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Knobelritters Spielearchiv - Im Jahr des Drachen

Art des Spiels: Verwaltungsspiel
Spieleautor:    Stefan Feld
Verlag:         alea Spiele
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          75 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Vielspieler ++
                Zweipersonen (+)

Es schaut alles so friedlich aus, so harmonisch. Kirschbäume spiegeln sich im Teich, über den sich eine wohlgeformte Holzbrücke spannt. Einige Mandarin-Enten gleiten ruhig über die glatte Wasseroberfläche, die nur von sanften Wellen gestört wird. Ja, es scheint alles in Ordnung zu sein in der kleinen chinesischen Provinz. In solchem Zustand wäre es ein Leichtes für jeden Provinzfürsten, seinen Wohlstand und sein Ansehen zu mehren. Man baut seinen Palast allmählich aus und holt sich mit der Zeit Gefolgsleute an seinen Hof. All dies bringt Prestige ein, und unter allen Provinzfürsten ist es schließlich dies, was zählt.

Doch der Schein trügt. Nur in den ersten beiden Monaten des Jahres ist das Leben so ruhig und friedvoll. Fast das gesamte restliche Jahr hat man mit den verschiedensten Kalamitäten zu kämpfen. Glücklicherweise weiß man zu Beginn des Jahres schon, wann mit welchem unliebsamen Ereignis zu rechnen ist, sodass man sich rechtzeitig darauf vorbereiten kann. Die Unterstützung passender Gefolgsleute hilft, die Auswirkungen der Ereignisse zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Ohne geeignete Vorbereitungen jedoch ergeht es dem Fürst und seinen Untertanen schlecht.

Und das sind die Ereignisse, mit denen die Spieler des neuesten alea-Spiels "Im Jahr des Drachen" als Provinzfürsten konfrontiert werden: Ist in einem Monat der Kaisertribut fällig, müssen sie dem Regenten 4 Yuan zahlen. Wer nicht genügend Geld ansparen konnte, muss für jeden fehlenden Yuan eine Person aus seinem Palast entlassen. Um eine Dürre zu überstehen, müssen ausreichend Reisvorräte angesammelt worden sein. Für jeden eigenen Palast muss ein Reissack vorhanden sein. Kann ein Palast nicht versorgt werden, muss daraus eine Person entlassen werden. Bei einem Mongolensturm wiederum zählen die eigenen Streitmächte. Wer die wenigsten Krieger gegen die anstürmenden Reiter entsendet, muss wieder eine Person unehrenvoll aus seinen Diensten entlassen. Bei einer Krankheit werden gleich drei Personen jedes Provinzfürsten betroffen, doch kann man sich dagegen mit Heilern schützen. Nur dem Drachenfest sehen alle mit Freuden entgegen, wer hier viele Raketen dafür auftreiben konnte, gewinnt stark an Ansehen.

Es ist die erste Phase - die Aktionsphase - jeder der zwölf Runden, in der man sich auf die bevorstehenden Ereignisse vorbereiten kann. Sieben Aktionskarten liegen offen aus, wobei sie vorher verdeckt in so viele Kartengruppen aufgeteilt werden, wie Spieler teilnehmen. Jeder darf dann genau eine Aktion auswählen und durchführen. Einige Aktionen wirken sich positiv auf bestimmte Ereignisse aus. So erhält man mit der Aktion "Steuer" 2 Yuan vom Vorrat, bekommt bei einer "Ernte" einen Reissack und bei einem "Feuerwerk" eine Rakete. Andere wiederum bringen wichtige Siegpunkte, entweder sofort, wie das "Studium" (1 Siegpunkt), oder erst in der Wertungsphase, dafür aber öfters (Aktion "Privileg"). Die Aktion "Bau" ist notwendig, um seinen Palast um einen Palastteil erweitern zu können und damit Platz für neue Gefolgsleute zu schaffen. Und mit der Aktionskarte "Heerschau" kann man seine Personenscheibe auf der speziellen Personenpunkteleiste (was diese zu bedeuten hat, erkläre ich später), vorrücken.

In der 2. Phase kommen die Gefolgsleute ins Spiel. Jeder Spieler hat einen eigenen Satz an 9 verschiedenen Gefolgsleuten sowie zwei "Joker", die er für eine beliebige Person einsetzen kann. Nachdem man eine Personenkarte ausgespielt hat, nimmt man sich das entsprechende Personenplättchen vom allgemeinen Stapel und setzt sie in seinen Palast. Allerdings muss noch genug Platz im eigenen Palast vorhanden sein, ansonsten muss man eine beliebige Person aus den fürstlichen Diensten entlassen werden.

Die meisten Gefolgsleute verstärken die Wirkung einer Aktion, so kann beispielsweise mit einem Bauern ein weiterer Reissack bei der Aktion "Ernte" genommen werden, ein Gelehrter lässt bei einem Studium die Siegpunkte noch mehr anwachsen, und ein Steuereintreiber bringt eine zusätzliche Yuan-Münze ein. Krieger sind wichtig im Kampf gegen die Mongolen und ein Heiler kann Krankheiten wirksam bekämpfen. Mit Mönchen und Hofdamen können bei einer Wertung bzw. am Spielende noch Siegpunkte erzielt werden. Einige Gefolgsleute sind übrigens älter und können durch ihre Erfahrung die Wirkung sogar erhöhen.

Nun hätte jeder Fürst gerne die besten, und wenn möglich die erfahrensten Gefolgsleute an seinem Hof. Doch ein verzwickter Mechanismus sorgt hier für ein Dilemma. Mit jeder Person, die man an seinen Hof ruft, wird die eigene Scheibe auf der Personenpunkteleiste entsprechend ihres Wertes vorgerückt. Diese Leiste bestimmt die Reihenfolge, mit der die Spieler Zugriff auf die Aktionen in Phase 1 haben. Der erste Spieler kann frei unter allen Aktionen wählen. Wer jedoch eine Aktion in einer bereits besetzten Gruppe durchführen will, muss dafür 3 Yuan zahlen, ein teures Unterfangen. Auch in Phase 2 kann zuerst der Spieler mit der höchsten Personenpunktezahl zugreifen, besonders im späteren Spielverlauf wichtig, da die Anzahl der Personenplättchen, vor allem der erfahrenen Personen beschränkt ist. Das Dumme daran ist, dass ausgerechnet die besseren, wirkungsvolleren Gefolgsleute niedrigere Punktewerte aufweisen. So steht man des öfteren im Laufe des Spiels vor der Qual der Wahl, ob man lieber eine schwächere Person mit hoher Punktezahl nehmen soll, um früher an der Reihe zu sein, oder ob man eine bessere Person wählen soll, und dafür in der Aktionsphase weniger flexibel ist.

In der Phase drei wird das aktuelle Ereignis mit allen seinen Folgen und Auswirkungen abgehandelt, bevor es in Phase 4 zu einer Wertung kommt, bei der die Spieler für ihre Paläste, Hofdamen und Privilegien Siegpunkte erhalten. Nach Ablauf von 12 Monaten, also 12 Runden gibt es noch eine Endwertung, bei der noch jede Person am Hof 2 Siegpunkte wert ist, auch für Mönche in eigenen Palästen und das Restgeld gibt es noch Punkte. Natürlich gewinnt am Ende der Spieler mit den meisten Punkten.

Das innovativste Element von "Im Jahr des Drachen" ist sicherlich die zweite Leiste mit den Personenpunkten, die den Spieler vor manch kniffliges Problem stellt. Ansonsten kennen wir diese Art von Verwaltungs- und Optimierungsspiel bereits aus "Notre Dame", dem letzten alea-Spiel vom selben Spieleautor. Nur hatten wir es bei diesem Spiel bloß mit einem Unheil, den Ratten, zu tun, während wir uns jetzt gleich gegen mehrere Plagen wappnen müssen. Das verlangt schon wesentlich mehr Krisenmanagement, und da man unmöglich auf alles vorbereitet sein kann, gilt es mit Bedacht abzuwägen, welche Katastrophe man abwehren will, und welche man über sich ergehen lässt.

Im direkten Vergleich hat mir trotzdem "Notre Dame" besser gefallen, welches wesentlich eleganter gestrickt ist. Außerdem habe ich dabei mehr Wege zum Sieg kennen gelernt, einige davon sogar ziemlich überraschend, was ich bei "Im Jahr des Drachen" noch nicht erleben konnte. Aber Stefan Feld hat damit neuerlich bewiesen, dass er gute Spiele mit hohem Anforderungscharakter schaffen kann, die bei Vielspielern gerne immer wieder auf den Spieltisch kommen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde