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Knobelritters Spielearchiv - Hawaii

Art des Spiels: Aufbau- und Entwicklungsspiel
Spieleautor:    Gregory Daigle
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2011
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          60 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppe:     Vielspieler, Spielexperten ++

Für eine ordnungsgemäße, fundierte Rezension ist es hilfreich, von vornherein möglichst viel Hintergrundwissen über das Spielethema mitzubringen, oder noch besser: den Ort des Spielgeschehens bereits aufgesucht zu haben. Aus diesem Grunde habe ich mich vor einiger Zeit, im August 1990 auf die fernen hawaiianischen Inseln begeben, um genug Informationen, Eindrücke und Erlebnisse für die Rezension genau dieses Spiels zu sammeln. Ob ich die teure Fernreise deshalb im Nachhinein noch steuerlich absetzen kann?

Na ja, zugegebenermaßen hat mir die Reise für das Spiel nicht allzu viel gebracht, schließlich habe ich mich zumeist in touristischen Ballungszentren aufgehalten. Die paradiesische Landschaft, die farbenfrohe Vegetation und den hawaiianischen lockeren Lebensstil, den ich kennenlernte, findet man aber auch im Spiel wieder. Aber ansonsten versetzt uns "Hawaii" eher in die Zeit vor der Entdeckung durch die Europäer. Damals, als die Insulaner noch ihren ursprünglichen Geschäften nachgingen: fischen, surfen, tanzen, Obst anbauen, Hütten bauen und Boot fahren. Ganz so frei und ungezwungen wird es dann doch nicht gewesen sein, und so versuchen auch im Spiel alle Häuptlinge, ihren Stamm am erfolgreichsten zu führen.

Die Hauptinsel besteht neben einem großen Strandabschnitt aus mehreren Orten, an denen die Häuptlinge Ortsplättchen - hauptsächlich Hütten, aber auch Boote und spezielle Personen - für den Ausbau ihrer Dörfer einkaufen können. Am Anfang jeder Runde wird zufällig durch das Ziehen von Preisplättchen für jeden Ort ermittelt, wie viele Ortsplättchen dort zu welchem Preis zum Erwerb stehen. Der Preis eines Plättchens liegt dann zwischen 2 und 6 Muscheln, das ist jene hawaiianische Währung, mit der in diesem Spiel bezahlt wird.

Erworbene Ortsplättchen werden sofort an den eigenen Winkel angelegt (wie beim Spiel "Wikinger" desselben Verlags). Jede Zeile entspricht dabei einem Dorf. Während jeder Spieler maximal 5 Dörfer bilden kann, ist die Größe eines Dorfes nur durch die Regel beschränkt, dass in einem Dorf kein Ortsplättchen doppelt vorhanden sein darf. Außerdem muss jedes Dorf mit einer beliebigen Hütte begonnen werden.

Um sich überhaupt an den Ort zu begeben, an dem das gewünschte Plättchen zu haben ist, benötigt man die zweite Währung des Spiels - die Füße. Jeder Schritt von einem Ort zu einem benachbarten Ort im Inneren der Insel ist mit der Abgabe eines Fußes zu bezahlen, eine Rückkehr zum Strand kostet hingegen gar nichts. Dort kann man beispielsweise eine der vier vorgelagerten Inseln aufsuchen, vorausgesetzt man hat ausreichend Boote und kann die dafür notwendigen Füße (stellen hier wohl eher die Muskelkraft beim Rudern dar) entrichten.

In Spielerreihenfolge suchen die Spieler die Orte auf und führen eine Aktion (meist eine Kaufaktion) durch. So geht es über mehrere Runden. Wer aber nichts mehr kaufen will oder aus Mangel an Füßen und/oder Muscheln nicht mehr kann, stellt seine Häuptlingsfigur auf einen freien Platz in der Spielerreihenfolge für die nächste Runde. Haben auf diese Weise alle Spieler ihre Runde beendet, kommt es zu einer kleinen Punktevergabe, bei der die gesammelten Preisplättchen eine Rolle spielen. Danach erhält jeder Spieler wieder einen Nachschub an Muscheln und Füßen, bevor es in der neu ermittelten Spielerreihenfolge in die nächste Runde geht.

Nach der fünften Runde folgt eine Schlusswertung, bei der es noch Extrapunkte für Dörfer und spezielle Ortsplättchen geben kann. Wer dann auf der Zählleiste am weitesten vorangeschritten ist, gewinnt das Spiel.

Ich habe den Spielablauf nur recht rudimentär beschrieben. In Wirklichkeit ist "Hawaii" wesentlich detailreicher. Dies macht vor allem den Einstieg in das Spiel nicht gerade einfach. Das fängt schon bei den Spielvorbereitungen an, die einige Zeit in Anspruch nehmen. Außergewöhnlich viele Plättchen müssen sortiert und dann am richtigen Ort gestapelt werden. Zum Ausgleich bringt der modulare Spielaufbau eine stets neue Ausgangssituation. Außerdem bietet die Verteilung der Preisplättchen - sie werden zufällig aus einen Beutel gezogen - so immer neue Herausforderungen, auf die sich auch geübte Spieler erst einmal einstellen müssen. Für Vielspieler ein Vorteil durch lang anhaltenden Spielreiz. Anfänger können allerdings durch die Fülle der Details leicht überfordert sein, zumal das taktisch und teilweise sogar strategisch ausgerichtete Spiel nicht viele Fehler verzeiht.

Aus diesem Grund möchte ich auf die wichtigsten Aspekte des Spiels etwas genauer eingehen. Da ist zum einen die Frage des Nachschubs. Während das Grundeinkommen an Muscheln und Füßen anfangs noch ausreichend erscheint, nimmt es mit jeder Runde ab. Um nicht vorzeitig zu "verhungern" und dadurch weniger Aktionen durchführen zu können, sollte man dafür sorgen, mit passenden Hütten zusätzliche Muscheln und Füße zu erhalten. Auch der Anbau von Früchten (Brotfrucht, Taro, Kokosnuss und Banane) kann da helfen, können Früchte doch als "Joker" anstatt Muscheln oder Füßen herangezogen werden.

Will man ein Ortsplättchen erwerben, stellt sich die Frage, ob man bloß den einfachen Preis dafür berappt, oder gleich den doppelten Betrag, wofür man das Plättchen umdrehen darf. Fast jedes Plättchen hat auf der Rückseite eine verbesserte Funktion. So bringen etwa Muschelhütten auf der Vorderseite nur 1 Muschel in der Einkommensphase, auf der Rückseite deren 2. Liegt der Preis im niedrigen Bereich (2 oder 3 Muscheln), zahlt es sich meist aus, vor allem in einer frühen Phase des Spiels. Andererseits geht so der eigene Muschelvorrat schneller zur Neige. Man muss sich dann mit weniger Aktionen zufriedengeben, und es ist deutlich schwieriger, am Ende der Runde in den Punktebereich zu kommen.

Ein weiterer Aspekt ist die Anordnung der Ortsplättchen. Baut man eher wenige, dafür etwas größere Dörfer oder setzt man lieber auf viele, kleinere Siedlungen? Wichtige Kriterien für diese Entscheidung sind Kahunas und Tikis, welche am Spielende von Bedeutung sind. Tikis sind Schnitzereien am oberen Rand des Winkels, welche entscheiden, ob ein Dorf in der Schlusswertung berücksichtigt wird oder nicht. Um den auf dem Winkel bereits fix aufgedruckten Tiki zu erreichen, muss ein Dorf schon eine gewisse Länge aufweisen. Mit jedem erworbenen Tiki reduziert sich aber für alle eigenen Dörfer die erforderliche Länge. Kahunas wiederum sind Experten, die auf dem linken Rand des Winkels platziert werden und dem entsprechenden Dorf Extrapunkte bringen können. Dabei ist die Belohnung mit jedem neuen Kahuna ansteigend. Während es für die beiden ersten Dörfer gerade mal je 5 Bonuspunkte gibt, winken für das fünfte Dorf schon 15 Bonuspunkte.

Beide Optionen haben ihre Vorzüge, es kommt halt stark darauf an, die gewählte Strategie mit den passenden Ortsplättchen zu verstärken und auch sonst seine weiteren Aktionen daran anzupassen. Neben dieser Grundentscheidung über den Aufbau seines Stammes konnten wir in unseren Testrunden aber noch weitere erfolgsversprechende Vorgehensweisen feststellen. So kann man sich auf den Kauf von Booten und Surfern konzentrieren, um öfters zu den (punkteträchtigen) Inseln zu gelangen. Man kann vermehrt Speerhütten erwerben, um für jedes Preisplättchen mit Speersymbol (ungefähr die Hälfte aller Preisplättchen) Sonderpunkte zu kassieren. Auch der Anbau von Früchten kann sich in Verbindung mit Bewässerung durchaus lohnen.

Für alle Strategien gibt es mehr oder weniger geeignete Ortsplättchen. Besonders die Götter, welche am Vulkan zu haben sind, können sich sehr positiv auf einige Strategien auswirken. Einer verstärkt die Speer-Strategie ("Ku"), der andere bringt Extrapunkte für Boote und Surfer ("Kanaloa"), ein weiterer belohnt Früchteplättchen mit Extrapunkten ("Laka"), etc. Und auch die Inseln mit ihren Zusatznutzen können gewisse Vorteile bringen.

Durch die originelle Preisgestaltung, das sich ändernde Angebot und nicht zuletzt die Aktionen der Mitspieler gilt es aber auch, flexibel zu bleiben, und sich rasch auf die momentane Situation einzustellen, ohne das Gesamtziel aus den Augen zu verlieren. In unseren Testrunden hat sich übrigens keine einzig wahre Gewinnstrategie herauskristallisiert, es kommt eben auch sehr auf den Startaufbau der Insel, Angebot und Preisgestaltung der Ortsplättchen, sowie die Interaktion zwischen den Spielern an. "Hawaii" beweist damit seine Vorzüge als ausgezeichnetes Aufbau- und Entwicklungsspiel mit einer spielerischen Eleganz, wie man sie nicht sehr oft vorfindet. Für mich ist das Spiel eines der Highlights des letzten Jahres. Ein heißer Tipp für den Deutschen Spielerpreis, bei dem ich nur die längeren Wartezeiten in größeren Spielerunden bekritteln kann.

Der reichhaltige Umfang des Spielmaterials wurde ja schon an anderer Stelle lobend erwähnt. Die Schachtel ist wirklich randvoll gestopft mit qualitativ hochwertigen Plättchen, Tafeln, Sichtschirmen, Holzteilen, etc. Mit vielen Zipp-Tütchen lässt sich alles einigermaßen gut vorsortieren. Die Illustrationen und die grafische Gestaltung erinnern mich daran, dass ich mir fest vorgenommen habe, die paradiesischen Inseln Kauai und Maui wieder zu besuchen...

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde