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Knobelritters Spielearchiv - Santa Cruz

Art des Spiels: Entdecker-Strategiespiel
Spieleautor:    Marcel-André Casasola-Merkle
Verlag:         Hans im Glück
Vertrieb:       Schmidt Spiele
Jahrgang:       2012
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

17 Grad 16 Minuten nördliche Breite
78 Grad 02 Minuten westliche Länge

Was wäre das für eine Einleitung für das Spiel gewesen! Die exakten Koordinaten der Insel, um die sich im gleichnamigen Spiel alles dreht! Aber leider scheint es die Insel "Santa Cruz" nicht wirklich zu geben, zumindest nicht mit den topographischen Eigenheiten, wie wir sie im Spiel kennenlernen. Aber ich sollte eigentlich nicht wirklich überrascht sein, hat Spieleautor Marcel-André Casasola-Merkle doch bereits mit "Taluva" (ebenfalls bei Hans im Glück erschienen) ein Spiel um eine fiktive Insel entworfen.

An den oben genannten Koordinaten südlich von Jamaika finden wir deshalb nichts als Wasser, weites Meer. Es wäre aber der ideale Ort für dieses einladende Eiland, auf dem sich die Spieler als Entdecker im Auftrag ihrer Majestät unbedingt die ertragreichsten Bauplätze sichern möchten.

Es beginnt natürlich mit dem Anlanden an der gerade entdeckten Insel. Jeder Spieler wählt eines der offen liegenden blauen Küstenplättchen und stellt das darauf abgebildete Gebäude - Leuchtturm, Kirche oder Haus - aus seinem Vorrat darauf. Dies bringt schon mal die ersten Pünktchen wie auf dem Plättchen angegeben.

Danach geht es erst richtig los, indem die Spieler reihum eine ihrer Handkarten ausspielen und die Karte ausführen. Ist es eine Baukarte, breitet er sich auf dem Plan aus. Je nach Art der Karte setzt er entweder ein Gebäude auf ein freies Küstenplättchen seiner Wahl ("Schiffkarte"), oder auf ein freies Plättchen seiner Wahl auf einem Fluss, wenn an diesem Fluss bereits mindestens eines seiner Gebäude steht ("Flusskarte"), oder auf ein freies Plättchen seiner Wahl, das über einen Weg direkt mit einem eigenen Gebäude verbunden ist ("Wegkarte"). Wie beim Anlanden muss man das entsprechende Gebäude aus seinem Vorrat nehmen und auf das gewählte Plättchen stellen, ebenso rückt man sofort die angegebenen Punkte auf der Siegpunktleiste voran.

Handelt es sich bei der gespielten Karte jedoch um eine Wertungskarte, erhält sofort jeder Spieler, der die Bedingungen dieser Wertungskarte erfüllt, die entsprechenden Punkte. Dabei wird nach unterschiedlichen Kriterien gewertet. Mal kriegt man Punkte, wenn man mindestens ein Gebäude auf einem Plättchen gebaut hat, das einen bestimmten Rohstoff (Schaf, Holz, Fisch, Zucker oder Gold) zeigt. Oder es gibt Punkte für errichtete Gebäude, zum Beispiel mindestens 1 Gebäude jeder Art oder mindestens 4 Häuser. Oder es findet eine Ortswertung statt, bei der man für jedes Gebäude an einem bestimmten Ort Punkte erhält, beispielweise 3 Punkte für jedes Gebäude an einem Fluss.

Sobald jeder Spieler all seine Karten ausgespielt hat, endet der Durchgang. Für den zweiten Durchgang werden nun alle errichteten Gebäude abgeräumt und den Spielern zurückgegeben. Ansonsten bleibt aber die Insel gleich, das heißt dass die Plättchen vom 1. Durchgang genau so liegenbleiben. Nach dem 2. Durchgang, der nach denselben Regeln abläuft, endet das Spiel. Es gewinnt natürlich jener Spieler, dessen Zählstein auf der Zählleiste am weitesten vorne steht.

Das Spielmaterial entspricht dem gewohnt hohen "Hans im Glück"-Standard. Spielplan, Karten und Plättchen sind schön gestaltet, dazu finden wir noch gediegene Holzteile in verschiedenen Formen (Gebäude, Zählsteine). Auffallend ist auch die gut strukturierte und reich bebilderte Spielregel, die in ihrer Aufmachung aber dennoch etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Die Handkarten erhalten die Spieler übrigens nicht ganz zufällig. Zwar werden die Wertungskarten - abhängig von der Spielerzahl - vom verdeckten Stapel verteilt, doch danach suchen sich die Spieler in umgekehrter Spielerreihenfolge eines der vier Baukartensets aus. Die Sets - alle bestehend aus 7 Karten - sind unterschiedlich zusammengestellt. So befinden sich in einem Set mehr Wegkarten, im anderen mehr Flusskarten und im dritten mehr Schiffkarten. Das vierte Set wiederum hat von allem etwas. Bei der Wahl des Sets sollte man - wenn möglich - die erhaltenen Wertungskarten berücksichtigen, denn jedes Set erfordert eine andere Spielweise.

Trotzdem beruht der 1. Durchgang mehr oder weniger auf Spekulation. Die meisten Plättchen liegen anfangs verdeckt aus, und auch über die Wertungskarten der Mitspieler weiß man noch gar nichts. So wird halt allmählich die Insel entdeckt, und anhand der Aktionen der Mitspieler versucht, deren Wertungskarten zu erraten und darauf so gut es geht zu reagieren. Bestünde "Santa Cruz" nur aus diesem einen Durchgang, wäre es so ziemlich witz- und belanglos und eines "Hans im Glück"-Spiels auf keinen Fall würdig.

Dies ändert sich gottlob im 2. Durchgang. Thematisch wirkt es zwar äußerst unlogisch und konstruiert, dass wir uns ein zweites Mal auf Santa Cruz begeben, um erneut Siedlungen zu errichten, aber genau die sich daraus ergebenden taktischen Anforderungen machen das Spiel erst interessant. Aufgedeckte Siedlungsplättchen bleiben offen liegen, womit hier nicht mehr mit Unbekanntem zu rechnen ist. Die Bau- und Wertungskarten werden zusammen neu verteilt, indem der Spieler, der auf der Zählleiste hinten liegt, zuerst einen beliebigen Satz - dies kann auch sein eigener sein - wählt. Es folgen der Spieler auf dem vorletzten Platz usw., bis wieder jeder einen kompletten Satz hat. Ein kleiner Unsicherheitsfaktor bleibt dennoch bestehen, denn jeder Spieler erhält zu Beginn des 2. Durchgangs eine neue Wertungskarte vom Stapel, und legt schließlich eine beliebige Wertungskarte aus seiner Hand verdeckt in die Schachtel zurück.

Der 2. Durchgang spielt sich dadurch wesentlich taktischer und besser, das Timing spielt eine noch wichtigere Rolle. Baukarten dienen schließlich dazu, um sich auf dem Plan auszubreiten. Eine schnelle Expansion ist wichtig, um auf die Möglichkeiten der Mitspieler reagieren, eigene Wertungskarten frühzeitig erfüllen und Trittbrettfahrer verhindern zu können. Der optimale Einsatz der speziellen Doppelzugkarten will daher wohlüberlegt sein. Durch die bewusste Beschränkung des Spielmaterials (es gibt nur wenige Leuchttürme und Kirchen) können ebenfalls Zwänge entstehen, die ich aber als notwendig und durchaus angenehm empfinde. "Santa Cruz" präsentiert sich deshalb besonders im 2. Durchgang als hochgradig interaktiv.

Die verschiedenen Wertungskarten erfordern je nach den verlangten Bedingungen eine andere Spielweise. Das hat etwas Konstruktives an sich, bei dem sich die Spieler auf der Insel halt mehr oder weniger in die Quere kommen. Eine einzige Wertungskarte hingegen wirkt sich verheerend aus. Beim "Vulkanausbruch" schlägt sich nicht nur jede Siedlung auf einem Vulkanfeld mit Minuspunkten zu Buche, der Vulkan zerstört dort auch alle Gebäude. Ein herber Verlust für die Betroffenen, der meiner Meinung nach durch die höheren Punkte für die Vulkansiedlungen nicht vollständig wettgemacht werden kann. Ich verstehe nicht ganz, warum gerade 1 destruktive Karte unter den Wertungskarten sein muss. Dies wirkt für mich ein wenig willkürlich, aber wenn man sich darauf einstellt, kann dies für eine Extra Portion Nervenkitzel sorgen.

Die Spielregeln von "Santa Cruz" sind eigentlich recht einfach, das Spiel schnell zu erlernen. Die Raffinesse steckt aber im Detail, in der geschickten interaktiven Verzahnung der einzelnen Elemente. Ohne den 2. Durchgang hätte ich das Spiel bloß als durchschnittlich gewertet, so aber ist für den Erfolg wohldurchdachtes, planvolles Vorgehen notwendig, bei dem aber auch gegebenenfalls rasch auf die Aktionen der Mitspieler eingegangen werden muss. Daher von mir eindeutig ein "Daumen hoch".

Franky Bayer

Bewertung: 4 1/2 Schilde