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Knobelritters Spielearchiv - Mischwald

Art des Spiels: Kartenspiel
Spieleautor:    Kosch
Verlag:         Lookout Spiele
Jahrgang:       2023
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 28,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       ++

Einleitung

Momentan sind ja Anglizismen sehr beliebt. Fast jeder Filmtitel ist auf englisch, kaum ein Brettspiel weist noch einen deutschsprachigen Titel auf. Meist ist der Originaltitel ohnehin treffender, und besonders in der Filmbranche wurden Kinohits mit zum Teil lächerlichen Titeln versehen, was der Qualität des Streifens oft nicht gerecht wird. Man denke nur an den Western-Klassiker "The Good, the Bad and the Ugly", bei dem man im deutschen Titel "Zwei glorreiche Halunken" schlichtweg auf den dritten Protagonisten vergessen hat.

In ganz, ganz seltenen Fällen ist der deutsche Titel aber besser. Wie hier beim Kartenspiel "Mischwald". Bezeichnet dies doch einen Wald, der sowohl aus Nadel- als auch aus Laubbäumen besteht. Die Karten, aus denen wir im Spiel einen möglichst punkteträchtigen Wald samt Tieren und Pflanzen gestalten, müssen natürlich gemischt werden, weshalb man hier von einem gelungenen Wortspiel sprechen kann.

Spielbeschreibung

Das Spielmaterial besteht tatsächlich - bis auf einen länglichen Spielplan (die "Lichtung") und einen Wertungsblock - aus Karten. Mehr als ein Drittel davon sind Bäume, von denen es acht verschiedene Arten gibt: Ahorn, Birke, Buche, Douglasie, Eiche, Kastanie, Linde und Tanne.

Auf den restlichen Karten sind Tiere (Paarhufer, Amphibien, Schmetterlinge, Insekten, Vögel, etc.), Pflanzen und Pilze abgebildet. Das Besondere an diesen Karten: Sie sind in zwei Hälften geteilt, nämlich in ungefähr gleicher Häufigkeit entweder in oben und unten oder in links und rechts.

Bevor die Partie losgeht, mischen wir alle Karten gründlich und fügen nach einem bestimmten System die drei Winterkarten, welche für das Spielende sorgen sollen, in das letzte Drittel des Nachziehstapels ein. Danach wird reihum gespielt. Sind wir an der Reihe, führen wir genau eine von zwei möglichen Aktionen durch:

  1. Zwei Karten nachziehen

    Wir ziehen 2 Karten nach, wobei wir für jede Karte entscheiden, ob wir sie vom Stapel oder aus der Lichtung nehmen.

  2. Eine Karte ausspielen

    Um eine Karte aus unserer Hand ausspielen zu können, müssen wir ihre Kosten bezahlen. Die Zahl auf der Karte links oben (von 0 bis 3) gibt an, wie viele Handkarten wir dafür in die Lichtung auslegen müssen. Bäume zeigen immer genau eine Baumart und bilden die Grundlage unseres Waldes. Wir legen sie mit ausreichend Abstand rundum vor uns aus, weil sie an ihren vier Seiten Platz für Tiere, Pflanzen und Pilze bieten.

Alle anderen Karten müssen wir hingegen an einen Baum anlegen. Senkrecht zweigeteilte Karten schieben wir entweder links oder rechts halb unter einen Baum, während waagrecht zweigeteilte Karten auf ähnliche Weise entweder oben oder unten an einen Baum angelegt werden. Nach dem Anlegen wird nur die noch sichtbare Seite einer Karte als im Wald befindlich betrachtet.

Manche Karten weisen einen Effekt auf, entweder einen Soforteffekt, den wir einmalig zum Zeitpunkt des Ausspielens nutzen können (meist ein Nachschub vom Nachziehstapel), oder - bei sämtlichen Pilzen! - ein Dauereffekt, der in einer bestimmten Situation ab dem nächsten Spielzug gilt.

Auf einigen Karten ist zudem ein Symbol - ein mit einer Farbe hinterlegtes Fernglas - abgebildet, welches auf einen möglichen Bonus hinweist. Diesen Bonus erhalten wir allerdings nur dann, wenn wir "passend" bezahlen, wenn also alle Karten, die wir für die angegebenen Kosten abgeben, das gleiche Baumsymbol aufweisen.

Nach dem Ausspielen einer Karte wird die Lichtung überprüft. Befinden sich zu diesem Zeitpunkt 10 oder mehr Karten in der Lichtung, wird diese geleert, indem alle Karten aus dem Spiel kommen.

Die Winterkarten leiten das Spielende ein. Sobald die 3. Winterkarte aufgedeckt wird, endet das Spiel sofort. In einer Wertung erhalten wir nun Punkte für unsere gesamte Auslage, also alle Bäume, alle daran angelegten Tiere und Pflanzen, sowie Karten, die wir in unsere Höhle legen konnten. Erzielen wir insgesamt die höchste Punktezahl, können wir uns über den wertvollsten Mischwald freuen.

Fazit

Als Kartenspiel besteht natürlich das gesamte Spielmaterial fast ausschließlich aus Karten. 180 Karten befinden sich in der Schachtel. Wenn man die Hilfekarten, die Höhlenkarten (jeder Spieler bekommt eine davon) und die Winterkarten abrechnet, bleiben dennoch 158 Karten übrig, welche für das Spiel von Relevanz sind.

Etwas mehr als ein Drittel davon sind die Bäume, von denen es acht verschiedene Arten gibt. Sie sind jedoch nicht gleichmäßig verteilt. Einige kommen häufiger vor, andere weniger oft. So gibt es beispielsweise bloß 6 Tannen, von den Kastanien aber gleich 11 Stück. Jede Baumart hat ihr eigenes Wertungsschema. Sinnvollerweise gibt es von jenen Bäumen, von denen man mehr Stück einer Sorte benötigt, um ordentlich zu punkten, deutlich mehr.

Die restlichen 92 Karten sind hingegen alle verschieden. Zwar gibt es insgesamt 49 unterschiedliche "Lebewesen", welche aber derart auf die zweigeteilten Karten verteilt sind, dass keine Kombination doppelt vorkommt und somit keine Karte der anderen gleicht.

Jedes Lebewesen bietet uns ebenfalls auf völlig unterschiedliche Weise Möglichkeit zu punkten. Manchmal ähnelt es "Set Collection", wenn beispielsweise Schmetterlinge umso wertvoller sind, je mehr wir davon sammeln konnten. Es gibt aber auch viele Querverbindungen zwischen den einzelnen Tier- und Pflanzenarten. Die Punkte für Füchse hängen beispielsweise davon ab, wie viele Feldhasen wir in unserer Auslage haben. Ein Hirsch benötigt viele Bäume und Pflanzen, und ein Gimpel ist 2 Punkte pro Insekt in unserem Wald wert.

Zusammen mit den unterschiedlichen Effekten und Boni ergibt dies ein insgesamt etwas unübersichtliches Konstrukt, was den Einstieg ins Spiel erschwert. Anfänger tun sich hart zu bewerten, was auf welche Weise wie viele Punkte bringt. Da hilft auch die eigentlich gelungene Symbolik recht wenig, muss sie doch auch erst verstanden und verinnerlicht werden.

Bei einer so großen Varianz, so vielen verschiedenen Karten stellt sich natürlich auch die Frage nach der Spielbalance. In fast allen unseren Partien gab es zum Teil riesige Punkteabstände. Einmal punktete jemand mit einer großartigen Fuchs-Hasen-Kombination, ein andermal gelang der Sieg mit einer Menge an Hirschen und gut dazu passenden Karten, oder einer gewann mit seinen vielen unterschiedlichen Bäumen.

Ob da irgendeine Vorgehensweise erfolgsversprechender ist als die anderen, lässt sich von mir - trotz fast eines Dutzends Partien - leider nicht beantworten. Ich hoffe aber doch, dass eine ausreichend hohe Zahl an Testspielen geholfen hat, dass alles einigermaßen gerecht ist, dass keine Strategie von Haus aus einen Vorteil bietet.

Ohnehin spielt der Zufall ebenfalls eine große Rolle. Ob wir die für eine mächtige Kombo wichtigen Karten tatsächlich bekommen, hängt schon stark vom Glück ab. Mehrere Faktoren beeinflussen dies. So kommen - außer in Vollbesetzung - von vorneherein stets ein paar Karten aus dem Spiel, je weniger mitspielen, umso mehr. Außerdem hat man Pech, wenn ein Mitspieler dasselbe sammelt wie wir, wodurch für jeden von uns weniger bleibt. Es gilt also auch, zu beobachten, was unsere Mitspieler auslegen und gegebenenfalls auf etwas anderes umzuschwenken.

Unseren Mitspielern Karten vorzuenthalten, welche diese dringend benötigen, ist hingegen nicht so einfach. Karten, welche wir für das "Bezahlen" verwenden, kommen nämlich auf die Lichtung, von wo sie leicht wieder aufgenommen werden können. Spielen wir sie nicht aus, blockieren sie unsere Kartenhand. Es funktioniert nur mit guten Timing, indem wir die Karten zum richtigen Zeitpunkt auf die Lichtung legen, wenn sie gleich daraufhin geleert wird.

Ein wichtiges Mittel, um bei "Mischwald" erfolgreich zu sein, sind die Effekte und Boni auf den gespielten Karten. Effekte handeln wir - falls vorhanden - augenblicklich ab, meist bestehen sie im Ziehen einer oder mehrerer Karten vom Nachziehstapel. Ein Bonus wird hingegen nur dann geltend, wenn wir diese Karte passend bezahlen, wenn also alle Karten, die wir hierfür ausgegeben werden, das farblich entsprechende Symbol aufweisen. Die Belohnung bringt in den meisten Fällen auf irgendeine Weise einen Zuggewinn, ob wir gleich wieder an der Reihe sind, sofort eine weitere Karte ausspielen dürfen oder ähnliches. Dies bewirkt, dass wir ab und zu länger mit dem Ausspielen einer Karte warten, um passende Karten für deren Kosten auf die Hand zu bekommen.

Das Spielmaterial besteht - wenig überraschend und bereits öfters erwähnt - vorwiegend aus Karten. Und eigentlich wären die Lichtung als reine Kartenablage und der Wertungsblock, auf dem die Ergebnisse eher schlecht als recht eingetragen werden können, nicht notwendig gewesen. Die grafische Gestaltung ist hingegen durchaus gelungen.

Die Spielregeln sind ja im Grunde genommen nicht so kompliziert und werden von der Spielanleitung gut und verständlich erklärt. Gewöhnungsbedürftig sind allerdings die 14 Hilfekarten, auf denen nähere Erklärungen zu den einzelnen Pflanzen und Tieren zu finden sind. Ich hätte mir dafür lieber eine komplette Aufstellung in der Spielanleitung selbst oder als Beiblatt gewünscht, inklusive jener Bäume und Tiere, die nicht auf diesen Hilfekarten vorkommen.

Naturthema, unzählige verschiedene Karten mit unterschiedlichen Effekten, eher solitäres Spielgefühl - "Mischwald" reiht sich in eine Kategorie mit "Arche Nova" und "Flügelschlag" ein, allerdings mit deutlich weniger Herausforderung. Wer solche Spiele liebt, wird auch an "Mischwald" seinen Gefallen finden. Mit einer Spieldauer von ungefähr einer Stunde kann es durchaus auch Gelegenheitsspieler ansprechen.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde