April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Hanabi^Hansa ->

Knobelritters Spielearchiv - Hansa Teutonica

Art des Spiels: Aufbau von Handelsrouten
Spieleautor:    Andreas Steding
Verlag:         Argentum Spiele
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          45 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Nein, eigentlich wollte ich nicht über "Hansa Teutonica" schreiben. Erstens dachte ich, dass das Spiel von "Argentum Spiele", einem deutschen Kleinverlag, womöglich in Österreich nicht erhältlich wäre. Es wird zwar von Heidelberger vertrieben, aber bei uns muss man da schon in richtig guten Fachgeschäften suchen, also nix "Toys'R'Us" oder so...

Zweitens klingt mir das Thema schon ziemlich abgedroschen. Handelsrouten zwischen deutschen Hansastädten errichten, das ist schon ein alter Hut. Die Spieler versuchen als Kaufleute zu Zeiten dieser Hanse ihr Ansehen zu mehren. Hatten wir schon x-mal und reißt heutzutage keinen Spieler thematisch vom Hocker.

Das Spielmaterial ist auch nicht allzu einladend. Die grafische Gestaltung ist zwar gelungen und spricht mich schon an. Aber man kann das in der flachen Schachtel enthaltene Material nicht gerade als opulent bezeichnen. Neben einem beidseitig bedruckten Spielplan, der verschiedene mit Handelsrouten verbundene Hansastädte zeigt, finden wir noch 5 Spielertableaus, ein paar Pappplättchen (Grenzsoldaten und Bonusmarker), sowie eher klein geratene Holzwürferl (die Händler) und Holzscheiben (Großhändler) in den fünf Spielerfarben. Wie gesagt optisch schön anzusehen, aber doch ein wenig fuzzelig.

Aber auch vom Spiel her machte es auf mich auf den ersten Blick keinen überwältigenden Eindruck. Ich konnte keine wirklich neuen, innovativen Spielmechanismen erkennen. Fünf verschiedene Aktionsmöglichkeiten stehen den Spielern zur Auswahl. Die am häufigsten gewählte Aktion ist das Einsetzen eines eigenen Händlersteines. Dabei wird ein Händlerstein aus dem eigenen Vorrat auf einen beliebigen freien Verbindungspunkt einer Handelsroute platziert. Es ist nicht verpflichtend, Händlersteine zusammenhängend zu setzen, auch dürfen auf jeder Handelsroute, welche zwischen 2 und 4 Verbindungspunkte aufweisen kann, Händlersteine verschiedener Spieler stehen.

Man kann aber mit einer anderen Aktionsmöglichkeit einen gegnerischen Händlerstein verdrängen und einen eigenen an dessen Stelle einsetzen. Allerdings muss dafür als zusätzliche Kosten ein Händlerstein vom Vorrat an die Kasse abgegeben werden, während der auf diese Weise verdrängte Spieler zu dem verdrängten Spielstein einen Stein aus seinem Vorrat auf direkt angrenzende Handelsrouten setzen darf.

Das Verdrängen ist manchmal notwendig, um alle Verbindungspunkte einer Handelsroute mit Händlersteinen seiner Farbe zu besetzen, denn erst dann kann man die Aktion "Eine Handelsroute einrichten" durchführen. Es ist dies die wichtigste Aktion, um sein Ansehen in der hanseatischen Kaufmanngilde zu mehren. Zuerst bekommen die Spieler, welche die beiden angrenzenden Städte dieser Strecke kontrollieren, je einen Siegpunkt auf der Leiste gutgeschrieben. Und anschließend kann der Spieler, der die Handelsroute einrichtet, eine Niederlassung besetzen. Er nimmt einen der Händlersteine der Route und setzt ihn auf die niedrigste freie Niederlassung einer der beiden angrenzenden Städte, die restlichen Händlersteine kommen in die Kasse.

Nachdem die Händlersteine allmählich vom eigenen Vorrat in die Kasse wandern, und jeder anfangs nur über eine beschränkte Anzahl verfügt, muss man ab und zu die Aktion "Einnahmen" wählen, bei der man wieder Händlersteine in den eigenen Vorrat zurückerhält. Mit der Aktion "Eigene Händlersteine auf dem Spielbrett umsetzen" wiederum kann man seine Händlersteine von den Handelsrouten beliebig umgruppieren.

Dies sind die fünf möglichen Aktionen. Wie viele Aktionen allerdings jeder Spieler durchführen kann, welche Niederlassungen er überhaupt gründen, wie viele Steine er umsetzen darf, und wie hoch seine Einnahmen sind, dies habe ich bewusst ausgelassen. All diese Eigenschaften sind auf dem jeweiligen Spielertableau abzulesen, das optisch wie der Schreibtisch eines Kaufmanns aufgebaut ist. Anfangs darf jeder gerade mal 2 Aktionen pro Spielzug machen (Bereich "Actiones"), erhält als Einnahmen bloß drei Händlersteine zurück (Bereich "Geldbeutel"), kann lediglich 2 Händlersteine umsetzen (Bereich "Liber Sophiae") und darf nur weiß hinterlegte Niederlassungen errichten ("Privilegium").

Verzichtet man jedoch in einigen Städten auf eine neue Handelsniederlassung, kann man stattdessen eine bestimmte Eigenschaft verbessern. So kann man in Lübeck seine Einnahmen erhöhen und in Groningen ein besseres Privileg erhalten. Ganz besonders beliebt ist Göttingen, wo man die Anzahl seiner zur Verfügung stehenden Aktionen (zu Beginn bloß mickrige 2!) im Laufe des Spiels bis auf "5" steigern kann.

Ziel all dieser - eher abstrakten - Händlertätigkeiten ist es natürlich, möglichst viel Ansehen, sprich: Siegpunkte zu sammeln. Während des Spiels bekommt man ja nur vereinzelt Punkte, wenn an Städten mit Niederlassungen neue Handelsrouten eingerichtet werden. Wer es schafft, eine durchgehende Ost-West-Verbindung zwischen den Städten Arnheim und Stendal herzustellen, darf sich ebenfalls über ein paar Siegpunkte freuen, wobei der erste Spieler, dem dies gelingt, deutlich mehr abkriegt als die folgenden.

Der größte Teil des Kuchens wird allerdings erst nach Spielende vergeben. Ich möchte nicht allzu sehr ins Detail gehen, deshalb erwähne ich nur, dass das größte zusammenhängende Netzwerk an Niederlassungen viele Punkte bringen kann, vor allem, wenn man die Eigenschaft "Stadtschlüssel" weiterentwickelt hat. Vollentwickelte Eigenschaften werden ebenfalls belohnt, ebenso erhält in jeder Stadt derjenige Siegpunkte, der dort die meisten bzw. wertvollsten Niederlassungen besitzt. Sondersiegpunkte gibt es noch für Großhändlersteine in Coellen, sowie für gesammelte Bonusmarker. Wer schlussendlich auf der Siegpunktleiste am weitesten vorangeschritten ist, ist der Gewinner des Spiels.

Wieso habe ich dann trotz meiner anfänglichen Abneigung, welche ich obenstehend plausibel begründet habe, diese Zeilen verfasst? Ganz einfach: Weil ich es gespielt habe. Und das nicht nur einmal, sondern schon mehrere Male. Und ich muss zugeben, es gefällt mir von Mal zu Mal besser. Es ist abwechslungsreich und spannend, mit jeder Partie entdeckt man andere Möglichkeiten, neue Taktiken.

Es gibt viele verschiedene Wege, zu Siegpunkten zu kommen, und dementsprechend viele Vorgehensweisen. Nach der ersten Partie muss man sich erst an den Spielmechanismus gewöhnen. Verdrängt zu werden ist bei den meisten Spielen ja etwas Negatives, doch hier bei "Hansa Teutonica" bedeutet es, außerhalb der Reihe und ohne Verbrauch von Aktionen zusätzliche Händlersteine - noch dazu aus der Kasse! - ins Spiel zu bringen. Deshalb muss man erst lernen, dieses interessante Spielelement taktisch auszunutzen. Jede Partie läuft dann anders ab. Je nachdem worauf die Mitspieler Wert legen, muss man seine Aktionen darauf einstellen.

Ich muss zugeben, dass mir "Hansa Teutonica" wirklich außerordentlich gut gefällt. Selbst nach einem guten Dutzend Partien habe ich noch längst nicht alle Möglichkeiten kennengelernt. Der Wiederspielreiz ist daher meiner Meinung nach recht hoch, und ich kann das Spiel Freunden anspruchsvoller Taktikspiele nur wärmstens empfehlen.

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde