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Knobelritters Spielearchiv - San Gimignano

Art des Spiels: Bauspiel
Spieleautor:    Duilio Carpitella
Verlag:         Piatnik Spiele
Jahrgang:       2002
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 50 Minuten
Preis:          ca. € 30,-

Ganz stolz präsentierten in Nürnberg (Februar 2002) unsere Landsleute von Piatnik ihr neuestes Spiel. Besonders betonten sie die Verwendung von ANKER-Steinen. Ich weiß nicht, wie es dem werten Leser geht, aber ich für meinen Teil konnte mit dem Begriff "ANKER-Steine" nichts anfangen. Oh, doch, dass ich nichts vergesse: Auch bei "Babel" (Kosmos Spiele) waren ANKER-Steine beigefügt, und auch hier wurde dieses Material hervorgehoben. Also habe ich mich schlau gemacht, und möchte auch die - wahrscheinlich doch zahlreichen - Unwissenden etwas aufklären.

ANKER-Steine wurden 1857 von den Brüdern Lilienthal (die mit den ersten Flugversuchen!) erfunden. Die ANKER-Steinbaukästen fanden schnell Verbreitung um den ganzen Globus. Durch ihre ökologisch korrekte sowie naturnahe Herstellung aus Quarzsand, Kreide, Farbpigmenten und Leinöl (das riecht man beim Öffnen der Schachtel!) fanden sie vor allem in der Pädagogik Verwendung. Mit der DDR-Staatswirtschaft kam für die Firma jedoch 1963 das Aus, und erst nach der Wiedervereinigung wurden die ANKER-Steine wieder produziert.

Nun gut, die Steine riechen etwas, schauen ganz gut aus, fühlen sich gut an und liegen schwer in der Hand. Zu schwer eigentlich, denn das dünne Schachtel-Inlet hat es nicht ganz ausgehalten und die Steine rutschen nun in der ganzen Schachtel herum. Aber ich finde, dass sie ganz gut zum Thema des Spieles passen, denn es geht darum, Türme zu bauen. Möglichst viele Türme nämlich, so wie es tatsächlich in der Renaissance-Zeit in einer kleinen Stadt im Herzen der Toskana passierte. Mehrere Adelsfamilien errichteten als Zeichen ihrer Macht, ihres Einflusses und ihres Vermögens zahlreiche Geschlechtertürme, quasi als Statussymbol. Der Name dieses Städtchens ist auch gleichzeitig der Titel des Spiels: "San Gimignano".

Das toskanische Stadt präsentiert sich vorerst lediglich als kleiner Stadtkern aus 2 bis 4 Spielplanteilen (je nach Spielerzahl). Diese Plättchen sind sechseckig, schön groß und stabil und - wichtigstes Merkmal - bestehen aus jeweils drei der vier verschiedenen Zünfte. In der Spielregel sind die einzelnen Zünfte nicht näher beschrieben (drei der Zunftzeichen gehören eindeutig den "Tischlern", "Maurern" und "Schlossern", das vierte kann ich beim besten Willen nicht zuordnen), fürs Spiel selber sind jedoch die verschiedenen Farben ausschlaggebend. Mit der Zeit wächst die Stadt, wenn die Spieler in ihrem Zug ein Plättchen nach dem anderen anlegen, allerdings mit der Einschränkung, dass nie zwei Zünfte/Farben nebeneinander liegen dürfen.

Nun ist das Türmebauen so einfach nicht. Als die in Zünften organisierten Kaufleute und Handwerker an die Macht kamen, schränkten sie nämlich den Bau der Geschlechtertürme ein. Es gilt für die Spieler also, Genehmigungen bei allen 4 Zünften einzuholen.

Auf das Spiel umgemünzt bedeutet das: In seinem Zug legt jeder Spieler einen seiner Spielsteine auf eine beliebige Zunft. Felder, auf denen bereits ein Turm steht, sind tabu, auch dürfen pro Feld maximal zwei Spielsteine liegen. Ziel ist es, in vier nebeneinanderliegenden, verschiedenfarbigen Zünften je einen eigenen Spielstein zu haben, quasi überall seinen Einfluss geltend zu machen. Damit erhält man automatisch die Erlaubnis, einen Turm der eigenen Farbe auf eines dieser vier Felder zu setzen.

Auf diese Weise wachsen die Türme dann wirklich wie die Schwammerl aus der Erde. 70 Geschlechtertürme, wie es ursprünglich in San Gimignano geworden sind, werden's jedoch nicht, denn das Spiel endet, sobald ein Spieler seinen 10. Turm errichten konnte oder wenn keine Möglichkeit besteht, noch einen Turm zu bauen. Wer die meisten Türme bauen konnte, ist dann der angesehenste Bürger der Stadt.

Spielsteine legen, Türme bauen und neue Spielplanteile anlegen - wo bleibt da der Clou? Der Reiz liegt darin, dass sich die Spieler natürlich möglichst viel Felder "reservieren" wollen. Da werden Territorien abgesteckt, Türme so gebaut, dass Spieler ausgesperrt oder Verbindungen unterbrochen werden. Aber nicht nur mit Türmen können Felder blockiert werden. Manchmal ist es besser - trotz Zugverlust - einen zweiten eigenen Spielstein in ein Feld zu setzen, besonders wenn man diese Zunft für weitere Türme noch benötigt.

Doch früher oder später lassen sich Interessenskonflikte nicht vermeiden. Dann kommt es darauf an, möglichst wenige taktische Fehler zu vermeiden, denn "San Gimignano" ist gnadenlos und verzeiht nicht den geringsten Fehler. Beispiele gefällig? Kommt ein Spieler anfangs einem Spieler, der vor ihm an der Reihe ist, zu nahe, wird ihm wohl dieser mit seinem 4. Zug eines "seiner" Felder belegen und dort den Turm setzen mit dem Resultat, dass damit auch der Stein aus dem Feld entfernt wird. Das ist schmerzlich und wirft einen weit zurück. Oder man lässt sich bereits zu Beginn von allen Seiten her zu sehr einengen, dann ist die Chance, viele Türme loszuwerden, sehr gering. Überhaupt scheint es besser, möglichst unauffällig "Land" zu sichern und möglichst wenig mit seinen Nachbarn "kämpfen" zu müssen, denn dabei gerät man leicht in die Defensive.

Es steckt einiges drin in "San Gimignano", mehr als ich anfangs vermutet habe. Mein erster Eindruck war, dass der Startspielervorteil zu groß wäre, aber es hat sich herausgestellt, dass man da schon etwas dagegen unternehmen kann. Vielmehr wird der Spieler gewinnen, der insgesamt die wenigsten Fehler begeht. Gegen Spielende ist dann schon leicht abzusehen, wer das Rennen machen wird. Je geringer die Spielerzahl, desto taktischer wird's natürlich.

Insgesamt gefällt mir "San Gimignano" recht gut, Spielethema und Spielmaterial bilden eine schöne Einheit, und auch das Spiel reizt zum nochmaligen Ausprobieren, da man immer wieder auf neue Facetten draufkommt und versucht, alte Fehler zu vermeiden. Ein Spiel also, welches sich einem erst nach einigen Spielen richtig öffnet, darum von mir auch eine klare Empfehlung.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde