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Knobelritters Spielearchiv - PsychoPet

Art des Spiels: Therapiespiel
Spieleautoren:  Christian Fiore
                & Knut Happel
Verlag:         Goldsieber Spiele
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler (*)

Das Leben ist ja sooo gefährlich geworden. Greift man mal stressgeplagt zu einem Ruhe und Gelassenheit spendenden Glimmstängel, warnt einen sofort eine Inschrift mit dickem, schwarzen Balken: "Rauchen kann Ihre Gesundheit gefährden" oder "Rauchen verursacht Krebs!". Und hat man einmal ein wenig Kopfweh, das man mit einer erfrischenden Aspirin C-Brause zu kurieren versucht, wird man sogleich mit der Warnung "Über Wirkung und mögliche Nebenwirkungen informieren Packungsbeilage, Arzt oder Apotheker" abgeschreckt.

Und jetzt sogar dies! Nicht mal bei einem eher harmlos wirkenden Hobby - dem Brettspiel - kann man sich noch sicher fühlen. Da wird man doch glatt dick und fett auf der Schachtel des neuesten Goldsieber Spiels "PsychoPet" gewarnt: "ACHTUNG!!! LUSTIGES BRETTSPIEL". Ich habe drei volle Tage überlegt, ob ich tatsächlich das Risiko eingehen sollte, die Schachtel zu öffnen. Wenn ich mich totlachen sollte, was wird dann aus meiner Familie, meiner Arbeit, meiner Spielesammlung?

Ich hab's dann doch gewagt, sonst könnte ich ja nicht darüber schreiben. Es war schlussendlich nicht so schlimm wie angekündigt, aber wahrscheinlich war das ja nur eine reine Vorsichtmaßnahme des Verlags, um sich im unwahrscheinlichen Fall einer Schädigung gegen Regresszahlungen abzusichern. Die Spielgeschichte ist ja zugegebenermaßen wirklich witzig: In einer Haustierklinik werden nicht die körperlichen Gebrechen unserer vierbeinigen Freunde behandelt, sondern ihre Macken. So befinden sich unter den tierischen Patienten eine vegetarische Katze, ein fresssüchtiger Hamster, ein modegeplagter Hund, ein triebgestörtes Kaninchen und ein schamhaftes Schaf. All diese Tiere finden wir auf sogenannten Patientenkarten und - zusammen mit einigen Behandlungsmethoden - auch auf den Therapiekarten. Außerdem gehören zum Spielmaterial noch ein Spielplan, der die Haustierklinik mit ihren verschiedenen Krankenzimmern zeigt, 6 Doktorfiguren, 30 Futternäpfe, sowie einige Aktionskarten.

Der Spielablauf hingegen ist weniger humorvoll, sondern eher konventionell. "PsychoPet" wir in mehreren Runden gespielt, die aus zwei Phasen bestehen. In Phase 1 sammeln die Spieler als Doktoren Therapiepunkte, die sie anschließend in Phase 2 einsetzen können. Am Ende des Spiels wird derjenige Spieler in den Rang eines Chefarztes erhoben, der mit seinen geheilten Patienten die höchste Anzahl an Siegpunkten erzielt. Aber schauen wir uns die beiden Phasen etwas genauer im Detail an.

Phase 1: Therapiepunkte sammeln

Einzeln werden - für alle Doktoren gemeinsam - Therapiekarten aufgedeckt. Nach jeder Karte kann ein Spieler wählen, seine Doktorfigur unter die zuletzt aufgedeckte Karte zu platzieren, oder noch zu warten. Prinzipiell zählt jede Therapiekarte bis zur eigenen Figur einen Therapiepunkt (TP). Je mehr Therapiepunkte man erzielt, umso mehr kann man in der nächsten Phase "investieren", weshalb es auf den ersten Blick sinnvoller erscheint, längere Reihen entstehen zu lassen. Dies hat aber einen Haken, denn sobald eine Karte zweimal zu sehen ist, bricht in der Klinik das Chaos aus, und alle Spieler, die sich noch nicht durch das Setzen ihrer Doktorfigur Therapiekarten gesichert haben, gehen diese Runde komplett leer aus. Dies ist eine durchaus reizvolle Abwandlung des "Can't Stop!"-Prinzips, bei der stets die möglichen Chancen gegen das steigende Risiko abgewogen werden müssen.

Phase 2: Therapiepunkte einsetzen

Anschließend können die Ärzte - in der Reihenfolge ihres Aussteigens - ihre TP einsetzen. Dabei gibt es 3 verschiedene Möglichkeiten, die beliebig miteinander kombiniert werden können, solange die TP ausreichen. Zum einen können Futternäpfe in verschiedene Krankenzimmer platziert werden. In folgenden Runden können dann die besonderen Eigenschaften der auf diese Weise besetzten Krankenzimmer genutzt werden. In den meisten Fällen erhält man zusätzliche TP, wenn eine bestimmte Therapiekarte aufgedeckt wird, es gibt aber auch andere Effekte, auf die ich hier aber nicht näher eingehen will. Je höher ein Krankenzimmer liegt, umso höher übrigens die Kosten in Form von TP für das Platzieren eines Futternapfes, umso besser aber auch der damit verbundene Vorteil. So kostet etwa ein Futternapf im 1. Stock zwar nur 3 TP, er bringt dafür aber auch bloß 2 Bonus-TP für die passende Therapiekarte, während man im 4. Stock (Kosten des Napfs stolze 10 TP) 5 Bonuspunkte erhalten kann.

Ganz wichtig, vor allem in Hinblick auf das Spielziel, ist die Heilung von Patienten. Je nach Spieleranzahl kommen 5 bis 7 offene Stapel von Patientenkarten ins Spiel. Zwar sind in jedem Stapel alle 5 verschiedenen Tiere vertreten, die Stapel unterscheiden sich jedoch in ihren Werten. Im "billigsten" Stapel sind lediglich 6 TP nötig, um den obenauf liegenden Patienten zu heilen, im "teuersten" hingegen braucht man schon satte 15 TP. Die derart geheilten Patienten legt man offen vor sich aus. Bei Spielende - nämlich sobald alle bis auf einen Stapel aufgebraucht wurden - sind die Werte jedoch egal, da zählt vielmehr, möglichst viele Patientenkarten einer Sorte zu besitzen (1 Tier zählt nur 1 Punkt, 2 Tiere schon 3 Punkte, 3 Tiere dann 6 Punkte, jedes weitere noch 3 Siegpunkte dazu). 10 zusätzliche Siegpunkte erhält man zudem, wenn man von jeder Tierart mindestens 1 Tier heilen konnte.

Die letzte Möglichkeit, seine Therapiepunkte einzusetzen, sind die Aktionskarten. Jede Karte "kostet" 2 TP, und es gibt keine Einschränkung, wie viele Aktionskarten man in einer Runde kaufen oder pro Runde ausspielen darf. Einzig die Anzahl der Karten, die man auf der Hand halten darf, ist auf 3 Stück beschränkt. Mit diesen Aktionskarten lässt sich einiges anstellen. Sie können kurzfristig zusätzliche TP ("Sondertherapie") oder Siegpunkte ("Privatpatient") bringen, sie erlauben die einmalige Nutzung eines fremden Krankenzimmers ("Herr Kollege") oder die kostenlose Versetzung eines eigenen Futternapfs in ein höher gelegenes Krankenzimmer ("Karriereleiter"), und und und... Hervorzuheben sind noch die Aktionskarten mit dem Vermerk "C": Sie schauen aus wie normale Therapiekarten, jedoch mit grauem Bild. Nachdem sie zur Erhöhung der eigenen TP eingesetzt wurden, kommen sie nicht auf den Ablagestapel der Aktionskarten, sondern auf jenen der Therapiekarten. Werden sie in einer späteren Phase 1 aufgedeckt, verursachen sie jedoch kein Chaos, wenn die dazu passende Therapiekarte ebenfalls offen liegt, weshalb in späteren Runden durchaus längere Reihen möglich sind.

"PsychoPet" wirkt anfangs etwas zäh. Da man keine TP für die nächste Runde aufsparen kann, weil sie am Ende jeder Runde wieder auf 0 zurückgestellt werden, dauert es eine Weile, bis man sich die kostspieligeren Sachen - teure Patienten oder Futternäpfe in höher gelegenen Etagen - leisten kann. Aber im Laufe des Spiels gewinnt es deutlich an Dynamik. Klug platzierte Futternäpfe und taktisch geschickt eingesetzte Aktionskarten - mitunter sind überraschende Winkelzüge möglich - sorgen dafür, dass zum Teil recht viele TP zustande kommen, sodass sich dann ständig was tut.

Sicher, der "Brüller" im Sinne eines turbulenten Partyspiels ist es nicht, aber "PsychoPet" hat uns trotzdem gut unterhalten und wirklich Spaß gemacht. Christian Fiore und Knut Happel schließen damit erfolgreich an ihr "Pecunia non olet" an, das ebenfalls eine amüsante Spielgeschichte aufweist. Ich empfehle daher, sich von der Warnung auf dem Schachtelcover weder abschrecken noch blenden zu lassen, und sich auf ein lockeres Spielevergnügen einzustellen.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde