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Knobelritters Spielearchiv - Race for the Galaxy

Art des Spiels: Sci-Fi-Kartenspiel
Spieleautor:    Tom Lehmann
Verlag:         Abacus Spiele
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          30 bis 75 Minuten
Preis:          ca. € 29,-
Zielgruppe:     Spielexperten ++

Gleich eines vorweg: Ich habe nichts dagegen, wenn gute Spielideen weiter verwendet werden, solange es nicht nur darum geht, ohne viel Aufwand dem Konsumenten unnötig Geld aus seinen Taschen zu locken. Ich erwarte mir daher auf jeden Fall wenn schon keine Verbesserung (die öfters ja auch gar nicht möglich ist), so zumindest eine deutlich merkbare Veränderung der Originalidee.

"Race for the Galaxy" ist für mich so ein Fall von positivem Ideenklau. Es erinnert stark an das geniale Kartenspiel "San Juan", ohne es einfach nur abzukupfern. Wenn ich der Spielbeschreibung Glauben schenken soll, entstand das Spiel sogar parallel zur Entwicklung vom Prototypen des Puerto Rico-Kartenspiels und verleugnet somit gar nicht seine Verwandtschaft. Eine weitere Inspiration hat das Spiel von einem unveröffentlichten Sammelkartenspiel ("Duel for the Starts") erfahren, viele Elemente daraus und vor allem seine Thematik haben ihren Weg in das Spiel gefunden.

Wie bei "San Juan" wird das gesamte Spielgeschehen von Spielkarten gesteuert, die deshalb mehrere Funktionen übernehmen: Als Entwicklungen oder Welten je nach ihrer Abbildung, als Zahlungsmittel oder als Güter, die produziert, verbraucht oder verkauft werden können. Die nächste wichtige Gemeinsamkeit besteht in den möglichen Aktionen, die von allen Spieler ausgeführt werden können, selbst wenn sie nur ein einziger Spieler gewählt hat. Wie bei "San Juan" erhält jedoch der Spieler, der eine Aktion gewählt hat, einen bestimmten Bonus, von dem die anderen Spieler nicht profitieren können. Im Folgenden möchte ich zuerst ein wenig auf die fünf verschiedenen Aktionen eingehen, bevor ich auf die Unterschiede zu "San Juan" hinweise.

Die Aktion "Erkunden" (I) entspricht im Großen und Ganzen dem "Ratsherren" aus "San Juan". Hierbei zieht man zwei Karten vom verdeckten Kartenstapel, behält davon eine Karte auf der Hand und wirft die andere ab. Der Bonus besteht darin, entweder fünf Karten mehr zur Auswahl zu haben, oder je eine Karte mehr ziehen und eine Karte mehr behalten zu dürfen, je nachdem für welche der beiden Aktionskarten "Erkunden" man sich entschieden hat.

Mit "Entwickeln" (II) können - gegen Bezahlung weiterer Handkarten - Entwicklungskarten ausgespielt werden, die im weiteren Spielverlauf die unterschiedlichsten Begünstigungen bringen können: Größere militärische Stärke, Rabatte auf zukünftige Entwicklungen, Verbesserungen bei der Produktion, etc. Dies entspricht in etwa den violetten Gebäuden aus "San Juan". Der Bonus besteht hierbei in einer Reduktion der Kosten um 1 Karte.

Bei "Siedeln" (III) hingegen werden Welten ausgespielt, die zumeist für die Produktion von Waren von Bedeutung sind. Die Welten ähneln daher sehr den aus "San Juan" bekannten Produktionsgebäuden, nur dass hier nicht Indigo, Zucker, Tabak, Kaffee und Silber erzeugt werden, sondern "Luxusartikel", "Seltene Elemente", "Gene" und "Alien-Technologie". Auch zum Siedeln müssen Handkarten entsprechend den vermerkten Kosten abgegeben werden, es gibt aber auch militärische Welten, die nicht "gekauft", sondern vielmehr erobert werden müssen, wofür unbedingt militärische Stärke in mindestens der Höhe der Verteidigungsstärke der Welt notwendig ist. Dafür sind keine Kosten in Form von Handkarten zu entrichten. Als Bonus darf der Spieler nach dem Siedeln eine Karte nachziehen.

Auch das "Produzieren" (V) kennen wir bereits aus "San Juan", wo es in der Person des "Aufsehers" vorkommt. Dabei wird auf jede Produktions-Welt, auf der kein Gut liegt, ein Gut in Form einer verdeckten Karte vom Stapel gelegt. Eine besondere Form stellen die sogenannten "Windfall"-Welten dar, die im Gegensatz zu anderen Produktionswelten sofort beim Ausspielen ein Gut erhalten, aber ansonsten normalerweise kein Gut produzieren. Wer allerdings "Produzieren" gewählt hat, darf auch auf eine seiner "Windfall"-Welten ein entsprechendes Gut legen.

Schließlich gibt es noch die Aktion "Verbrauchen" (IV), bei der die auf den Welten produzierten Güter gegen wertvolle Siegpunkte (in Form von Chips) und/oder auch gegen neue Karten abgegeben werden können. Allerdings erfordert dies die besonderen Verbrauchen-Fähigkeiten, die auf Entwicklungen und Welten vorkommen können. Im Gegensatz zu "San Juan", wo es einem Spieler beim "Händler" freigestellt ist, ob er Waren verkauft oder nicht, müssen hier alle Verbrauchen-Fähigkeiten genutzt werden, wenn auch in beliebiger Reihenfolge. Als Bonus kann man - je nach gewählter "Verbrauchen"-Karte - entweder alle in dieser Phase erhalten Siegpunkte verdoppeln, oder die Möglichkeit nutzen, ein Gut zu "Handeln", also zu einem günstigen Kurs in neue Handkarten zu tauschen.

Siegpunkte erhält man wie bei "San Juan" durch die ausgespielten Entwicklungen und Welten je nach aufgedruckten fixem Siegpunktwert. Die Siegpunkte der Entwicklungskarten mit den Kosten "6" sind hingegen variabel und richten sich nach den anderen Welten und Entwicklungen in der eigenen Auslage. Es können damit sehr viele Siegpunkte erzielt werden, aber auf Grund der hohen Investitionskosten empfiehlt sich sorgfältige Planung und Abstimmung der Strategie. Zu diesen Punkten werden noch die durch der Verbrauch von Gütern gesammelten Siegpunkt-Chips addiert. Der Spieler mit der höchsten Summe gewinnt natürlich.

Was sind aber nun die Unterschiede, die "Race for the Galaxy" zu einem eigenständigen Spiel machen? Zum einen ist es die weitaus höhere Komplexität. Die Vielfalt der verschiedenen Karten ist wesentlich größer, was einerseits den Einstieg in das Spiel ziemlich schwierig macht (vor allem die nicht ganz verständlichen Piktogramme stoßen beim Spielanfänger auf Unverständnis), andererseits ist dadurch ein deutlich abwechslungsreicheres Spiel gegeben. Wer jedoch die hohe Einstiegshürde überwunden hat, findet ein spannendes Spiel vor, das verschiedene Spieltaktiken und Gewinnstrategien zulässt. Der zugegeben vorhandene Glücksfaktor durch das Kartennachziehen macht das Spiel nicht allzu kopflastig, sondern sorgt für relativ lockeres Spielvergnügen. Geübte Spieler kommen dabei sogar auf eine Spielzeit unter einer Stunde, was mehrere Partie hintereinander zulässt.

Der zweite Unterschied liegt in der Wahl der Aktionen. Während sich bei "San Juan" die Spieler nacheinander für eine offen ausliegende Personenkarte wählen, deren Aktion sie ausführen, wählen die Spieler bei "Race for the Galaxy" geheim jede Runde eine ihrer Aktionskarten aus. Anschließend werden alle Aktionskarten aufgedeckt und die gewählten Aktionen nach einer bestimmten Reihenfolge (siehe die römischen Zahlen in Klammern) durchgeführt. Es entfällt damit zwar die innovative Aufhebung einer fixen Reihenfolge der Aktionen, die bei "San Juan" als besonderes taktisches Element eingesetzt werden kann. Dafür kommt ein gewisser psychologischer Faktor ins Spiel, da man bei "Race for the Galaxy" darauf spekulieren kann, dass man bestimmte Aktionen nicht selbst auswählen muss, sondern auf die (unfreiwillige) Mithilfe der Mitspieler hofft. Auch können die Runden sehr kurz werden, wenn viele Spieler dieselben Aktionen wählen und auf diese Weise viele Phasen gar nicht gespielt werden. Mir gefällt diese Art der Aktionswahl auch ganz gut, außerdem hebt gerade diese kleine Spielidee "RftG" vom Original ab.

Wie der Leser wahrscheinlich schon unmissverständlich bemerkt haben wird, gefällt mir das Spiel außerordentlich gut, auch zu zweit funktioniert es dank guter Zusatzregeln ausgezeichnet. Und so freue ich mich schon auf die Erweiterung "Aufziehender Sturm", welche neben Spielmaterial für einen fünften Spieler und einer Solovariante noch zusätzliche Siegbedingungen und somit weitere Strategiemöglichkeiten und noch mehr Abwechslung bringen soll. Ich kann nur jedem empfehlen, bei Schwierigkeiten während der ersten Partie nicht gleich aufzugeben. Es wird sicher mit jedem Spiel besser, und die Mühe lohnt sich auf jeden Fall!

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde