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Art des Spiels: kooperatives Deckbauspiel Spieleautor: Jacob Fryxelius Verlag: Zombiekraft Jahrgang: 2017 Spielerzahl: 1 bis 3 Spieler Alter: ab 10 Jahren Dauer: 15 bis 60 Minuten Preis: € 34,90 Zielgruppen: Gelegenheitsspieler ++ Zweipersonen ++ |
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Bei diesem Spieletitel denken wir - verständlicherweise - sofort an die Post-Corona-Zeit. Drei Jahre verbreitete das Covid-19-Virus Angst und Schrecken, forderte schließlich bis jetzt weltweit bei annähernd 700 Millionen Infektionen fast 7 Millionen Todesopfer. Wer wünscht sich nach Maskenzwang, Impfungen, Quarantäne, Isolationen, Lockdown, usw. nicht endlich eine Rückkehr zur Normalität? Wer hofft da nicht, dass die Pandemie sich zu einer eher harmlosen Endemie entwickelt?
"Nach dem Virus" hat jedoch rein gar nichts mit Corona zu tun, sondern mit einer Zombie-Apokalypse, nachdem der Ausbruch eines Virus 90 % der Erdbevölkerung ausgelöscht hat. Während viele nun als Untote durch die Gassen humpeln, ist es unsere Aufgabe, uns gut auszurüsten und zu bewaffnen, Überlebende zu retten und Missionen zu erfüllen.
"Nach dem Virus" ist ein kooperatives Kartenspiel. Wir übernehmen einen Charakter und erhalten unseren eigenen Satz an Karten. Wir suchen die auf unserer Charaktertafel angegebenen Startkarten heraus und bilden daraus (mit Ausnahme einer bestimmten Karte, welche wir "unvorbereitet" vor uns auslegen) einen Nachziehstapel, in den auch ein paar 1er-Zombiekarten gemischt werden. Die verbliebenen Zombiekarten sortieren wir nach ihren Werten und legen sie als separaten Stapel bereit. Die restlichen Karten bilden gemischt unseren "Umgebungsstapel".
Wir wählen eines von insgesamt 16 vorgegebenen Szenarien (5 Kapitel mit je 2 bis 4 Szenarien), welche uns - neben einer kurzen Geschichte - ein bestimmtes Ziel ("Mission"), eine bestimmte Vorbereitung und manchmal auch ein paar Sonderregeln vorgeben.
Eine Partie verläuft über mehrere Spielzüge, welche in zwei Phasen unterteilt sind. In der Nachziehphase nehmen wir 5 Karten von unserem Nachziehstapel auf. Sind nicht mehr genug Karten im Stapel, rücken wir zuerst den Hordenmarker auf unserer Charaktertafel um 1 Position nach vorn und fügen schließlich dem Abwurfstapel so viele Zombiekarten hinzu, wie der Hordenmarker nun anzeigt. Die Karten des Abwurfstapels werden dann gemischt und unter den Nachziehstapel geschoben, von dem wir sodann unsere Kartenhand auffüllen.
Gezogene Zombiekarten decken wir sofort auf und legen sie in die Reihe der angreifenden Zombies. Anschließend führen wir in der Aktionsphase verschiedene Aktionen aus. Dabei gibt es folgende Aktionsmöglichkeiten, welche wir auch mehrfach und in beliebiger Reihenfolge durchführen dürfen:
Wenn auch nur ein einziger Charakter stirbt, ist für uns alle die Mission gescheitert, und wir haben verloren. Erfüllt hingegen jeder einzelne von uns das vorgegebene Missionsziel, haben wir gemeinsam gewonnen!
"Nach dem Virus" ist ein Kartenspiel, genauer gesagt: ein Deckbauspiel. Allerdings eines von eine anderen Sorte, denn die Möglichkeiten, sein Deck aufzupolieren, sprich: effizienter zu gestalten, sind hier doch ein wenig begrenzt. Um neue Karten zu erhalten, muss zuerst der Umgebungsstapel "erkundet" werden, wozu Karten abgeworfen werden müssen. Dann müssen wiederum Karten abgeworfen werden, um die Karten "einsammeln" zu können. Und schließlich muss man ja immer wieder Karten aufwenden, um ausgespielte Karten "vorzubereiten", Insgesamt ist das "Deckbau"-Element also eine sowohl zeit- als auch ressourcenaufwändige Angelegenheit.
Dass das persönliche Deck von Runde zu Runde dennoch automatisch anwächst, ist eher ungewünschter Natur, denn in jeder Runde werden mehr Karten vom Zombiestapel in den Abwurfstapel gemischt. Allein dadurch entsteht ein gewisser Zeitdruck, weil man auf diese Weise irgendwann einmal von Zombies überschwemmt wird und keine Chance mehr auf eine erfolgreiche Erfüllung der vorgegebenen Mission hat.
Nachdem die Karten ja der Hauptbestandteil des Spiels sind, ist es angebracht, ein wenig ausführlicher auf die verschiedenen Kartenarten einzugehen. Die Zombies (grün) stellen eine eigene Kartengattung dar. Es gibt sie in vier verschiedenen Werten (von 1 bis 4), welche für die Anzahl der jeweils angreifenden Zombies stehen. Die Zombiekarten werden im entsprechenden Stapel stets in absteigenden Werten geordnet gehalten, sodass immer erst die niedrigeren Werte drankommen, wenn neue Zombies in den Abwurfstapel gemischt werden müssen.
Die anderen 40 Karten bieten auf die eine oder andere Weise Möglichkeiten, der Bedrohung Herr zu werden, oder zumindest sie ausreichend zu kontrollieren. Da gibt es einmal die unterschiedlichsten Waffen (grau), mit denen Zombies dezimiert werden können: Machete, Schrotflinte, Kettensäge, Granate, Flammenwerfer, etc. Wichtig ist, dass man höchstens 2 vorbereitete Waffen im Spiel haben kann, schließlich hat man ja nur 2 Hände. Eine Armverletzung limitiert die Anzahl der benutzbaren Waffen noch zusätzlich.
Fahrzeuge (Auto, Motorrad) sind gelb, von denen kann man logischerweise maximal eine im Spiel haben. Die Ereigniskarten sind in Pink gehalten. Von diesen ist vor allem die "Zuflucht" wichtig, wird sie doch unter anderem benötigt, um Personen retten zu können. Alle anderen Karten (Fallen, Personen, Einrichtungen, Ausrüstungen, Trainings, etc.) sind blau. Allein diese diversen Karten sorgen schon für einiges an Abwechslung.
Weitere Varianz erfährt "Nach dem Virus" durch die Missionen, welche die unterschiedlichsten Aufgaben stellen. Mal muss eine bestimmte Anzahl an Überlebenden gerettet werden, mal muss ein Ansturm einer Zombiehorde überstanden werden. Ein andermal gilt es, den Umgebungsstapel vollständig zu erkunden oder ein Heilmittel zu erforschen, dann wieder Zombies zu heilen oder Vorräte zu sammeln. Es sind insgesamt 16 Missionen (eingeteilt in 5 Szenarien), welche entweder als durchgehende Kampagne oder auch als einzelne Missionen gespielt werden können. Diese große Varianz sorgt für einen hohen Wiederspielreiz.
Der Schwierigkeitsgrad ist meiner Meinung nach beachtlich. Selbst für die "einfachen" ersten Missionen braucht man - zumindest anfangs - einige Versuche. Und bei so mancher Mission stellt sich mir die Frage, wie dies überhaupt zu bewerkstelligen sei. So konnte ich beispielsweise die Mission 4D ("Aufräumen") bis jetzt noch kein einziges Mal auch nur annähernd schaffen. Um die geforderten mindestens 100 Zombies zu töten, müsste man wenigstens 10 Runden überstehen, wofür die Chancen vielleicht bei 1:1000 stehen. Generell gilt: Will man es ein wenig "leichter" gestalten, muss man nur den Hordenmarker anfangs um eine Position weiter links rücken als angegeben. Es bleibt trotzdem noch herausfordernd genug.
"Nach dem Virus" wird zwar als kooperatives Spiel angepriesen, aber in Wirklichkeit besitzt jeder Spieler sein eigenes Deck und muss die Bedingungen der gewählten Mission auch für sich selbst erfüllen. Es kann zwar oft recht hilfreich sein, wenn man sich beim Bekämpfen von Zombies und Heilen von Wunden gegenseitig unterstützt, vor allem kann auf diese Weise mangelndes Kartenglück etwas abgefedert werden, aber im Grunde genommen kann man das Spiel ohne irgendwelche Beschränkungen genauso gut solo spielen.
Das Spielmaterial besteht logischerweise fast ausschließlich aus Karten. Deren grafische Gestaltung ist zumindest gewöhnungsbedürftig, so mancher Mitspieler findet sie schlichtweg "potthässlich". Ich selbst habe mich mittlerweile an den seltsamen Comic-haften Stil mit den Wasserkopf-Figuren gewöhnt. In der Schachtel befinden sich drei komplette Decks, also ausreichend viele für die maximale Besetzung von drei Spielern. Warum diese Decks aber keine unterschiedlichen Rückseiten aufweisen, nachdem sie ja ohnehin nie durcheinander geraten dürfen, entzieht sich meiner Kenntnis. Am besten steckt man die Karten gleich zu Beginn in passende Kartenhüllen, denn die Karten werden so oft durchgemischt, dass sie sich sonst zu schnell abnützten.
Die mitgelieferten Marker stimmen sowohl in Anzahl als auch in Farbe nicht mit dem Inhaltsverzeichnis überein, außerdem sind sie für das Festhalten von Werten auf der Charaktertafel zu groß geraten. Auch die Spielanleitung ist meiner Meinung nach suboptimal, sodass viele Regeln erst mühsam selbst erarbeitet werden müssen, und trotzdem noch etliche Fragen unbeantwortet bleiben. Unter anderem wird nicht beantwortet, was passiert, wenn ein Spieler seine Aufgabe erfüllt, der oder die anderen hingegen noch nicht. Muss er weiterspielen, mit dem Vorteil, den anderen helfen zu können, allerdings mit dem Risiko, selbst noch draufzugehen? Wäre interessant zu wissen.
Abgesehen von diesen Schwächen spielt sich "Nach dem Virus" - wenn man es einmal verstanden hat - richtig gut. Ja, es kann sogar regelrecht süchtig machen. Momentan ist es in der Solo-Variante zu meinem Lieblingsspiel für einsame Stunden geworden. Ich werde mir deshalb sicherlich die Erweiterung "Das große Zittern" zulegen, um mich noch öfter auf den Spuren von "Walking Dead" zu begeben…
Franky Bayer
Bewertung: 4 Schilde