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Knobelritters Spielearchiv - Pelican Bay

Art des Spiels: Legespiel
Spieleautor:    Jacques Zeimet
Verlag:         Drei Hasen in der Abendsonne
Vertrieb:       Noris Spiele
Jahrgang:       2013
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 40 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Vor dem Verfassen einer Spielerezension konsultiere ich in den meisten Fällen das Internet, um Hintergrundinformationen zu einem Spiel oder deren Spielgeschichte zu erhalten. Bei Pelican Bay erlebte ich beim Googlen eine Überraschung. Der überwiegende Teil der über 13 Millionen Ergebnisse befasst sich nämlich mit einer staatlichen Strafanstalt, dem "Pelican Bay State Prison" in der Nähe von Crescent City, Kalifornien. Ich gehe aber davon aus, dass Spieleautor Jacques Zeimet bei der Namensgebung seines Spiels nicht dieses Staatsgefängnis im Sinn gehabt hat, denn einsame Sandstrände, blaue Lagunen und exotischen Tropenwald findet man eher selten in Gefängnissen...

Diese drei Landschaften finden sich auf den sechseckigen Legekärtchen des Spiels. Die Anordnung der Landschaften ist jedoch bei allen Kärtchen verschieden, auch sind nicht auf allen Kärtchen tatsächlich alle 3 Landschaften vertreten. Zu Beginn werden alle Kärtchen gemischt und 16 davon abgezählt, welche den verdeckten Reservestapel bilden. Die anderen stellen den Nachziehstapel dar, von denen jeder Spieler zwei Kärtchen auf die Hand nimmt. Schließlich werden noch drei zufällig gezogene Kärtchen dermaßen in der Tischmitte zusammengelegt, dass alle Kanten passend aneinander liegen. Zuletzt werden noch die 7 Pelikanfiguren gleichmäßig unter den Spielern verteilt, überzählige kommen als neutrale Pelikane neben den Nachziehstapel.

Wer an der Reihe ist, muss der Auslage eines oder beide seiner Handkärtchen hinzufügen. Dabei müssen alle Kärtchen passend gelegt werden, und jedes mindestens zwei andere Kärtchen berühren. Legt man 2 Kärtchen, können beide getrennt oder sich gegenseitig berührend gelegt werden, zudem müssen beide an dasselbe Gebiet anliegen, das nachher auch gewertet wird. Danach wertet er das größte Gebiet, an das er angelegt hat. Jedes gewertete Gebiet bringt dabei pro beteiligtem Kärtchen einen Punkt. Die Punkte werden auf dem Block notiert, anschließend stockt er seine Handkärtchen wieder auf 2 auf.

Eine Besonderheit entsteht, wenn ein Gebiet geschlossen wird. In diesem Fall nimmt der Spieler einen fremden Pelikan (wenn kein neutraler mehr vorhanden ist, klaut er von einem beliebigen Mitspieler) und setzt ihn auf das soeben geschlossene Gebiet. Danach hat er zwei Möglichkeiten: Entweder zieht er auf zwei Handkärtchen auf und spielt noch einmal (A). Oder er beendet sofort seinen Zug (B). Am Ende seines Zuges - dies kann ohne weiteres nach mehreren geschlossenen Gebieten sein - wertet er das zuletzt vergrößerte Gebiet sowie alle Gebiete mit Pelikanen, welche er nachher in seinen Vorrat zurücknimmt.

Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, wird die Runde mit den Reservekärtchen zu Ende gespielt. Abschließend kommen die Spieler in der Reihenfolge ihrer bis dahin erzielten Punkte - der Spieler mit den wenigsten Punkten beginnt - noch genau einmal dran. In dieser Endrunde darf jeder Spieler nur einmalig ein oder zwei Kärtchen anlegen und werten. In der Endabrechnung erhält jeder Spieler noch 3 Bonuspunkte für jeden Pelikan in seinem Besitz. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt logischerweise das Spiel.

Als ich erfahren habe, dass Johann Rüttinger einen neuen Verlag gegründet hat, war ich sehr gespannt. Schließlich waren er und sein Bruder vor über 25 Jahren für die legendären Noris-Spiele "Die drei Magier", "Der Feuersalamander", etc. verantwortlich, die vor allem durch ihre herausragende grafische Gestaltung und das für die damalige Zeit richtungsweisende Spielmaterial bestechen. Später gründete er den Verlag "Drei Magier Spiele", der bis heute für qualitativ hochwertige und vielfach prämierte Kinderspiele steht.

Auch bei seinem neuen, ambitionierten Projekt "Drei Hasen in der Abendsonne", der neben Spielen auch Bücher herausbringt, scheint die Optik eine wichtige Rolle zu spielen. Für "Pelican Bay" wurde mit dem Illustrator Rolf Vogt ("Arvi") einer der besten seines Faches engagiert, der eine sehr attraktive Arbeit abgeliefert hat. So sind alle 67 Legekärtchen anders gestaltet, wodurch im Laufe des Spiels eine traumhaft schöne, exotische Insellandschaft entsteht.

So beeindruckend das Spielmaterial auch ist, hinterlässt bei mir das Spiel selbst jedoch einen zwiespältigen Eindruck. Es hat den Anschein eines lockeren Legespiels à la "Carcassonne", doch dies täuscht. Die Wertung verleitet die Spieler dazu, immer größer werdende Gebiete zu erschaffen, wodurch die Punkte kumulativ immer mehr werden. Pech, wer es dann mit seinen Legekärtchen einmal nicht schafft, ein Monstergebiet zu vergrößern.

Natürlich wäre es erstrebenswert, Gebiete abzuschließen, weil man dann ja doppelt oder dreifach werten kann. Obendrein erhöhen die Pelikanfiguren, die man auf diese Weise erhält, am Ende das Punktekonto. Gebiete zu schließen ist indes gar nicht so einfach. Wesentlich tragen die zahlreichen Holz- und Hängebrücken, welche Sandstrände bzw. Tropenwälder miteinander verbinden, dazu bei. Häufig glaubt man, erfolgreich ein Gebiet geschlossen zu haben, dann weisen die Mitspieler aber auf irgendeine unscheinbare Verbindung mittels eines Steges oder einer Brücke hin. Dies erschwert zudem empfindlich den Überblick. Da ist schon höchste Konzentration des Schriftführers gefragt, wenn er die Größe eines Gebietes ermittelt. In unseren Runden hat selbst das ständige Notieren der aktuellen Größe der Gebiete nicht fehlerfrei funktioniert. Dieser verwaltungstechnische Aufwand des steten Nachzählens trübt doch merklich das unbeschwerte Spielvergnügen.

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die ersten Spieler einen kleinen Nachteil haben, da sie vorerst nur ein kleines Gebiet vorfinden, während die nachfolgenden Spieler schon größere Gebiete werten können. Dies wird mit einem blinden Pelikanjoker kompensiert, den Spieler 1 und Spieler 2 auf ihren Reihenfolgekärtchen vorfinden. Der Joker kann einmalig eingesetzt werden, um ein offenes Gebiet als geschlossen zu werten. Wenn man den richtigen Zeitpunkt abwartet, können viele Punkte zusätzlich erzielt werden, was den Startspielernachteil mehr als wett macht. Wurde er jedoch nicht vor der Endrunde genutzt, verfällt der blinde Pelikanjoker ersatzlos.

Ein Legespiel besitzt naturgemäß einen hohen Glücksanteil, gute Spiele dieses Genres bieten aber dennoch genug taktische Möglichkeiten. Bei "Pelican Bay" kommt es eher darauf an, punkteträchtige Gelegenheiten zu erkennen und auszunutzen. Wie schon bei "Carcassonne" kann man nachfolgenden Spielern das Anlegen erschweren, indem durch das Definieren mehrerer offener Kanten wichtiger Anlegestellen die Chancen auf passende Kärtchen minimiert werden. Verstärkt wird dies dadurch, dass bei weitem nicht alle Kombinationsmöglichkeiten der 3 Landschaften auf den Legekärtchen vorkommen, denn dann hätten es gut und gerne dreimal so viele Kärtchen sein müssen. Auf ein bestimmtes Kärtchen zu spekulieren ist deshalb - vor allem ohne genaues Wissen über alle tatsächlich vorhandenen - reine Glückssache.

Ich würde das Spiel so gern lieber mögen, da es optisch ein reiner Genuss ist. Es erscheint mir jedoch nicht ganz ausgereift und unnötig kompliziert. Die Mischung aus großem Zufall beim Plättchen ziehen und der umständlichen Handhabung bei der Ermittlung der Punkte kann mich einfach nicht überzeugen. Vielleicht würde es ohne die Brücken besser funktionieren, wenn Gebiete schneller abgeschlossen werden können und sie daher kleiner und übersichtlicher ausfallen. Aber mit der vorliegenden Regel ist für mich "Pelican Bay" nur Durchschnitt. Schade eigentlich...

Franky Bayer

Bewertung: 2 1/2 Schilde