April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Forum Trajanum^Framework ->

Knobelritters Spielearchiv - Fossil

Art des Spiels: Sammelspiel
Spieleautor:    Klaus Palesch
Verlag:         Goldsieber Spiele
Jahrgang:       1998
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 19,-

Archäologie ist eine sehr heikle Wissenschaft. Ganz vorsichtig müssen die Erdschichten, Staub und andere Überlagerungen von den Fundstücken gelöst werden, um diese so gut wie möglich zu erhalten. Und trotz aller Vorsicht sind selten die antike Vase, das Skelett des Velociraptors oder der versteinerte Ammonit als Ganzes vorhanden. Meist drückt bereits die Bezeichnung Fundstücke sehr treffend den Zustand dieser Zeugen der Vergangenheit aus.

Das Spiel "Fossil" stellt die Spieler vor die Aufgaben, die Bruchstücke von neun verschiedenen Fossilien zu sammeln. Ammonit, Knochenfisch, Pappelblatt, Pilgermuschel, Schlangenstern, Seeigel, Seelilie, Tribolit und Pfeilschwanzkrebs sind jeweils in neun Stücke zerfallen. Das ergibt insgesamt 81 Stücke, die auf ebensoviel quadratischen Plättchen abgebildet sind. Zur besseren Übersicht und Unterscheidung sind auf allen Plättchen noch Symbole angegeben. Nicht alle Plättchen sind gleich wertvoll. Dies wird durch die Anzahl der Symbole auf den Plättchen ersichtlich gemacht. Das Mittelstück jedes Fossils zählt drei Punkte, dann gibt es noch zwei Plättchen mit 2 Punkten, die restlichen 6 Stücke zählen den einfachen Wert.

Zuerst wird die archäologische Ausgrabungsstätte vorbereitet. Dazu werden alle Plättchen verdeckt gemischt und dann schön offen auf das 9 x 9 Felder große Spielfeld gelegt. Zwei Spielsteine, die von jedem der Spieler gezogen werden dürfen, werden auf beliebige Felder des Plans gesetzt. Das ist bereits alles an Vorbereitungen, die zwei bis sechs Hobbyarchäologen bedürfen also nicht der üblichen Ausgrabungswerkzeuge wie Schaufeln, Spitzhacken und Pinsel. Vielmehr darf, wer an der Reihe ist, in Folge mit einem der beiden Spielsteine - echte Halbedelsteine - in horizontaler oder vertikaler Richtung auf irgendein Fossilplättchen ziehen und dieses an sich nehmen. Die Zugweite ist dabei nur durch den Spielfeldrand, durch den zweiten Spielstein und durch den eigenen Punktevorrat begrenzt. Es muss nämlich für jedes Feld, welches man zieht, ein Punkt bezahlt werden. Ein Feld (Mindestzug) kostet 1 Punkt, zwei Felder zwei Punkte, etc. Da zu Spielbeginn die Zählsteine der Spieler bei 30 Punkten stehen und man bei diversen Wertungen auch ohne weiteres draufzahlen kann, ist es durchaus möglich, dass man einmal bei 0 angelangt, dadurch bewegungsunfähig ist und auch zu keinem neuen Plättchen kommt.

So sammeln die Spieler im Laufe des Spiels ein Fossilteilchen nach dem anderen. Die erworbenen Plättchen legen sie dabei offen vor sich ab, sodass jeder Spieler sehen kann, wie viele Teile von welchem Fossil von jedem Spieler bereits erlangt wurden. Interessant wird das Ganze, wenn ein Spieler von einem bestimmten Fossil das letzte Stück nimmt, denn jetzt kommt es zu einer Wertung. Alle Spieler ermitteln den Wert ihrer Sammlung für das betreffende Fossil. Dieser Fundwert ergibt sich aus der Multiplikation von Gesamtpunktwert x Anzahl der Plättchen. Habe ich also beispielsweise fünf Plättchen mit insgesamt 9 Punkten, erhalte ich dafür - na? Richtig: 45 Punkte auf der Zählleiste gutgeschrieben. Doch noch nicht genug damit. Der Spieler, der den höchsten Fundwert erzielt, kriegt von allen Spielern, die kein einziges Plättchen ihr Eigen nennen, noch Bonuspunkte, und zwar entsprechend der Anzahl der Plättchen. Im Idealfall sind so im Spiel zu sechst sogar 162 Punkte (9 x 13 + 5 x 9) mit einem einzigen Fossil möglich.

Einen guten Mechanismus habe ich noch nicht erwähnt. Derjenige Spieler, der eine Wertung auslöst, hat noch einen besonderen Vorteil: Er darf mit einem beliebigen Spieler noch ein beliebiges Plättchen tauschen. Dieser kann sich nicht dagegen wehren, einzige Bedingung ist, dass die beiden getauschten Plättchen denselben Punktewert haben.

Das Spiel endet, wenn keiner der beiden Spielsteine mehr auf ein Fossilplättchen gezogen werden kann. Dann wird noch einmal jedes noch nicht gewertete Fossil abgerechnet, und am Ende gewinnt - ganz unspektakulär - der Spieler mit den meisten Punkten.

Das schöne Spielmaterial - einmal mehr hat der Münchner Franz Vohwinkel das Thema graphisch einfach wunderbar umgesetzt - und das Regelstudium haben in mir doch einigermaßen hohe Erwartungen in das Spiel gesetzt. Leider bin ich diesmal enttäuscht worden, denn das Spiel funktioniert meines Erachtens nicht richtig. Dabei stört mich weniger, dass - wie bei Spielen dieser Art ganz natürlich - die taktische Komponente mit der Anzahl der Spieler abnimmt. Mir fiel vielmehr auf, dass sich jeder Spieler beim Sammeln auf eine Sorte konzentriert. Der Abrechnungsmodus mit den progressiv steigenden Punkten bewirkt nämlich, dass man immer benachteiligt ist, wenn man versucht, verschiedene Fossilien zu sammeln. Die paar Pünktchen, die man ablegen muss, wenn man bei einer Fossilienart nicht mitmachte, sind nichts gegen die hohe Punktezahl, die eine Wertung mit vielen Teilen einer Sorte verspricht. Diejenigen Spieler, die in ihren ersten Partien eher gleichmäßig Stücke einsammelten, mussten bald einsehen, dass damit kein Blumenstock zu gewinnen ist, worauf sie in den darauffolgenden Spielen auch auf die erfolgversprechendere Spielweise umstiegen. Das taktische Ziehen auf dem Spielplan und das interessante Element des Plättchentauschens reichen nicht aus, um die Spieler vom einfach gestrickten Erfolgsrezept abzubringen. So ist es leicht zu erklären, warum einige Spieler - der Schreiber dieses Artikels eingeschlossen - nach anfänglicher Begeisterung das Interesse an "Fossil" verloren.

Abgesehen von diesen spielerischen Schwächen sind auch noch andere nicht optimale Lösungen festzustellen. So sind die Plättchen eine Spur zu dünn geraten. Die graphische Gestaltung fördert leider nicht die notwendige Übersichtlichkeit. Und die Zählleiste ist absolut unpraktisch, da sie schlangenlinienförmig angeordnet ist. So wird ein Zählstein bei Punktegewinn mal nach oben, mal nach unten bewegt, was in unseren Runden für einige Verwirrung und mit großer Wahrscheinlichkeit auch zu einer falschen Aufzeichnung des Punktestandes führte (auch weil ab und zu auf das Zahlen des Bewegungszuges vergessen wurde).

So bleibt mir nur als Fazit nach einigen Ausgrabungsversuchen zu vermelden: Man sollte sich nicht von der schönen Optik irreführen lassen. Auf der Suche nach einer spielerischen Perle wird man hier leider nicht fündig.

Franky Bayer

Bewertung: 2 Schilde