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Knobelritters Spielearchiv - Patrizier

Art des Spiels: taktisches Bau- und
                Mehrheitenspiel
Spieleautor:    Michael Schacht
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 22,-

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Taipeh 101, Petronas Towers, Sears Tower - ich weiß nicht, warum die Menschheit so darauf erpicht ist, immer höhere und noch höhere Türme zu errichten. Ein Psychiater könnte es uns wahrscheinlich genau erklären, so mit "Phallussymbol", "Überkompensation", und ähnlichem. Fest steht jedenfalls, dass nicht erst in der Neuzeit die Gebäude unbedingt bis in den Himmel wachsen mussten. Vor allem zur Zeit des Mittelalters versuchten die wohlhabendsten und machtvollsten Patrizierfamilien in vielen italienischen Städten, als Zeichen ihres Status und ihres politischen Einflusses prächtige und möglichst hohe Wohntürme zu bauen, welche für viele Jahrhunderte das Stadtbild prägten.

Im Spiel "Patrizier", welches sich dieser Thematik annimmt, bauen die 2 bis 5 Spieler in den Rollen als Baumeister aber nicht einfach wild drauf los. Vielmehr gibt es ganz genaue Vorgaben. So werden in jeder der 9 bis 10 Städte (die Anzahl hängt von der Spielerzahl ab) genau 2 Türme in Auftrag gegeben. Auch die Anzahl der Stockwerke ist für jede Stadt genau vorgeschrieben, so werden etwa in Verona insgesamt nur 5 Stockwerke errichtet, in Firenze hingegen stolze 9 Etagen. Wie diese Stockwerke jedoch auf die beiden Türme der Stadt verteilt werden, darüber gibt es keine Vorschriften.

Sobald alle Stockwerke einer Stadt verbaut wurden, bekommen die beteiligten Baumeister den gerechten Lohn für ihre Mühen. Der Baumeister, der am meisten am Bau des höheren Turmes beigetragen hat, erhält das Plättchen mit dem höheren Wert (zum Beispiel 9 Punkte in Firenze). Wer die meisten Etagen im niedrigeren Turm gebaut hat, bekommt das Plättchen mit dem kleineren Wert (im Falle von Firenze 6 Punkte).

Wie wird nun gebaut? Dafür werden Auftragskarten benötigt. Wer eine solche Karte ausspielt, legt sie vor sich ab, nimmt eines der Stockwerke in seiner Farbe und setzt es auf einen beliebigen Turm derjenigen Stadt, dessen Wappen auf der Karte abgebildet ist. Auf einigen Auftragskarten sind sogar 2 Wappen abgebildet, womit man gar zwei Stockwerke in der entsprechenden Stadt errichten darf. Glücklich natürlich derjenige, der so eine Doppelwappen-Karte besitzt, kann er doch damit leichter eine Mehrheit in einem Turm erzielen.

Auf allen Karten mit nur einem Wappen befindet sich hingegen ein anderes Symbol, und deren Effekte sind auch nicht zu verachten. "Patrizierköpfe" haben während des Spiels keine Auswirkung, sondern zählen erst bei Spielende. Karten mit einem "Pfeil"-Symbol erlauben es, das oberste Stockwerk eines Turmes innerhalb der Stadt zu versetzen, nach bestimmten Regeln, versteht sich. Karten mit einem "Fragezeichen" gestatten wiederum freie Stadtwahl beim Kartennachziehen.

Und damit sind wir auch schon beim nächsten Thema. Der Kartennachschub - eine Notwendigkeit, denn bei Spielbeginn hat jeder lediglich 3 Auftragskarten - ist mit dem Bauen auf raffinierte Weise miteinander verwoben. Jede Stadt verfügt auf dem Spielplan über ein zugehöriges Feld für eine neue Auftragskarte, welche dort offen ausliegt. Wer nun in einer Stadt ein Stockwerk errichtet, kann nur die in dieser Stadt liegende Auftragskarte nachziehen. Hier gilt es also, nicht nur beim Bauen klug zu taktieren, sondern auch zukünftige Optionen ins Auge zu fassen. Ein schöner Mechanismus, der das Kartenglück auf ein relativ geringes Ausmaß reduziert.

Sobald alle Auftragskarten - auch die letzten Handkarten - ausgespielt wurden, endet das Spiel. Neben den gesammelten Punkteplättchen berechnet noch jeder Spieler für sich den vor ihm liegenden Kartenstapel. Dabei erhält er für je 3 gleiche Patrizierköpfe (es kommen drei verschiedene Köpfe vor) noch 6 Ruhmespunkte. Wer auf die höchste Summe an Ruhmespunkten kommt, gewinnt das Spiel.

Michael Schacht - bekannt durch sein als "Spiel des Jahres" ausgezeichnetes "Zooloretto" - hat mit "Patrizier" ein Spiel geschaffen, dass einfache Regeln besitzt, recht schnell erklärt ist, und doch taktisch nicht banal ist. Sicher: Mit zunehmender Spielerzahl sinkt der Einfluss des Einzelnen, und für 5 Spieler würde ich es nicht unbedingt empfehlen. Doch für 2 bis 4 Spieler bleiben ausreichend taktische Möglichkeiten. Mich erinnert das Spiel ein wenig an "Richelieu" (Ravensburger Spiele 2003), es kommt mir so vor, dass Michael Schacht die funktionierenden Mechanismen für ein Mehrpersonenspiel angepasst und in ein richtiges Brettspiel umgewandelt hat. "Patrizier" ist insgesamt betrachtet ein angenehmes, lockeres Spiel mit schönem Spielmaterial, aber für den lorbeerbekranzten Pöppel kommt es meiner Meinung nach nicht in Frage.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde