waren nicht nur tosende Stürme oder gefährliche Riffe, die so manchem
Schiff zum Verhängnis wurden. Wertvolle Fracht und kostbare Schätze
lockten seit jeher immer einige Personen an, welche das Abluchsen
dieser Reichtümer lukrativer fanden als ehrliche Arbeit: die Piraten.
Wenngleich die Piraterie auch heute noch weit verbreitet ist, so sind
es doch die berühmt-berüchtigten Korsaren und Freibeuter Ende des 17.,
Anfang des 18. Jahrhunderts, die wir am ehesten mit dem Begriff
"Piraten" assoziieren.
Auch im Spiel "Korsar" treffen wir auf Handelsschiffe, Piratenschiffe
und auch den einen oder anderen "Schrecken der Meere", wie zum
Beispiel der verwegene Blackbeard. All dies kommt auf 78 Karten vor.
Die Handelsschiffe, leicht erkenntlich an ihren weißen Segeln, sind
unterschiedlich wertvoll. Die Anzahl der Goldstücke gibt den Wert
einer Schiffsladung an, von mickrigen 2 Goldstücken bis hin zu sieben,
ja sogar acht Goldstücken. Auch die Piratenschiffe - es gibt sie in
vier Farben - sind nicht alle gleich stark. Die Kampfstärke eines
Piratenschiff wird durch die Anzahl der Totenköpfe drauf angezeigt.
Zwischen den Spielern gibt es keine fixe Rollenverteilung. Im
Gegenteil, jeder ist Reeder und Pirat zugleich, abhängig davon, welche
Karte er ausspielt. Spielt er ein Handelsschiff aus, versucht er
dieses unversehrt heim zu bringen. Dies gelingt nur, wenn das Schiff
von keinem anderen Spieler gekapert wird. Spielt er indes ein
Piratenschiff aus, greift er damit ein Handelsschiff an und versucht,
die ganze Prise an sich zu reißen. Dies schafft er aber nur, wenn
seine Piratenschiffe stärker sind als die der Mitspieler. Zu diesem
Zweck überprüft jeder Spieler zu Beginn seines Spielzuges, ob eines
seiner Handelsschiffe unangetastet durchgekommen ist und ob er bei
einem oder mehreren umkämpften Handelsschiffen die höchste Kampfkraft
aufweisen kann. Diese erfolgreich eroberten Handelsschiffe kann er
dann an sich nehmen. Um überhaupt feststellen zu können, wer welches
Schiff ausgespielt hat, werden alle Schiffe - sowohl Handels- als auch
Piratenschiffe - so ausgerichtet, dass der Schiffsrumpf zum Spieler
zeigt, der die Karte gespielt hat.
Ganz so frei wie es den Anschein hat, sind die Spieler beim Ausspielen
der Piratenkarten jedoch nicht. Liegen nämlich an einem Handelsschiff
bereits Piratenschiffe anderer Spieler an, darf man nur ein
Piratenschiff in einer Farbe einsetzen, die noch nicht dort anliegt.
Ebenfalls kann man einen eigenen Angriff nur mit Piratenschiffen in
der bereits vorher gewählten Farbe verstärken. Piratenkapitän (von
jeder Farbe gibt es genau einen) kann man zwar nur auf Piratenschiff
der selben Farbe spielen, diese sind dafür stärker als alle
Piratenschiffe. Kommen mehrere Piratenkapitäne zum Einsatz, zählt
immer nur der zuletzt Gespielte.
Letzte offene Frage noch: Wie kommt man zu den Karten? Zu Spielbeginn
kriegt jeder Spieler sechs Karten ausgeteilt. In der Folge darf ein
Spieler, der an der Reihe ist, entweder eine Karte ausspielen oder
eine Karte vom verdeckten Stapel nachziehen. Da heißt es schon, seine
Angriffe sorgsam durchzuführen, da man nicht gleichzeitig nachziehen
und Angriffe verstärken kann. Eine sehr gute Regelung.
Wenn der Nachziehstapel aufgebraucht ist, können nur mehr Karten
ausgespielt werden. Solange, bis ein Spieler keine Karte mehr auf der
Hand hat. Dann kommt es zur großen Abrechnung, bei der jeder Spieler
seine Beute zusammenzählt. Eventuell noch in der Hand befindliche
Handelsschiffe werden als Minuspunkte gerechnet. Wer schlussendlich
die meisten Goldstücke besitzt, gewinnt das Spiel.
Ich kann mir schon die erstaunten Gesichter meiner Leser vorstellen:
Sind das schon alle Regeln? Und das soll auch funktionieren? Aber ja
doch! Es macht sogar sehr viel Spaß! Wir haben uns bei allen Spielen
immer köstlich amüsiert. Freilich ist eine größere Teilnehmerzahl
empfehlenswert, zu dritt oder gar zu zweit ist's nur halb so lustig.
Dafür erlaubt ein "Partnerspiel" sogar das Spiel zu sechst oder zu
acht.
"Korsar" basiert auf das vor Jahren bei "Amigo" erschienene Spiel
"Pirat" (ebenfalls von Reiner Knizia), welches leider schon vergriffen
ist. Nun kann ich verstehen, warum das Original als richtiger
Geheimtipp unter den Spielern galt. Dieses einfache, kurze, natürlich
etwas glücksabhängige Spielchen wird sicher immer wieder auf unseren
Spieltischen landen. So gesehen bin ich wirklich froh über die
Neuauflage bei den Nürnberger Spielkarten, da ich vergeblich versucht
habe, ein Exemplar des alten "Pirat" zu ergattern, vor allem da das
neue "Korsar" attraktiv gestaltet worden ist (sogar mit einem
historischen Anhang über die Geschichte der Piraterie).
Franky Bayer
Bewertung: 4 Schilde


 
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