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Knobelritters Spielearchiv - Glen More

Art des Spiels: Sammel- und Aufbauspiel
Spieleautor:    Matthias Cramer
Verlag:         Alea Spiele
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 70 Minuten
Preis:          ca. € 22,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Nun wird es langsam Zeit, mich zu outen. Ich stehe auf bärtige Männer in kurzen Röcken. Nein, nicht was Sie jetzt denken. Ich bin nur ein Schottland-Fan. Seit meiner ersten Fahrt durch die Highlands, als ich warten musste, bis eine Schafherde die viel zu schmale Straße überquert hat. Seit meinem ersten Schluck rauchigen Single Malt Whiskies. Seit meinen ersten Highland Games in einer natürlichen Felsen-Arena bei Portree auf der Isle of Skye. Und vor allem auch seit dem unglaublichen Ritt durch eine unwirklich nebelige Landschaft bei leichtem Nieselregen. Es gibt für mich tatsächlich keine idyllischere Landschaft als der raue Norden der britischen Inseln.

Leider ist Schottland nicht gerade ein Familien-Ferienparadies, das meist miese Wetter nicht gerade kindertauglich, weshalb mein letzter Besuch schon länger zurückliegt. Um meine Erinnerungen an Schottland aufrechtzuerhalten, bleibt mir daher nur ab und zu ein Glas besten Islay Whiskies, bevorzugt Lagavullin. Wenn dann mal ein Spiel erscheint, das in den Highlands spielt, schlage ich allein schon aus nostalgischen Gründen zu. Dieses Jahr kam bei alea Spiele "Glen More" heraus, das - laut Untertitel - von Schotten, Schafen und scharfen Getränken handelt. Da kann ich unmöglich widerstehen...

Wir verkörpern die Oberhäupter schottischer Clans, die im ausgehenden 17. Jahrhundert versuchen, möglichst viel Einfluss und Macht in den schottischen Highlands zu gewinnen. Anfangs ist das Gebiet unseres Clans allerdings sehr beschränkt. Mehr als ein mickriges Dorf, durch das eine Straße von Ost nach West führt, sowie ein Fluss von Süden nach Norden fließt, besitzen wir nicht. Dazu kommen noch ein Clanmitglied, welches im Dorf platziert wird, und ein Barvermögen von gerade mal 6 Münzen.

Doch im Laufe des Spiels erweitern wir unser Herrschaftsgebiet mit Landschaftsplättchen, die uns einen bestimmten Nutzen einbringen. Die Produktionsfelder liefern uns verschiedene Rohstoffe, wie Getreide (Getreidefelder), Holz (Wälder), Stein (Steinbrüche), Rinder (Weiden) und Schafe (Wiesen). Dazu gibt es noch andere Plättchen, wie Destillen, die den so wichtigen Whisky produzieren. Dörfer und Burgen (letztere gehören zu den 13 "besonderen Orten") wiederum versorgen uns mit weiteren Clanmitgliedern. Andere Plättchen erlauben den Umtausch von Ressourcen in Siegpunkte, wie etwa die Jahrmärkte und der Krämer, bei denen jeweils verschiedene Rohstoffe in Siegpunkte umgemünzt werden können, oder die Fleischereien (Umtausch von Rindern und/oder Schafen). Im Grunde genommen also Altbekanntes: Ein Spiel um Rohstoffproduktion und -verwertung.

Bevor wir "Glen More" nun aber in die nur allzu volle Schublade "kennen wir so schon irgendwie" verstauen, sollte ich lieber noch die originellen Aspekte des Spiels erwähnen. Die erste Besonderheit ist, dass "Glen More" nicht im Uhrzeigersinn gespielt wird. Die Position der Spielfiguren auf der Spielfläche, auf der die Plättchen in einer Kette offen ausgelegt werden, gibt nämlich vor, wer als nächstes dran ist. Der Spieler, dessen Figur in der Kette am weitesten hinten steht, versetzt die Figur auf ein beliebiges Plättchen vor und nimmt dieses Plättchen an sich. Je nachdem, wie weit die Spieler ziehen, kommen sie im Verlauf des Spiels eventuell verschiedenhäufig an die Reihe, gegebenenfalls auch mehrfach direkt hintereinander.

Das gewählte Plättchen baut der Spieler nun in seine persönliche Auslage ein. Dabei ist zu beachten, dass es mit mindestens einer Seite an anderen Plättchen anliegt. Außerdem muss sich mindestens ein Clanmitglied auf einem orthogonal oder diagonal benachbarten Plättchen befinden. Und schließlich muss darauf geachtet werden, dass Plättchen mit Straße oder Fluss in die entsprechende Reihe oder Spalte platziert werden müssen.

Mit dem Anlegen wird nicht nur das soeben gelegte Plättchen, sondern es werden auch alle benachbarten Plättchen "aktiviert". Dies bedeutet, dass Produktionsfelder nun ihre entsprechenden Rohstoffe produzieren, Umtauschfelder genutzt werden dürfen, etc. Aktivierte Dörfer und Burgen erlauben die Bewegung von Clanmitgliedern. Auf diese Weise können Clanmitglieder auch ganz aus der Auslage entfernt werden, um sie zu sogenannten "Chieftains" zu befördern, wichtig für die dreimal im Spiel stattfindenden Wertungen.

Das Aufdecken eines neuen Plättchens vom Stapel beendet den Spielzug eines Spielers. Die drei Nachziehstapel regeln auch die Wertungen. Sobald das letzte "1er"-Plättchen auf die Spielfläche gelegt wird, kommt es zur ersten Wertung. Bei dieser erhalten die Spieler Siegpunkte für ihre Errungenschaften in den drei Bereichen Whiskyproduktion, Chieftains und "besondere Orte". Jeder zählt die Anzahl seiner Whiskyfässer und vergleicht sie mit der Anzahl desjenigen Spielers, der davon am wenigsten besitzt. Für die Differenz gibt es nach einer Tabelle Siegpunkte. Auf dieselbe Weise wird mit den Chieftains und den "besonderen Orten" verfahren. Nach dem Legen des letzten "2er"- und des letzten "3er"-Plättchens kommt es ebenfalls zu einer Wertung. Nach ein paar letzten Punkten für bestimmte "besondere Orte" und verbliebene Münzen, sowie möglichen Minuspunkten für zu viele Plättchen in der eigenen Auslage, endet das Spiel. Wer insgesamt die meisten Siegpunkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel.

Dieses relativ einfache Regelwerk lässt erstaunlich viele verschiedene Strategien zu. Man kann versuchen, schon während des Spiels mit Tavernen, Fleischereien und Jahrmärkten wertvolle Punkte zu sammeln, oder sich für die Wertungen mit Chieftains und Whiskyfässern einzudecken. Es ist vorteilhaft, sich auf irgendetwas zu spezialisieren, aber erst im Laufe des Spiels ergibt sich, was zielführend sein kann. Für die meisten Taktiken gibt es auch den einen oder anderen passenden "besonderen Ort", denn die Burgen und Seen bringen stets noch einen speziellen Vorteil mit, wie zusätzliche Clanmitglieder, Whiskyfässer oder Ressourcen.

Blindes Sammeln von Landschaftsplättchen bringt daher auf keinen Fall was. Es sollten schon solche Plättchen genommen werden, die zur gewählten Strategie passen. Und da liegt leider auch der Haken des Spiels. Es gibt nämlich einen nicht zu unterschätzenden Glücksanteil in der Verteilung der Plättchen. Wer nur unpassende Plättchen nahebei vorfindet, und für passende Plättchen häufiger zu weit vorrücken muss, verliert wertvolle Spielzüge gegenüber seinen Mitspielern. Das kann mitunter richtig frustrierend sein, da man nicht wirklich etwas dagegen unternehmen kann. Wer hingegen "seine" Plättchen stets in angenehmer Reichweite hat, ist deutlich besser dran.

Abgesehen davon spielt sich "Glen More" auch nicht mit jeder Spielerzahl gleich. Ideal ist es für 4 Spieler. Bei 2 oder 3 Spielern übernimmt ein Würfel (!) die Funktion eines "Dummies", was erstaunlicherweise ganz gut klappt. Für 5 Spieler würde ich das Spiel hingegen nicht empfehlen, da man nicht so oft drankommt und der Glücksfaktor dadurch noch höher, unkontrollierbarer wird.

"Glen More" ist ein solides Spiel mit schöner Gestaltung und gewohnt preiswerter, fast schon knauseriger Materialqualität. Es ist vielleicht nicht gut genug, um neue Fans für die Highlands zu begeistern, aber ausreichend, um Freunde von Schottland - so wie mich - nicht zu enttäuschen. Längerfristig werde ich aber doch beim Lagavullin bleiben müssen...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde