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Knobelritters Spielearchiv - Great Western Trail

Art des Spiels: Worker Movement &
                Deckbuilding Game
Spieleautor:    Alexander Pfister
Verlag:         Eggert Spiele
Vertrieb:       Pegasus Spiele
Jahrgang:       2016
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          90 bis 150 Minuten
Preis:          € 39,90

Zielgruppe:     Spielexperten ++

So, du hast deine Ranch in Texas also gut im Griff, deine Rinder haben sich auf deinen Weiden rasch vermehrt und sind ausreichend genährt. Jetzt müssen sie nur mehr nach Kansas getrieben werden, damit sie dir viele Dollar einbringen. Aber wie wirst du es anstellen? Wirst du die Herde schnell durch die Prärie führen, oder wirst du mehrere Stopps machen, um zwischendurch lukrative Aktionen auszuführen? Du wirst sicher auch fähiges Personal benötigen. Aber wirst du dabei eher auf geschickte Handwerker, findige Ingenieure oder doch auf mutige Cowboys setzen? Wie auch immer, beim "Great Western Trail" kannst du beweisen, dass du der beste Viehzüchter westlich des Missouri bist!


Zu Beginn besitzt du allerdings nur eine kleine Herde, welche sich ausschließlich aus Rindern eher geringer Qualität zusammensetzt: Jersey (Zuchtwert 1), Dutch Belt, Black Angus und Guernsey (jeweils Wert 2). Zur besseren Unterscheidung sind die Rinder-Karten auch farblich gekennzeichnet. Du mischst deinen Kartenstapel und nimmst 4 Karten auf die Hand.

Zusätzlich erhältst du eine Spielerablage, auf dessen markierten Feldern du deine Spielermarker legst, eine Lok-Figur, die du auf das Startfeld der Eisenbahnstrecke auf dem Spielplan stellst, eine Viehtreiber-Figur, ein paar Münzen Startkapital, sowie 10 Gebäudeplättchen in deiner Farbe.

Der Spielplan zeigt einen gewundenen Pfad von Texas nach Kansas mit einigen Abzweigungen und Abkürzungen, aber auch einigen Teilabschnitten, auf denen Gefahren (Überschwemmung, Dürre, Steinschlag) lauern. Bereits zu Beginn befinden sich an einigen Orten neutrale Gebäude, welche du - wie auch deine Konkurrenten - benutzen kannst. Am oberen und rechten Rand des Spielplans verläuft eine Eisenbahnstrecke, welche hauptsächlich für die Lieferung deiner nach Kansas gebrachten Rinder ausschlaggebend ist. Am linken Rand wiederum befindet sich der Arbeitsmarkt, an dem du dich mit neuem Personal eindecken kannst. Und am unteren Rand werden ein paar Rinderkarten mit höheren Werten ausgelegt, welche den Rindermarkt darstellen. Wenn du an der Reihe bist, führst du in deinem Spielzug folgende 3 Phasen aus:

Phase A) Bewege deinen Viehtreiber

Du ziehst deine Figur entlang des Pfads vorwärts zu einem neuen Ort. Die maximale Bewegung wird durch das aktuelle Schrittlimit auf deiner Spielerablage vorgegeben. Jedes Feld mit einem Plättchen (Gebäude, Gefahren, etc.) gilt dabei als Ort und verbraucht genau 1 Schritt. Auf einigen Orten musst du Gebühren entrichten, entweder an die Bank oder - bei Gebäuden deiner Mitspieler - direkt an diese.

Phase B) Nutze die Aktion(en) des erreichten Ortes

Bei Gebäuden deiner Mitspieler kannst du bloß eine einfache Hilfsaktion ausführen, das ist eine der fünf Aktionsmöglichkeiten links auf deinem Spielertableau, von denen anfangs aber nur zwei freigeschaltet sind. Wesentlich sinnvoller ist es daher, eines der neutralen Gebäude oder eines deiner eigene Gebäude in Reichweite anzusteuern, denn diese erlauben dir 2 bis 3 Aktionen, die doch wesentlich bessere Auswirkungen haben.

Ich möchte dir jetzt nicht alle möglichen Aktionen aufzählen, sondern konzentriere mich auf die wichtigsten davon. Nachdem deine Haupterlöse (und auch viele der spielentscheidenden Siegpunkte) vom Verkauf deiner Herde in Kansas abhängt, ist der Kauf von Rindern am Rindermarkt eine sinnvolle Option. Aus je mehr Cowboys deine Mannschaft besteht, umso mehr oder bessere Rinder kannst du erwerben - gegen Bargeld natürlich.

Aber auch Hausbau kann eine gute Sache sein, um mit neuen Gebäuden zwischendurch stärkere Aktionen durchführen zu können. Welche Gebäude du aus dem offenen Angebot errichten darfst, hängt davon ab, wie viele Handwerker du in deinem Team hast. Und dann macht es noch Sinn, deine Lokomotive möglichst weit auf der Eisenbahnstrecke vorwärts zu ziehen, um weitere Lieferungen machen und auch entferntere Bahnhöfe erreichen zu können, wofür die Anzahl deiner Ingenieure ausschlaggebend ist.

An zusätzliches Personal kommst du schließlich in einem speziellen Gebäude ran, welches dir erlaubt, gegen "cash" bis zu zwei Personen vom Arbeitsmarkt einzustellen.

Ein spezieller Ort ist Kansas City. Hier lieferst du alle Kühe ab, die du in deiner Hand hältst. Du errechnest den Zuchtwert deiner Herde, bekommst den entsprechenden Betrag in Dollar ausbezahlt und lieferst in eine Stadt, welche dem errechneten Wert (oder weniger) entspricht. Dorthin platzierst du einen Marker deines Spielertableaus, wodurch eine neue Fähigkeit freigeschaltet wird. Anschließend wird dein Viehtreiber wieder an den Anfang des Pfades gesetzt.

Phase C) Ziehe Karten nach

Du ziehst so viele Karten nach, bis dein Handkartenlimit (anfangs 4 Karten) erreicht ist.

Kansas City ist aber nicht nur als Zielort aller Viehtriebe interessant. Jedes Mal, wenn du dort Kühe ablieferst, kommen am Arbeitsmarkt neue Personen hinzu. Diese markieren auch den Spielfortschritt. Sobald auf dem Arbeitsmarkt eine bestimmte Marke erreicht wird, wird das Spielende eingeleitet.

In einer Schlusswertung erhältst du vor allem Punkte für deine Herden, deine errichteten Bahnhöfe, deine belieferten Städte, deine überwundenen Gefahren, deine erledigten Aufträge, dein Personal u. v. m. Wenn du schlussendlich die meisten Siegpunkte anhäufen konntest, hast du dich als der cleverste Viehzüchter erweisen.


Da heißt es jahrelang: "Wild West ist als Spielethema nicht gefragt", und dann kommt da ein Greenhorn aus Good Old Austria, und zeigt auf überzeugende Weise, wie spannend und herausfordernd so ein Viehtrieb von Texas nach Kansas sein kann.

"Great Western Trail" ist nicht einfach einzuordnen. Es ist teils ein Aufbau- und Entwicklungsspiel, weil man sein Geld in Personal investiert, um sich in verschiedene Richtungen zu entwickeln. Es hat aber ebenfalls Elemente des Workerplacements (oder besser Worker Movements), da die eigene Viehtreiber-Figur auf Gebäude gezogen wird, um dessen Aktionen nutzen zu können. Und es enthält auch einen Deckbuilding-Mechanismus, da man seine Herde durch Zukauf wertvollerer Rinder verbessern kann.

Keiner dieser drei Elemente sind aber vorherrschend, es ist vielmehr die originelle Mischung, welche den Spielreiz ausmacht. Auf jeden Fall ist "Great Western Trail" jedoch ein Strategiespiel, denn es ist vorteilhaft, seine Anstrengungen in eine von drei Richtungen zu konzentrieren. Diese werden durch die drei verschiedenen Personen vorgegeben, auf die ich nun im Anschluss etwas näher eingehen möchte.

Eine Möglichkeit, viele Siegpunkte zu erlangen, ist der Bau von Gebäuden, wofür die Einstellung von ausreichend vielen Handwerkern notwendig ist. Die Gebäude bringen am Ende Siegpunkte, je mehr Handwerker zu deren Errichtung gebraucht werden, umso mehr. Man kann übrigens auch bereits gebaute Gebäude überbauen, wofür dann lediglich die Differenz an Handwerkern benötigt wird. Nur auf diese Weise lassen sich auch die besonders punkteträchtigen Gebäude bauen.

Neben Siegpunkten haben Gebäude ja auch noch einen weiteren Nutzen. 10 verschiedene Gebäude stehen den Spielern in jeder Partie zur Auswahl. Mit den passenden Gebäuden lässt sich die eigene Strategie feinabstimmen. Nachdem die Gebäudeplättchen zwei verschiedene Seiten aufweisen, ist für reichlich Abwechslung gesorgt. Ein zusätzlicher Effekt der Gebäude ist, dass sie die Zugweite für die Mitspieler verringern, in einigen Fällen kosten sie diesen fürs Passieren sogar Münzen, eine Art Maut also.

Mit Ingenieuren läuft das anders ab. Sie dienen hauptsächlich dazu, die eigene Lok auf der Eisenbahnstrecke voranzutreiben. Damit lassen sich Bahnhofsfelder erreichen, welche beim Bau eines Bahnhofs wertvolle Siegpunkte bringen. Je weiter entfernt ein Bahnhof ist, umso mehr kostet er zwar, umso mehr Punkte ist er dann aber auch wert. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Strategie ist, dass bei einer Lieferung selbst für weiter entfernte Städte keine Transportkosten anfallen.

Cowboys eignen sich schließlich vorzüglich dazu, Rinder zu kaufen. Über je mehr Cowboys man verfügt, umso bessere Rinder kann man für weniger Geld am Rindermarkt erwerben. Diese bringen dann nicht nur bei der Schlusswertung wertvolle Siegpunkte, sondern erhöhen die Chance auf größeren Ertrag in Kansas City. Erst bei der Zusammenstellung seiner Rinderherde kommt der Deckbau so richtig zur Geltung. Wenn man entsprechend gut eingekauft hat, sind sogar Lieferungen bis nach San Francisco möglich, bei der jede einzelne schon jeweils stolze 9 Siegpunkte einbringt.

Aber auch wenn mit der Wahl der Personen in etwa die Richtung eingeschlagen wird, auf welche Weise man hauptsächlich Siegpunkte erzielen will, bleibt doch eines nicht aus. Stetig und unausweichlich nähert man sich mit seiner Viehtreiber-Figur Kansas City. Ungefähr 7 Mal erreicht man den Zielort im Laufe einer Partie. Dabei gilt es zu bedenken, dass jede Stadt - mit Ausnahme von Kansas City und San Francisco - von jedem Spieler nur ein einziges Mal beliefert werden darf. Nur die weiter entfernten Städte bringen viele Punkte ein, die recht nahen Städte hingegen sogar Minuspunkte. Eine Lieferung nach Kansas City wird gar mit 6 Minuspunkten bestraft, dafür bekommt man zusätzliche Einnahmen im Wert von 6 $.

Man sollte daher darauf achten, dass der Wert seiner Herde zum Zeitpunkt des Erreichens von Kansas City doch irgendwie gesteigert wird, um nicht ständig Nachteile hinnehmen zu müssen. Kurioserweise hat in unseren Partien meistens jener Spieler gewonnen, der mehr Marker in Kansas City hatte Dies beweist, wie wichtig die Extra-Einnahmen für das weitere Vorgehen dort sein können.

"Great Western Trail" besitzt - neben den erwähnten Hauptmechanismen - aber noch jede Menge Zusatzelemente, wie Gefahren- und Tipiplättchen, Bahnhofsvorsteher, Sofortaktionen beim Anstellen von Personen, Auftragskarten, Zertifikatsmarker, u. v. m., auf die ich aber nicht näher eingehen will, um diese Rezension nicht allzu sehr aufzubauschen. Meiner bescheidenen Meinung nach sind dies ein bisschen zu viele Elemente, denn sie verkomplizieren unnötig das Spiel, ohne dass ein nennenswerter Mehrwert entsteht. Alexander Pfister hätte gut daran getan, dezent zu reduzieren, um das Spiel letztlich zugänglicher zu machen

Dies soll aber keine Kritik am Spiel sein. "Great Western Trail" richtet sich nun mal ausschließlich an den Spielexperten, an den anspruchsvollen Spieler, der gerne mehrere Optionen hat, und strategisch vorgehen will. Und dieser findet, wenn er sich durch die detailreichen Regeln durchgearbeitet hat, ein vielschichtiges, komplexes Spiel vor, das Großteils ohne jeden Glücksfaktor auskommt. Das einzige Manko stellt die Interaktion dar, welche nur indirekt stattfindet. Dies wird aber durch den enormen Wiederspielreiz, um die verschiedenen Vorgehensweisen durchzutesten, mehr als wettgemacht. Für mich eines der besten Spiele des letzten Jahres und daher eine ganz klare Kaufempfehlung!

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde