April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Jump Drive^Just 4 Fun ->

Knobelritters Spielearchiv - Junta - Viva el presidente

Art des Spiels: Korruptionsspiel
Spieleautoren:  Sebastian Resl &
                Christoph Reiser
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    3 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Vielspieler (+)

"Freigegeben ab 18 Jahren!"

Wie ein amtlicher Stempelabdruck stand dies auf der Schachtel von "Junta". Das war einer der Gründe für uns, dieses Spiel immer wieder hervorzukramen. Pubertierende Teenager sollten ruhig die damals populären Spiele wie "Heimlich & Co" oder "Hase und Igel" spielen, wir richtige Männer brachten inzwischen Millionen Subventionsgelder unserer Bananenrepublik auf unser Schweizer Bankkonto, wenn wir nicht gerade heiße Verhandlungen in Europa während des 1. Weltkrieges führten ("Diplomacy" war ebenfalls kein Spiel für Weicheier).

Leider ist "Junta" seitdem etwas in Vergessenheit geraten, es verstaubt eigentlich seit nun über 20 Jahren in meinem Spielregal. Sind wir weicher, konfliktscheuer geworden, liegt es an der wenig attraktiven grafischen Gestaltung, oder sind seitdem einfach so viel neue, bessere Spiele erschienen? Ich kann es nicht sagen, wahrscheinlich von allem ein bisschen. Nun aber ist "Junta" wieder aufgetaucht, neu herausgebracht bei "Pegasus Spiele". Jedoch nicht in der Originalfassung, sondern in Form eines eigenständigen Spiels mit dem vollständigen Titel "Junta - Viva el presidente!"

Wieder geht es um die möglichst günstige Umverteilung ausländischer Entwicklungshilfegelder in der "República de las Bananas". Jede Runde überweisen wohlwollende (und ach so naive) westliche Länder einige Millionen Pesos in die Republik. Im Spiel wird dies mit Karten simuliert, welche zum Großteil einen Betrag von 1 bis 3 Millionen Pesos aufweisen. Dem bei Spielbeginn zufällig bestimmten Präsidenten kommt die ehrenvolle Aufgabe zu, die Millionen zu verwalten.

Ach, was könnte sich der Präsident mit all dem schönen Geld doch alles leisten: Eine eigene Insel, eine Luxusyacht, ein Krankenhaus für die Ärmsten der Armen. Haha, kleiner Scherz, letzteres natürlich nicht, der Pöbel soll gefälligst selber schauen, wie er überlebt! Wie auch immer, leider geht alles nicht so einfach, denn so viel Reichtum ruft viele Neider auf den Plan. In einem Land, in dem Waffen an jeder Straßenecke um ein paar Pesos erhältlich sind, und sogar schon Kinder mit Kalaschnikows umgehen können, kann es sehr gefährlich sein, sich zu viele Feinde zu machen. Da hilft nur eines: Sich schweren Herzens von ein paar Milliönchen zu trennen, um zumindest ein paar potentielle Putschisten ruhig zu stellen und auf seine Seite, die Seite der Macht zu locken. Dies wird bei "Junta" so gehandhabt, dass der Präsident jedem Mitspieler mindestens eine Karte verdeckt zuschiebt.

Nun kann jeder Putschist für sich abwägen, ob das ihm Gebotene seinen Vorstellungen entspricht. Ist er zufrieden und hat genug Pesos oder andere Vergünstigungen erhalten, wird er den Präsidenten in Ruhe lassen oder ihn eventuell sogar im Kampf gegen rebellierende Mitspieler verteidigen. Ist das Angebot jedoch unter seiner Würde, kann er im Anschluss versuchen, für "soziale Gerechtigkeit" zu sorgen und sich gewaltsam holen, was ihm seiner Meinung nach gebührt. Doch auch seinen allzu (erfolg)reichen Mitstreitern kann man den Kampf ansagen, oder sich vorsichtshalber gegen deren mögliche Angriffe verteidigen.

Hinter ihren Sichtschirmen erteilen daher alle Spieler - außer dem Präsidenten - ihren Milizen Einsatzbefehle. Dazu legen sie die Würfel, welche die Milizen darstellen, mit der gewünschten Zahl nach oben: Für Angriffe auf gegnerische Anwesen wird die Zahl des entsprechenden Anwesens eingestellt, zur Verteidigung des eigenen Anwesens die Zahl des eigenen Anwesens, und zur Unterstützung des aktuellen Präsidenten die "6".

Nach dem Aufheben aller Sichtschirme werden jetzt etwaige Kämpfe ausgetragen. Dabei dürfen bevor die entsprechenden Würfel gerollt werden, sowohl Verteidiger als auch Angreifer noch Karten spielen, die den Kampf beeinflussen können (Kanonenboote, Attentate, Ablenkungsmanöver, etc.). War der Angriff trotzdem erfolgreich, darf jeder angreifende Spieler zufällig eine Handkarte des Verteidigers ziehen. Wurde auf diese Weise der Präsident erfolgreich angegriffen, kommt es zudem zu einen Machtwechsel: Der Angreifer mit dem höchsten Kampfwert wird durch den Putsch zum neuen Präsidenten.

Wie man sieht, ist "República de las Bananas" ein recht unsicheres Land. Der eben noch treue Mitstreiter der letzten Runde könnte es schon in der nächsten auf das Anwesen seiner ehemaligen Genossen abgesehen haben. Dies ist Grund genug, sein mühselig ergau..., pardon erworbenes Vermögen nicht auf Schweizer Bankkonten zu verfrachten, sondern in der anschließenden Kaufphase in wichtigere Dinge zu investieren. Neue Milizen etwa (je 2 Millionen Pesos pro Miliz-Würfel), um militärisch agieren und reagieren zu können. Oder in den Ausbau des eigenen Anwesens, wobei hier das Hauptaugenmerk nicht dem Komfort oder bequemen Luxus gilt, sondern ebenfalls der persönlichen Sicherheit. Deshalb kann man für je 4 Millionen Pesos einen eigenen Kampfhubschrauber, einen Privatzoo mit gefährlichen Raubkatzen, einen Swimmingpool samt Kriegsschiff und ähnliches erwerben. Wird dann das eigene Anwesen angegriffen, wird jedes errichtete Gebäude mit je 1 zum Verteidigungswert dazugerechnet.

Dies ist aber nicht der einzige Zweck und Vorteil der Gebäude. Jedes Gebäude zählt zusätzlich 1 Siegpunkt. Das Spiel endet, sobald ein Spieler mindestens 5 Siegpunkte erreicht. Wer dann die meisten Siegpunkte hat, gewinnt die Revolución, respektive das Spiel. Da unter den Karten auch noch zwei spezielle Karten ("Luxuskarosse" und "Yacht") sind, die ebenfalls jeweils 1 Siegpunkt wert sind, steht der Gewinner erst ganz am Schluss fest.

"Junta - Viva el presidente!" ist zwar viel weniger taktisch oder strategisch als das Original, spielt sich dafür aber deutlich kürzer, meist unter 1 Stunde. Dabei geht fast gar nichts vom ursprünglichen Spielgefühl verloren. Noch immer wird fleißig intrigiert, noch immer werden Mitstreiter bestochen und andere bewusst vernachlässigt. Und noch immer richtet sich der Zorn gegen den Präsidenten, wenn er zuwenig springen lässt. Da allerdings nun auch die Mitspieler direkt angegriffen werden können, findet eine höhere Interaktion statt.

Im Gegensatz zum alten "Junta" ist jetzt alles nicht mehr so tierisch ernst. Die Kämpfe finden nun ja mit Würfeln statt, wodurch natürlich eine gewisse Zufallskomponente ins Geschehen kommt. Dies tut dem Spiel aber insgesamt sehr gut, und der Frustfaktor ist angenehm niedrig, da man seinen Ärger ja mangelndem Würfelglück zuschreiben kann. Das verdeckte Befehligen seiner Milizen wiederum bringt etwas Zockerstimmung auf den Spieltisch, dies sorgt für reichlich Spannung und Nervenkitzel. Während "Junta" anno dazumal eher nur für Vielspieler (um den Begriff "Freaks" zu vermeiden) geeignet war, ist diese Version schon fast familientauglich. Auf jeden Fall spricht "Junta - Viva el presidente" eine wesentlich größere Spieler- und Käuferschicht an.

Die lustige, lockere und satirische Note des Spiels wird unterstrichen durch die humorvolle Grafik und die witzigen Illustrationen, sowohl auf den Spielplänen und den Gebäudeplättchen, als auch auf den Spielkarten. Mein Favorit unter den Spielkarten ist die Karte "Studenten verteilen Flugblätter", welche überhaupt keine Auswirkungen (!) hat. Originell sind noch die Sichtschirme in Form von Militär-Lastwägen in Tarnfarbe, sowie die dem Spiel beiliegende Sonnenbrille (sic!), welche stets der aktuelle Präsident zur Kennzeichnung trägt.

Ich bin mir sicher, dass "Junta - Viva el presidente!" aufgrund der kürzeren Spieldauer und der leichteren Spielmechanismen bei uns viel häufiger auf den Spieltisch kommen wird als das alte "Junta", vor allem werden es mit Sicherheit auch die Gelegenheitsspieler in unserem Spieleklub das eine oder andere Mal anpacken...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde