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Knobelritters Spielearchiv - Porta Nigra

Art des Spiels: taktisches Bauspiel
Spieleautoren:  Wolfgang Kramer &
                Michael Kiesling
Verlag:         Eggert Spiele
Vertrieb:       Pegasus Spiele
Jahrgang:       2015
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 90 Minuten
Preis:          € 48,90

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Porta Nigra - das "Schwarze Tor". Dies klingt für mich nach einem altrömischen Gebäude, irgendwo in Rom oder einer der anderen Metropolen des römischen Reiches, wie etwa Aquileia. Tja, weit gefehlt, oder wie der Lateiner sagen würde: "Errare humanum est!". Das beeindruckende Bauwerk steht nämlich in Trier, wo es 180 n. Chr. von den Römern errichtet wurde und dort noch heute zu bewundern ist.

Na ja, ich bin halt doch nur ein Ösi und kenne mich nicht so gut aus bei unseren nördlichen Nachbarn. Das gleichnamige Spiel bietet mir aber die Gelegenheit, diese Wissenslücke zu schließen, indem ich in die Rolle eines Baumeisters schlüpfe, der die Konstruktion des Tores und anderer berühmter Bauwerke von Augusta Treverorum vorantreibt.


Insgesamt sind es vier Bauwerke, für deren Bau man mich und meine Mitbewerber beauftragt hat: Neben der Porta Nigra sind es noch die Basilika, das Amphitheater und die Stadtmauer. Jedes Bauwerk ist einem bestimmten Viertel des Spielplans zugeordnet und besteht aus mehreren Bauplätzen, auf denen die genaue Anzahl der benötigten Bausteine, sowie deren vorgeschriebene Farbe angegeben sind.

Alle Aktionen - vom Einkauf der Bausteine bis zu deren Verbauung - werden durch Aktionskarten geregelt. Jeder Spieler verfügt über seinen eigenen Satz aus 7 Karten (bzw. 8 bei weniger als 4 Spielern), welche er mischt und verdeckt vor sich ablegt. Anschließend nimmt er die beiden obersten Aktionskarten auf die Hand.

Wer an der Reihe ist, spielt eine seiner Karten aus. Auf jeder Karte sind 3 bis 5 mögliche Aktionen angegeben. Wie viele er davon tatsächlich ausführen darf, wird durch Fackeln am unteren Rand der Karte bestimmt (2 oder 3). Zum Abschluss seines Zuges zieht er wieder eine Karte seines persönlichen Stapels nach.

Dies sind nun die verschiedenen Aktionen:

  1. Einen Baustein der angegebenen Farbe kaufen. Dazu muss der Spieler - kostenpflichtig - seine Baumeister-Figur in jenes Viertel bewegen, in dem der entsprechende Baustein erhältlich ist. Die Bausteine sind unterschiedlich viel wert, so kostet etwa ein schwarzer Baustein bloß 1 Sesterze, während für einen gelben stolze 4 Sesterzen zu bezahlen sind. Eine Besonderheit stellen die weißen Bausteine dar, die in jedem Viertel für 5 Sesterzen zu erwerben sind, denn diese können auch als Joker für jede beliebige Farbe verwendet werden.
  2. Einen Bauwerksteil bauen. Hierzu wählt der Spieler einen leeren Bauplatz, gegebenenfalls muss er ebenfalls mit seinem Baumeister dorthin ziehen, gegen Abgabe von Sesterzen, versteht sich. Dann setzt er auf den Bauplatz die erforderlichen Bausteine der passenden Farbe, bekommt die angegebenen Siegpunkte und stellt obendrauf eine Römerfigur seiner Farbe. Liegt in der offenen Auslage eine passende Bauwerkskarte (es müssen sowohl Farbe als auch Bauwerk übereinstimmen), darf er sich zudem diese nehmen.
  3. Einen Einflusschip nehmen. Diese Chips dienen hauptsächlich zum Erwerb von ausliegenden Ehrenkarten, welche die verschiedensten positiven Effekte oder aber zusätzliche Siegpunkte bringen können.
  4. Einen Fackelmarker nehmen. Diese Marker können in einem späteren Zug eingesetzt werdn, um mehr Aktionen einer Aktionskarte durchführen zu können, als durch die auf der Karte aufgedruckten Fackeln.
  5. Münzen nehmen. Der Spieler nimmt sich die abgebildete Anzahl an Münzen (3 bis 5) aus dem allgemeinen Vorrat.

Haben die Spieler all ihre Aktionskarten ausgespielt, kommt es zu einer Zwischenwertung, bei der jeder Spieler die Anzahl seiner verbauten Bausteine verdoppelt und das Ergebnis beliebig zwischen Siegpunkten und Sesterzen aufteilen kann. Nach der zweiten Runde (im Spiel zu zweit nach der 3. Runde) endet das Spiel.

In einer abschließenden Endwertung gibt es für die Spieler noch Siegpunkte für gesammelte Bauwerkskarten, bestimmte Ehrenkarten, verbiebenes Spielmaterial, sowie jeweils für Mehrheiten an Bausteinen bei den vier Bauwerken. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat am meisten zum Bau der Kaiserresidenz beigetragen und gewinnt folglich das Spiel.


Wolfgang Kramer und Michael Kiesling sind ja schon alte Hasen, richtige Veteranen unter den Spieleautoren. Erstaunlich, dass es die beiden trotzdem immer wieder schaffen ihre Spielideen der Zeit anzupassen. Das Markenzeichen ihrer Spiele sind nach wie vor relativ einfache Grundregeln, die dennoch eine große Varianz und viel Entscheidungsfreiraum bieten, und dies finden wir auch in "Porta Nigra".

Die echte Neuerung sind hier die Aktionskarten, die zwar eine Auswahl an möglichen Aktionen bieten, deren Durchführung jedoch durch die Anzahl der Fackeln einer gewissen Beschränkung unterliegt. In den meisten Fällen muss man wohl auf eine, maximal zwei Aktionen verzichten, was zum Teil knifflige Entscheidungen erfordert. Die am häufigsten vorkommende Aktion ist - logischerweise - der Erwerb von Bausteinen, schließlich benötigen die meisten Bauwerksteile mehr als bloß einen Baustein.

Die Aktionen selbst sind hingegen weniger originell, eher typisch Kramer/Kiesling. Bausteine in unterschiedlichen Farben zu unterschiedlichen Preisen kennen wir ja bereits aus anderen ihrer Werke. Die Punkte, die es bei den Bauwerken zu erzielen gibt, orientieren sich grob an den Kosten. So werden prinzipiell Bauwerke mit teureren Bausteinen auch mit mehr Siegpunkten belohnt.

Wenn hier von unterschiedlichen Farben der Bausteine die Rede ist, dann ist dies etwas irreführend. Tatsächlich weisen alle Bausteine nämlich dieselbe Farbe auf: grau. Die Farbe erhält ein Baustein genau genommen nur virtuell. Das fängt schon beim Steinenachschub an. In der Nachfüllphase - sie findet immer dann statt, wenn sich zu Beginn eines Zuges auf dem zentralen Bausteinmarkt insgesamt weniger als 7 Bausteine befinden - kommen die Steine auf die Läden und nehmen damit deren Farbe an. Nach dem Kauf platzieren die Spieler die Steine dann auf die farblich entsprechenden Ausbuchtungen ihrer Spielerablagen. Und die Bauplätze sind sowieso farblich markiert. Mit diesem Kniff werden nicht nur Produktionskosten eingespart, die entstehenden Bauwerke schauen auch ansprechender aus als wäre alles kunterbunt.

Abwechslung erfährt "Porta Nigra" durch gleich mehrere Komponenten. So liegen zu Beginn eines Zuges stets 14 Ehrenkarten offen aus. Ein Spieler darf einmal pro Zug 1 Ehrenkarte gegen Abgabe von 1 oder 2 Einflusschips erwerben. Die meisten sorgen für willkommenen Nachschub in Form von Fackelchips, Münzen, Römerfiguren oder Bausteinen. Einige gewähren Siegpunkte, andere gestatten eine Bauaktion. Einige "Endwertungskarten" bringen erst bei Spielende wichtige Siegpunkte, und ein paar Ersatzbauwerkskarten befinden sich ebenfalls unter den Ehrenkarten.

Jedes Bauwerk bietet nicht nur ein anderes Berechnungsschema für die Mehrheitenwertung, sondern belohnt fleißige Baumeister unterschiedlich. Für je 3 Bauteile im entsprechenden Bauwerk erhält ein Baumeister etwa bei der Stadtmauer 1 weißen Baustein aus dem allgemeinen Vorrat, bei der Basilika hingegen 1 Fackelchip + 1 Römerfigur. Auch diese Belohnungen sollte man - je nach Bedarf - in seine Überlegungen mit einbeziehen.

Es gibt viele Möglichkeiten, Siegpunkte zu ergattern. Die Kunst besteht darin, mit den gerade zur Verfügung stehenden Mitteln das Maximum herauszuholen. Dazu gehört unter anderem, die ausliegenden Bauwerkskarten zu beachten, sich auf bestimmte lukrative Mehrheitswertungen zu konzentrieren, geschickt die Möglichkeiten der offenen Ehrenkarten zu nutzen, und bei alldem auch die dafür notwendigen Kosten (Preise der Bausteine sowie die Kosten für die Bewegung der eigenen Baumeisterfigur) einzuberechnen. "Porta Nigra" kann man daher getrost als eine Art Optimierungsspiel bezeichnen, bei dem die Interaktion lediglich indirekt (über das Wegkaufen von Bausteinen oder das Wegnehmen bestimmter Bauplätze) geschieht.

Alles in allem gefällt mir "Porta Nigra" recht gut. Es verlangt ein gehöriges Maß an Vorausplanung und knifflige Entscheidungen. Das Spielmaterial ist reichhaltig und von hoher Qualität. Die Idee mit den Aktionskarten finde ich ausgesprochen gelungen und reizvoll. Trotzdem ist das Spielgefühl nicht wirklich neu, ja es wirkt sogar - ebenso wie die grafische Gestaltung - ein wenig "antik", etwas veraltet. Es gibt heutzutage Spiele mit mehr Pfiff, mehr Pep. Ab und zu mal Baumeister im altrömischen Trier spielen, dem bin ich aber nicht abgeneigt, selbst als Ösi…

Franky Bayer

Wertung: 4 Schilde