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Knobelritters Spielearchiv - Romeo & Julia

Art des Spiels: Kooperatives Spiel
Spieleautoren:  Julien Prothière, Jean-Philippe
                Sahut & David Cochard
Verlag:         Huch! & friends
Jahrgang:       2021
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 14 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          € 31,90

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Zweipersonenspieler ++

Einleitung

Zweipersonenspiele? Diese kenne ich normalerweise nur als klassische Duelle, bei denen sich alle Aktionen des einen Spielers automatisch auch direkt gegen seinen Kontrahenten richten (oder zumindest richten sollten). Obwohl dadurch naturgemäß sehr konfrontativ, ist bei einigen der Titel recht irreführend, wie beispielsweise bei "Caesar & Cleopatra".

Bei dem mir vorliegenden Spiel ist das "&" hingegen absolut passend. Und auch vom Thema her hat es überhaupt nichts von einem Gegeneinander, einem konfrontativen Kampf zu tun. Shakespeares bekannteste Romanze bildet die literarische Vorlage für dieses Spiel, und alles andere als ein Miteinander der beiden Protagonisten wäre so was von falsch und würde dem Thema nicht gerecht. Ja, tatsächlich handelt es sich bei "Romeo & Julia" um ein - meines Wissens recht seltenes - kooperatives Zweipersonenspiel. Die beiden Liebenden müssen sich geheim an verschiedenen Plätzen in Verona treffen, damit ihre Liebe den Höhepunkt erreicht.

Spielbeschreibung

"Romeo & Julia" ist wirklich schnell aufgebaut. Bloß die Schachtel auseinanderklappen, und schon entfaltet sich der ganze Hauptspielplan "Verona" mit insgesamt sechs Feldern, welche die Orte der Handlung darstellen. Auf den zentralen Bühnenplan in der Schachtel kommen die Marker für "Hass" und "Liebe" auf die Startfelder ihrer jeweiligen Leisten.

Die Spieler verteilen die Rollen von Romeo Montague und Julia Capulet unter sich auf und erhalten ihre Spielfigur, sowie die 14 Karten in ihrer Farbe (rot für Romeo und blau für Julia). Beide trennen die Karten nach ihren Rückseiten in Orte und Begleiter (je 7 Karten) und mischen die Stapel separat.

Eine Kapitelkarte gibt vor, auf welche Felder alle Spielfiguren anfangs platziert werden. Neben den Hauptfiguren sind dies noch Scheiben für die 4 Mitglieder der Familie Capulet (blau), 3 Mitglieder der Familie Montague (rot), Bruder Lorenzo (in neutralem Grau) und die Allegorie des Hasses (violett). Außerdem schreibt jedes Kapitel vor, welche Ereigniskarten verwendet werden. Diese bilden dann gut gemischt den Ereignisstapel. Und dann kann das Liebeswerben schon beginnen.

Das Spiel gliedert sich - thematisch passend - in 3 Akte zu je 4 Szenen, welche wiederum in 5 Phasen unterteilt sind. Im Vorspiel (1.) füllen beide Spieler ihre Kartenhand auf, sodass sie von jeder Art (Ort und Begleiter) jeweils 4 Karten auf der Hand haben. Im Rendezvous (2.) schicken sie sich Botschaften, um einen gemeinsamen Treffpunkt auszumachen und wählen abschließend zwischen "Leidenschaft" und "Verstand". Danach entscheiden sie sich Hinter der Bühne (3.) geheim, wohin sie mit welcher Begleitung gehen möchten.

In der Phase 4 - Auftritt - bewegen sie dann ihre Figuren. Zuerst bewegen sie gemäß der von ihnen verdeckt ausgespielten Karten ihre Figur mit einem Begleiter an den gewählten Ort. Danach führen sie noch die Bewegungen durch Auswirkungen ihres aktuellen Standortes aus. In der finalen Phase 5 - Auflösung - werden schließlich die Konsequenzen aller Aktionen durchgeführt. Die wichtigsten Folgen sind einerseits das Wachsen der Liebe, wenn zuvor "Leidenschaft" gewählt wurde und sich tatsächlich Romeo und Julia am selben Ort befinden, woraufhin der Marker "Liebe" ein Feld nach oben verschoben wird.

Andererseits macht sich aber Hass in Verona breit, wenn sich an einem Ort Mitglieder beider verfeindeten Familien, oder aber die Scheibe "Allegorie (= das Sinnbild) des Hasses" zusammen mit einem oder mehreren Mitgliedern einer der beiden Familien befinden. In diesem Fall wird für jeden betroffenen Ort der Marker "Hass" ein Feld nach unten gezogen. Einzig Bruder Lorenzo vermag, alle Streithähne zu besänftigen, sodass kein Hass entsteht.

Liebe oder Hass sind es dann auch, welche das Spiel beenden. Das Liebespaar hat gewonnen, wenn der Marker "Liebe" auf die höchste Stufe seiner Leiste gezogen wird. Hingegen ist die Partie augenblicklich verloren, wenn der "Hass"-Marker die tiefste, dunkelste Stufe der Leiste erreicht. Dasselbe gilt auch, wenn es Romeo und Julia nicht gelingt, dass ihre Liebe bis zum Ende des dritten Aktes den Höhepunkt erreicht.

Fazit

Da soll noch einer behaupten, man lerne nichts aus Spielen! Bezüglich des literarischen Meisterwerks "Romeo & Julia" wusste ich nämlich bis jetzt so gut wie gar nichts. Ich Kulturbanause kannte lediglich die Vornamen der Liebenden und den Ort des Geschehens, was nun beileibe kein Ruhmesblatt ist. Besonders wenn man bedenkt, dass ich schon mal tatsächlich auf dem berühmten Balkon in Veronas Innenstadt stand. Mit diesem Spiel erfährt man schon mehr über die unglückliche Lovestory, alle Mitwirkenden und die wichtigsten Orte der Handlung. So konnte ich endlich mal diese beschämende Wissenslücke etwas füllen.

Dem Spielmaterial gelingt es, Shakespeares Werk entsprechend zu würdigen. Durch das Aufklappen der Schachtel entfaltet sich auf geniale Weise der Spielplan, dessen graphische Gestaltung (Illustrator ist David Cochard) einfach traumhaft schön ist. Dazu noch etliche Holzscheiben für die Familienmitglieder und die Marker "Hass", "Liebe" und den "Akt". Dies alles schafft schon eine wunderbar dichte Atmosphäre, welche einen sofort ins Geschehen hineinzieht.

Das Grundprinzip des Spiels selbst ist äußerst interessant. Es beruht darauf, dass die beiden Spieler ihre Aktionen aufeinander abstimmen müssen, ihnen dafür aber nur wenige bis gar keine Möglichkeiten der Kommunikation zur Verfügung stehen. Es versteht sich von selbst, dass jegliche mündliche Verständigung, aber auch Zeichensprache, schriftliche Nachrichten oder sonstiges ausdrücklich verboten sind, und im Grunde genommen den Spielern sogar des eigentlichen Spielreiz' beraubten.

Um einen Treffpunkt zu vereinbaren, können die Spieler - so sie welche besitzen - Botschaften einsetzen. Dies gelingt aber nur dann, wenn beide die entsprechende Karte auf der Hand haben. Gerade in den ersten Szenen jedes Aktes ist dies nicht immer der Fall, weshalb so manche Botschaft erfolglos "verschwendet" wird. In späteren Szenen werden gemeinsame Treffen dann wahrscheinlicher, weshalb es umso wichtiger ist, sich die vom Partner schon eingesetzten Karten einzuprägen.

Welchen Begleiter man an den gewählten Ort mitnimmt, kann hingegen in keinster Weise kommuniziert werden. Selbstverständlich versucht man, den Hass so gut es geht in die Schranken zu weisen. Dies gelingt am besten, wenn man die "Allegorie des Hasses", sowie verfeindete Familien isoliert oder auf Feldern zusammen mit Bruder Lorenzo - als Friedensstifter - vereint. Nachdem Ereigniskarten und die verpflichtende Mitnahme eines Begleiters die schöne Ordnung immer wieder durcheinanderbringen, wäre auch hierbei Koordination sehr wichtig, aber eben nicht möglich.

Dass es trotz dieser widrigen Umstände gelingt, das Spielziel zu erreichen, liegt einerseits an der gemeinsamen Aufgabe, welche die Spieler automatisch zu Erfolgsmaximierung und Schadensbegrenzung zwingt. Dies allein genügt schon, um manchmal "logische" Entscheidungen zu treffen, vorausgesetzt beide Spieler sind aufmerksam bei der Sache. Zudem besteht immer die Möglichkeit, auf die Marker "Leidenschaft" oder "Vernunft" zu deuten, wofür keine "Botschaft" benötigt oder verbraucht wird. Aber auch Schweigen oder eine abwartende Haltung können dem Mitspieler wertvolle Informationen liefern.

Überhaupt entwickelt sich "Romeo & Julia" immer mehr zu einem psychologischen Spielchen. Ich konnte feststellen, dass sich mit der Zeit bei den "Liebenden" ein blindes Verständnis bildet. Die Spieler spüren dann schon intuitiv, was der andere beabsichtigen könnte, und die Botschaften und erlaubten Hinweise dienen nur mehr zur Bestätigung. Und auch gewisse Automatismen entstehen.

Dies ist aber auch dringend notwendig für die weiteren Partien. Die Kapitel (es werden insgesamt neun verschiedene "Level" angeboten) werden nämlich immer schwieriger. Es stehen immer weniger Mittel zur Kommunikation zur Verfügung, und vor allem wirbeln immer lästigere Ereigniskarten das so mühsam erzielte Gleichgewicht zwischen den verfeindeten Familien wieder durcheinander. So braucht es immer bessere taktische Kooperation, ist immer gezieltere Koordination der Aktionen gefragt. Die letzten Kapitel sind überhaupt nur dann zu bewältigen, wenn sich die beiden Partner auf derselben Wellenlänge befinden.

"Romeo & Julia" bietet ein ganz eigenes Spielgefühl, wie ich es so noch in keinem anderen Spiel erlebt habe. Ich muss zugeben, dass mir dieses Miteinander viel besser gefällt als so manches klassisches Zweipersonen-Duell. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass es nicht bei jedem funktionieren wird, dass so mancher Spieler gar keinen Zugang zu dieser Art von Spiel finden wird. Mich hat es aber auf jeden Fall voll überzeugt!

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde