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Knobelritters Spielearchiv - Hansa

Art des Spiels: taktisches Handelsspiel
Autor:          Michael Schacht
Verlag:         Abacus Spiele
Jahrgang:       2004
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 19,-

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Franz, aber hier im Norden, unter all den Kaufleuten der Hansastädte nennt man mich nur den "Bayer". Die Norddeutschen glauben, nur sie wüssten, wie man richtig Handel treibt. Aber ich werde ihnen schon beweisen, dass wir im Süden auch sehr viel davon verstehen.

Die Kogge, welche ich gemeinsam mit einigen anderen Kaufmännern führe, liegt gerade in Kopenhagen im Hafen. In meinem ganz persönlichen Laderaum im Rumpf des Schiffes habe ich noch ein Fass Rotwein gelagert. Mein regelmäßiges Einkommen von drei Beutel Gold habe ich auch soeben erhalten, womit mir nun mit dem verbleibenden Gold vom letzten Mal insgesamt sechs Beutel Gold zur Verfügung stehen. Doch jetzt beschäftigt mich, was ich wohl als nächstes tun soll.

Ich werde mit der Kogge sicher aus Kopenhagen wegsegeln, denn hier kann ich zuwenig machen. Die kurzen Hafenzeiten in allen Hansastädten erlauben nämlich nur eine einzige Transaktion, daher muss ich wohl oder übel in anderen Städten - von Kopenhagen aus kann ich Lübeck, Tönsberg oder Danzig ansteuern - etwas unternehmen. Bloß zu dumm, dass dieser Halsabschneider von Kapitän für jede Fahrt, für jede Strecke 1 Beutel Gold abnimmt.

Hmmm, eine Möglichkeit besteht darin, nach Lübeck zu fahren. Dort stehen nämlich noch zwei Fässer Rotwein bereit. Da ich dort die meisten Marktstände besitze, kann ich die Fässer kostenlos aufladen lassen. Dann bietet sich an, gleich weiter nach Aalborg zu fahren, und mir die drei Fässer Rotwein abzuholen, die dort neben zwei Ballen Tuch angeboten werden. Leider kostet mich dies allerdings einen Beutel Gold an den Mitbewerber, der in Aalborg die meisten Marktstände hat. Damit habe ich schon drei Ladungen Rotwein mit insgesamt sechs Fässern, die ich - nach kurzer Rückfahrt - in Kopenhagen verkaufen könnte. Zum Verkauf benötigt man mindestens zwei Ladungen gleicher Ware, und diese Bedingung hätte ich locker erfüllt. Der Warenverkauf bringt mir zwar kein Bargeld ein, aber der Profit, den ich später damit erziele, ist sehr groß. Da ich nach dem Verkauf einen eigenen Marktstand wieder abbauen muss, plane ich Verkäufe nach Möglichkeit gut voraus. Ach ja, meine Konkurrenten, die noch Waren der verkauften Art geladen haben (in diesem Fall Rotwein) könnten sich ärgern, da der Preisverfall zum Verlust einer Ladung führt. Tja, wenn ich's recht bedenke, gefällt mir diese Option ganz gut, es würde mich insgesamt vier Beutel Gold kosten (drei Fahrten plus ein Einkauf in Aalborg), blieben noch zwei Beutel für das nächste Mal.

Ich hätte jedoch noch eine andere Möglichkeit, eine kleine Investition in die Zukunft. In Danzig bin ich nämlich noch nicht sehr gut vertreten. Ich könnte dorthin fahren und Marktstände errichten. Das kostet mich keinen Heller, ich muss nur eine ganze Ladung abgeben. Mit meinen 2 Fässern Rotwein kann ich dann sogar gleich 2 Marktstände aufstellen. Das bringt mir mehrere Vorteile: Da ich damit in dieser Stadt die meisten Marktstände besitze, müssen meine Händlerkollegen nun in Danzig bei mir einkaufen, ich habe dort auch wieder Marktstände für spätere Verkäufe, und schließlich steigern viele Niederlassungen am Ende den Profit. Mir würden denn jedoch noch 5 Beutel Gold übrigbleiben. Mehr als drei Beutel aufzusparen wäre allerdings genauso sinnlos wie mehr als drei Ladungen in den Lagerräumen aufzubewahren, Steuern und Zölle würden mir sofort Überzähliges wegnehmen. Also würde ich noch zwei Fahrten weiter bis nach Riga reisen, ein für meine Kollegen recht ungünstiger Ausgangshafen. Ich muss mich ja irgendwie von meinen Konkurrenten absetzen.

Es gäbe ja noch einige weitere Handlungen, die ebenfalls sinnvoll wären. Aber die Zeit drängt, und Zeit ist Geld. Auf jeden Fall ist meine ganze kaufmännische Erfahrung gefragt. Es kommt auf jeden taktischen Winkelzug an, um mich als erfolgreichster Kaufmann der Ostsee zu profilieren.

"Hansa" heißt das Spiel, um das es hier geht. Neben dem schönen Material, welches der "Abacus Verlag" erfreulicherweise wieder in der gewohnt flachen Schachtel untergebracht hat, besticht es vor allem durch die einfachen Regeln, die jedoch eine Vielzahl an Zugmöglichkeiten zulassen. Was die Spieler aus den vier Aktionsmöglichkeiten Schiffsbewegung, Kauf von Waren, Marktstände errichten und Verkauf von Waren machen, ist rein taktischer Natur. Der einzige Zufallsmechanismus ist das Auffüllen des Angebotes, das ein Spieler durch das Bezahlen von einem Beutel Gold (1 Taler) durchführen kann. Durch diese Aktion werden leere Warenfelder mit Warenmarkern belegt, und da kann die Anzahl der darauf vermerkten Fässer sowie ihre Farbe (die Marken kommen in sechs Farben vor) schon von Bedeutung sein. Dieses Auffüllen des Angebot regelt auch das Spielende, denn sobald der letzte der fünf verdeckten Stapel angefangen wird, wird nur mehr die laufende Spielrunde zu Ende gespielt, sodass alle Spieler gleich oft an der Reihe waren.

In der abschließenden Wertung bekommen alle Spieler Punkte für ihre verkauften Warenmarken (1 Punkt pro Marker sowie 1 Punkt pro Fass), sowie für ihre Handelsniederlassungen. Bei letzterem bekommt jeder Spieler zwei Punkte für jede Stadt, in der er zumindest eine Niederlassung besitzt*, vier Punkte, wenn er in einer Stadt als einziger Marktstände hat (Monopol). Wer schlussendlich auf die höchste Gesamtpunktezahl kommt, gewinnt das Spiel.

Michael Schacht hat bereits bewiesen, was er als Spieleautor kann. Aber von all seinen Spielen - und das sind nicht wenige! - gefällt mir dieses nun fast am besten. Es ist zwar wenig kommunikativ und etwas grüblerisch, über mangelnde Interaktion kann man sich trotzdem nicht beklagen. Für mich ist "Hansa" ein klarer Kandidat für die Auswahlliste, wenn nicht noch mehr...

*In unseren Spielrunden haben wir eine kleine Regeländerung vorgenommen, da bekommt der Spieler mit den meisten Marktständen in einer Stadt sogar drei Punkte.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde