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Knobelritters Spielearchiv - Mombasa

Art des Spiels: Strategiespiel
Spieleautor:    Alexander Pfister
Verlag:         Eggert Spiele
Vertrieb:       Pegasus Spiele
Jahrgang:       2015
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          75 bis 150 Minuten
Preis:          € 35,90

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Die - ach so erfolgreiche - Menschheitsgeschichte ist auch voller unrühmlicher Taten. Zu diesen gehört zweifellos die Zeit der Kolonisation, welche die Ausbeutung der natürlichen und auch menschlichen Ressourcen einheimischer Zivilisationen zum Zwecke der Bereicherung zur Folge hatte. So bedauerlich dies alles auch nach mehreren Jahrhunderten ist, so ist dies doch Teil der Geschichte, aus der die Menschheit hoffentlich ihre Lehren zieht. Als Spieler sind wir uns dieses dunklen Kapitels zwar bewusst, wollen "Mombasa", welches die Kolonisierung Afrikas zum Thema hat, aber nicht von vorneherein aus moralischen Gründen ablehnen, sondern rein als Spiel betrachten.

Vier Handelskompanien versuchen im Spiel "Mombasa", in Afrika Fuß zu fassen, zu expandieren und an den Ressourcen des Landes zu verdienen. Jede startet in einem anderen Teil von Afrika, sodass jeder Kompanie eine Seite des Spielplans zugeordnet ist, an der die entsprechende Kompanieleiste angelegt wird und die Handelsposten vorerst auf die farblich passenden Kompaniebasen gestellt werden.

Die Spieler fungieren im Spiel jedoch nicht als Geschäftsführer der Gesellschaften, sondern repräsentieren Investoren, welche Waren in die Handelskompanien investieren und die Handelsposten dieser Kompanien über den schwarzen Kontinent ausbreiten, um den Wert ihrer Anteile zu steigern. Zudem versuchen sie, ihre Erträge sowohl durch den Aufbau eines Diamantenbestandes als auch durch geschickte Buchhaltung zu verbessern.

Die meisten dieser Aktionen werden durch Karten gesteuert. In der Planungsphase jeder Runde legt jeder Spieler verdeckt Karten aus seiner Hand in den Aktionsbereich seiner Spielerablage. Haben alle ihre Planung abgeschlossen, werden alle Karten umgedreht. In der anschließenden Aktionsphase führen die Spieler reihum je eine Aktion aus, bis alle ihre Aktionsphase beendet haben. Die Aktionen im Einzelnen:

Ausgespielte Warenkarten können - einzeln oder zusammen mit anderen derselben Warensorte - auf zweierlei Weise genutzt werden Entweder um auf einer oder mehreren Kompanieleisten vorwärtszuziehen, wodurch man seine entsprechenden Anteile erhöhen kann, oder um eine neue Karte aus der Kartenauslage zu erwerben, wodurch man seine zuküntigen Aktionsmöglichkeiten verbessern kann.

Mit ausgespielten Ausbreitungskarten wiederum darf man eine beliebige Kompanie expandieren, indem man Handelsposten von der Basis auf benachbarte Regionen setzt, bis der gesamte Ausbreitungswert verbraucht ist. Jede auf diese Weise besetzte Region bringt eine Belohnung. In jeder Region darf übrigens nur eine einzige Kompanie Fuß fassen, aber es ist möglich, Handelsposten anderer Kompanien zu verdrängen.

Eine Buchhalter-Karte im Aktionsbereich erlaubt es, den Tintenfassmarker auf seiner Buchhaltungsleiste vorwärts zu ziehen. Dies ist allerdings an mehrere Bedingungen geknüpft. Erstens müssen alle Felder, über die man ziehen will, mit Büchern belegt sein (bekommt man aus einer offenen Auslage, aber erst am Ende der Buchhalter-Aktion), zweitens müssen die darauf angegebenen Voraussetzungen erfüllt werden, meist ist dazu eine Mindestmenge an bestimmten Symbolen im eigenen Aktionsbereich erforderlich.

Eine Diamanthändler-Karte ist wesentlich einfacher zu handhaben. Man zieht einfach die darauf angegebenen Felder auf seiner Diamantleiste vorwärts, manche Karten ermöglichen sogar zusätzliche Felder für besetzte Minenfelder bestimmter Kompanien.

Nicht alle Aktionen sind an Aktionskarten gebunden. Jeder Spieler verfügt über ein paar Bonusmarker. Das Setzen eines Bonusmarkers auf ein freies Bonusfeld stellt die letzte Aktionsmöglichkeit dar. Alle Felder verlangen eine bestimmte Voraussetzung, zum Beispiel die Bezahlung von Kosten, die Mehrheiten an einem bestimmten Symbol im Aktionsbereich, etc. Dafür erhält man zum Teil recht attraktive Belohnungen, wie zusätzliche Anteile an Kompanien oder Bonusplättchen, welche in der nächsten Runde Vorteile bringen.

Haben alle Spieler ihre Aktionsphase beendet, werden noch ein paar Vorbereitungen für die nächste Runde durchgeführt (Auffüllen der Kartenauslage und der Bücher, Zurücknehmen der Bonusmarker). Nach sieben Runden endet das Spiel. In der abschließenden Wertung wird - mit Hilfe eines Wertungsblockes - das Gesamtvermögen jedes Spieler berechnet. Dieses ergibt sich aus dem Bargeldbestand, den Anteilen an den vier Kompanien, sowie den Fortschritten auf der Buchhaltungs- und der Diamantenleiste. Der Spieler mit dem höchsten Gesamtbetrag erweist sich als der erfolgreichste Investor.

Bei "Mombasa" treffen wir auf zwei beliebte Spielmechanismen: Worker placement und Deckbuilding. Beides kommt hier aber auf erfrischend neue Art vor und wurde zudem auf sehr gelungene Weise miteinander verknüpft.

Wie bei fast allen Deckbauspielen verfügt jeder Spieler auch hier über ein paar Startkarten mit eher bescheidenen Fähigkeiten für die einzelnen Aktionen: ein paar Warenkarten (die 3 Waren Baumwolle, Bananen und Kaffee jeweils in den niedrigen Werten 1 und 2), 2 Ausbreitungskarten (Wert 2) und eine einzige Buchhaltungskarte. Eine Diamantenhändler-Karte findet sich überhaupt erst gar nicht im Startset.

Die Karten der Auslage können da schon um einiges mehr. Mit jeder Runde werden die darauf angegebenen Aktionen effektiver, schließlich finden sich sogar ein paar zusätzliche Kompanie-Anteile in der Auslage. Erworbene Karten werden sofort auf die Hand genommen und können bereits in der nächsten Runde eingesetzt werden. Die Kosten der Karten ergeben sich übrigens aus dem auf der Karte angeführten Preis sowie dem Wert des Feldes, auf dem die Karte liegt. Am Ende jeder Runde rücken die Karten auf billigere Felder vor und vom Stapel werden neue Karten aufgedeckt.

Anders als in den meisten Deckbauspielen kommen ausgespielte bzw. genutzte Karten nicht auf einen Ablagestapel, sondern wandern vom Aktionsbereich - den sogenannten "Aktions-Slots" - zur oberen Seite des Spielertableaus, den "Sammel-Slots". Dabei muss darauf geachtet werden, dass jede Karte zum genau gegenüberliegenden Slot kommt. Bevor alle Karten raufwandern, darf sich der Spieler alle Karten eines Sammel-Slots auf die Hand nehmen. Dies ist eine sehr knifflige Regelung, die gutes Timing und noch bessere Planung erfordert, um für die nächste(n) Runde(n) die richtigen Karten zur Verfügung zu haben.

Zu Beginn der Spiels verfügt jeder Spieler über 3 Aktions-Slots, kann also bis zu 3 Karten in seinen Aktionsbereich ausspielen. Bestimmte Felder auf der Diamanten- und der Buchhaltungsleiste schalten weitere Slots frei. Es ist aber relativ schwierig, mit mehr als 3 Slots zu arbeiten, dafür ist auch ein steter Nachschub an Karten notwendig.

Der Arbeitereinsatz fällt - was die Innovation betrifft - gegenüber dem Deckbau deutlich ab. Dennoch ist noch genug Stoff für die grauen Zellen vorhanden. Dies liegt an den Voraussetzungen, die erfüllen sind. Sind nur ein paar Münzen zu entrichten, geht's ja noch relativ einfach. Einige Bonusfelder erfordern aber, dass man in gewissen Symbolen (Bananen, Baumwolle, Kaffee oder Ausbreitung) gerade die Mehrheit auf seinen Aktionskarten innehat. Das sorgt bereits in der Planungsphase für Entscheidungsnöte. Aber auch in der Aktionsphase muss aufgepasst werden, da genutzte Karten umgedreht werden und ihre Symbole dann nicht mehr sichtbar sind.

Gute Strategiespiele zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehrere Möglichkeiten zum Sieg bieten. Auch bei "Mombasa" führt mehr als ein Weg zum Ziel. Da gibt es mal die Beteiligungen an den Kompanien. Der Wert eines Anteils ergibt sich aus der Anzahl der Münzsymbole, die durch das Errichten von Handelsposten auf der Basis sichtbar sind. Je mehr Handelsposten eine Gesellschaft hat, umso wertvoller sind ihre Anteile, was auch thematisch sehr gut passt. Der Spielplan selbst hat zu wenig Felder, damit sich alle Kompanien voll ausbreiten können, weshalb es immer wieder zu Gerangel kommt, welche dann Auswirkungen auf die Kurswerte haben.

Die Kompanieleisten, auf der die Spieler ihre Anteile festhalten, sind nicht identisch. Auf jeder Leiste gibt es unterschiedliche Boni, die durch das Erreichen bestimmter Felder genutzt werden können. Manche davon sind Dauerboni, die also dauerhaft einen Vorteil bieten, andere bieten Bonusfelder, die dann wie die anderen Bonusfelder durch das Platzieren eines Bonusmarkers genutzt werden können.

Die Boni sind von Kompanie zu Kompanie verschieden, jede Gesellschaft hat sozusagen einen anderen Schwerpunkt. Die eine Kompanie liefert zusätzliche Bonusmarker, die andere reduziert die Kosten für Karten, wieder andere unterstützen das Vorrücken auf der Diamanten- und Buchhaltungsleiste, usw. Nachdem die Leisten auf Vorder- und Rückseite verschieden sind, und beliebig auf die Kompanien verteilt werden können, ergibt sich für jede Partie eine andere Ausgangssituation. Für Abwechslung ist somit gesorgt.

Auch mit Diamantleiste und Buchhaltungsleiste lässt sich viel Geld verdienen. Am Spielende erhält man ja noch zusätzliches Einkommen, je nachdem wie weit man mit seinen Markern auf den Leisten vorangeschritten ist. Auf jeder Leiste lassen sich bis zu 60 Pfund extra verdienen. Ich persönlich finde es allerdings ungerecht, dass man mit beiden Leisten gleich viel Geld erhält, schließlich ist es ungleich schwerer, auf der Buchhaltungsleiste voranzukommen.

Wie schon in der Spielbeschreibung erwähnt, benötigt man zuerst einmal Bücher, die man sich aus der offenen Buchauslage holen kann. Die darauf abgebildeten Voraussetzungen sollten zudem möglichst gut zusammenpassen, denn man darf mit einer Buchhalter-Aktion nur auf jene Felder ziehen, deren Bedingungen man mit den Karten seines Aktionsbereiches erfüllt. Wenn nur ungeeignete Bücher ausliegen, kommt man nur wenige Felder voran. Nach dem Ziehen seines Tintenfasses erhält man eine Belohnung, wofür aber nur das zuletzt betretene Buchfeld ausschlaggebend ist.

Nach meinen Erfahrungen ist für die Buchhaltungsleiste so viel zu beachten, dass sich dies nur dann lohnt, wenn wirklich passende Bücher ausliegen. Für das Ziehen auf der Diamantleiste gibt es hingegen keinerlei Bedingungen, man kann die Zugweite mit passenden Diamantminen sogar noch erhöhen. Meiner Meinung nach hätte man dieses Ungleichgewicht durch unterschiedliche Prämien am Spielende ausgleichen sollen.

Aber ansonsten funktioniert das Spiel gut. Nein, eigentlich sogar ausgezeichnet. "Mombasa" ist eine wirklich gelungene Komposition, die das Herz jedes Vielspielers höher schlagen lässt. Wenn es etwas zu bekritteln gibt, dann nur dass Alexander Pfister vielleicht eine Spur zu viel hineingepackt hat. Dies wirkt sich nicht nur auf den langwierigen Spielaufbau aus. Durch die Fülle an Ideen erfahren einige wirklich geniale Spielelemente nicht die Beachtung, die sie verdienen. Mir gefällt beispielsweise die Idee mit den "Aktions-Slots" ausgesprochen gut, und finde es schade, dass sich dies in sieben Spielrunden nicht so richtig entfalten kann. Es ließe sich sicher ein tolles Spiel draus machen, welches rein auf diesen Mechanismus reduziert ist.

"Mombasa" ist aber trotzdem eines der Highlights dieses Jahres für den anspruchsvollen, erfahrenen Spieler!

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde