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Knobelritters Spielearchiv - In 80 Tagen um die Welt

Art des Spiels: Laufspiel
Autor:          Michael Rieneck
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2004
Spielerzahl:    3 bis 6 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          50 bis 70 Minuten
Preis:          ca. € 29,-
Auszeichnung:   nominiert zum "Spiel des Jahres 2005"

"Der Kuchen an sich wird ja nicht größer."

So Fritz Gruber, Chefredakteur von Kosmos Spiele über den relativ stagnierenden Spielemarkt. Weiters erläuterte er in einem Gespräch mit mir, dass Kosmos daher immer wieder neue Absatzwege und Zielgruppen für Spiele sucht. Zum Beispiel durch Lizenzspiele von Leinwand-Blockbustern, wie "Der Herr der Ringe" oder durch Kooperationen mit Magazinen wie den "Stern". Oder Spiele, die über den Buchhandel an potentielle Käufer gelangen sollen (z.B. "Das Spitzweg Spiel"). Vom kaufmännischen Standpunkt muss man Kosmos Spiele da auf jeden Fall eine gute Strategie bescheinigen.

Warum ich das alles hier bringe, wo ich doch eigentlich eine ordentliche Einleitung für eine Spielekritik schreiben sollte? Na, weil die Story des Spiels "In 80 Tagen um die Welt" sicher jedem bekannt ist. Im Dezember kommt eine ganz neue Verfilmung des Romans von Jules Verne in unsere Kinos, und Kosmos nutzt dies wieder geschickt für ein "Spiel zum Film".

Die Aufgabe, vor welcher wir Spieler darin stehen, kann sich wohl jeder denken: Es gilt, rund um den Globus zu reisen und dafür höchstens 80 Tage zu benötigen, da ansonsten - wir alle kennen die Geschichte - die Wette verloren ist. Der Spielplan zeigt eine Weltkarte um 1900. Hervorgehoben sind neben dem Startort London (der "Reform Club") die wichtigsten neun Etappenziele des Romans: Paris, Brindisi, Suez, Bombay, Calcutta, Hongkong, Yokohama, San Francisco und New York. Um nun von einem Ort zum nächsten zu gelangen, muss man Verkehrsmittel benutzen. Also zum Beispiel von London nach Paris das Schiff und die Eisenbahn, von Paris nach Brindisi nur den Zug. Im Spiel ist dies so geregelt, dass dafür die auf dem Plan angegebene Art und Menge an Reisekarten ausgespielt werden muss, für die Reise nach Paris also 1 Schiffkarte plus 1 Eisenbahnkarte.

Die Werte dieser Reisekarten (Eisenbahnen haben Werte von 2 bis 6, Schiffe sogar von 4 bis 8) bestimmen die Dauer der Reise. Geben wir also für die Fahrt nach Paris ein Schiff "6" sowie eine Eisenbahn "3" ab, müssen wir unseren Zeitstein auf der rund um den Spielplan laufenden Zeitleiste um neun Felder vorrücken. Eine Besonderheit bietet das Ausspielen von 2 gleichen Karten (2 gleiche Schiffe oder 2 gleiche Eisenbahnen): die Werte werden dann nicht addiert, sondern nur einfach gerechnet, was einer schönen Zeitersparnis gleichkommt.

Bei Spielbeginn bekommen wir lediglich 3 Karten ausgeteilt, zu wenig um für die ganze Erdumrundung gerüstet zu sein. Wie kommen wir dann an neue Karten? Für jede Runde gibt es eine neue offene Auslage, die aus einer Karte mehr besteht als Spieler mitmachen. Der Startspieler sucht sich zuerst eine beliebige Karte aus, danach darf er sich - wenn er will - eine Etappe bewegen. Reihum machen die anderen Spieler ihren Zug. Am Ende der Runde wird die verbliebene Karte auf den Ablagestapel gelegt, und die nächste Runde beginnt mit einer neuen offenen Auslage.

Zusätzlich mit der Reisekarte wird eine besondere Aktion miterworben, die man in seinem Zug nutzen kann. Welche Aktion es ist, zeigt ein Symbol über der jeweiligen Karte an. Die Aktionen sind recht unterschiedlicher Natur. Mit dem "Startspielerzeichen" erhält man das Recht, in der nächsten Runde als Erster wieder eine Reisekarte samt zugehöriger Aktion auszusuchen. Die Aktion "Reisekarten tauschen" erlaubt das Tauschen von bis zu drei Karten mit dem Nachziehstapel. Eine "Ereigniskarte", verdeckt von einem eigenen Stapel gezogen, kann schöne Vorteile bringen. Der "Ballon" ist eine nützliche Sache, denn reist man in dieser Runde weiter, kann statt dem Wert einer ausgespielten Reisekarte ein Würfelwurf verwendet werden. Beim Symbol "Goldmünze" erhält man eine solche, welche eingesetzt werden können, um nach einem zu hohen Würfelergebnis noch einmal würfeln zu dürfen. Und mit dem "Detektiv" darf die Detektiv-Figur auf ein beliebiges Feld (außer London) gesetzt werden.

Der Detektiv - laut Roman verfolgt Mr. Fix die beiden Weltreisenden Phileas Fogg und Passepartout, weil er sie für Bankräuber hält - ist ein ständiger Störfaktor. Steht man am Ende seines Spielzugs am selben Ort wie der Detektiv, verliert man 2 Reisetage. Die Detektiv-Figur kann daher mitunter ganz schön lästig sein, weil er die Weiterfahrt blockiert oder zur überhasteten Abreise zwingt, will man den Zeitverlust nicht hinnehmen.

Noch ein Wort zu den Ereigniskarten: Fast alle Karten sind positiv, und verhelfen entweder zu einer Verkürzung der Reisezeit ("Unterseeboot", "Propellerzug"), zu einem Schutz vor dem Detektiven ("Ablenkung") oder zu sonst einem Vorteil. Manche helfen allerdings nur in bestimmten Situationen, wie der "Elefant", der gleich drei Mal vorkommt und die feststehende Reisezeit von 12 Tagen zwischen Bombay und Calcutta um einiges abkürzen hilft. Ärgerlich sind jedoch die beiden blauen Ereigniskarten "Verzögerung" und "Unwetter", welche nicht nur jeden Spieler einen bzw. zwei Tage verlieren lassen, sondern darüber hinaus noch dafür sorgen, dass alle Ereigniskarten, auch die noch nicht eingesetzten, eingesammelt und neu gemischt werden. Ich habe den Eindruck, dass 2 blaue Karten unter nur 15 Ereigniskarten etwas zu viel ist, denn in unseren Partien ist es des öfteren passiert, dass immer wieder negative Ereignisse auftauchten und die positiven fast gar nicht verwendet werden konnten. Aber durch die Herausnahme einer blauen Karte lässt sich dieses Manko schnell beheben.

Trotz der Versuchung, gleiche Karten zu sammeln, kann es vorteilhaft sein, seine Figur schnell voranzuziehen, denn der erste Spieler, der einen Ort erreicht, erhält einen Bonuschip, der bestimmte Vorteile bringen kann (Goldmünze, Ereigniskarte, Reisekarte oder 1 Tag Zeitverlust aller Mitspieler). Und sobald ein Spieler London erreicht, ganz gleich wie viele Tage er tatsächlich dafür benötigte, müssen in den folgenden Runden alle Spieler, die noch nicht in London eingetroffen sind, ihren Zeitstein um 1 Tag auf der Zeitleiste vorrücken. Sobald am Ende einer Runde alle Spieler bis auf einen im Ziel sind, endet das Spiel. Gewonnen hat natürlich der jenige Globetrotter, der die wenigsten Tage verbraucht hat.

Die Idee mit der Zeitleiste finde ich sehr gelungen, die Anzahl der Tage für die einzelnen Etappen sind auch durchaus gut ausbalanciert. Zwar ist die Spieleschachtel bei weitem überdimensioniert, aber die Gestaltung ist dafür schön und übersichtlich. Die Mischung aus Spannung, Zufallsmomenten und ein bisschen Taktik bei hat in unseren Spielerunden viel Anklang gefunden, weshalb "In 80 Tagen um die Welt" sicher noch öfter auf den Spieltisch kommen wird.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde