paar sichere Punkte als dummerweise plötzlich leer auszugehen. "Finger weg!" hebt sich da auf angenehme Weise von der Masse der reinen Quizspiele ab, in denen meist jener "Streber" gewinnt, der am meisten weiß. Es ist vielmehr ein Schätz-Spiel, das geschickt mit Halbwissen und Vermutungen spielt und viel Raum fürs Bluffen und Zocken lässt. Die Fragen sind dahingehend gut gewählt, sie tendieren schon fast in die Kategorie "Schotts Sammelsurium" mit allerlei nutzlosen Fakten, Listen und Kuriositäten. Dies erweist sich als Glücksgriff, denn genaues Wissen ließe jegliche Spannung sowie das spielerische Element wegfallen.

Die Altersangabe ist mit "ab 12 Jahren" gut gewählt. Die Spielerzahl, welche mit 3 bis 8 Spielern angegeben ist, sollte aber besser im oberen Bereich liegen. Je mehr Spieler teilnehmen, umso lustiger ist es. Es erhält dann einen Partycharakter mit amüsanten Runden und unterhaltsamen Diskussionen. Dabei ist es ein großer Vorteil, dass ständig alle Spieler involviert sind.

Noch ein paar Bemerkungen zum Spielmaterial: Die Anzahl an Aufgabenkarten erscheint auf den ersten Blick mit 287 Stück nicht gerade reichlich. Da aber im Gegensatz zu Quizspielen (z.B. "Trivial Pursuit") in einer Partie nur wenige Karten verwendet werden (üblicherweise nur 1 pro Spieler), ist lang anhaltender Spielespaß für viele Partien garantiert. Zudem findet man noch ein umfangreiches Booklet mit Lösungen zu allen Aufgaben, und das nicht nur zu den richtigen Antworten. Ein Service, den man sich bei manchem Quizspiel wünschte. Suboptimal ist jedoch der Sicherungskasten gelöst, denn bei sorgloser Handhabung kann die Aufgabenkarte leicht rausrutschen und den Blick auf die richtige Lösung freigeben. Um diesen störenden Umstand zu verhindern, sollte man sich lieber mit einem Gummiringerl behelfen.

Abgesehen von diesem kleinen Kritikpunkt gibt es an "Finger weg!" nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Bei uns ist das Spiel in vielen - vor allem größeren - Runden sehr gut angekommen und hat uns schon viel Spaß bereitet.

Franky Bayer

Bewertung: 4 1/2 Schilde