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Knobelritters Spielearchiv - Santiago

Art des Spiels: taktisches Bietspiel
Autoren:        Claudia Hely & Roman Pelek
Verlag:         Amigo Spiel + Freizeit
Jahrgang:       2003
Spielerzahl:    3 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

S-a-n-t-i-a-g-o. Und "enter"!

Hoppla, da wirft mein Encarta Weltatlas auf CD-Rom aber jede Menge "Santiagos" aus. Santiago in Brasilien, auf den Philippinen, in Chile, in Ost und West, Nord und Süd, auf dem ganzen Globus verstreut. Ich weiß aber, welches beim gleichnamigen Spiel gemeint ist: jene Kapverdische Insel, eigentlich "Ilha de Sao Tiago", welche einige Kilometer westlich des afrikanischen Festlandes liegt.

Die Insel ist gebirgig und besitzt zahlreiche Vulkane sowie tiefe Täler, trotzdem versuchen wir Spieler uns als Plantagenbesitzer. Mit Bananen, Bohnen, Erdäpfeln, Paprika und Zuckerrohr (das stimmt weitgehend mit der Information in meinem Weltatlas überein) wollen wir möglichst hohe Erträge erwirtschaften.

So ist auch der Konkurrenzkampf zwischen den Plantagenbesitzern groß, wenn es in jeder Runde zur Versteigerung von Plantagen kommt. Vier Plantagenplättchen (bei 5 Spielern fünf) werden aufgedeckt. Reihum machen alle Spieler ein beliebiges offenes Gebot in Escudos, wobei kein in dieser Bietrunde genanntes Gebot noch mal gewählt werden darf. Unterbieten ist ausdrücklich erlaubt. In der so ermittelten Reihenfolge nehmen die Spieler je ein Plättchen und setzen es auf ein beliebiges freies Feld des Spielplans. Für jeden Pflanzer, der sich auf dem Plättchen befindet (es gibt pro Sorte drei 1er und sechs 2er), darf darauf ein Ertragstein der eigenen Farbe platziert werden. Es gilt, beim Bieten nicht zu knauserig zu sein, schließlich sind die Plättchen mit den 2 Pflanzern besser und fruchtbarer. Außerdem kommt es sehr darauf an, mehrere Plantagen zu einer größeren Fläche zusammenzuschließen, was die Erträge vervielfachen kann.

Der Ackerbau auf Santiago wäre nun ziemlich einfach und unspektakulär, wenn das Klima so schön mild und fruchtbar wäre, wie z.B. bei uns in Mitteleuropa. Dem ist aber nicht so. Ich zitiere aus dem Weltatlas: "Das Klima ist tropisch heiß, aber trocken. Die Inseln sind somit ausgedehnten Dürreperioden ausgesetzt. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt nur 250 mm. Kap Verde leidet daher besonders unter Wasserknappheit." Da stehen wir vor einem schönen Dilemma. Wie wollen wir mit so wenig Regen unsere schönen, hart ersteigerten Plantagen zu fruchtbaren und somit gewinnbringenden Feldern machen?

Die Antwort ist einfach: Durch Bewässerung. Ausgehend von einem zentralen Brunnen wird ein Kanalsystem angelegt. Die Plantagen, die direkt an einem Kanal liegen, gelten als bewässert und damit als fruchtbar. Jene Plantagen jedoch, die über keine Bewässerung verfügen, trocknen mit der Zeit aus. Im Spiel sieht dies so aus, dass in jeder Runde von jeder Plantage, die nicht an einen Kanal grenzt, ein Ertragsstein entfernt werden muss. Im Extremfall kann so eine Plantage sogar zur Wüste werden.

Klarerweise will kein Plantagenbesitzer freiwillig Ertragseinbussen hinnehmen. Jeder Spieler möchte daher den Wasserkanal zu seinen Feldern lenken. Da allerdings pro Runde nur ein Kanal in der Länge von 2 Feldern gelegt wird, ist Konflikt vorprogrammiert. Die Entscheidung, wie der Kanal nun tatsächlich verlaufen soll, liegt einzig und allein beim Kanalaufseher. Der Spieler, der in der Bietphase das niedrigste Gebot abgegeben hat, übernimmt diese wichtige Funktion. Bevor er allerdings den Kanal nach seinem Gutdünken legen darf, können die anderen Spieler ihn noch durch Geldzuwendung (im Volksmund "Bestechung" genannt) zu beeinflussen versuchen. Der Kanalaufseher kann sich für irgendeine vorgeschlagene Kanalführung entscheiden und das dafür gebotene Geld einstecken, er muss also nicht den Vorschlag mit dem höchsten Bestechungsgeld nehmen. Will der Kanalaufseher hingegen sein eigenes Ziel durchsetzen, muss er selbst an die Bank zahlen, und zwar 1 Escudo mehr als das höchste ausliegende Gebot. Für reichlich Spannung ist auf jeden Fall gesorgt, denn außer diesem Kanal, den der Aufseher bauen darf, steht jedem Spieler nur ein Gratiskanal für das gesamte Spiel zur Verfügung, der somit klug und mit Bedacht eingesetzt werden will.

Sobald alle Plantagen versteigert und angelegt, sowie alle Kanäle verbaut sind, endet das Spiel und der erfolgreichste Plantagenbesitzer wird ermittelt. Zusätzlich zu seinem Bargeldbestand erhält jeder Spieler noch für jeden Ertragsstein Geld ausbezahlt, und zwar so viel wie die Anzahl der Plättchen einer zusammenhängenden Landfläche. Hat ein Spieler also beispielsweise auf einem Bananenfeld, welches aus 6 aneinander grenzenden Plantagen besteht, insgesamt fünf Ertragssteine, bringt ihm dies 30 Escudos ein. Wer nach der Wertung das meiste Geld erwirtschaftet hat, gewinnt.

"Santiago" wirkt vom Spielmaterial etwas karg und die mathematische Wertung am Ende mag ebenfalls als etwas trocken empfunden werden. Aber der Eindruck täuscht, das Spiel selbst hat nichts von der Trockenheit des Klimas auf Santiago. Die Verbindung aus Versteigerungsspiel und Legespiel bietet hier eine gelungene, fast perfekte Einheit. Bereits in den ersten Runden gibt das Spiel viel her, und behält den Spannungsbogen sogar bis zum Schluss. Ich kann "Santiago" daher nur wärmstens empfehlen, besonders ab 4 Mitspielern tut sich auf dem Spielplan einiges. Sehr lobenswert finde ich auch die Spielregel, die vorbildlich illustriert ist und keine Frage offen lässt.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde