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Knobelritters Spielearchiv - Kitchen Rush

Art des Spiels: Kooperatives Hektikspiel
Spieleautoren:  Dávid Turczi &
                Vangelis Bagiartakis
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          20 bis 60 Minuten
Preis:          € 39,90

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler        (+)

Einleitung

"Endlich! Super! Ich wollte immer schon ein Restaurant leiten!"

Wer mich kennt, wird wissen, dass diese Worte ironisch gemeint sind. Schließlich bin ich schon seit meiner Jugend in der Gastronomie tätig und leite seit nunmehr 33 Jahren mein eigenes Hotel-Restaurant. Eigentlich bräuchte ich den ganzen Stress und die Hektik nicht auch noch in meiner Freizeit. Andererseits reizt mich dieses Thema gerade deswegen, weil ich alles so genau kenne. Kommt dies spielerisch wenigstens ein bisschen rüber, womit wir Wirte tagtäglich zu kämpfen haben?

In "Kitchen Rush" empfangen wir gemeinsam Gäste, nehmen deren Bestellungen auf und bereiten die georderten Gerichte unter Verwendung der richtigen Zutaten und Gewürze, sowie Beachtung der Garzeiten zu. Na, schau ma mal!

Spielbeschreibung

Unser Restaurant - aus 8 Spielplanteilen aufgebaut - besteht aus einem relativ kleinen Gästebereich mit einer Theke und gerade mal 4 Tischen, sowie einer Küche mit zentralem Herdblock, einem vollen Geschirrschrank und zwei lobenswerterweise mit Käse, Fleisch, Brot, Salat, Gemüse und Nudeln gefüllten Vorratskammern.

Die Gäste werden mit Karten dargestellt, auf denen ihre Bestellung vermerkt ist. Neben der Bezeichnung des gewünschten Gerichts stehen auf jeder Karte noch Form des Tellers, die dafür benötigten Zutaten und Gewürze, sowie seine Garzeit. Unser Personal wiederum wird durch Sanduhren repräsentiert, deren Sand knapp weniger als eine halbe Minute zum Durchrieseln braucht. Außerdem besitzt jeder seinen eigenen Arbeitsplatz (Spielertafel), auf der er seine aufgenommenen Gerichte zubereitet.

Unsere Aufgabe besteht darin, innerhalb einer vorgegebenen Zeit eine bestimmte Anzahl an Gerichten - abhängig von der Spielerzahl - zuzubereiten. Je nach Herausforderung wird der Timer (Handy, o.ä.) auf 4 oder 5 Minuten eingestellt. Und auf "Los!" geht's dann auch mit der Kocherei los.

Jede Sanduhr kann für eine Tätigkeit eingesetzt werden, wofür sie auf das entsprechende Aktionsfeld gestellt wird. Während der Sand durchrieselt, wird diese Aktion durchgeführt, danach kann die Sanduhr für eine neue Aktion (das kann auch dieselbe Aktion sein) verwendet werden.

In der ersten Partie kommen folgende unterschiedliche Aktionen vor:

Nach Schichtende, also nachdem der Zeitnehmer abgelaufen ist, müssen zuerst die zubereiteten Speisen kontrolliert werden. Nur wenn Tellergröße, Zutaten und Kochzeit exakt übereinstimmen, kann ein Gericht serviert werden. Konnte die notwendige Anzahl an Bestellungen fehlerfrei erledigt werden, gilt die Aufgabe als geschafft, und wir haben gemeinsam gewonnen. Ansonsten heißt es für uns alle: "Zurück an den Herd!" und das Szenario noch einmal probieren.

Fazit

Das erste Szenario, wie es oben beschrieben ist, gestaltet sich noch als relativ leicht und problemlos. Man stellt sich die Frage, ob Gastgewerbe tatsächlich so einfach ist. Keine Sorge,. ist es nicht! Das ändert sich nämlich bald, denn mit jedem neuen Szenario kommen weitere Elemente hinzu, welche das Unterfangen immer schwieriger und - so man dies so nennen kann - realistischer werden lassen.

So kommen ab dem 2. Szenario noch Gewürze (Salz, Pfeffer, Kräuter, Curry und Safran) hinzu, die den Gerichten in der richtigen Menge hinzugefügt werden müssen. Außerdem fangen die Spieler dann an, mit je 2 Sanduhren zu hantieren, was deutlich mehr Hektik bringt und Multitasking erfordert. Später finden sich anspruchsvollere Gäste ein, bis hin zu VIP-Gästen, welche sich mit einem schnöden Hauptgericht nicht zufrieden geben, sondern dazu unbedingt eine Zuspeise verlangen.

Auch die Arbeit in der Küche wird stressiger, denn mit fortschreitender Entwicklung des Restaurants müssen zusätzliche Aufgaben erledigt werden: Teller spülen, Lebensmittel in unterschiedlichen Vorratskammern einlagern, die bestellten Gerichte servieren, usw. Mit den Einnahmen müssen - mitten im Trubel - Zutaten und Gewürze nachgekauft, sowie am Ende das Personal entlohnt werden, damit dieses nicht streikt. Und schließlich muss der Abend aufgrund des großen Andrangs in mehrere Schichten unterteilt werden.

Bei "Kitchen Rush" geht man zwar gemeinsam vor, richtige Kooperation mit Absprachen, Kommunikation und Arbeitsteilung ist jedoch stressbedingt nur beschränkt möglich. Eigentlich kann man bloß vor dem Start des Timers einen kurzfristigen Plan erstellen, die Aufgaben unter den Spielern aufteilen. Während des Spiels geht alles so hektisch zu, dass eher reagiert als gezielt vorgegangen werden kann. Dies trifft die Wirklichkeit dann doch recht genau! Je mehr Spieler mitmachen, umso größer ist auch die Fehlerwahrscheinlichkeit, da die Einsatzfelder für die Sanduhren begrenzt sind, die Spieler sich einander in die Quere kommen, und benötigte Zutaten bzw. Gewürze von den Mitspielern weggeschnappt werden können.

In Partien zu zweit oder zu dritt - in diesen Besetzungen konnten wir "Kitchen Rush" am öftesten spielen - hat sich in unseren Spielgruppen schon eine gewisse Routine eingestellt. Einer nimmt die ersten Bestellungen auf, die anderen sorgen dafür, dass genug Ingredienzien und Teller vorhanden sind. Danach kommen reihum die anderen Spieler dran. So sind auch die knappen Kochstellen nicht überlastet. Eine Garantie für Erfolg bietet aber auch diese Vorgehensweise nicht.

Aber selbst, wenn man schließlich alle 8 Szenarien durchgespielt, immer ausreichend Einnahmen und Sterne "erkocht" und sogar die Schwierigkeiten des letzten Szenarios gemeistert hat, wird "Kitchen Rush" nicht langweilig. Dafür sorgen zusätzliche 5 Missionen, sowie (negative) Ereignisse, welche für die Dauer einer Schicht um Teil erhebliche Beeinträchtigungen bringen. Auf diese Weise kann man sich selbst das (Wirte-)Leben nach Belieben schwer machen.

Besonders gelungen finde ich die Gliederung in Szenarien, von ganz einfach bis richtig knifflig. Dies passt perfekt, um die Spieler kleinweise an die Aufgaben heranzuführen. "Kitchen Rush" richtet sich ja nicht wirklich an Taktiker und Strategen, während Gelegenheitsspieler und Familien von gar zu vielen Regeldetails auf einmal vielleicht abgeschreckt worden wären.

Überhaupt ist der Redaktion ein großes Lob auszusprechen, denn nicht nur die Regeln sind ausgezeichnet, auch das Spielmaterial gefällt mir außerordentlich. Mit den Rückseiten der acht modularen Spielpläne wird die Entwicklung des Restaurants nachvollzogen, die Zutaten sind individuell anders gestaltet, sodass man Fleisch, Gemüse, Salat, Käse, Nudeln und Brot auf einen Blick unterscheiden kann. Die Teller sind auf der einen Seite sauber, auf der anderen schmutzig, die Symbole auf den Karten sind eindeutig und selbsterklärend. Lediglich der Beutel mit den Gewürzen sagt uns nicht so zu, denn das Grapschen nach den richtigen Gewürzen nimmt zu viel Zeit in Anspruch und passt nicht so recht ins Konzept.

Den Wiederspielreiz stufe ich persönlich ziemlich hoch ein. Vor allem anfangs, wenn man auch das nächste Level schaffen will und sich auf die neuen Herausforderungen freut. Okay, wer kein Faible für hektische und/oder kooperative Spiele hat, wird an "Kitchen Rush" vielleicht wenig Gefallen finden. Besonders in lockeren Runden und im Familienkreis wird es aber mit Sicherheit gut ankommen.

Ich habe jedoch das Gefühl, dass nach einer gewissen Zeit dann doch etwas die Luft raus ist. Und dies unabhängig vom Erfolg, denn bei anhaltendem Scheitern macht sich Frust breit, schafft man mal hingegen alle Levels und Probleme, wird es langsam zur Gewohnheit. Abhilfe könnte meiner Meinung nach eine Erweiterung schaffen. Wie ich vernommen habe, ist eine solche auch schon geplant. Ich für meinen Teil werde mir diese auf jeden Fall zulegen.

Ja, es macht Spaß, ein Restaurant zu führen, egal ob in Wirklichkeit oder nur auf spielerische Weise. Der Vorteil von "Kitchen Rush" liegt halt darin, dass man es ohne weiteres weglegen und sich anderen Dingen zuwenden kann, wenn man mal genug davon hat. Und all die richtig lästigen Probleme, wie Evaluierung, HACCP-Kontrollen, Rentabilität, Nichtrauchergesetze, Allergie-Verordnungen, Steuerprüfungen, Sicherheitsbestimmungen, etc. werden wohl kaum in spielerischer Form Einzug in zukünftige Erweiterungen finden.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde