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Knobelritters Spielearchiv - Grand Cru

Art des Spiels: Wirtschaftsspiel
Spieleautor:    Ulrich Blum
Verlag:         Eggert Spiele
Vertrieb:       Amigo Spiele
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          90 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Grand-Echezeaux, Richebourg, Chambertin, Musigny und Romanée-Conti. Dazu noch Meursault, Pouilly-Fuissée, Chassagne-Montrachet und Puligny-Montrachet. Wer hier nur Bahnhof versteht, muss sich dieser Wissenslücke nicht unbedingt schämen. Es sind dies Weinsorten aus der Burgund, und selbst ich als gelernter Touristik- und Gastronomiefachmann kenne sie nicht auswendig, sondern habe sie aus meinen alten Unterlagen herausgesucht, die ich für meine Hotelfachprüfung anno dazumal büffeln musste.

Für das Spiel "Grand Cru" hingegen genügen gerade mal 5 Rebsorten. Somit ist nicht wirklich Wissen über die Önologie (lat. Kellerwirtschaft), ja nicht einmal über die Ampelographie (Rebsortenkunde) notwendig. Vielmehr sollten potentielle Spieler ein wenig mehr Zeit und einen Hang zu etwas anspruchsvolleren Spielen mitbringen.

Wir haben im berühmten französischen Weinbaugebiet des Burgunds einen Weingut erworben und versuchen uns nun als Winzer. Die Weinhänge sind jedoch komplett leer, wahrscheinlich sind die alten Reben alle grob vernachlässigt worden, weshalb wir uns die Weinstöcke der dort gängigsten Rebensorten Gamay, Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir erst anschaffen müssen. Auch an Ausrüstung und Marketing fehlt noch ziemlich viel, sodass man unsere Ausgangssituation bestenfalls als bescheiden bezeichnen könnte. Da wir außerdem all unser Geld in den Kaufpreis des Weingutes gesteckt haben, müssen wir zu seiner Weiterentwicklung wohl oder übel noch Kredite aufnehmen. Verdeckt entscheiden wir uns für 1 bis 6 Kredite zu je 7 Francs.

Für den Betrieb unseres Weingutes stehen uns jedes Jahr mehrere Aktionen zur Verfügung. Die meisten davon dienen dem Ausbau unseres Unternehmens, wofür jedes Jahr ein Angebot an offen liegenden Plättchen mit Weinreben und Ausbauten zur Auswahl steht. So können wir für ein bestimmtes Plättchen ein erstes Gebot machen, indem wir es auf einen freien Versteigerungsplatz legen und einen unserer Aktionsmarker auf ein Preisfeld unserer Wahl (1 bis 6 Francs) setzen. Wir können auch ein bereits vorhandenes Gebot erhöhen, indem wir einen Aktionsmarker auf ein höheres Preisfeld stellen, und den anderen Marker an seinen Besitzer zurückgeben. Liegt bereits ein eigener Aktionsmarker auf der Versteigerungstabelle, können wir das entsprechende Plättchen ersteigern, indem wir den gebotenen Preis an die Bank zahlen. Teurer, aber dafür ohne Zugverlust ist es, wenn wir einen Direktkauf durchführen. Dabei zahlen wir den (hohen) Fixbetrag von 7 Francs und dürfen ein beliebiges Plättchen aus der Auslage oder von einem Versteigerungsplatz nehmen.

Erworbene Plättchen bauen wir sofort in unser Weingut ein. Auf Weinreben wird sofort ein Holzwürfel in derselben Farbe platziert, die Trauben wachsen und gedeihen sozusagen. Ausbauten wiederum können wir ab sofort ein Mal pro Jahr nutzen. Die anderen möglichen Aktionen sind logisch für ein Weinbauunternehmen. So können wir eine Weinlese durchführen, indem gegen Abgabe von 1 Franc ein Würfel von einer Weinrebe auf das erste Fass ganz links in unserem Weinkeller gelegt wird. Oder wir können eine Weinsorte verkaufen, indem alle Weinwürfel einer Sorte aus einem Fass im Keller zum aktuellen Marktpreis verkaufen. Dabei muss der Wein bereits seine Reife - wie auf den Fässern angegeben - erreicht haben, der Kurs sinkt durch den Verkauf - unabhängig von der verkauften Menge - um 1 Stufe. Und schließlich können wir auch noch die Nachfrage für eine Weinsorte erhöhen, indem wir den entsprechenden Kursmarker um eine Stufe nach oben schieben. Einige der Ausbauten erlauben uns eine Extra-Aktion, wie zum Beispiel die "Veredelung", die einen Wein schneller reifen lässt.

Am Ende eines Jahres findet dann ein Weinfest statt, bei dem wir stolz unsere Weine präsentieren. Gute Weinverkäufe bringen uns dabei Prestigepunkte ein, die wir gegen verschiedene, hilfreiche Sonderaktionen eintauschen können. Während der Wein in den Fässern reift (wir schieben einfach alle Würfel um ein Fass weiter), erledigen wir die abschließenden Bankgeschäfte: Wir zahlen die Zinsen für unsere aufgenommenen Kredite und dürfen danach entweder noch neue Kredite aufnehmen oder Kredite zurückzahlen.

Letzteres bestimmt auch das Spielende, denn sobald mindestens ein Spieler alle Kredite zurückgezahlt hat, endet das Spiel. Wir ermitteln abschließend den finanziellen Erfolg unseres Weingutes, wobei wir vom Barvermögen unsere offenen Kredite abziehen (je 7 Francs), und noch Geld für in unserem Weinkeller gelagerte Weine (je 1 Franc pro Würfel) sowie unsere Investitionen (je 2 Francs für Plättchen unterschiedlicher Art) erhalten. Der reichste Spieler unter uns gewinnt das Spiel und wird zum besten Winzer der Burgund gekürt.

"Grand Cru" ist sicher kein einfaches Spiel für zwischendurch. Schon die allererste Entscheidung, wie viele Kredite man aufnehmen soll, ist recht knifflig. Prinzipiell gibt es zwei extreme Strategien: Man kann einerseits nur wenig Geld aufnehmen, billigere und schneller reifende Rebsorten kaufen, um früh bei den Weinfesten präsent zu sein und von den Prestigepunkten zu profitieren. Oder man konzentriert sich auf teurere Sorten mit deutlich höherer Gewinnspanne, für die man allerdings ein höheres Anfangskapital und auch mehr Zeit benötigt. Für welche Taktik man sich auch entscheidet - auch Mischtaktiken sind natürlich möglich -, sollte man diese mit passenden Ausbauten optimieren.

Doch nicht nur die Planung einer längerfristigen Strategie ist gefragt. Es gibt etliche Punkte, bei denen man interaktiv auf die Aktionen der Mitbewerber reagieren muss. Das Angebot an Plättchen ist für alle offen, weshalb man genau beobachten sollte, wer welches Plättchen brauchen könnte. Für wichtige Plättchen soll man durchaus auch einen teuren Direktkauf in Betracht ziehen, bevor es einem die Konkurrenz vor der Nase wegschnappt. Auch beim Weinfest lohnt sich ein Blick auf die Mitspieler, da es die wichtigen Prestigepunke für Mehrheiten in verkauften Weinsorten gibt. Und schließlich gilt der Kurswert auf der Nachfrage-Tabelle selbstverständlich für alle Spieler. Hier heißt es aufpassen, den Mitspieler beim Erhöhen einer Nachfrage keine Vorlagen zu liefern bzw. Weine zu verkaufen, bevor er durch Verkäufe anderer Spieler sinkt.

Ganz besonders acht geben sollte man jedoch auf das Jahresende. Zwar garantiert eine spezielle Regelung, dass mindestens vier Aktionsrunden stattfinden, doch sehr oft will man noch mehr Aktionen durchführen. Sobald aber ab der vierten Aktionsrunde ein Spieler seine letzte Weinrebe aberntet, ist jeder Spieler nur mehr einmal dran. Pech, wenn man dann nicht mehr alle seine Weinreben abernten kann oder abgegebene Gebote für Plättchen verfallen. Manch Spieler führt auf diese Weise bewusst ein schnelles Jahresende herbei, um die Pläne seiner Mitspieler zu durchkreuzen.

Das Grundprinzip des Spiel ist zwar relativ einfach, aber die vielen Elemente (die verschiedenen Ausbauten, die unterschiedlichen Sonderaktionen nach dem Weinfest, etc.) machen es wesentlich komplexer und anspruchsvoller. Die erste Partie kann daher sehr lange dauern, wir haben über 3 Stunden gebraucht, bis einer seine Kredite zurückzahlen konnte. Doch der Anreiz, es beim nächsten Mal besser zu machen, ist sehr groß, ebenso der Anforderungscharakter, und so wurde bald nach weiteren Partien verlangt. Bei Fortgeschrittenen sind es dann selten mehr als 10 Runden, was ungefähr 30 Minuten pro Spieler beansprucht. In voller Spielerzahl kann es, vor allem durch Grübeleien einzelner, trotzdem zu lange dauern. Ideal ist es meiner Meinung nach für 3 bis 4 Spieler.

Auch wenn ich "nur" die normale Ausgabe besitze ("Grand Cru" in der Holzbox kostet um einiges mehr), ist die Qualität des Spielmaterials doch sehr gut. Lediglich in der Farbgebung kann ich leichte Mängel feststellen. So lässt sich die gelbe Rebsorte Syrah nur schwer von der ockerfarbigen Rückseite unterscheiden. Auch bei den Ausbauten muss man schon sehr genau schauen und des öfteren mit der Spielregel vergleichen, um zu erkennen, um welchen Ausbau es sich handelt. Das restliche Material ist aber stabil und von ansprechender grafischer Gestaltung.

Insgesamt gefällt mir dieser Ausflug in das Weinbaugebiet Burgund ausgesprochen gut, auch wenn manchmal (schmerzhafte) Erinnerungen an meine Zeit an der Fremdenverkehrsfachschule aufkommen...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde