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Art des Spiels: Mathematik-Legespiel
Spieleautoren: Thomas Sing &
Ralf-Peter Gebhardt
Verlag: Winning Moves
Jahrgang: 2011
Spielerzahl: 2 bis 6 Spieler
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 15 bis 45 Minuten
Preis: ca. € 18,-
Zielgruppen: Gelegenheitsspieler ++
Partyspieler (+)
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Man lernt nie aus.
Den Wahrheitsgehalt dieser Binsenweisheit wurde mir erst kürzlich wieder bestätigt. Auf der Nürnberger Spielwarenmesse lerne ich eine Spieleneuheit von "Winning Moves" kennen: "Miss Lupun", eine Art Logik-Mathematik-Legespiel. Am Stand wurde erklärt, dass "Miss Lupun" ein Anagramm von "Plus" und "Minus" sein, und dass die beiden Autoren irgendetwas mit Mathematik (Professoren, wenn ich mich recht erinnere) zu tun hätten.
Eine kurze Recherche im Internet brachte aber zu Tage, dass "Miss Lupun" in Wirklichkeit eine eigene Rätselgattung - ähnlich wie Sudoku - ist, die von den beiden Erfindern Thomas Sing und Ralf-Peter Gebhardt erdacht wurde. Es stammt ursprünglich aus der musikalischen Harmonielehre, erst bei der Übersetzung in Mathematik entstand das Rätsel, wie es heute im Umlauf ist. Im Juli 2008 erstmals in einer Zeitung erschienen, wird es seitdem in immer mehr Zeitungen und Zeitschriften publiziert. Der von den beiden Erfindern gegründete Lupun-Verlag, von dem auch die Grafik für das Spiel übernommen wurde, brachte bereits einige Bände voller "Miss Lupun"-Rätsel in verschiedenen Schwierigkeitsgraden heraus, es steht sogar schon als iPhone-Applikation zur Verfügung.
Wie funktioniert nun das Rätsel "Miss Lupun"? Es besteht aus einem Raster mit 6 Teilen zu je 4 Feldern. In der obersten und der untersten Reihe sind Zahlen zwischen 0 und 9 vorgegeben. Zwischen jeder Zeile stehen 4 Werte (z.B. -1, 0, +3, +4), welche die Differenz zwischen 2 übereinanderliegenden Zahlen angibt ("verdi" = vertikale Differenz). Manchmal sind einige Felder bereits mit fixen Zahlen vergeben, manchmal gibt eine zwischen 2 Feldern stehende Zahl die erforderliche Differenz zwischen den beiden Lösungszahlen vor ("hordi" = horizontale Differenz). Die leerstehenden Felder müssen nun so mit Zahlen ausgefüllt werden, dass alle Bedingungen erfüllt werden. Damit das Rätsel gelöst werden kann, müssen daher die Differenzen den richtigen Spalten zugeordnet werden. Je nach Schwierigkeitsgrad und Können kann dies zwischen 1 Minute und einer halben Stunde beanspruchen.
"Miss Lupun" ist eigentlich ein Solitär-Rätsel, wie Sudoku, Kreuzworträtsel, etc. Für eine Brettspiel-Umsetzung haben Sing und Gebhardt deshalb ein paar Änderungen vornehmen müssen. Zwar zeigt der Spielplan dasselbe Raster aus 6 x 4 Feldern, aber alle Felder sind anfangs noch leer. Jeder Spieler verfügt über einen Satz aus 10 Zahlenplättchen mit den Zahlen von 0 bis 9. Abwechselnd platziert jeder Spieler eines seiner Plättchen auf ein freies Feld, bis schließlich alle Felder belegt sind, bzw. zu zweit alle 20 Plättchen auf dem Spielplan liegen.
Natürlich muss das Legen von Plättchen irgendeinen Sinn verfolgen. Dieser ergibt sich aus den Aufgabenkarten, von denen sich immerhin 139 Stück in der Schachtel befinden. Vier Karten werden an jeden Spieler ausgeteilt, von denen er dann drei auswählt, die er vor seinen Mitspielern geheim hält. Jede Karte zeigt eine Aufgabe, die auf dem Spielbrett zu lösen ist. Die Aufgabe wird dabei sowohl bildlich mit einem Diagramm als auch in Form einer kleinen Rechenformel dargestellt.
Die Aufgaben sind recht vielfältig, so muss etwa eine bestimmte Zeilen- oder Spaltensumme erreicht werden (z. B.: Zeilensumme 6 = 28) oder ein Quadrat aus vier unterschiedlichen Zahlen gebildet werden. Ein ander Mal darf eine beliebige Spalte nur aus Zahlen kleiner als 6 bestehen, oder eine bestimmte Rechenaufgabe muss mit Zahlen der angegebenen Felder erfüllt werden (beispielsweise "C1 + D3 = A4"). Alle möglichen Arten von Aufgaben zu beschreiben würde hier zu weit führen, aber es kommen jedenfalls wesentlich mehr Rechenvorgänge und Begriffe aus der Mathematik vor als bloß "plus" und "minus" der Solitäraufgaben. Am Schluss erhält man für jede erfüllte Aufgabenkarte die darauf vermerkte Punktezahl, die je nach Schwierigkeitsgrad zwischen 1 (leicht) und 9 (extrem schwierig) beträgt. Es gewinnt, wer nach einer vorher ausgemachten Anzahl an Partien die höchste Gesamtpunktezahl erzielt.
Die Aufgaben sind nicht nur faszinierend, vor allem für Rätsel-Liebhaber, sie schulen auch ein wenig die mathematischen und logischen Fähigkeiten. Da man stets nur ein Plättchen legen kann, kommt es darauf an, Prioritäten zu setzen, Aufgaben miteinander zu kombinieren, die Plättchen taktisch geschickt zu platzieren und auch flexibel auf die Aktionen der Mitspieler zu reagieren. Allerdings gibt es bei "Miss Lupun" auch ein großes Manko: Da die Aufgabenkarten geheim gehalten werden, passiert die Interaktion zwischen den Spielern nur indirekt. Man kommt sich einander zwar immer wieder in die Quere, aber eher zufällig und unbeabsichtigt. So kann es vorkommen, dass ein von einem Mitspieler gelegtes Plättchen die Erfüllung einer eigenen Aufgabe unmöglich macht. Aber auch das Gegenteil ist möglich, nämlich dass ein Mitspieler ungewollt Hilfestellung leistet. Und einige Aufgaben sind ohne fremde Plättchen erst gar nicht lösbar. Auch wegen unterschiedlich schwieriger Aufgaben bei der anfänglichen Kartenverteilung empfiehlt sich daher unbedingt, über mehrere Partien zu spielen.
In der Schachtel befinden sich übrigens noch ein paar "Joker"- und "Win"-Karten, sowie ein paar Jokersteine, welche Spielvarianten "für noch mehr Spannung" versprechen. Die Joker-Variante gefällt mir dabei ganz gut. Wer eine Joker-Karte erhält, darf im Laufe des Spiels einen Jokerstein einsetzen, der bei der Auswertung eine beliebige Zahl von 0 bis 9 annimmt. Allerdings können dabei auch Mitspieler profitieren, wenn der Joker zufällig auf einem betroffenen Feld liegt.
Reine Taktiker und Strategen sollten lieber die Finger davon lassen, allen anderen kann ich "Miss Lupun" durchaus empfehlen. Und wer Lust auf ein paar Solopartien des Originalrätsels hat, kann dies kostenlos unter www.misslupun.de spielen.
Franky Bayer
Bewertung: 3 Schilde
