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Knobelritters Spielearchiv - Liebe & Intrige

Art des Spiels: Taktikspiel
Spieleautoren:  Ellen Maria Ernst &
                Kira Verena Samol
Verlag:         Goldsieber Spiele
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

"Ach, was mache ich bloß mit meinen drei Töchtern? Wir sind eine anständige, vornehme Familie, und da ist es sehr wichtig, vor allem in unserer kleinen Stadt, dass sie möglichst gute Partien, Herren aus gutem, adligen Hause ehelichen. Es ist aber nicht so einfach, eine gute Heirat zu arrangieren, denn einerseits sollen meine Töchter ja die Bekanntschaft von in Frage kommenden Männern machen, andererseits muss ich wohl oder übel noch in ihre Erziehung eingreifen, damit sie auch den Ansprüchen der angesehensten Männer genügen.

Nehmen wir einmal meine älteste Tochter. Wilhelmine ist ja nicht unbedingt die Gescheiteste, aber ihre weiblichen Reize gleichen dieses Bildungsdefizit aus. Auch moralisch habe ich bei ihr keine Bedenken. Ich habe sie daher gleich ins Theater geschickt, wo sie zwar nicht allzu viele Männer treffen kann, aber auf jeden Fall an Allgemeinbildung gewinnt. Sie hat dort einen gewissen Bertram von Biedenfeld kennen gelernt, der auf mich keinen schlechten Eindruck macht. Sicher, es gibt bessere Partien, aber fesch ist er schon, und seine Ansprüche sind auch nicht übertrieben hoch, weshalb ich dieser Liaison sehr optimistisch entgegensehe.

Ich habe sie daraufhin voller Hoffnung auf dem Boulevard flanieren lassen, aber keine Spur von Herrn von Biedenfeld. Stattdessen hat Wilhelmine mit Alexander zu Alversleben geturtelt, ein wohlhabender, begehrter Junggeselle, für den meine Tochter aber - fürchte ich - nicht gut genug ist. Wenigstens hat ihr das Erscheinen auf dem Boulevard einen derartigen Bildungs- und Moralschub beschert, dass von Biedenfeld sie nicht mehr ignorieren kann. Eine Einladung zum Ball gab ihr die Möglichkeit, Herrn von Biedenfeld ein zweites Mal zu treffen. Beim dritten Aufeinandertreffen läuten dann schon die Hochzeitsglocken, sofern meine Tochter die Voraussetzungen erfüllt.

Doch was muss ich da mit ansehen? Auch die Tochter meines Nachbarn hat sich bereits mit Herrn Bertram getroffen! Da hilft nur eins: Gegen dieses verlogene Weib zu intrigieren! Meine Intervention ist - mit etwas Glück - von Erfolg gekrönt, und kurz darauf ist meine Älteste schon unter der Haube. Beruhigt kann ich mich nun meiner zweiten Tochter widmen.

Tja, bei Cäcilia ist wohl viel mehr Engagement meinerseits notwendig. Sie ist zwar intellektuell meist überlegen, aber ein richtig hässliches Entlein, wie ich leider zugeben muss. Für Männerbekanntschaften habe ich sie gerne auf einen Spaziergang im Park ausgeführt. Zwar treibt sich dort gerne ein gewisser 'Casanova', ein wirklich schlechter Umgang für jede Frau, aber meine Cäcilia hat er - in diesem Fall ein Segen! - keines Blickes gewürdigt.

Ich bin mit ihr sogar ein paar Mal in die Spelunke gegangen, da auch hier - wie im Park - viele Herren anzutreffen sind. Einmal hat sie dabei ein wenig zu viel Wein erwischt, was ihr jedoch nicht allzu viel geschadet hat, da sie ohnehin genug Bildung vorzuweisen hat. Immerhin hat sie sich auf diese Weise bereits drei Mal mit Friedrich von Hasselbach verabredet, eine unbestritten gute Partie. Um Cäcilia diesem ehrenwerten Gentleman auch optisch schmackhaft zu machen, habe ich sie des öfteren zum Schneider geschickt, der sie überaus vorteilhaft hergerichtet hat. Herr von Hasselbach war entzückt und hat sofort um ihre Hand angehalten. Jetzt kann ich als stolzer Vater schon meine zweite Tochter zum Altar führen.

Nur meine dritte Tochter Ludmilla, die ist ein bisschen mein Sorgenkind. Sie ist zwar eine kokette Frohnatur mit einem großen Herzen, aber alle Herren, die ich für sie ins Auge gefasst haben, wurden von Töchtern meiner Nachbarn weggeschnappt, welche zudem durch zahlreiche Intrigen dem Ansehen meiner Tochter sehr geschadet haben. Und so konnte ausgerechnet die Familie Schmidtke zuerst seine drei Töchter verheiraten. Ludmilla wird sich wohl - o Gram, o Schmach! - auf eine Zukunft ohne Ehemann einstellen müssen..."

"Liebe & Intrige" heißt das neueste Spiel aus dem Goldsieber Verlag. Die beiden Spieleautorinnen Ellen Maria Ernst und Kira Verena Samol haben mit viel Ironie die gesellschaftlichen Zwänge der Zeit nach dem Biedermeier in ein Spiel verpackt, in dem jeder Spieler - wie oben beschrieben - versucht, für seine drei Töchter eine gute Heirat zu arrangieren.

Die potentiellen Ehegatten kommen auf "Herrenkarten" vor. Jeder Mann hat eine fixe Vorstellung von seiner zukünftigen Gemahlin, was durch auf der Karte angegebene Mindestwerte in den Bereichen "Moral", "Schönheit" und Bildung" dargestellt wird. Je anspruchsvoller ein Gentleman, umso höher allerdings auch das Ansehen, sprich die Siegpunkte bei vollzogener Hochzeit. Damit nun eine Tochter mit einem bestimmten Herren vermählt werden kann, muss sie - wie oben beschrieben - diesen einerseits mindestens drei Mal treffen, andererseits seine Ansprüche - in allen drei Bereichen - erfüllen.

Deshalb werden in jeder Runde Orte auf dem Spielplan aufgesucht. Zum einen können dadurch die Werte in gewissen Bereichen verbessert werden (zum Beispiel "+1" im Bereich Moral durch einen Besuch im Armenhaus), andererseits können dort auch Männerbekanntschaften gemacht werden. Dabei sind an einigen Orten mehr, an anderen Orten weniger Männer anzutreffen. Die Orte, an denen die meisten "Herrenkarten" verdeckt liegen, bergen jedoch Gefahren. So kann man im Park und in der Spelunke "Casanova" begegnen, was sich negativ auf das Ansehen auswirkt (Moral "-1"), in der Spelunke kann es wiederum passieren, dass die Tochter zu viel trinkt ("-1" bei Bildung"). In beiden Fällen entscheidet ein Würfelwurf ("Casanovawürfel" bzw. "Trinkwürfel"), ob das ungeliebte Ereignis eintritt oder nicht. Ein dritter Würfel kommt zum Einsatz, wenn man einem Mitspieler eine Bekanntschaft ausspannen will. Gelingt der Wurf mit dem "Intrigenwürfel", darf man dem Mitspieler eine seiner Herrenkarte wegnehmen, misslingt er jedoch (bei 2 von 6 Würfelseiten möglich), muss man dem Mitspieler eine seiner Karten überreichen.

Abwechslung erfährt das Spiel noch durch Ereigniskarten, von denen man am Ende seines Zuges stets eine vom verdeckten Stapel nachzieht. Mit so Ereignissen, wie "Gezielte Einflussnahme", "Die Pockenkrankheit", "Die Tanzstunde", etc. versucht man, so gut es geht seine Töchter zu unterstützen und/oder den Rivalinnen zu schaden. Sobald ein Spieler seine 3 Töchter verheiraten konnte, endet das Spiel. Neben den Siegpunkten für die Ehegatten gibt es noch je 2 Siegpunkte für die angesehenste, die schönste und die gebildetste Familie. Auch einige Ereigniskarten können noch Extrapunkte bringen (z. B.: "Unverhofftes Erbe"). Gewinner ist schließlich der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

Was bei "Liebe & Intrige" sofort ins Auge sticht, ist die liebevolle Gestaltung des Spielmaterials. Der Spielplan ist aufwändig mit einer glänzenden Folie überzogen, die Spielkarten (vor allem die Herrenkarten) und Tochtertafeln wissen grafisch zu überzeugen. Das Ganze ist in einer tollen Buchschachtel untergebracht, die eine Zier jedes Bücherregals wäre. Bei der Entwicklung der Spielidee haben sich die beiden Autorinnen von den Romanen von Jane Austen und der Schwestern Bronte inspirieren lassen, was durch die verschnörkelten Verzierungen und die exzessive Verwendung der Farbe altrosa angedeutet wird.

Leider kann die Software - also das Spiel selbst - mit dem attraktiven Spielmaterial nicht ganz mithalten. Der Käufer braucht sich kein großartiges Taktikspiel erwarten, sondern erhält ein solides Spiel mit einem etwas höheren Glücksanteil, beschränkter Interaktion und einem gewissen Ärgerpotential. Alles in allem genug, um Gelegenheitsspieler zufriedenzustellen, aber nicht ausreichend für Vielspieler.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde