April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Hallertau^Hansa Teutonica ->

Knobelritters Spielearchiv - Hanabi

Art des Spiels: kooperatives Kartenspiel
Spieleautor:    Antoine Bauza
Jahrgang:       2012
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 10,-

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler ++

Einleitung:

Japan - das ist schon eine ganz andere Kultur. Faszinierend, wie die Japaner noch so simplen Dingen eine große Bedeutung verleihen, einfachste Tätigkeiten zu einer Kunstform hochstilisieren. Darum heißt ein Feuerwerk bei ihnen auch nicht bloß Feuerwerk, sondern ganz poetisch "Hanabi", was sich aus den beiden Wörtern für "Feuer" und "Blume" zusammensetzt. Der tiefere Sinn liegt bei einem Hanabi weniger in der Opulenz als vielmehr im künstlerischen Ausdruck und filigranen Bildern. Im gleichnamigen Spiel "Hanabi" ist es daher die Aufgabe der Spieler, eine möglichst schöne "Blume" im Nachthimmel erblühen zu lassen.

Spielbeschreibung:

Tatsächlich tragen viele Feuerwerks-Effekte Blumennamen, wie Pfingstrose, Chrysantheme, Dahlie, usw. Die Effekte kommen auch auf den Spielkarten vor. Als gelernter Europäer geht man aber schon viel sachlicher und weniger blumig damit um. Wir sprechen nüchtern und so völlig ohne Phantasie von 5 Farben mit den Werten von 1 bis 5.

Wie bei Kartenspielen üblich werden die Karten verdeckt gemischt und jeder Spieler erhält ein paar Karten (je nach Spielerzahl 4 bis 5) auf die Hand. Es gilt nun, gemeinsam eine Auslage zu bilden, die aus fünf Farbreihen mit aufsteigenden Zahlen besteht. Es muss also von einer Farbe zuerst die "1" ausgelegt werden, dann erst darf die entsprechende "2" hinzugefügt werden. Jede Reihe muss zudem lückenlos sein und darf keine gleichen Zahlen beinhalten.

Klingt trotz dieser genauen Vorgaben aber eher einfach, nicht wahr? Das liegt aber nur daran, dass ich die Hauptsache, den Kern des Spiels, noch nicht erwähnt habe. Die Spieler halten ihre Karten nämlich verkehrt rum auf der Hand, sodass jeder nur die Karten der Mitspieler, aber nicht die eigenen sehen kann. Dies erschwert das Ganze natürlich enorm. Damit eine Karte sinnvoll ausgespielt werden kann, bedarf es daher unbedingt an Informationen.

Die - zumindest vorerst - wichtigste Aktion eines Spielers ist es deswegen, einem anderen Spieler einen möglichst guten Hinweis auf seine Karten zu geben. Leider ist es nicht gestattet, ihm gleich seine ganze Kartenhand aufzuzählen, wäre aber auch nicht sehr reizvoll. Erlaubt sind vielmehr folgende Hinweise: Mit einem Farb-Hinweis verrät man einem Spieler, wie viele Karten einer bestimmten Farbe er besitzt, und wo genau er sie auf der Hand hält. Ein Zahlen-Hinweis funktioniert auf dieselbe Weise, nur eben mit einer bestimmten Zahl. Jeder gegebene Hinweis "verbraucht" jedoch ein Hinweis-Plättchen, welches daraufhin auf die schwarze Seite gedreht wird.

Die Hinweisplättchen sind allerdings sehr knapp bemessen. Mit gerade mal acht Hinweisen kommt man nicht sehr weit. Deshalb hat man als zweite Option bei seinem Spielzug, eine seiner Handkarten auf den Ablagestapel zu werfen und als "Belohnung" dafür ein Hinweis-Plättchen wieder auf die Vorderseite drehen zu dürfen.

Und schließlich - das ist ja auch das Ziel des Spiels - kann man eine seiner Karten versuchen, in der Auslage unterzubringen. Zumeist wird man dies machen, wenn man durch erhaltene Hinweise genau weiß, dass man die Karte auslegen kann. Irrt man sich aber, und die Karte passt in keine ausliegende Reihe, muss man eines der Gewitter-Plättchen umdrehen. Das ist anfangs weiter nicht so schlimm, aber sobald man das dritte und letzte Gewitter-Plättchen auf die Seite mit dem Blitz wenden musste, senden die Götter in ihrem Zorn ein Unwetter, welches das Feuerwerk sofort beendet.

"Hanabi" endet auch, wenn das seltene Kunststück gelingt, das Feuerwerk komplett auszulegen, oder - am häufigsten - wenn die letzte Karte vom Nachziehstapel gezogen wurde und jeder Spieler noch ein letztes Mal an der Reihe war. Jede Karte in der Auslage zählt einen Punkt. Je mehr Karten man geschafft hat, umso höher die Qualität des Feuerwerks, umso besser hat das ganze Team zusammengearbeitet. Ab 16 Punkten kann man von einer gelungenen Vorstellung sprechen.

Fazit:

"Hanabi" ist ein ungewöhnliches Spiel aus der Feder von Antoine Bauza ("7 Wonders"). Diese Mischung aus Kooperations-, Deduktions- und Kommunikationsspiel habe ich bis dato so noch nicht gesehen. Zwar erleben kooperative Spiele momentan eine Blütezeit, aber keines davon geht auf diese Weise an die Aufgabe durch die Kartenverteilung und deren Problemlösung heran.

Deduktion ist wichtig, um aus den wenigen Hinweisen die richtigen Schlüsse ziehen, möglichst viele Informationen herauslesen zu können. Und dies nicht nur, um Karten in die Auslage zu bringen. Genauso wertvoll sind Erkenntnisse, welche Karten man gefahrlos abwerfen kann, um damit Hinweis-Plättchen wieder "aktivieren" zu können. In diesem Zusammenhang sollte man übrigens der Empfehlung der Spielregel folgen und unbedingt vorher laut ansagen, welche Aktion man beabsichtigt, um opportunistisches Umschwenken nach dem Ausspielen der Karte zu verhindern.

Das Spiel lebt auch von der Kommunikation. Aber nicht von der Sorte Geschwätz oder belangloses Gelabere, hier ist vielmehr der möglichst treffende Austausch von Informationen gefragt. Zwar warnt die Spielregel ausdrücklich vor darüber hinausgehenden Kommentaren oder gar Beeinflussung, die Grenzen muss aber jede Spielrunde für sich selbst ziehen. Sicher wäre Schwindeln oft hilfreich, meiner Meinung nach raubt man sich dadurch aber selbst der Herausforderung. Trotzdem gibt es auch abseits verräterischer Sätze, Gesten und Mimik Mittel, bestimmte Informationen zu übertragen. So beherrscht man mit der Zeit die Kunst, sozusagen "zwischen den Zeilen zu lesen", die Absichten der Mitspieler zu erraten. Je öfter eine Runde zusammenspielt, umso besser funktionieren solche unausgesprochenen Informationen.

In Sachen Kooperation haben die Spieler stets darauf zu achten, welche Informationen den Mitspielern zur Verfügung stehen, und welche Möglichkeiten ihnen bleiben, damit sie nicht plötzlich zu riskanten Notaktionen gezwungen werden. Wenn beispielsweise ein Spieler wichtige Karten auf der Hand hält, aber keine Ahnung davon hat, wäre es fatal, wenn er dran kommt und kein Hinweis-Plättchen mehr offen liegt. Hier heißt es, auch die Sitzreihenfolge in die Überlegungen einzubeziehen, und so gut es geht zusammenzuarbeiten und die Aktionen geschickt zu koordinieren.

Im Laufe des Spiels wird sicher jeder mal feststellen, dass er sich trotz vorangegangener Hinweisen an manche Karten nicht mehr erinnern kann. Wir haben uns in unseren Runden darauf geeinigt, dass bereits erhaltene Informationen jederzeit abgefragt werden können, damit man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann und nicht noch nebenbei Gedächtnistraining betreiben muss. Allerdings dürfen dabei auf keinen Fall neue Hinweise übermittelt werden. Puristen können dies natürlich anders handhaben und ein Merkspiel draus machen.

Ein geringer Glücksfaktor kann aber auch auftreten. So hat man manchmal gar keine andere Wahl und muss eine seiner Karte abwerfen, ohne zu wissen, ob nicht vielleicht eine wertvolle Karte darunter ist. Oder man will die Auslage erweitern, weiß aber nicht welche von zwei oder drei Karten wohl die richtige ist. In diesem Falle braucht man auch eine kleine Portion Dusel. Auch kann sich die Anfangsverteilung bisweilen schwierig gestalten, oder eine wichtige Karte taucht erst sehr spät im Spiel auf. Trotzdem ist all dies nicht spielentscheidend, der Erfolg des Feuerwerks liegt zum überwiegenden Teil in den Händen der Spieler.

Wem all das noch zu wenig Herausforderung darstellt, oder wer etwas Abwechslung sucht, für den gibt es noch ein paar Varianten inklusive. So kann der Schwierigkeitsgrad durch Reduzierung der Gewitterplättchen erhöht oder durch zusätzliche Hinweis-Plättchen vermindert werden. Besonders interessant wirken die beiden Varianten "Farbrausch", bei der eine sechste Farbe - nämlich "bunt" - ins Spiel dazukommt.

Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass ich bis jetzt noch keine der Varianten ausprobiert habe. Dies ist aber damit begründet, dass ich zwar schon mehr als ein Dutzend Partien hinter mir habe, dies jedoch mit sehr vielen unterschiedlichen Spielgruppen. Für Neulinge musste klarerweise jedes Mal das Grundspiel herhalten, das aber ausnahmslos allen Mitspielern ausgesprochen gut gefiel. Eindeutiges Indiz dafür sind die vielen Diskussionen und Nachbetrachtungen nach jeder Partie, etwa über verpasste Chancen, missverstandene Hinweise und unglückliche Kartenabwürfe. In dieser unscheinbaren Schachtel mit den paar Spielkarten steckt eine Spieltiefe, die man auf den ersten Blick nicht vermutet hätte. Hanabi ist ein intelligentes, vielschichtiges, ja fast schon geniales Spielchen, das immer wieder von Neuem begeistert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist somit einfach unübertrefflich.

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde