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Knobelritters Spielearchiv - Livingstone

Art des Spiels: Entdeckungsspiel
Spieleautor:    Benjamin Liersch
Verlag:         Schmidt Spiele
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 9 Jahren
Dauer:          30 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

"Dr. Livingstone, I presume?"

Dieser weltbekannte Ausspruch von Henry Morton Stanley, als er auf den Afrikaforscher am Tanganjikasee traf, bezieht seine unfreiwillige Komik einerseits aus der Unterkühltheit, die nur ein Brite nach wochenlanger Suche in der afrikanischen Wildnis an den Tag legen kann, andererseits aus der Unnotwendigkeit seines Zögerns, schließlich war der Schotte im Umkreis von mehreren Hundert Meilen sicher der einzige Europäer.

So gesehen betreiben wir ja ein wenig Geschichtsfälschung, wenn wir eine Partie "Livingstone" spielen, denn hier sind es gleich fünf "Livingstones", die um die Ehre des besten Afrikaforschers konkurrieren. Nicht nur deshalb, sondern auch wegen ein paar anderen Ungereimtheiten, hege ich den leisen Verdacht, dass die Reisen des schottischen Missionars und Afrikaforschers nur als Kulisse für dieses Familienspiel herhalten müssen.

Nun gut, machen wir uns nichtsdestotrotz auf die abenteuerliche Fahrt auf einem Dampfboot hin zu den berühmten Wasserfällen, die er zu Ehren der Königin Victoria nach ihr benannte. Mindestens über 10 Runden geht die Reise, in denen das Dampfboot immer näher Richtung Victoriafälle gezogen wird.

In jeder Runde würfelt der - jede Runde wechselnde - Startspieler doppelt so viele Würfel wie Mitspieler. Reihum nimmt sich jeder Spieler einen der ausliegenden Würfel, legt ihn vor sich ab und führt damit eine Aktion aus. Ist ein Spieler wieder an der Reihe, darf er nur dann erneut einen Würfel nehmen, wenn dieser eine höhere Würfelzahl zeigt. Kann kein Spieler mehr einen Würfel nehmen, endet die Runde und das Boot wird ein Feld vorgerückt.

Die erste der vier möglichen Aktionen - das Ziehen einer Aktionskarte vom verdeckten Stapel - ist völlig unabhängig von der Augenzahl des gewählten Würfels. Bei allen anderen Aktionen spielt die Augenzahl hingegen eine Rolle. So erhält man bei der Aktion Taler nehmen genauso viele Taler wie der Würfel angibt. Bei der Aktion In der Mine schürfen darf man in den Beutel mit den Minensteinen greifen und entsprechend viele Steine daraus ziehen. Gezogene Steine kann man jederzeit während seines Zuges verkaufen, wobei die verschiedenen Farben sowohl unterschiedlich wert sind als auch unterschiedlich oft vorkommen. Man kann sie aber auch sammeln, um später eventuell größere Gewinne zu erzielen, allerdings birgt dies auch ein gewisses Risiko.

Die vierte Aktionsmöglichkeit ist das Errichten eines Zeltes. In der Spalte, in der sich das Dampfboot befindet, darf man ein Zelt errichten. Der Bauplatz wird durch die Augenzahl des Würfels bestimmt. Für das Errichten eines Zeltes sind Expeditionskosten zu entrichten, die am Ufer der aktuellen Spalte vermerkt sind, außerdem muss - wenn man auf einem Feld bauen möchte, auf dem schon Zelte stehen - an jeden dieser Spieler zusätzlich ein Taler abgegeben werden.

Die Zelte sind die wichtigsten Lieferanten von Siegpunkten. Am Ende jeder Runde bekommt man für seine Zelte in der aktuellen Spalte Punkte je nach Bauplatz, diese entsprechen der Augenzahl des eingesetzten Würfels. Bei Spielende werden noch Extrapunkte für Mehrheiten in den sechs Zeltreihen vergeben.

Die Aktionskarten verleihen dem Spiel noch zusätzlichen Pfiff. Sie können weitere Siegpunkte, Minensteine aus dem Beutel oder Taler bringen, einen kostenlosen Bau eines Zeltes oder die freie Wahl eines Bauplatzes erlauben. Andere Aktionskarten lassen das Dampfboot wieder eine Spalte rückwärts fahren, womit eine Spalte erneut gewertet werden kann. Wiederum eine andere ermöglicht das Nehmen von zwei Würfeln hintereinander, ein großer Vorteil. Mit dem "Markt" schließlich können gesammelte Minensteine sehr vorteilhaft gegen Taler und wertvolle Siegpunkte eingetauscht werden. Wird allerdings die Aktionskarte "Mineneinsturz!" gezogen, muss jeder Spieler sofort ersatzlos all seine Edelsteine abgeben. Interessant ist, dass man beliebig viele Aktionskarten auf der Hand halten und auch beliebig viele in seinem Zug ausspielen kann, dies lässt Platz für überraschende und Spielzüge und taktische Finessen.

"Livingstone" enthält viele verschiedene, nicht immer homogen zusammenpassende Spielmechanismen, die aber für ein Familienspiel ganz gut funktionieren. Ja, "Livingstone" macht auf die oben beschriebene Weise auch Spaß, wenn auch der Wiederspielreiz mit der Zeit deutlich nachlässt. Auch das Spielmaterial mit der Grafik von Michael Menzel, den stabilen Kartonteilen, den Holzzelten und vor allem den riesigen, handfesten Minensteinen ist sehr ansprechend.

Was das durchaus positive Gesamtbild aber leider trübt, ist ein Spielelement, das ich bis jetzt bewusst noch nicht erwähnt habe: Die Spenden zum Wohl der Königin. Jeder Spieler kann jederzeit während seines Zuges und ohne eine Würfelaktion zu verlieren, beliebig viele Taler in seine Schatzkiste stecken. Am Ende werden die Schatzkisten geöffnet und der Spieler, der am wenigsten gespendet hat, scheidet aus dem Spiel aus und kann nicht mehr gewinnen.

Dieses Spielelement kennen wir bereits aus dem ebenfalls kürzlich erschienenen "Hab & Gut" (Winning Moves). Während sich die Spenden hierbei allerdings sehr gut ins Spiel fügen, einerseits durch klare Regeln und andererseits durch die Tatsache, dass jede Spende direkt den Gewinn mindert, will dies bei "Livingstone" nicht so richtig passen. Da man während des Spiels stets Taler benötigt, zum Schluss aber mit übrig gebliebenen Talern nichts mehr anfangen kann, wird man regelrecht dazu angehalten, erst in der letzten Runde alles verbliebene Geld zu spenden. Auf diese Weise ist es leicht kalkulierbar, womit dem Spiel das Überraschende, das Ungewisse fehlt. Ich finde die Spendenregelung ziemlich unausgereift, bin mir aber sicher, dass dies mit ein paar kleinen Regeländerungen leicht auszubügeln wäre. In der vorliegenden Fassung kann ich dem Spiel aber nur eine durchschnittliche Bewertung geben.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde