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Knobelritters Spielearchiv - Palazzo

Art des Spiels: Versteigerungsspiel
Spieleautor:    Reiner Knizia
Verlag:         alea Spiele
Jahrgang:       2005
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 15,-

Also, wenn ich - Francesco Bavarese, ein renommierter Bauherr in Firenze - einen Palazzo baue, dann muss er hoch sein. Möglichst 5 Geschosse, mit niedrigen Häusern gebe ich mich nicht gerne ab. Und auch auf das Aussehen kommt es an, man baut schließlich auch fürs Auge, oder? Ich bevorzuge Gebäude, die aus nur einem einzigen Baustoff - Ziegel, Marmor oder Sandstein - errichtet wurden. Mit Häusern, deren Stockwerke aus verschiedenen Materialien bestehen, habe ich keine Freude. Das beleidigt mein ästhetisches Empfinden. Auch will ich möglichst viele Öffnungen besitzen, Fenster, Balkone, Türen, etc. Macht die Räume heller und schaut einfach schöner aus.

Wir Florentiner Bauherren haben da so eine Art Ehrencodex. Jeder von uns erbaute Palazzo wird da genau begutachtet und nach einem ausgeklügeltem Punktesystem bewertet. Ein mickriges eingeschossiges Gebäude wird mit 5 Minuspunkten bestraft, ein zweigeschossiges zählt überhaupt nichts. Erst ab 3 Stockwerken wird's interessant, denn dann bringt jedes Fenster und jede Tür 1 Punkt. Bei einem viergeschossigen Haus gibt's noch 3 Bonuspunkte, und ein Hochhaus in voller Höhe (5 Etagen) bringt stolze 6 Bonuspunkte.

Und schließlich werden noch alle Gebäude, die aus nur einem einzigen Baumaterial errichtet wurden, mit Bonuspunkten gewürdigt: 3 Punkte für jedes Haus mit 3 oder 4 Etagen, sogar 6 Punkte für jedes 5-stöckige Haus. Wer am Ende der Bausaison mit all seinen Palazzi die meisten Punkte erzielen konnte, darf sich zu Recht als der beste Bauherr in Firenze betrachten.

Die Vorstellung, wie ein Palazzo im Idealfall auszusehen hat, ist die eine Sache. Eine andere ist es, ihn auch wirklich so zu bauen, denn dazu braucht man erst einmal Baustoffe. Jedes Mal, wenn ein Baumeister auf der Suche nach neuem Baumaterial ist, kommen zwei neue Bauteile auf den Markt. Ein Bauteil wird im zentralen Lager aufbewahrt, das zweite wird in einem der vier Steinbrüche fertiggestellt. So ein Bauteil ist eine praktische Sache, denn er bildet sofort ein ganzes Stockwerk. Für welche Etage ein Bauteil verwendet werden kann, ist genau vorgegeben, so kann ein Bauteil mit Eingang natürlich nur für als unterste Etage, ein Bauteil mit Dachabschluss selbstverständlich nur ganz oben gebaut werden. Die Vorstellung fixfertiger Stockwerke mag seltsam erscheinen, aber wir hier in Florenz sind auf diese revolutionäre Erfindung ganz stolz. Kann sein, vielleicht werden in ferner Zukunft einmal alle Häuser mit solchen Fertigteilen errichtet...

Von dem nun ausliegenden Angebot kann man sich dann entscheiden: Entweder man kauft Bauteile vom Lager. Maximal 2 Teile kann man erwerben, der Kaufpreis pro Teil ist umso niedriger, umso mehr Bauteile sich bereits im Lager befinden. Oder man begibt sich in den nächsten Steinbruch und versucht dort, Bauteile zu ersteigern. In diesem Fall kommen alle sich dort befindlichen Bauteile auf einmal zur Versteigerung, an der sich alle Bauherren beteiligen können. Der Bauherr, der die Auktion ausgerufen hat, genießt einen kleinen Vorteil in Form eines Zertifikates, welches schon ein Angebot im Wert von "3" für die laufende Versteigerung darstellt. Reihum können nun die Bauherren das Gebot mit ihren Geldbeträgen erhöhen oder aussteigen. Wichtig ist jedoch, dass jeder Bauherr nur Gebote in einer der 3 Währungen machen, also auch nur in seiner anfangs gebotenen Währung erhöhen kann. Weitere Zertifikate im Wert von "2" dienen als "Joker" und können jedem Gebot beigefügt werden.

Sowohl bei Kauf als auch Versteigerung gibt der Bauherr, der schließlich Bauteile erwirbt, das gebotene Geld ab und muss die erstandenen Teile sofort verbauen: Jedes Teil kann dabei entweder die unterste Etage eines neuen Palazzo bilden oder auf ein bereits bestehendes Gebäude gebaut werden, wobei dann aber eine aufsteigende Reihenfolge der Etagen gegeben sein muss und auch keine Etage in einem Haus doppelt vorkommen darf.

Geld ist - selbst bei so vermögenden Bauherren wie uns - immer knapp. Darum ist es manchmal notwendig (und auch mangels Kapital zum Teil auch gar nicht anders möglich), die eigene finanzielle Situation zu verbessern, statt neue Bauteile zu beschaffen. Der Geldnachschub wird so geregelt, dass auf einem Finanzmarkt neue Geldpakete auftauchen, und zwar um eines mehr als wir Bauherren sind. Der erste Bauherr kann sich daher gleich 2 beliebige ausliegende Geldpakete sichern, den anderen bleibt nur je ein Geldpaket übrig. Bei der Auswahl der Pakete ist darauf zu achten, dass man möglichst wieder viel Geld in einer Währung erhält, um höhere Gebote machen zu können.

Die letzte mögliche Aktion wird von uns meistens erst gegen Bauschluss genutzt: Das Umbauen der eigenen Palazzi. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn durch den - übrigens streng reglementierten Umbau - ein höherer Punktewert erzielt werden kann. Manchmal macht es da durchaus Sinn, ein eingeschossiges Bauwerk kurzerhand ganz abzureißen, um Strafpunkte zu vermeiden.

Die Bausaison endet mit der Ankunft des kaiserlichen Gesandten, der sein Erscheinen während der Produktionsphase durch Depeschen ankündigt. Das Auftauchen der 5. Depesche bedeutet gleichzeitig, dass der Gesandte bereits vor den Toren der Stadt steht. Wer von uns zu diesem Zeitpunkt die wertvollsten Palazzi errichtet hat, gewinnt diesen architektonischen Wettstreit.

"Palazzo" heißt das Spiel, welches bei alea Spiele erschienen ist. Viele der verwendeten Elemente sind bereits aus anderen Spielen bekannt, doch Reiner Knizia ist es gelungen, sie zu einem gut funktionierenden Spiel zusammen zu schweißen. Die Versteigerung erfährt durch die 3 verschiedenen Währungen eine schöne Variation, die Punktewertung bei den Palazzi ist gut durchdacht, und jeder Spieler muss, wenn er an der Reihe ist, sorgfältig überlegen, welche der 3 möglichen Aktionen - Geld nehmen, Bauteile kaufen bzw. versteigern oder ein Bauteil umbauen - er am besten wählen soll. Rundum also ein gutes Spiel, das aufgrund von Spieldauer und Anspruch sowohl für Gelegenheitsspieler als auch Vielspieler geeignet ist.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde