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Knobelritters Spielearchiv - Galaxy Trucker

Art des Spiels: hektisches Bauspiel
Spieleautor:    Vlaada Chvatil
Verlag:         Czech Games Edition
Jahrgang:       2008
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

Sternzeit 4-38-712. Logbuch der U.S.S.-Zusammenschweiß NCC 08-15.

Hurra, mein erster Logbucheintrag! Und das in der Pilotenkabine meines eigenen, funkelnagelneuen Raumtransporters. Nun gut, genau genommen ist er nicht wirklich komplett neu, es sind alles alte, gebrauchte Teile, welche aber von mir persönlich neu zusammengeschweißt wurden. Die CORPORATION, das interplanetare Konsortium, welches für den Bau von Kanalisation und billigen Wohnungen auf weniger entwickelten Planeten zuständig ist, hat nämlich auf ein revolutionäres Geschäftsmodell umgestellt, um dem drohenden Bankrott zu entgehen. In der ganzen Galaxie hat sie ein Netz von Lagerhallen gegründet, wo Abenteurer wie ich kostenlos aus einer beliebigen Anzahl an vorfabrizierten Teilen ein Raumschiff basteln können, welches wir dann auf eigene Faust zu den entfernten Planeten bringen. Nur was unterwegs verloren geht, muss bezahlt werden, was hingegen unterwegs verdient wird, können wir als Gewinn behalten.

War das ein stressiger Tag gestern, als ich bei der Lagerhalle im Andromeda-System ankam. Einige andere Mitbewerber hatten sich ebenfalls dort eingefunden, sie alle waren scharf auf die saftigen Prämien, welche die schnellsten Lieferanten am Zielort abkassieren können. So stürzte ich mich sofort an die Arbeit. Das war nicht so einfach, schließlich musste ich jede Kiste zuerst aufmachen, um zu sehen, was sich darin befindet. Konnte oder wollte ich den Teil nicht einbauen, ließ ich die Kiste einfach offen liegen. Wenn mir später der Inhalt einer - auch von einem Konkurrenten geöffneten - Kiste zusagte, konnte ich den Teil verwenden.

Beim Einbau musste ich vor allem auf passende Anschlüsse achten. Es gab nämlich einfache, doppelte und universelle Anschlüsse. Eigentlich waren nur ein einfacher und ein doppelter Anschluss miteinander nicht kompatibel, aber selbstverständlich durften Anschlüsse nicht auf Teile ohne Anschlüsse zusammentreffen. Da die Anzahl und Art der Anschlüsse auf allen Teilen verschieden war, gestaltete sich der Zusammenbau recht knifflig, wegen des Zeitdrucks - alle arbeiteten gleichzeitig wie wild - musste ich schließlich einen suboptimalen Zusammenbau hinnehmen, um mein Raumschiff rechtzeitig auf die Startrampe zu kriegen.

Ich habe ja noch gar nicht erklärt, welche verschiedenen Teile es überhaupt gibt, und wozu sie gut sind. Da sind einmal die Motoren, ohne die man sich nicht fortbewegen kann. Die Düse jedes Triebwerks muss selbstverständlich nach hinten gerichtet sein, sonst dreht man sich ja im Kreis. Befindet sich ein Motor zudem nicht am Heck des Raumschiffs, muss dahinter noch etwas Platz sein, sonst verbrennt man sich ja das eigene Fluggerät. Je mehr Motoren, umso schneller kommt man vorwärts.

Kanonen sind auch recht sinnvoll, man weiß ja nie, was einem in den Weiten des Weltalls alles erwartet. Kanonen können in jede Richtung zeigen, aber auch hier gilt, dass sich direkt vor einer Kanone kein Raumschiffteil befinden darf, das wäre nämlich genauso fatal... Es gibt übrigens sowohl stärkere Motoren als auch wirkungsvollere Kanonen (jeweils doppelte Leistung), allerdings müssen diese mit Energie aus Batterien - weitere recht hilfreiche Schiffsteile - gespeist werden.0

Ebenfalls mit Batterie betrieben werden müssen Schutzschildgeneratoren, die das Schiff vor kleineren Schäden (beispielsweise durch Meteoriten) schützen können. Und besonders wichtig sind natürlich Ladeflächen, ohne die keine Waren aufgeladen werden können, um sie gewinnbringend am Zielort an den Mann zu bringen. Für die besonders wertvollen gefährlichen Güter sind übrigens spezielle, rot gefärbte Container erforderlich. Alle anderen Teile, die sich noch in den Kisten befinden können, dienen der Stabilisierung des Schiffes (Verbindungsteile und andere Apparaturen).

Als ich meinen Raumtransporter - ich taufte ihn liebevoll in "U.S.S. Zusammenschweiß NCC 08-15" - endlich fertig hatte, war ich im Großen und Ganzen stolz auf meine Konstruktion. Sicher, in der vorgeschriebenen, äußerst knapp bemessenen Zeit habe ich es nicht geschafft, die maximale Kapazität des Schiffes auszunutzen, auch bleiben noch einige offene Stellen an der Außenhülle, die mir etwas Kopfschmerzen bereiten. Aber nun bin ich startklar und kann mich auf die mit Ungeduld erwartete Jungfernfahrt begeben. Also dann: Volle Kraft voraus, Energie!!!

Sternzeit 4-38-735. Zweiter Logbucheintrag.

Puh, jetzt bin ich endlich am Ziel angekommen. Unterwegs habe ich schon nicht mehr dran geglaubt, so ereignisreich gestaltete sich der Flug. Anfangs gab es ja noch keine Probleme, denn im freien Weltraum kommt es nur darauf an, schnell voranzukommen. Ich habe etwas Energie aus meinen Batterien verwendet, um auch die stärkeren Motoren einzusetzen, so konnte ich einen meiner Mitbewerber überholen. Dann tauchten plötzlich ein paar kleinere Meteoriten auf. Die meisten prallten an der intakten Außenhülle ab, einer drohte zwar, in eine offene, undichte Stelle einzudringen, was ich allerdings mit einem meiner Schutzschilde noch verhindern konnte. Gegen den großen Brocken, der von links daher schoss, hatte ich jedoch keine Chance, was den Verlust eines Triebwerks bedeutete.

Dann trafen wir auf eine Planetengruppe, wo ich - immerhin als Zweiter angekommen - wertvolle Waren aufladen konnte. Die Zeit zum Verladen ließ mich jedoch an die dritte Stelle zurückfallen. Aber dann kam es knüppeldick. Piraten nahmen nacheinander unsere Schiffe unter Beschuss. Ein schwerer Treffer riss ein tiefes Loch in die Backbordseite meines Schiffs, weshalb ich gleich drei Teile in die Weiten des Weltalls verlor. Dann dezimierten noch Sklavenhändler meine Besatzung. Zu guter Letzt tauchten noch Schmuggler auf, die jedoch nicht so stark bewaffnet waren, sodass ich sie mit meinen Kanonen besiegen konnte. Leider konnte ich die Belohnung in Form von Waren nicht mehr in meinen Laderäumen unterbringen.

Aber zumindest konnte ich meinen stark lädierten Raumfrachter noch zum Zielort retten. Der Lohn für die Mühe und die Strapazen: Gerade noch 2 Credits als Drittplatzierter, aber leider keine Extraprämie, da mein Schiff mehr offene Stellen aufwies als die der Konkurrenten. Dafür konnte ich meine Waren gewinnbringend verkaufen. Abzüglich der Kosten für die unterwegs verlorenen Teile (je 1 Credit) bleibt mir so noch immer ein Reingewinn von 12 Credits. Für das nächste Mal bin ich aber besser vorbereitet. Dann wage ich einen längeren Flug mit einem größeren Raumschiff. Ich freue mich schon auf den hektischen Zusammenbau und den abenteuerlichen, abwechslungsreichen Flug... Ende des Logbucheintrags.

"Galaxy Trucker" ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Spiel. Dass mit Vlaada Chvatil ausgerechnet ein tschechischer Autor für Furore sorgt, zeigt schon mal, wie sehr der ehemalige Ostblock gegenüber dem Westen aufgeholt hat. Mit dieser originellen Spielidee und der handwerklichen Umsetzung in erstaunlich hoher Qualität braucht sich der Verlag Czech Games Edition nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil, was Spielmaterial und Grafik betrifft, kann sich "Galaxy Trucker" durchaus mit den besten Neuerscheinungen messen. Den Vogel schießt jedoch die überaus witzige, ja nahezu geniale Spielregel ab, die mich mit ihren lustigen Randbemerkungen wiederholt zum Lachen brachte.

Das Spiel selbst kann allerdings in zwei Dingen recht kontrovers betrachtet werden: Zuerst baut man aus verdeckten Plättchen fieberhaft am eigenen Raumschiff. Gerade dieses Arbeiten unter Zeitdruck gefällt sicherlich nicht jedem. Anfänger tun sich schwer und brauchen ein paar Spiele, um die wenigen Legeregeln zu verinnerlichen und sinnvoll in kürzester Zeit umsetzen zu können. Es gibt aber auch Spieler, die von Haus eher auf ruhige Spiele stehen, denen wird das hektische Treiben auch mit zunehmender Spielerfahrung absolut nicht zusagen.

Danach fiebert man den kosmischen Begegnungen entgegen, die auf zufällig aufgedeckten Karten daherkommen, und versucht, die Reise möglichst unbeschadet und mit hoffentlich prall gefüllten Frachträumen zu überstehen. Auch hier scheiden sich die Geister, denn bei aller Spannung kann man auf keinen Fall von einem taktisch geprägten Spiel sprechen. Der Glücksanteil, bereits durch das Aufdecken der Raumschiffteile nicht unerheblich, wird durch das zufällige Auftauchen spielentscheidender Ereignisse und das Auswürfeln, wo Meteoriten und Schüsse schließlich auf die Raumschiffe treffen, noch erhöht, ein Umstand, der von manchem "ernsthaften" Spieler nicht akzeptiert wird.

Und dennoch ist "Galaxy Trucker" einfach ein tolles Spiel mit einer äußerst dichten Atmosphäre, der sich viele Spieler nicht entziehen können. In unserem Spielekreis findet man neben Spielern, die solche Hektikspiele grundsätzlich nicht anrühren, eine ständig wachsende Zahl an Spielern, die daran -auch nach anfänglicher Skepsis - ihren Gefallen gefunden haben. Genau diese Spieler werden sich auch auf die demnächst erscheinende Erweiterung freuen, die neben Spielmaterial für mehr Spieler noch kniffligere Baupläne für die Raumschiffe und noch gefährlichere Routen durch den Weltraum bietet. Für mich persönlich ist "Galaxy Trucker" eines der Highlights des Spielejahrgangs, und mit dieser Meinung stehe ich sicher nicht alleine da!

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde