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Knobelritters Spielearchiv - Friesematenten

Art des Spiels: Karten- und Versteigerungsspiel
Spieleautor:    Friedemann Friese
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 9,-

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Friedemann Friese ist ein absolutes Original. Rein äußerlich ist er seit vielen Jahren an seinen grünen (!) Haaren zu erkennen. Aber auch seine Spielideen sind meist sehr originell. Dabei versucht er sich in wirklich vielen Spielegenres, von Logistikspielen über Kartenstichspiele, Eisenbahnspiele, Partyspiele bis hin zu Wirtschaftsspielen. Dabei haben alle seine Spiele ihren eigenen Touch. Seine Werke bringt er zumeist in seinem eigenen Kleinverlag "2F Spiele" heraus, sie zeichnen sich durch grüne Schachteln und vielen "F" in Titel und Spielgeschichte aus.

Immer öfter gelingt es dem Bremer allerdings, Spiele in größeren Verlagen unterzubringen, was ihm finanziell sicher mehr einbringt. Bei Kartenspielen bietet sich "Amigo Spiele" regelrecht an, das vor zwei Jahren bereits sein "Megastar" herausbrachte. Und so findet man neuer im Verlagsprogramm von "Amigo" gleich zwei Friedemann Friese-Spiele: "Stichmeister" und "Friesematenten". Über Letzteres - ein Remake des bereits vor einigen Jahren in seinem eigenen Verlag erschienenen Spiels - möchte ich in diesem Artikel etwas genauer berichten.

"Friesematenten" ist im Grunde genommen ein Karten-Versteigerungsspiel. Die Spieler verfügen anfangs lediglich über ein Startkapital von 60 Euro, am Ende jeder Runde erhalten sie noch ein Grundeinkommen von 30 Euro. Mit diesen finanziellen Mitteln ausgestattet, versuchen sie, im Laufe des Spiels möglichst wertvolle Karten zu ersteigern. Dabei kommen vier verschiedenen Kartenarten vor, farblich deutlich voneinander zu unterscheiden.

Mit den roten "Fabriken" erwirtschaften die Spieler vor allem zusätzliches Geld entsprechend ihres Produktionswertes. Der Begriff "Fabrik" bezieht sich dabei aber nur auf ihre wirtschaftliche Funktion, denn neben der Tabakindustrie, einer Möbelfabrik, einem Supermarkt finden wir darunter auch Gebäude wie Museum, Bäcker, Galerie oder Bestatter. Einige Fabriken bringen auch Siegpunkte, die am rechten unteren Rand angegeben sind.

Die meisten Siegpunkte bekommt man allerdings mit dem Erwerb eines "Statussymbols", deren Kartenfarbe in gelb gehalten ist. Eine goldene Armbanduhr ist bloß 4 Siegpunkte wert, eh klar, hat heutzutage ja schon fast jeder. Aber einen rassigen, knallroten Sportwagen (11 Siegpunkte) oder gar eine echte Locke vom King persönlich (stolze 13 Siegpunkte), das sind Statussymbole, die einen gesellschaftlich in die oberen Zehntausend bringen.

Blaue "Einflusskarten" beziehen sich entweder auf eine einzelne ausliegende Karte oder auf einen Spieler. So verdoppelt etwa der "Supermanager" den Produktionswert einer Fabrik, die Karte "Mega-In" wiederum die Siegpunkte einer beliebigen Karte. "Security" schützt eine Karte gegen direkte Aktionen, und jede Karte Bauland erhöht das Fabrikmaximum um 1. Jeder Spieler darf nämlich normalerweise nur 3 Fabriken besitzen und muss eine alte Fabrik verschrotten, wenn er eine vierte ersteigert.

Bleiben noch die grünen "Aktionskarten" übrig, die immerhin ein Drittel des gesamten Kartendecks ausmachen. Diese Karten können das Geschehen ganz schön durcheinanderwirbeln und sorgen für reichlich Interaktion. Die meisten erlauben zum Teil recht böse Aktionen gegen einen oder mehrere Mitspieler, zum Beispiel zerstört der "Berserker" eine beliebige Karte. Selbst wenn eine Aktionskarte für den eigenen Aufbau nicht unbedingt notwendig ist, so überlässt man sie doch sehr ungern seinen Konkurrenten, weshalb gerade bei solchen Karten die Gebote übermäßig in die Höhe schnellen können.

Nun zum Spielverlauf. Jede Runde beginnt mit dem Auffüllen der Börse. Karten, die in der Vorrunde keinen Abnehmer fanden, werden an den Nachziehstapel gerückt. Anschließend werden so viele neue Karten vom Stapel aufgedeckt, dass wie zu Spielbeginn Spielerzahl plus drei Karten in der "Börse" (der offenen Kartenauslage) liegen, als zum Beispiel 7 Karten bei 4 Spielern.

In der 2. Phase können die Spieler beliebig viele noch nicht genutzte Aktions- und Einflusskarten ausspielen, bevor sie in der wichtigsten 3. Phase Karten ersteigern können. Die Karten werden der Reihe nach, beginnend mit der Karte, die am nächsten zum Nachziehstapel liegt, nach den üblichen Regeln versteigert. Das Erstgebot darf das auf der Karte angegebene Mindestgebot nicht unterschreiten, die folgenden Spieler können entweder das Gebot erhöhen oder passen. Wer einmal gepasst hat, kann für diese Karte nicht wieder in die Versteigerung einsteigen. Der letzte noch verbliebene Spieler erhält - wie gewohnt - den Zuschlag, bezahlt sein Gebot an die Bank und legt die ersteigerte Karte offen vor sich ab. Karten, die - mangels Interesse oder Geld - keinen Käufer finden, werden ein Stück nach oben geschoben. Findet sich auch in der folgenden Runde dafür kein Spieler, der die Karte ersteigern will, kommt sie auf den Ablagestapel. Die Versteigerungsphase dauert so lange, bis jede Karte einmal angeboten wurde.

Zum Ende der Runde - in der 4. Phase Produktion und Einnahmen - erhalten alle Spieler zusätzlich zu einem Grundeinkommen von 30 Euro die Einnahmen aus der Produktion ihrer eigenen Fabriken.

Sobald mindestens ein Spieler nach der Versteigerungsphase 40 oder mehr Siegpunkte ausliegen hat, endet das Spiel sofort. Sollte dies kein Spieler schaffen, endet das Spiel spätestens, wenn der Nachziehstapel zum zweiten Mal leer geworden ist. Es gewinnt natürlich der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

Wie eingangs erwähnt, hat Friedemann Friese dieses Spiel bereits in seinem Kleinverlag "2F Spiele" herausgebracht. Und zwar in jener Zeit, als gerade Sammelkartenspiele, wie "Magic", "Pokemon" usw. groß in Mode waren. Friese weigerte sich, die Karten in die damals übliche Form von seltenen und häufiger vorkommenden Karten zu unterteilen, sondern bot die insgesamt 200 verschiedenen Karten gleichwertig in zufällig gemischten Erweiterungsboxen an. Für Sammler sicher keine optimale Lösung, denn einen kompletten Satz zusammenzutauschen war nicht so einfach. Grund: Es fehlte einfach an Tauschpartnern.

"Friesematenten" war nämlich in meinem Bekannten- und Freundeskreis alles andere als ein Erfolg. Die Karten waren schon recht witzig, sowohl was ihre Illustration als auch den Text bzw. ihre Wirkung betraf. Auch das Spiel war ganz in Ordnung, trotzdem sprang der Funke einfach nicht rüber. Es ist der geschickten Redaktionsarbeit vom Amigo-Team zu verdanken, dass sich die Neuauflage wesentlich besser spielt. Da wurde zum einen die Grafik überarbeitet und deutlich übersichtlicher gestaltet. Die farbliche Unterscheidung der verschiedenen Kartenarten gab es zwar schon, aber die Piktogramme sind jetzt viel leichter zu erkennen und zudem verständlicher.

Am wichtigsten ist jedoch, dass man die unnötig komplizierten "Marker" aus dem Originalspiel ersatzlos gestrichen hat. Mit ihnen wurde festgehalten, wie oft der Effekt einer Aktionskarte noch genutzt werden konnte. In der Neuauflage wandert jede Aktionskarte nach einmaligem Gebrauch auf den Ablagestapel, eine sinnvolle Änderung. Einige der umständlichen Karten hat man auch entfernt.

Mit der nun vorliegenden Form kann man durchaus zufrieden sein. Obwohl ich eigentlich kein Freund von Versteigerungsspielen bin, gefällt es mir ganz gut. Durch die am Anfang jeder Runde festgelegte Reihenfolge kommt sogar eine gehörige Portion Taktik ins Spiel, da man mit seinen Geboten die Mitspieler für die nächsten Karten auszutricksen versucht. Die Aktionskarten sorgen obendrein für viel Wirbel und Fiesematenten. Und die witzigen Zeichnungen und die vielen schrägen, ironischen (Karten-)Ideen bringen mich sowieso immer wieder zum Schmunzeln.

Der kleine Zusatz "Set 1" auf der Spieleschachtel lässt vermuten, dass da noch ein paar Erweiterungen nachkommen. Man darf gespannt sein, was sich Friedemann Friese und Amigo Spiele in Zukunft noch alles einfallen lassen...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde