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Knobelritters Spielearchiv - Origo

Art des Spiels: Mehrheitenspiel
Spieleautor:    Wolfgang Kramer
Verlag:         Parker Spiele
Jahrgang:       2006
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Dies muss einfach gesagt werden: Das Regelheft von "Origo" aus dem Hause Parker ist wirklich gelungen. Gut gegliedert und reich bebildert wird auf 24 Seiten jede Spielsituation ausführlich erklärt. Zahlreiche Beispiele sorgen dafür, dass wirklich keine Frage offen bleibt.

Bis auf eine einzige, auf die man auf keiner der 24 Seiten eine passende Antwort findet: Wieso heißt das Spiel überhaupt "Origo"? Die Spielgeschichte liefert keinen Anhaltspunkt: Im Jahre 412 machen sich fünf mutige Volksstämme - die Hunnen, die Langobarden, die Goten, die Angelsachsen und die Wandalen - in Europa auf den Weg, um neue Länder zu erobern. Meine Recherche im Internet führte schließlich zu einem Ergebnis. Das Wort "origo" stammt aus der biblischen Theologie und bedeutet "Ursprung", passend zu einem Spiel, bei dem es um die Gründung neuer Länder nach der großen Völkerwanderung in Europa geht.

Aber "ursprünglich" sind die Stämme noch relativ klein. Vor dem eigentlichen Spiel besetzen die Spieler abwechselnd ein paar Felder des Spielplans. Wo sie dabei ihre Stammesschilde - als Zeichen der Kontrolle eines Feldes - hinsetzen, ist dabei völlig beliebig. Es ist nur darauf zu achten, dass in die großen Länder mit 8 Feldern - Britannien, Germanien, Baltikum, Gallien, Hispanien und Italien - in dieser Startphase insgesamt maximal 4 Schilde gelegt werden dürfen, in die kleinen Länder mit höchstens 6 Feldern (Belgica, Skandinavien, Polen, Helvetien, Dakien und Dalmatien) maximal 2 Schilde.

Den eigenen Spielzug nutzt ein Spieler dann aus, um mehr Gebiete, mehr Felder unter die Kontrolle seines Stammes zu bekommen. Dies geschieht vor allem mit der Aktion "Ausbreiten", bei der man eine seiner Handkarten ausspielt und auf ein freies Feld, das der ausgespielten Karte entspricht, ein Schild einsetzt. Eine Karte kann entweder eine oder mehrere bestimmte Reihen (A bis J), Spalten (1 bis 10), ein spezifisches Land oder ein beliebiges Seefeld angeben, oder - im Falle einer "Bevölkerungskarte" - ein beliebig Feld bezeichnen, welches zu einem bereits von einem eigenen Schild besetzten Feld benachbart ist.

Im späteren Spielverlauf können von anderen Spielern besetzte Felder angegriffen werden, allerdings darf die Aktion "Angriff" nur in einem bereits gegründeten Land oder einem vollbesetzten Meer stattfinden. Auch hier werden von Angreifer und Verteidiger für das betroffene Feld passende Karten ausgespielt, um den Sieger des Kampfes zu ermitteln. Mit den beiden anderen Aktionsmöglichkeiten können hingegen nur bereits auf dem Spielplan befindliche Schilde bewegt werden, bei "Segeln" von Meerfeldern weg, bei "Wandern" von einem Landfeld aus.

Nachdem pro Spielzug maximal 2 neue Schilde auf dem Spielplan platziert werden können, kann der Erfolg eines Stammes nicht einzig und allein von der Anzahl seiner Schilde auf dem Plan abhängen, sonst wären ja alle Spieler nach jeder Runde - außer bei vielen Angriffen - stets gleichauf. Die für den Sieg notwendigen Punkte gibt es bei "Origo" auf zwei Arten. Zum einen erhält derjenige Spieler, der einen Schild auf das letzte freie Feld eines Landes setzt, Punkte für diese "Ländergründung". Während es für die ersten Länder nur wenige Punkte sind, wächst diese Belohnung im Spielverlauf an.

Zum anderen erfolgt nach jeder 4. Ländergründung eine "Stammeswertung", bei der die Stammesführer nach 3 verschiedenen Kriterien für ihre auf dem Spielplan positionierten Schilde Punkte erhalten. So werden die größten Clans, so bezeichnet man Gruppen zusammenhängender, gleichfarbiger Schilde, mit Bonuspunkten belohnt. Auch für ihre Seemacht, also auf Meerfeldern platzierten Schilde erhalten die Spieler Punkte. Und schließlich werden in jedem Land Punkte für diejenigen Spieler ausgeschüttet, die darin die meisten, zweitmeisten und drittmeisten Schilde besitzen. Alle Punkte werden auf dem Pfad der Stammesführer festgehalten, und wer nach Ende der 3. Stammeswertung auf dem Pfad ganz vorne liegt, hat seinen Stamm zum Sieg geführt.

Vielleicht kommt dem einen oder anderen Leser das Spiel nach dieser Beschreibung ein wenig bekannt vor. In den 80er-Jahren erschien es bereits in einer früheren Version unter dem Titel "Captain Future", und das vor 5 Jahren erschienene "WildLife" verwendete fast dieselben Mechanismen. In der vorliegenden Fassung hat Autor Wolfgang Kramer Karten eingebaut, mit Hilfe derer sich die Spieler ausbreiten und angreifen können. Dies sorgt für einen gewissen Zufallsfaktor, doch bei einer Kartenhand von 10 Stück, die nach jedem Spielzug aufgefüllt werden darf, bleiben noch genug Optionen übrig. Wie bei fast allen Kramer-Spielen bieten sich auch bei "Origo" viele Handlungsmöglichkeiten, dem Spieler obliegt es, die taktisch besten Möglichkeiten herauszufinden.

Und trotzdem gefällt mir "Origo" nicht so gut wie andere von Kramers Meisterwerken. Dies liegt einerseits daran, dass es bereits ein Übermaß an Mehrheitenspiel auf dem Markt gibt, und sich dieses nicht wirklich von der Masse abheben kann. Andererseits kommt mir die Punkteverteilung nicht sehr gelungen vor. So dauert die Punktevergabe für die Länderwertung relativ lange, obwohl es nur um wenige Pünktchen geht, außerdem gibt es da kaum große Differenzen. Durch eine Regel, dass auf jedem Feld des Wertungspfades nur eine Figur stehen darf, kann es zudem passieren, dass ein Spieler, der nur einen einzigen Punkt bei einer Wertung erhält, weiter vorwärts kommt als ein anderer, der eigentlich deutlich mehr Punkte bekommen sollte. Diese komische Regel lässt die Wertung etwas willkürlich erscheinen, da sie von den Spielern nicht direkt beeinflusst werden kann.

Bleibt unterm Strich ein gefälliges, aber nicht aufregendes Spiel, das für eine Stunde für gute Unterhaltung mit nicht allzu viel taktischem Tiefgang sorgt, und immerhin durch ein hübsch und sorgfältig gestaltetes Regelheft auffällt.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde