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Knobelritters Spielearchiv - Montego Bay

Art des Spiels: Transportspiel
Spieleautor:    Michael Feldkötter
Verlag:         Queen Games
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Heute möchte ich dir ein bisschen über meine Arbeit als Spielerezensent berichten, vielleicht bekommst du ja Lust, selbst ab und zu ein paar Spielekritiken zu verfassen, ich könnte sie jederzeit für meine Game News gebrauchen. Ich werde dir am Beispiel von "Montego Bay" demonstrieren, wie ich dabei vorgehe.

Zuerst einmal wird die Spieleschachtel geöffnet und der Inhalt inspiziert. Aha, das für Queen Games ungewöhnliche Schachtelformat erklärt sich durch den großen, länglichen Spielplan, der beidseitig bedruckt (für 2 oder 3 Spieler bzw. für 4 Spieler) ein Hafengelände zeigt. Zwischen den beiden Bars stehen Lagerhäuser mit jeweils 2 Lagerräumen. Die Eingänge zu den Häusern befinden sich nach vorne zum Hafen sowie rückseitig. Die Hafenarbeiter - je zwei Spielfiguren pro Spieler, sowie die beiden neutralen Figuren "Lazy Jack" und der "Tally-Man" - sind aus Holz, müssen jedoch anfangs beklebt werden. Daneben gibt es noch für jede Spielfigur je 1 Plättchen sowie 5 Bewegungskarten. Zählsteine, sowie kleine Holzfässer in allen Spielerfarben, ein paar Schiffstableaus und Silbermünzen komplettieren die Ausstattung. Alles ist recht hochwertig und ganz nett anzusehen, die Schachtel ist aber trotzdem zu groß geraten.

Es folgt das wichtige Studium der Spielregel. Hier erfährt man, dass das Spiel über mehrere Runden geht. Grundsätzlich ordnet jeder Spieler zu Beginn jeder Runde jeder seiner Hafenarbeiter verdeckt eine Bewegungskarte zu. Nach einer vorgegebenen Reihenfolge werden die Figuren anschließend um die Lagerhäuser gezogen. Ist ein Zielfeld bereits mit einer Figur besetzt, wird diese auf das Feld vor dem gegenüberliegenden Lagerraum verschoben. Ist dies nicht möglich, da auch auf diesem Feld schon eine Figur steht, muss die eigene Figur auf das nächste freie Feld entgegen der Pfeilrichtung zurückgesetzt werden.

Mit dem Ziehen seiner Hafenarbeiter versucht man die günstigeren Lagerräume zu erreichen. Von der Position des Tally-Man ausgehend erhält nämlich nun jeder Spieler so viele Fässer, wie auf dem Lagerraum vor seinen Figuren abgebildet sind, und verfrachtet sie beliebig auf die an den Landungsstegen anliegenden Schiffe. Dies können zwischen 1 und 4 Fässer sein, allerdings gibt es auch Lagerräume mit kaputten Fässern, für die dann - wenn möglich - eigene Fässer aus den Schiffen wieder entfernt werden müssen.

Volle Schiffe werden sofort gewertet, wobei die Spieler mit den meisten und zweitmeisten Fässern (bei 4 Spielern auch noch der drittbeste Spieler) die auf den Frachtschiffen angegebenen Punkte erhalten. Nachdem alle Fässer verladen wurden, legt auch noch das am vordersten Steg anliegende Schiff ab und wird abgerechnet. Nach dem Anlegen neuer Schiffe und einer kleinen Veränderung der Zugreihenfolge beginnt eine neue Runde. Das Spiel endet, sobald der Stapel an Schiffen aufgebraucht wurde. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Nun gut, die Regeln klingen ja nicht allzu kompliziert. Der nächste Schritt wäre jetzt eine Solo-Probepartie. Ja, tatsächlich baue ich normalerweise das Spiel auf, mache die beschriebenen Spielvorbereitungen und spiele alleine drauf los, um mir die Spielmechanismen zu veranschaulichen. Dies erlaubt mir, das Zusammenspiel verschiedener Regeln kennenzulernen, die Spielcharakteristik zu erfahren. Manchmal probiere ich dabei verschiedene Vorgehensweisen aus, ich spiele unterschiedliche Rollen, mal forsch und aggressiv, mal defensiv und zurückhaltend. Bei komplexeren Spielen kann ich auch differenzierte Strategien und Taktiken versuchen. Besonders gut funktioniert das Alleine-Spielen bei Wirtschaftssimulationen, Strategiespielen, aber auch Spielen mit hohem Zufallsfaktor, wie Würfel- und Legespielen.

Leider ist dies im Falle von "Montego Bay" absolut nicht möglich, da das Spiel eine hohe psychologische Komponente aufweist. Während das Verladen der Fässer eindeutig an Mehrheitenspiele erinnert, muss beim Ziehen der Hafenarbeiter spekuliert werden, wie die anderen Spieler wohl am besten ziehen werden. So schizophren bin ich dann doch nicht, dass ich mich in 3 oder 4 verschiedene Spieler hineinversetzen könnte, ohne die Absichten der Mitspieler (also von mir selbst!) zu kennen.

Bleibt mir daher nur etwas übrig, was ich ansonsten eher ungern mache, um nicht bereits Vorurteile zu bekommen: Vorinformationen aus Fachliteratur und dem Internet besorgen. O je, das schaut gar nicht gut aus, die Kritiken zu "Montego Bay" sind nicht gerade berauschend. Ich zitiere eine der vielen kritischen Meldungen: "Ein bisschen Zock, ein bisschen Berechnung, ein bisschen Erahnen, was die anderen wohl tun wollen - und ansonsten auf das Beste hoffen. Der Bewegungs-Mechanismus passt zu einem kleinen, flockigen Spiel. Ganz rund wirkt der Ablauf allerdings nicht, denn für die zuletzt-Ziehenden ergeben sich bisweilen dröge Blockade-Situationen." (Udo Bartsch).

Mit etwas Bauchweh und wenig Enthusiasmus organisiere ich schließlich ein paar Testspiele. Scheint sich dabei mein Gefühl zu bestätigen, dass "Montego Bay" zwar ein lockeres Spielchen sein will, aber dafür viel zu langatmig sein könnte? Könnte der Zockmechanismus - wie ich befürchte - das Spiel nicht zu beliebig werden lassen, wodurch der Einzelne wenig Einfluss auf das Spielgeschehen hätte?

Um es kurz zu fassen: Es ist alles gut gelaufen. Erstaunlich gut sogar. Sicher, ein hochgradiges Taktikspiel ist "Montego Bay" nun wirklich nicht, aber es hat einigermaßen Spaß gemacht, die Mitspieler einzuschätzen, die hoffentlich optimalen Spielzüge zu planen, und die Ergebnisse seiner Spekulationen auszuwerten. Die Spieldauer von etwas unter einer Stunde lassen auch keine Langeweile aufkommen, viel länger dürfte das Spiel aber ohnehin nicht dauern. In meiner abschließenden Beurteilung kann ich daher für "Montego Bay" eine - wenn auch etwas eingeschränkte - Kaufempfehlung aussprechen.

So, jetzt weißt du, wie ich so in etwa bei Spielerezensionen verfahre. Vielleicht willst du es jetzt selbst einmal versuchen, du kannst ja auch ganz anders als ich dabei ans Werk gehen. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ich dich hiermit auf den Geschmack gebracht habe...

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde